Gestärkt werden auf dem Weg
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Gestärkt werden auf dem Weg!
Gestärkt werden auf dem Weg!
Liebe Konfirmanden,
für den morgigen Tag habt ihr zu euer Konfirmation viele Gäste eingeladen. Da wird vielleicht der eine oder andere dabei gewesen sein, der dann abgesagt hat. Er oder Sie hat sicher einen wichtigen Grund dafür. Umso mehr freut man sich dann über die, die kommen.
Heute seid ihr eingeladen, eingeladen zum ersten mal in der Gemeinschaft mit anderen Christen das Abendmahl mit Brot und Wein zu feiern. Ihr sein eingeladen mit euren Eltern , euren Paten und einigen Gemeindegliedern am Tisch des Herrn Gemeinschaft zu haben.
Es ist ja eigentlich immer eine gut Sache zu einer Party mit Freunden zur Schulfete oder zum Familienfest oder zu anderen Festen eingeladen zu werden und mit Menschen feiern zu können, mit ihnen Gemeinschaft zu haben. Dabei ist es schön, wenn ein gutes Essen und ein gutes Glas Wein dazu gehört.
Aber in der Regel folgt man ja nicht einer Einladung wegen des Essens und des Trinkens, höchstens es ist eine spezielle Party, wie ein Candle-Light-Dinner.
Warum folgen wir einer Einladung?
Weil eine Einladung ein Zeichen ist. Sie trägt eine unausgesprochen Botschaft in sich. Sie sagt uns: Wir haben euch gern bei uns und um uns herum. Wir mögen euch. Wir wollen, dass ihr diesen Anlass mit uns teilt, Es ist schön Zeit mit euch zu verbringen, Gemeinschaft mit euch zu haben.
Das gilt auch für den heutigen Abend den Sonnabend vor eurer Konfirmation. Es ist schön mit euch zu teilen, was wir haben: Brot und Weit, Zeit und Gedanken, die Gemeinschaft und das Miteinander. Es ist eine Einladung, die uns alle wertvoll macht. Wir sind heute alle eingeladen, eingeladen von Gott. In Gottes Augen sind wir wertvoll.
Vielleicht geht es in unserer Kirche hier in Fraureuth / Reinsdorf nicht so familiär zu wie bei euch zu Hause im Wohnzimmer. Dennoch ist die Kirche hier ein besonderer Ort. Ein Ort, an dem wir uns auch heute und hier wohlfühlen. Wir spüren das besondere.
Mag sein, das alle, die heute hier sind, uns nicht gleich sympathisch sind, aber von Gott sind sie alle eingeladen.
Mag sein, dass wir nachher beim Abendmahl nur ein Stück Brot und einen Schluck Wein bekommen, aber was wir brauchen, das werden wir finden und bekommen. Wenn wir uns auf Gott einlassen und uns von ihm einladen lassen, dann werden wir das bekommen was wir brauchen. Dann können wir auch den noch unbekannten Weg gehen, der noch vor uns liegt.
Eine Geschichte aus der Bibel möchte ich dazu lesen, aus dem Alten Testament 1. Könige 19,2-8:
2 Da sandte Isebel einen Boten zu Elia und ließ ihm sagen: Die Götter sollen mir dies und das tun, wenn ich nicht morgen um diese Zeit dir tue, wie du diesen getan hast!
3 Da fürchtete er sich, machte sich auf und lief um sein Leben und kam nach Beerscheba in Juda und ließ seinen Diener dort.
4 Er aber ging hin in die Wüste eine Tagereise weit und kam und setzte sich unter einen Wacholder und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter.
5 Und er legte sich hin und schlief unter dem Wacholder. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss!
6 Und er sah sich um, und siehe, zu seinen Häupten lag ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser. Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen.
7 Und der Engel des HERRN kam zum zweiten Mal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir.
8 Und er stand auf und aß und trank und ging durch die Kraft der Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb.
Frauen können uns Männer doch ganz schön einschüchtern, wie man hier an dieser Geschichte sieht. Es ist eine richtig spannende Geschichte aus der dieser Abschnitt hier stammt. Ich kann jedem nur empfehlen sie einmal ganz zu lesen.
