Der Schatz und die Perle

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Der Schatz und die Perle

Matthew 13:44–46 BB
44 »Das Himmelreich gleicht einem Schatz, der im Acker vergraben ist: Ein Mann entdeckte ihn und vergrub ihn wieder. Voller Freude ging er los und verkaufte alles, was er hatte. Dann kaufte er diesen Acker. 45 Ebenso gleicht das Himmelreich einem Kaufmann: Der war auf der Suche nach schönen Perlen. 46 Er entdeckte eine besonders wertvolle Perle. Da ging er los und verkaufte alles, was er hatte. Dann kaufte er diese Perle.«
Liebe Gemeinde,
mein Heimatort Kötschau ist ein kleines Dorf zwischen Jena und Weimar. Nicht weit davon befindet sich das Flächendenkmal für die Schlacht bei Jena und Auerstedt. Dazu gehört die Wasserburg Kapellendorf, ein Denkmal zwischen den Orten Kapellendorf und Hohlstedt, die Kirche Vierzehnheiligen und der Ort Cospeda, wo auch eine Ausstellung zu der Schlacht zu finden ist. Diese Fläche ist einige Quadratkilometer groß.
Warum erzähle ich ihnen das?
Nun weil ich ihnen von Menschen erzählen will, die hier etwas Besonderes waren – von Menschen, die Schatzsucher waren.
Auf den Feldern, die zwischen den Orten liegen, liefen früher, meistens nachdem der Boden umgepflügt wurde. Schatzsucher entlang.
Sie suchten nach Resten der Schlacht bei Jena und Auerstedt. Mit einer Ausdauer liefen sie hin und her. Es gab ja damals in den Siebzigern und Achtzigern keine Bodensuchgeräte. Zumindestens der normale Bürger konnte sich so etwas nicht leisten. Das geschulte Auge musste die Schätze finden. Und die Schatzsucher fanden sie: Schulterstücke, Knöpfe, Schwertspitzen und noch manches andere.
Schatzsuche – wer das macht, der muss alles einsetzen, was er hat. Er braucht Geduld und Köpfchen.
Auch Jesus erzählt uns zwei kleine Beispielgeschichten, wo es um Schätze geht, und wo Menschen alles daran gesetzt haben, diese zu bekommen.
Matthäus 13,44-46
44 »Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war und von einem Mann entdeckt wurde. Der Mann freute sich so sehr, dass er, nachdem er den Schatz wieder vergraben hatte, alles verkaufte, was er besaß, und dafür den Acker kaufte.
45 Mit dem Himmelreich ist es auch wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte.
46 Als er eine besonders wertvolle fand, verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte dafür diese eine Perle.«
Liebe Gemeinde,
zwei Erzählungen von Jesus, die auf den ersten Augenblick wie ein Märchen aus „Tausend und einer Nacht“ klingen. Gerade weil hier von Schätzen und Perlen die Rede ist. Doch wenn wir genauer hinsehen, entdecken wir, dass uns Jesus mit diesen Gleichnissen herausfordern will.
So wollen wir heute morgen dieser Herausforderung nach gehen.
Als erstes hören wir vom Suchen und Finden, dann vom Verkaufen und Erwerben und zuletzt vom Freuen und Leben.
Suchen und Finden - darum geht es auch in unserem Leben als Christen.
Doch schauen wir uns einmal dieses erste Bild an.
Da ist einer auf einem Acker beschäftigt, wohl beim Pflügen oder Hacken – und plötzlich findet er einen Schatz. Das war damals nichts ungewöhnlich – ab und zu ist das vorgekommen. Denn in unsicheren Zeiten mit lokalen Kriegen wurden oft Wertgegenstände vor herannahenden Feinden versteckt, etwa Schmuck und Münzen in einen Tonkrug, einen Meter tief im Acker vergraben. Das war ja auch bis weit ins Mittelalter der Fall.
Doch dann ist der Schatz durch Tod und Vertreibung in Vergessenheit geraten und tauchte bei der Feldarbeit wieder auf.
Gesucht hat der Arbeiter diesen Schatz nicht. Zufällig hat er ihn bei der Arbeit gefunden. Und ihn dann schnell wieder zu verstecken, damit er den Acker dann offiziell erwerben kann. Denn dann gehört ihm der Acker legal und er hat auch einen Anspruch auf den Schatz.
