Wir in Christus und Christus in uns

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Wir in Christus und Christus in uns

Predigt Himmelfahrt 2013 - Johannes 17,20-26
Liebe Himmelfahrtsgemeinde,
das Internet hat in den letzten 20 Jahren das Kommunikationsverhalten der Menschen radikal verändert.
Für viele Menschen gab es noch einmal eine Veränderung ihre Kommunikation als die sozialen Medien eingeführt würden.
Man kann dafür viele Argumente für und gegen sie finden.
Und man kann sie wie alle Dinge in der Welt gebrauchen und missbrauchen.
Trotzdem ist es schon eine gute Sache, wenn zum Beispiel meine Tante in Deutschland über Facebook mit ihrem Sohn, der zur Zeit in Neuseeland lebt, verbunden ist und durch die Meldungen in Facebook weiß, wie es ihm ergeht und mit Skype sogar mit im kommunizieren kann.
Nun bei Facebook kann man von sich erzählen und wie sein Familienstatus aussieht.
Und Freunde mit denen man verbunden ist, bekommen dann die Meldung über den Familienstand.
Da kann es dann heißen:,,Lisa hat ihren Status geändert!"
Aber nicht immer ist der Status, dass man jemand gefunden hat, dass man mit jemanden zusammen ist.
Beziehungsstatus „Single“
Da gibt es dann mindestens einen Menschen, der mit Liebeskummer und verheulten Augen dasitzt.
Da ist eine Beziehung zu Ende, auch wenn sie gerade bei den Jugendlichen noch gar nicht so lange ging, und bestimmt auch nicht die letzte sein wird, aber in dem Moment ist es schlimm.
Vor allem, wenn man derjenige oder diejenige ist, der oder die verlassen wird.
Die Jünger von Jesus haben heute auch ihren Status geändert.
Aktuell heißt er in ihren Augen: Beziehungsstatus: Jünger ohne Meister.
Single eben, alleine, verlassen, der Blick geht nach oben, irgendwo da oben im Himmel muss er sein: Jesus, der Freund, der Meister, der Rabbi, der Lehrer, Vertrauter, Erlöser, Sohn Gottes.
Alles das ist er, war er, denn er ist weg und hat die Seinen zurückgelassen.
Und die müssen jetzt mit ihrem geänderten Status zurechtkommen.
Christi Himmelfahrt - tun wir uns nicht etwas schwer mit diesem Feiertag, zu wunderhaft ist vielleicht das Geschehen, als Jesus vor den Augen der Jünger gen Himmel fuhr.
Ich stelle mir die Jünger vor, die da jetzt völlig fassungslos dastehen, verwirrt und traurig, alleingelassen.
Was für ein Auf und Ab hatten sie so in den letzten Tagen bis heute erlebt: Da war der begeisterte Empfang in Jerusalem, der Einzug quasi auf dem roten Teppich, das letzte Abendmahl in ganz enger Verbundenheit mit ihm, dem Freund und Meister.
Da war auch die Nacht in Gethsemane, verstörend, geradezu unheimlich diese inneren und äußeren Kämpfe.
Jesus starb am Kreuz und mit ihm ihre Hoffnungen, Wünsche und Träume.
Nur drei Tage später änderte sich wieder alles: Jesus lebte, kaum zu glauben, fast zu schön, um wahr zu sein.
Und nun wieder der Abschied, ein Abschied im Guten, weil es nicht in die Tiefe des Todes ging, sondern es geht hoch in den Himmel, zu Gott, dem Vater, und dennoch.
Wieder ein Abschied, wieder ein Verlassen werden, diesmal mit der Ahnung, ja mit dem Wissen, dass es endgültig ist.
Vor allem dann, wenn der andere,,Schluss" gemacht hat, und ich zurückbleibe.
Es geht uns auch so: Wenn der Tod uns einen geliebten Menschen nimmt und wir weiterleben müssen.
