Wie ernst meinen wir es mit Glaube und Nachfolge?
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Wie ernst meinen wir es mit Glaube und Nachfolge?
Wie ernst meinen wir es mit Glaube und Nachfolge?
29 Sonst passiert es, dass er das Fundament legt, aber den Bau nicht fertigstellen kann. Alle, die das sehen, lachen ihn aus 30 und sagen: ›Dieser Mensch wollte einen Turm bauen – aber er konnte ihn nicht fertigstellen.‹ 31 Oder stellt euch vor: Ein König will gegen einen anderen König in den Krieg ziehen. Setzt er sich dann nicht als Erstes hin und überlegt: Sind zehntausend Mann stark genug, um gegen einen Feind anzutreten, der mit zwanzigtausend Mann anrückt? 32 Wenn nicht, dann schickt er besser Unterhändler, solange der Gegner noch weit weg ist. Die sollen Friedensverhandlungen führen. 33 So gilt auch: Wer von euch nicht alles aufgibt, was er hat, der kann nicht mein Jünger sein.«
Liebe Gemeinde,
in der vergangenen Woche ist mir eine kleine Geschichte auf meinem Schreibtisch gelandet:
In London gibt es einen Club of Silence, einen Club des Schweigens. In dessen Räumen darf kein Wort gesprochen werden. Einmal drangen bewaffnete Räuber in den Club ein und riefen laut: 'Hände hoch!' Schweigend standen die Mitglieder mit erhobenen Händen da und wurden bis auf den letzten Penny ausgeplündert. Kaum hatten die Banditen den Raum verlassen, riss ein Mitglied das Fenster auf und rief eine vorbeiradelnde Polizeistreife um Hilfe an. Das Viertel wurde abgeriegelt, und tatsächlich gelang es, die Gangster zu verhaften. Am nächsten Tag fand im Club eine außerordentliche Sitzung statt. Nach langer Debatte einigte man sich, jenes Mitglied, das die Polizei gerufen hatte, für immer auszuschließen."
Sehr ernst hat dieser Club des Schweigens seine Regeln genommen, dass trotz allem Guten, was er getan hat, derjenige aus dem Club ausgeschlossen wurde.
Wie ernst meinen wir es? Wie ernst meinen wir es mit unserem Glauben? Wie ernst meinen wir es in der Nachfolge von Jesus Christus?
Im heutigen Predigttext macht uns Jesus deutlich, dass man es sich vorher genau überlegen sollte, ob man Christ wird und Jesus nachfolgt oder nicht?
Wir hören Worte aus dem Lukasevangelium Kapitel 14 – Verse 25-33:
Es ging aber eine große Menge mit ihm; und er wandte sich um und sprach zu ihnen:
26 Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein.
27 Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.
28 Denn wer ist unter euch, der einen Turm bauen will und setzt sich nicht zuvor hin und überschlägt die Kosten, ob er genug habe, um es auszuführen, -
29 damit nicht, wenn er den Grund gelegt hat und kann's nicht ausführen, alle, die es sehen, anfangen, über ihn zu spotten,
30 und sagen: Dieser Mensch hat angefangen zu bauen und kann's nicht ausführen?
31 Oder welcher König will sich auf einen Krieg einlassen gegen einen andern König und setzt sich nicht zuvor hin und hält Rat, ob er mit zehntausend dem begegnen kann, der über ihn kommt mit zwanzigtausend?
32 Wenn nicht, so schickt er eine Gesandtschaft, solange jener noch fern ist, und bittet um Frieden.
33 So auch jeder unter euch, der sich nicht lossagt von allem, was er hat, der kann nicht mein Jünger sein.
Liebe Gemeinde,
wer Jesus nachfolgt, der muss wissen, was er tut. Denn die Nachfolge Jesu gibt es nicht zum Null-Tarif wie die Brille bei Fielmann.
Wer Jesus nachfolgt riskiert die Seinen.
Wer Jesus nachfolgt riskiert das Seine.
Wer Jesus nachfolgt riskiert sich Selbst.
Wer Jesus nachfolgt riskiert die Seinen.
Vielleicht empfinden wir die Worte Jesu hier total schroff und unmöglich, besonders die Worte über die Familie, welche man um Jesu Willen in Stich lassen soll.
Es ist etwas Wahres dran, dass derjenige, der Jesus nachfolgt, seine Familie riskiert. Ich habe es in der eigenen Familie erlebt, wie sich Teile der Familie von anderen abgewendet haben, nur weil diese Jesus nachgefolgt sind.
Doch in der Art und Weise, wie es Jesus hier zum Ausdruck bringt, befremdet es uns doch ganz schön. Dass Jesus hier vom Hass spricht, widerspricht doch seinem sonstigen Bemühen um die Gottesliebe und die Nächstenliebe. Warum tut das Jesus?
