Mache dich auf und werde Licht

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Mache dich auf und werde Licht

Liebe Gemeinde,
wir feiern heute an einem Sonntag das Epiphaniasfest, das kommt ja nicht so oft vor. Das letzte Mal war es 2008 und zuvor 2002.
Epiphanias kommt von dem Wort Epiphanie, was auf deutsch Erscheinung heißt. Dazu schreibt Fred Daniel Gealy in seinem Buch „Lasst uns heute Brot brechen“ :
"Das Wort Epiphanie ist ein großes christliches Wort. Dass die Gnade Gottes erschienen ist, bezeugen alle Seiten des Neuen Testamentes. Gott hat sich nicht nur in der Vergangenheit selbst gezeigt, und sein Kommen ist auch kein weit entferntes göttliches Ereignis. Derjenige, der sich selbst den Vätern offenbart hat, ist hier. Der Kommende ist gekommen. Das Licht scheint. Und in der Gegenwart dieser Offenbarung sehen wir uns, wie wir in unserer wahren Beziehungen zur Welt, zueinander und zu Gott sind. In dem er sich uns zeigt, zeigt Gott uns auch uns selbst. Das Licht ist nicht zu sehen, aber durch das Licht kann man sehen."
Nun jetzt Anfang Januar leben wir ja in einer Licht armen Zeit. Die Tage sind kurz und die Nächte sind recht lang. Mancher fährt morgens im Dunkel auf Arbeit und kommt am Abend im Dunkel wieder nach Hause.
Da sind wir sicher recht froh, dass Thomas Edison vor 130 Jahren die Glühbirne erfunden hat. Nun diese hat sich mittlerweile auch weiterentwickelt.
Auf jeden Fall ist unserer Welt nicht mehr so dunkel wie vor 100 Jahren.
Da gibt es die Straßenbeleuchtung. Und natürlich trägt auch der Brauch in unserem vorerzgebirgischen Land bei die Fenster in der Weihnachtszeit zu beleuchten.
Aber es gibt auch noch wirklich Orte in unserer Welt, wo es richtig dunkel ist:
Da ist das kleine etwa 5000 Einwohner große Städtchen Barrow. Es befindet sich auf der äußersten Nordspitze des Staates Alaska, oberhalb des Polarkreises.
Nun wünschten wir uns an manchen Tagen sicher die Sonne herbei und stöhnen über die Dunkelheit. Aber in Barrow ist es noch dunkler.
In Barrow ging die Sonne am Nachmittag des 18. November unter, und sie geht nicht wieder vor dem 24. Januar auf. 65 Tage der Finsternis. 65 Tage, an denen keine Sonne scheint. Dort ist die Erde so gebogen, dass die Sonne über zwei Monaten nicht über den Horizont heraustritt. Und wenn dann die Sonne für einen Moment am 24. Januar aufgeht, kommt die ganze Stadt heraus, um zu feiern, denn schließlich gibt es wieder Licht.
Wir können uns kaum das Glücksgefühl vorstellen, das die Menschen dann bei ein paar Sonnenstrahlen haben.
Vielleicht so ähnlich wird es den Menschen in Jerusalem gegangen sein, als sie diese Worte des Propheten Jesaja hörten, der sie ermutigte sich auf den Weg zum Licht zu machen. Wir lesen Jesaja 60,1-6:
1 Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!
2 Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.
3 Und die Heiden werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht.
4 Hebe deine Augen auf und sieh umher: Diese alle sind versammelt und kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen und deine Töchter auf dem Arme hergetragen werden.
5 Dann wirst du deine Lust sehen und vor Freude strahlen, und dein Herz wird erbeben und weit werden, wenn sich die Schätze der Völker am Meer zu dir kehren und der Reichtum der Völker zu dir kommt.
6 Denn die Menge der Kamele wird dich bedecken, die jungen Kamele aus Midian und Efa. Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des HERRN Lob verkündigen.
„Endlich kommt Bewegung in die Sache!“ Das hört man manchmal, wenn ein Vorgang lange irgendwo liegen geblieben ist, oder wenn vielleicht auf einer Baustelle lange nichts passiert ist und nun geht es wieder vorwärts.
Manchmal braucht man um in Bewegung zu kommen auch einen kleinen Anschub von außen, so einen „Tritt in den Hintern“.
Für das Volk Israel ist dieses Wort des Propheten so ein Anschub nach der langen babylonischen Gefangenschaft und nach ihrer Rückkehr sich wieder auf den Weg zu machen, aber wo hin?
Sie werden aufgefordert, sich in Bewegung zu setzen, etwas zu unternehmen.
Es ist ja immer die große Gefahr von uns Menschen, wenn wir Niederlagen erleben, dass wir nichts mehr tun, dass wir die Hände in den Schoß legen und resignieren. Warum sitzen, denn so viele Arbeitslose zu Hause herum, wo man sagt sie könnten sich ehrenamtlich engagieren, weil sie resigniert haben, weil sie Niederlagen erlebt haben.
Genau in diese Lebenssituation hinein spricht jetzt dieses Wort und will in Bewegung setzen:
Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!
In Bewegung setzen und tun und Handeln. Das fällt nicht leicht. Das fiel damals den Menschen nicht leicht, das fällt auch uns heute nicht leicht.