Da hatte der Elia vorher etwas Großes getan. Er hatte eine Anbetungsstätte des Gottes Baal durch die Kraft des Gebetes zerstört. Und Gott hat in ganz wirkungsvoller Macht gehandelt.
Aber jetzt fällt er durch die Drohung einer Frau, die zwar seine Gegnerin, aber eben die Verliererin in dem Geschehen ist, in ein tiefes Loch. Er fällt quasi in ein Loch der Resignation und Depression. Und Gott ist es, der ihn jetzt aus diesem Loch wieder heraus holt. Er gibt ihm Brot und Wasser. Er gibt Essen und Trinken. Also an dem Sprichwort „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“ ist bis zu einem gewissen Grad wirklich etwas Wahres dran. Elia wird erst einmal am Leib gestärkt. Hier wird deutlich, dass Leib und Seele viel mehr zusammenhängen, als wir es oft wahr haben wollen.
Nach der Stärkung wird Elia dann weiter gehen. Er wird von Gott auf einen weiten Weg geschickt.
Als Konfirmanden habt auch ihr noch einen weiten Weg vor euch, den Weg eures Lebens. Sicher können wir für unser Leben vieles planen, für manches vorsorgen. Manchmal müssen wir uns arrangieren. Das ist auch richtig und gut. Aber vieles auf diesem Weg ist letztlich nicht planbar. Vieles wird geschehen, manches können wir nicht beeinflussen.
Wie gehen wir damit um?
Wie gehen wir damit um, dass wir es nicht wissen, was uns die Zukunft erwartet?
Werden wir dann einfach nach einer Devise leben, wie es Menschen auch schon getan haben: Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot? Dann ist Essen und Trinken nicht Stärkung von Leib und Seele, sondern Frustessen – auch diese Folgen kennen wir.
Leben wir dann einfach in den Tag hinein und sagen, „das Leben muss einfach nur Party sein“ Alles mitnehmen was abgeht?
Oder pflanzen wir heute noch ein Apfelbäumchen, so wie es Martin Luther empfiehlt, wenn er sagt: „Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht; ich würde heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Einen Apfelbaum von dem vielleicht nicht ich, aber morgen ein anderer essen kann?
Wir haben in unserem eigenen Leben manchmal solche Wüsten wie sie Elia nach einer erfolgreichen Schlacht hier in der Bibel erlebt hat. Und dann geschieht ein Wunder. Wir werden wieder herausgeholt, erneuert und erfrischt. Ermutigt und vorangebracht. Es geschieht das was Jesus sagt: Sorget nicht. Es recht, wenn jeder Tag hat seine eigene Plage.
Der Tag des Elias in der Wüste hatte seine Plage. Durch die Drohung der Isebel war er seines Lebens überdrüssig: „Gott ich kann nicht mehr. Lass mich einfach sterben!“
Aber genau hier an dieser Stelle, wo er mit seinen eigenen Möglichkeiten am Ende ist, bekommt er, was er sich selbst nicht geben kann.
Ein Engel begegnet ihm. Gott begegnet so dem Elia, der keinen Ausweg mehr für sein Leben sieht. Diese Begegnung verändert ihn. Elia steht auf, ist und trinkt und macht sich auf dem Weg!
Die Drohung der Isebel steht nach wie vor im Raum, aber er weiß Gott ist mit mir. Darum kann ich den Weg gehen.
Wenn wir heute und immer wieder das Abendmahl feiern, hat das mit unserer Zukunft zu tun. Wir bekommen heute ein Stück Brot in die Hand und einen Schluck Wein in den Mund. Das sind Zeichen dafür, dass wir auch in den Tagen unseres Lebens, die kommen und die wir nicht kennen, das bekommen was wir zum Leben brauchen. Wir werden bekommen, was wir morgen brauchen.
Beim Abendmahl erhalten wir die Zusage: Nicht deine Sorgen müssen deinen Blick in die Zukunft bestimmen, sondern wie Elia darfst du heute aufstehen, essen und trinken, und im Vertrauen auf Gott dich auf den Weg deines Lebens machen.