Wir lesen im Text, dass viel Volks mit Jesus war. Also viele Menschen waren hier, die Jesus absolut toll fanden, die da sagen, dass Jesus fetzt, weil er doch soviel großes tut. Es war so ungefähr, wie heute die Teenager der Musikgruppe Tokio Hotel und die Erwachsenen der Gruppe Genesis nachreisen, und das ganze toll finden.
Nun was hat das für Konsequenzen für die Teenager und die Erwachsenen? Außer dass sie vielleicht Zeit und Geld für ihre Idole opfern, hat es keine realen Folgen für ihr Leben. Das Leben verändert sich nicht in den Grundzügen. Es geht so weiter.
Und genau das wollte Jesus hier an dieser Stelle vermeiden, dass die Menschen in ihm nur ein Spektakel und einen Guru sehen, dem man nachläuft. Da schaut man mal hin, läuft ein Stück mit und geht wieder weg. Was hat aber dieser Jesus mit mir und meinem Leben zu tun?
Wir haben gerade hier in Gottesgrün die Zelttage hinter uns. Da müssen wir uns auch fragen lassen: Warum sind die Leute gekommen? Nur um ein Spektakel zu sehen, vielleicht wie bei der Pavianshow, als vor 14 Tagen 300 Leute da waren? Oder sind Sie gekommen, weil das Evangelium von Jesus Christus ihr Leben verändern soll; sie in die Nachfolge ruft?
Wie treten wir anderen Menschen mit dem Evangelium gegenüber? Verpacken wir es in die Watte der Mitmenschlichkeit? Damit wir ja keinen verprellen? Haben wir Angst vom Ernst der Nachfolge zu reden? Oder machen wir es dem Anderen von Anfang an deutlich, dass die Nachfolge Jesus auch Konsequenzen mit sich bringt und Veränderung verlangt.
Jesus jedenfalls tritt hier an dieser Stelle radikal auf und fordert Konsequenzen in der Nachfolge. Er will keine Mitläufer, die nur mitgehen, damit sie mit ihm etwas Tolles erleben. Nein Jesus will echte Nachfolger. Darum ist er hier an dieser Stelle so radikal. So fordert er von den Menschen, die ihm nachfolgen, eine Entscheidung. Was ist wichtiger – das Evangelium oder ich selber, die Familie, die Freunde?
Auch uns wird von Jesus die Frage gestellt: „Was ist die Nummer 1 in deinem Leben?“ Im Normalfall sind Familie und Freunde eine wichtige Substanz für unser Leben. Wohl dem, der das alles hat. Doch das soll und darf nicht die Nummer 1 in unserem Leben sein, sondern Jesus Christus. Denn Nachfolge heißt hinter Jesus Christus hergehen. So können Freunde und Familie immer nur weit hinter Jesus Christus kommen. Aber bitte nicht verwechseln, das Engagement in der Gemeinde ist noch lange nicht Nachfolge Jesu. Es könnte sogar sein, dass Jesus sagt: „Ich hasse euer Engagement in der Gemeinde.“ Warum? Weil auch das manchmal nur aus äußeren Beweggründen geschieht und nicht aus der Nachfolge Jesu heraus.
Wenn sich viele Menschen für Jesus zu begeistern, würden wir nicht sagen: „Das ist doch super.“ Aber ist es wirklich so, Menschen, die Jesus hinterherlaufen und Großes von ihm erwarten, gab und gibt es viele. Und wenn Jesus das gewollt hätte, hätte er zu allein Zeiten eine große Schar von Nachläufern gehabt, wie Tokio Hotel oder Genesis, aber es wäre nicht zu dem gekommen, was Jesus wirklich will.
Er will Menschen, die ihr altes Leben aufgeben, und ein neues Leben in der Nachfolge leben. Einen Jesus zum Nulltarif gibt es nicht. So wird diese Warnung vor der übereilten Jüngerschaft zum Ruf in die wahre Nachfolge.
Der deutsche Theologe Hans Joachim Eckstein schreibt dazu: „Nachfolge bedeutet Selbstverleugnung!" - Nein, Nachfolge bedeutet Selbstfindung! Denn wenn ich Christus nachfolge, finde ich bei ihm mein wirkliches und eigentliches Leben.“
Wer Jesus nachfolgt riskiert das Seine.
In einem Verlag erscheint eine Zeitschrift mit dem Titel „Simplify your life“, auf Deutsch „Vereinfache dein Leben“. Hier werden Tipps gegeben, wie man vieles, was in unserem Leben kompliziert erscheint, vereinfacht wird. Da wird auch empfohlen, manchen materiellen Ballast hinter sich zu lassen. Die Devise ist: weniger ist mehr.