Ganz anders beim Kaufmann und seiner Perle. Hier begegnet uns ein Großhändler, der viel herumkommt und auf den Märkten des Orient zu Hause ist. Neben seinem Handel ist die Suche nach der einzigartigen Perle gewissermaßen sein ganz privates Ziel. So sucht er jahrelang und eines Tages findet er es.
Jesus will uns mit diesen Gleichnissen sagen, dass manche im Leben und besonders auch im Umgang mit dem Glauben suchen und finden, während manche nicht suchen und trotzdem finden. So war es auch bei ihm selbst, als er in Israel unterwegs war.
Wie der Mann auf dem Acker unvorhergesehen findet, so begegnete Jesus den Zöllnern Levi und Zachäus und vielen sogenannten »Sündern« seiner Zeit, ohne dass die bewusst nach Jesus gesucht hätten. Doch sie haben bei ihm das Heil gefunden.
Zu Zachäus sagt Jesus bei der unerwarteten Begegnung: »Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren! « Und am Ende des Besuchs stellt Jesus fest: »Heute ist diesem Hause Heil widerfahren!« (Lk 19,5.9). Die beim Ehebruch ertappte Frau entlässt Jesus mit den Worten: »So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr« (Joh. 8,11).
Der Kaufmann dagegen suchte bereits seit langem nach Perlen oder nach der einzigartigen Perle. So waren es die Jünger des Johannes dem Täufer, die schon lange auf der Suche nach dem Heil waren, als sie Jesus begegneten.
Andreas und Johannes fragten deshalb Jesus: »Meister, wo ist deine Herberge?« Er sprach zu ihnen: »Kommt und seht!« Beide wurden überzeugt und Andreas sagte seinem Bruder begeistert: »Wir haben den Messias gefunden!« (Joh 1,38-41).
Und heute ist es noch genauso. Manche sind auf der Suche nach Heil und Frieden für ihr Leben.
Darum nimmt auch das religiöse Interesse in unserer Gesellschaft zu.
Leider findet die Suche am wenigsten im christlichen Glauben und in der Gemeinde Jesu statt.
Die Suche endet aber erst dann, wenn es zu einer Begegnung mit Jesus kommt. Andere dagegen stoßen plötzlich auf die rettende Botschaft von Jesus, ohne das jemals vorher in ihrem Leben so realisiert zu haben.
Ich habe mal vor einigen Jahren einen Mann getroffen, der hat eine Bibel auf der Müllhalde gefunden, mit ihr ist er dann zum Pfarrer und hat sich das erklären lassen und ist so zum Glauben gekommen.
Beide, der zufällige Finder und der konkrete Sucher stehen dann aber vor einer herausfordernden Aufgabe:
2. Vom Verkaufen und Erwerben
So wie Jesus uns das erzählt, war dieser »Mensch« im ersten Gleichnis wohl ein Tagelöhner oder ein Pächter, denn sonst würde er nicht auf einem fremden Acker arbeiten. Er arbeitet also, ohne dass ihm das Feld gehört.
So kratzt er nach dem großartigen Fund alles zusammen, was er hatte, um die Kaufsumme für den Acker aufbringen zu können. Nun das war mutig und sogleich riskant. Und mancher hätte sich hier an den Kopf gegriffen.
Doch bei beiden Personen in den Erzählungen von Jesus ist klar, dass der Neuerwerb mehr darstellt, als der bisherige Besitz:
Der Mensch wird durch den Schatz richtig reich, der Kaufmann ist am Ziel seiner Wünsche und Träume angelangt.
Aber zu diesem Ziel kamen sie nur, weil sie bereit waren, zuvor alles zu verkaufen was sie hatten.
Man kann sagen: »Alles oder nichts!« Ein Dazwischen gibt es nicht.
Das war auch so, wenn Jesus Menschen in die Nachfolge gerufen hat, in ein bedingungsloses Leben mit ihm: Levi verlässt seinen Zolltisch und damit sein bisheriges Leben im Wohlstand; die Fischer Andreas, Petrus, Johannes und Jakobus verlassen den Beruf, das Haus, die Familie, Petrus sogar seine Ehefrau.
Sie ließen es sich die Sache mit Jesus wirklich etwas kosten.
Nun stellt sich uns die Frage: Wie steht es um uns? Ist unser Glauben vielleicht deshalb oft so schwach und leblos, weil wir es uns nichts kosten lassen, diese Nachfolge Jesu? Ist unser Problem nicht, dass wir nicht so kompromisslos mit Jesus leben wollen?