Wenn der geachtete Kollege und Mitarbeiter geht und eine Lücke hinterlässt.
Wenn die gute Freundin in eine andere Stadt zieht, oder eben wenn eine Liebesbeziehung zu Ende geht.
Die Jünger werden sicher eine ganze Zeit lang gebraucht haben, bis sie begriffen hatten, wie dieser sich tatsächlich geändert hat.
Dass das mit dem Singledasein eben doch so nicht stimmt, dass die Jünger nicht alleine und auch nicht verlassen sind: Denn der neue Beziehungsstatus lautet nun:,,Alle eins".
Oder auch:,,Wir in Christus und Christus in uns".
Das hat Jesus ihnen zum Abschied mitgegeben, er hat sie eben nicht alleine gelassen.
Denn dafür hat Jesus genau nach seinen Abschiedsreden im Johannesevangelium für seine Jünger und für seine Gemeinde gebetet.
Wir lesen aus Johannes 17:
Textlesung: Johannes 17,20-26
… für alle, die an ihn glauben werden
20 »Ich bete aber nicht nur für sie, sondern auch für die Menschen, die auf ihr Wort hin an mich glauben werden.
21 Ich bete darum, dass sie alle eins sind – sie in uns11, so wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin. Dann wird die Welt glauben, dass du mich gesandt hast.
22 Die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich nun auch ihnen gegeben, damit sie eins sind, so wie wir eins sind.
23 Ich in ihnen und du in mir – so sollen sie zur völligen Einheit gelangen, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und dass sie von dir geliebt sind, wie ich von dir geliebt bin.
24 Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, dort sind, wo ich bin. Sie sollen bei mir sein, damit sie meine Herrlichkeit sehen – die Herrlichkeit, die du mir gabst, weil du mich schon vor der Erschaffung der Welt geliebt hast.
25 Vater, du gerechter Gott, die Welt kennt dich nicht; aber ich kenne dich, und diese hier haben erkannt, dass du mich gesandt hast.
26 Ich habe ihnen deinen Namen offenbart und werde es auch weiterhin tun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, auch in ihnen ist, ja damit ich selbst in ihnen bin.«
Liebe Gemeinde, der Journalist und Schriftsteller Hans Kudszus schrieb folgenden Satz:,,Abschied ist die innigste Form menschlichen Zusammenseins."
Genau das macht uns dieses Gebet, diese Fürbitte Jesus nach seinen Abschiedsreden deutlich.
Es ist die Fürbitte für die, die er zurücklässt und für die, die neu dazukommen werden.
Wir feiern heute einen Tag des Abschiedes, und doch bleibt eine enge, innige Verbindung.
Man merkt hier den Worten Jesu an, wie sehr er um seine Jünger, um dich und mich und um jeden von uns ringt und bittet.
Wenn Jesus für die bittet, die durch das Wort der Jünger zum Glauben kommen, dann meint er gerade auch uns heute, dich und mich, jeden einzelnen Menschen, der an ihn glaubt.
Jesus wird nicht müde zu sagen, wie eng die Verbindung ist zwischen ihm und dem Vater und zwischen uns und ihm.
Seit seiner Himmelfahrt können die Jünger ihn nicht mehr berühren, er kann ihnen nicht mehr den Arm um die Schulter legen oder sie an die Hand nehmen.
Aber dennoch macht er uns deutlich, wie viel ihm an ihnen und an uns liegt, wie sehr er unser Innerstes berühren will.
So eng, wie die Verbindung zu Gott, dem Vater ist, ist auch die Verbindung zu uns.
Ich bin in ihnen und du bist in mir, so betet Jesus zu seinem Vater.
Er, der so Großes, so Unfassbares getan hat, findet genauso Platz und Raum in mir.
Es geht aber nicht nur unsere Verbindung zu Jesus allein. Es geht nie nur um mich allein und meine enge Verbindung zu Gott, die sich zeigt in der Nähe zu Jesus. Es ist so, als ob diese enge Verbindung geerdet wird, geerdet sein muss.