Wer ist nun wirklich eingeladen? Eingeladen, diesem Gott so zu vertrauen? Was ist wenn man vielleicht jahrelang keine Kirche von innen gesehen hat? Was ist, wenn man feststellt, dass die Bilanz des Lebens vor Gott nicht gerade besonders gut ist? Kann man da dennoch kommen? Ist man dennoch eingeladen? Was erwartet Gott, ehe er solche Zusagen macht und hält?
Nun im Lukasevangelium gibt es ja die Geschichte von den verlorenen Söhnen. Einer der beiden, der jüngere, will sein Leben selbst in die Hand nehmen. Er hat sich für sein Leben viel erhofft und erträumt, besonders die große Freiheit. Aber Am Ende ist er, wenn nicht auf den den Hund dann doch auf die Sau gekommen. Vom Vater lässt er sich das Erbe auszahlen. Wer macht schon so etwas und welcher Vater macht das eigentlich? Verprasst das Geld mit Freunden und Pseudofreunden, mit Huren und Dirnen. Am Ende landet er bei den Schweinen. Das ist für einen Juden das allerletzte und selbst da darf er nicht einmal am Schweinefutter seinen Hunger stillen. Er ist ganz weit unten, tiefer geht es nicht mehr. Da macht er sich wieder auf nach Hause. Dort wird er wieder empfangen, vom Vater, mit offenen Armen. Er wird wieder Sohn.
Was sagt der Vater genau?
„Wir wollen feiern! Mein Sohn war tot, jetzt lebt er wieder. Er war verloren, jetzt hat er zurückgefunden.“ Weiter heißt es: „Sie begannen ein fröhliches Fest.“
Dieser verlorene Sohn ist das Symbol für den Menschen, der sich von Gott auszahlen lässt, der sagt: „Nein, danke ich will mit dir nichts mehr zu tun haben – ich nehme mein Leben selbst in die Hand.“ Jesus macht uns mit diesem Gleichnis deutlich, dass das schief geht. Wir Menschen verlieren unsere Bestimmung. Es ist ein Weg in die Fremde, weg von Gott.
Dann kann doch der Moment kommen, wo man umkehren möchte, das ist oft sehr schwer.
Wie schwer ist es umzukehren, wenn man einmal einen Menschen den Rücken zu gekehrt hat, sich von ihm abgewendet hat. Sie und ihr alle werdet das kennen. Wenn ein Mensch mich enttäuscht hat, wenn mir jemand Unrecht getan hat und es nicht zugeben kann. Wieder umzukehren, wieder sich ihm dennoch zuzuwenden, das fällt uns schwer, manchmal unmöglich.
Umkehren. Das hat genau mit dem Abendmahl viel zu tun. Umkehren bedeutet dem, dem ich bisher den Rücken zugekehrt habe, wieder ins Gesicht sehen kann. Das hier ein Wunder des Lebens geschieht, das Wunder der Versöhnung. Dass ich den anderen ansehe und er mich ansieht und wir in diesem Blick erleben, was Versöhnung ist.
Bei uns Menschen gelingt das manchmal und manchmal nicht. Gott auf jeden Fall verweigert uns diesen Blick der Versöhnung nicht. Denn er ist der barmherzige Vater:
einer, der versteht
einer, der uns Wertschätzung entgegenbringt
einer, der uns nicht auf unsere Vergangenheit festgelegt.
Zu ihm dürfen wir kommen – Gott sieht uns an.
Uns gilt heute beim Abendmahl die Zusage: Du bist eingeladen. Heute beginnt etwas Neues! Gott sieht dich an, du bist ihm recht! Er will sich mit dir versöhnen. Er will dir Wegzehrung geben, auf dem Weg deines Leben. Er will dich führen und leiten. Er will mit dir gehen. Du darfst ihm vertrauen – Das Abendmahl ist das Zeichen dafür, dass du bei ihm alles bekommst, was du brauchst.
Amen.