Darum geht es sicher nicht vordergründig bei Jesus, obwohl das auch ein Nebeneffekt sein kann. Bei Jesus geht es darum, dass ich mir bewusst mache, dass die Nachfolge auch materielle Konsequenzen haben kann. An zwei Beispielen macht uns Jesus deutlich, dass wir auch im Vorfeld der Nachfolge diese kalkulieren und einschätzen sollen.
Da ist das Beispiel des Turmbaues – wie ernst meine ich es damit? Habe ich gut kalkuliert, bin ich bereit die Kosten zu tragen?
Ich kann mich noch an ein Haus erinnern, da standen Jahrzehnte lang nur die Grundmauern. Die wurden irgendeinmal gebaut, aber weiter ist der Bauherr nicht gekommen. Also es wurde nie zu einem Haus. Jetzt sind auch die Grundmauern wieder abgerissen.
Wenn Jesus hier vom Ernst der Nachfolge spricht, dann macht er deutlich, dass Christsein finanzielle Konsequenzen haben kann. Sicher sind die gegenwärtig hier in Deutschland relativ gering. Nun die älteren unter uns haben wegen ihres Christseins vielleicht in der DDR-Zeit ein paar Benachteiligungen erlitten. Doch diese waren im Vergleich, wenn wir uns in der weltweiten Christenheit umsehen, noch recht gering. Da werden Menschen, weil sie Christen sind, Häuser weggenommen oder verbrannt und zerstört. Und noch vieles mehr, bis hinein ins ganz persönliche Leben, ja sogar das eigenen Leben wird genommen.
Auch im zweiten Beispiel von der Kriegsführung macht uns Jesus deutlich, dass wir es realistisch prüfen, ob es uns das wert ist, dass wir Jesus nachfolgen. Eins wird hier klar, die Nachfolge Jesu ist kein Spaziergang, kein Wandern durch einen grünen Park. Nachfolge bedeutet auch Verzicht um Jesu willen. Sind wir bereit, diesen hohen ja fast unerfüllbaren Ansprüchen Jesu gegenüber seinen Jüngerinnen und Jüngern zu folgen, ihm noch nachzufolgen? Wer kann da überhaupt noch Jünger Jesu sein?
Worauf es gerade in der Nachfolge an dieser Stelle ankommt, beschreibt der Apostel Paulus, wenn er da sagt: „Fortan sollen auch die, die Frauen haben, sein, als hätten sie keine; und die weinen, als weinten sie nicht; und die sich freuen, als freuten sie sich nicht; und die kaufen, als behielten sie es nicht; und die diese Welt gebrauchen, als brauchten sie sie nicht.“ (1. Kor. 7,29-31a)
Der Glaubende verlässt die schützende Behausung des irdischen Lebens und begibt sich, wenn Jesus ruft, in Sturm und Unwetter hinaus. Wer nicht bereit ist etwas für seinen Herrn zu riskieren, der glaubt nicht.
Wer Jesus nachfolgt riskiert sich Selbst.
Sie merken an dieser Stelle, wie eng alles dicht zusammen hängt, wenn einer Jesus nachfolgt, riskiert er die Seinen, riskiert er das Seine, riskiert er sich selbst. Damit rückt uns Jesus ganz dicht auf die Pelle. Vielleicht sind wir bereit Jesus unsere Familie und Freunde zu opfern, vielleicht sind wir bereit Jesus unser Gut und Haben und unsere Zeit zu opfern, aber wie ist es mit uns selber?
Jetzt geht es darum, dass wir unser Kreuz aufnehmen. Wir müssen nicht in der Nachfolge das Kreuz Jesu aufnehmen. Das hat Jesus erfolgreich getragen. Nein, in der Nachfolge Jesu geht es jetzt um unser Kreuz. Dieses Kreuz kann bei jedem von uns einen ganz anderen Inhalt haben. Dietrich Bonhoeffer schreibt dazu: „Den einen würdigt Gott großer Leiden, er schenkt ihm die Gnade des Martyriums.“ Dabei konnte er noch nicht ahnen, dass er genau das erleiden sollte.
Es ist klar, Jesus fordert uns zu ganzer Nachfolge heraus mit allen Konsequenzen, und wenn wir es tun gibt er uns die Kraft dazu das zu tun. Und in dieser Nachfolge sollen wir keine tristen Trauerklöße sein, sondern sollen ein fröhliches Glaubensleben leben.
Und wenn wir versagen, will er wieder mit uns neuanfangen. Er wird uns nicht ausschließen, wie es der „Club des Schweigens“ tat, weil ihr Mitglied die Polizei rief.
Und wir brauchen keine Sorge zu haben, dass wir bei ihm zu kurz kommen. Lassen sie uns fröhlich und sogleich ernst Jesus nachfolgen.
Amen.
Jörg Bachmann - service@bachweb.de
www.kirchgemeinde-fraureuth.de