Denn sie hat ein Ziel. Vielleicht ist es Ihnen beim Hören aufgefallen, ganz oft kommt ein „damit“ in diesem Gebet. Auch wenn der Sohn jetzt beim Vater ist, er will etwas!
Von uns und für uns - und für die Welt: Damit die Welt glaubt und erkennt, dass Gott ihn gesandt hat.
Das sollten wir uns stets vor Augen halten, wenn wir in unseren Gemeinden über unsere Zukunft diskutieren, darüber diskutieren wie wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten Gemeinde gestalten mit oder ohne Hauptamtliche, ob wir uns senden lassen zu den Menschen unserer Orte oder ob wir nur unser Fromm-sein zelebrieren wollen.
Als Kirche im Ganzen und als lokale Kirche vor Ort müssen wir mit veränderten Wirklichkeiten leben -- gesellschaftlich und innerkirchlich -- wie ja übrigens die Jünger damals auch -- aber wir haben wirklich evangelisches, genauer evangeliumsgemäßes Profil nur, wenn in unserem Tun dieser Gott in Beziehung verkündet wird.
Es macht eben etwas aus, wenn wir uns zum Beispiel als Kirche auch zu anderen gesellschaftlichen Kräften bewegen und mit ihnen gemeinsam Projekte zum Wohle unserer Bürger engagieren, oder ob wir unser Augenmerk auch auf die Menschen in unseren Orten richten, die sozial benachteiligt sind und ihnen angemessen helfen. Das wir aber das nicht nur tun, weil wir gefragt werden oder etwas für andere tun wollen, sondern weil in diesem Tun etwas von dieser Liebe Gottes spürbar werden soll. Das wir uns als Kirche vor Ort ganz neu zu den Menschen hin bewegen.
Diese – vielleicht neue Blickrichtung – bedeutet nicht unbedingt mehr messbare Zahlen, bedeutet auch nicht dass unsere Gemeinden wachsen, aber die Haltung derer, die mitarbeiten, verändert sich. Wir verkündigen damit unseren liebenden und liebevollen Gott, der sich mit uns durch seinen Sohn Jesus Christus verbinden will!
Probieren wir diese Denkweise mal aus, lassen wir uns doch bei unseren Entscheidungen auch davon leiten und nicht nur von den Mitteln und Möglichkeiten, die wir haben oder nicht.
Und das geht nur, wenn wir eins sind.
Vielleicht denken Sie jetzt, dass das nun zu viel an Beziehung ist. Viele haben es ja nicht so mit dem Einssein, betonen gerne ihre Einmaligkeit, jeder Gedanke an Uniformität ist ihnen zuwider: Jesus Christus in mir, ich in Gott, das ja, aber eins sein mit anderen, das geht irgendwie nicht!
Genau das ist zu kurz gedacht, das eine ist nicht ohne das andere zu haben!
Jesus und Gott, der Vater, machen es uns ja vor: Es geht darum, gemeinsam gekannt und genannt zu werden, es geht nicht darum, sich selbst aufzulösen.
Der Sohn bleibt Sohn, der Vater bleibt Vater, und doch sind sie eins. Ich bleibe ich und du bleibst du, doch können wir nur gemeinsam der Welt um uns herum etwas von dem liebenden Gott zeigen.
Die Herrlichkeit Gottes verbindet uns; seine Liebe, und nicht etwa gleiches Denken, Handeln, Fühlen oder gar Aussehen! Keine Uniformität.
Den Blick von uns wegnehmen und auf Gott schauen, ihn zum Maßstab unseres gemeinsamen Handelns machen. All das, damit die Welt Gott erkennt! Damit unser Beziehungsstatus deutlich spürbar ist:
Wir sind in Beziehung zu Gott, zu Jesus Christus, wir sind eins!
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