In diesem Zusammenhang noch eine Beobachtung im Bereich vom Verkaufen und Erwerben: Beide gehen zum Kauf auf den Marktplatz, wie wir am griechischen Text erkennen können. Was sie erwerben, geschieht öffentlich.
Auch der Mensch mit dem Acker macht es ganz legal. Er hätte ja auch heimlich bei Nacht kommen können und den Schatz heben. Aber dann wäre es aufgefallen, wenn ein Tagelöhner plötzlich reich ist. Also geht er bewusst den legalen Weg.
Ich meine, Jesus will uns damit sagen: Ins Reich Gottes gelangt man nur offiziell, legal, öffentlich. Es gibt keine heimliche Hintertür.
Darum ist Christ werden keine heimliche Angelegenheit, sondern ein öffentlicher Akt. Deshalb taufen wir in unserer Gemeinde im öffentlichen Gemeindegottesdienst. Deshalb werden die Namen der Konfirmanden veröffentlicht.
Daher wäre es auch wichtig, wenn der eine oder andere in der Gemeinde den Mut fänden, auch im Gottesdienst einmal hier vorne zustehen und von dem zu berichten, was sie mit Jesus alles erleben.
Anders verhält es sich natürlich in solchen Ländern, die den christlichen Glauben bekämpfen.
Dort geschieht das Bekenntnis zu Jesus nicht immer öffentlich. Dort ist aber auch das Christsein viel radikaler, wenn es heißt, wirklich alles aufzugeben, was man hat, um ganz zu Jesus dazuzugehören. Das bedeutet oft den Verlust der Familienzugehörigkeit und der gesellschaftlichen Stellung.
In Indien bedeutet es, sozial benachteiligt zu werden, und in Arabien kann es einen das Leben kosten. Aber dennoch ist es vielen Christen das wert, denn es geht um das Freuen und das Leben, welches uns Jesus schenkt.
Die Freude des zufälligen Finders und die Begeisterung des Perlensuchers lösen ungeahnte Kräfte aus. Beide sind sie nun bereit, alles herzugeben, was sie haben, weil sie überzeugt sind, dass es ihnen von nun an besser gehen wird. Doch das funktioniert nur, weil sie bereit sind, alles aus der Hand zu geben, was sie haben.
Sich ihre Schatzsuche alles kosten zu lassen.
Hier geht es darum: entweder viel besitzen - oder den Schatz haben. Beides geht nicht. Das ist die besondere Herausforderung in unserer so stark materiell geprägten Zeit!
Da können wir alle noch viel von Jesus lernen, oder besser gesagt üben: Im Loslassen, im Nicht-an-das-Klammern, was wir hier alles haben!
Jesus begegnete einigen Menschen, die nicht loslassen konnten und dadurch alles verloren, etwa jenem sogenannten »reichen Jüngling«, der an und für sich ein wohlhabender und tiefgläubiger Kaufmann war. Doch er konnte nicht alles für den Schatz des Evangeliums, für die Perle Jesus Christus aufgeben.
Auch wenn es schwer recht aussieht, es ist tatsächlich möglich, für Jesus alles aufzugeben, weil die große Freude über den Schatz uns zum Loslassen und Hergeben befähigt!
Vor allem aber ist das ein Schatz, der länger hält als das Eigenheim, als der Porsche und als die beste Aktie. Es ist das ewige Leben, das Jesus uns schenken will, wenn wir uns ihm ganz anvertrauen.
Sicher, es wird etwas kosten, sich ganz und gar für Jesus zu entscheiden und scheinbar alles aufgeben zu müssen. Aber es ist nicht umsonst.
Jesus sagt: »Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlässt um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach empfange: jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungen - und in der zukünftigen Welt das ewige Leben« (Mk 10,29f).
Hier geht es nicht darum, wie die Schatzsucher bei der Schlacht von Jena und Auerstedt ein paar Knöpfe und ein paar Schulterstücke zu finden. Hier geht es um den Schatz des Lebens.
Um diese Freude und um dieses Leben geht es, wenn wir Jesus begegnen. Wenn wir bereit sind, das loszulassen, was unser Leben bisher geprägt hat, dann können wir seine Liebe empfangen, dann gehören wir hinein in eine neue große Familie und wir werden die Ewigkeit bei Gott verbringen. Amen.
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