Doch dieses Wort hat eine große Verheißung. Gott als das Licht will uns begegnen, das heißt bei dem Aufbruch, bei dem Neuanfang sind wir nicht allein. Gott ist mit seiner Herrlichkeit und mit seinem Segen bei uns. Vielleicht so wie es das Lied sagt „In Gottes Namen fang ich an,
was mir zu tun gebühret; mit Gott wird alles wohlgetan und glücklich ausgeführet.“
Doch in dem Text heute geht es nicht nur um unser in Bewegung setzen und um unseren Aufbruch, sondern um das ganze Heilshandeln Gottes an uns und an seiner Welt.
Und da kommt das Licht in die Finsternis dieser Erde. Wir werden an den Schöpfungsbericht erinnert, wo es am Anfang heißt: „Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe“ (1.Mose 1,2) Und dann geschieht es, durch das Handel Gottes, dann wird Licht. Wo Gott handelt, wird alles neu.
Hier offenbart sich Gott in seinem Handeln und zeigt sich uns. Das ist Epiphanie die Erscheinung Gottes bei uns Menschen. Gott kommt zu uns. Er kommt zu uns Menschen.
Viele Menschen erwarteten, dass er als der großen Messias kommt, als der Weltenretter kommt. Doch er hat sich anders entschieden, er kam als kleines Kind in der Armut eines Stalls.
Und er kam in die Dunkelheit und Finsternis der Menschen und Völker.
Wenn wir hier von Dunkelheit und Finsternis sprechen, dann beschreibt es die Situation, in der die Menschheit lebt. Es beschreibt die Zeit der Verfehlungen, die Zeit der Hoffnungslosigkeit, die Zeit der Trostlosigkeit und die Zeit des Todes.
Wir Menschen leben in Sünde und sind von Gott getrennt. Unser Streben nach Selbstverwirklichung um jeden Preis ist ein Beispiel dafür. Da können wir selber uns noch soviel bemühen, zu Gott zu finden. Wir werden es nicht schaffen. Dafür ist unsere Welt und sind wir zu sehr von Finsternis und Dunkelheit geprägt. Wir brauchen darum das Licht Gottes.
Darum hat sich auch Gott entschlossen in Herrlichkeit zu kommen und über dem Dunkel der Menschheit zu leuchten und sie herauszuführen.
Die drei Weisen sind dem Stern von Bethlehem gefolgt, als dem Licht, das sie zur Krippe geführt hat. Epiphanias ist ja der Feiertag dafür, darum nennen wir diesen Tag auch heute der Heiden Weihnachten. Damit wird deutlich, dass die Botschaft des Erlösers nicht nur den Juden gilt sondern der ganzen Welt. Sie gilt allen Nationen.
Unser Predigttext wird wegen seines globalen Bildes auch sehr oft auch Grundlage für die Weltmission verwendet. Doch das möchte ich heute nicht. Ich möchte heute einmal Mut machen, einfach einmal das Handeln Gottes hier im Text zu sehen und zu staunen und nicht immer gleich unser menschliches Agieren dran zusetzen. Obwohl ich dazu auch noch genügend sage.
Ihr kennt das ja auch, wenn in einem Raum Fliegen oder Mücken sind, und eine Glühlampe wird angeschaltet, zieht es diese Tiere immer hin zum Licht.
So will uns auch der kommende Gott mit seinem Licht und seiner Herrlichkeit zu sich ziehen. Und das ganz Spannende daran ist. Alles geschieht freiwillig, ohne Zwang. Das Kommen Gottes setzt eine Gegenbewegung in Betrieb.
Die Menschen machen sich auf. Söhne und Töchter lassen sich motivieren und bewegen, weite Wegstrecken auf sich zu nehmen.
Das kann ich mir recht gut vorstellen, wenn man schon welche Wegstrecken junge Menschen auf sich nehmen, wenn sie zu einem Rockkonzert unterwegs sind.
Sie müssen einmal auf der A7 unterwegs sein, wenn in Wacken das Rockkonzert ist.
Schon dieses Unterwegssein zu Gott hin wird ein Freudenfest sein. Es ist dann eine ansteckende Fröhlichkeit, die die Menschen, die zu Gott hin unterwegs sind, in sich tragen.
Im ganzen ist diese Bewegung keine gezwungene. Sie geschieht aus freiem Herzen, man bringt Schätze mit. Ganze Völker sind zu Gott unterwegs.
Und alles geschieht um Gott zu ehren und Gott zu Loben und seine Herrlichkeit zu verkünden.
Ich empfinde diesen Text als einen wohltuenden, heilsamen und Mut machenden Text so am Anfang des Jahres.
Einen Text, dessen Bild wir in uns aufnehmen, und dann jetzt fragen, wo stehen wir?
Wo stehen wir im Bild dieses Textes? Es ist erst einmal wichtig, dass wir dieses Bild selber in unser Herz aufnehmen ohne gleich an irgendwelche Konsequenzen und Schlussfolgerungen zu denken, ohne ihn gleich für Heidenmission und Evangelisation nutzbar zu machen.
Dass wir ihn einfach erst einmal als ein Bild für des Lobpreises an Gott genießen. Noch einmal sehen wir auf Weihnachten zurück: Christus ist in einem Stall geboren. Das Licht der Welt wurde klein. Es hat sich in Bewegung gesetzt. Es kommt. Es kommt zu uns. Es kommt heute zu uns.
Darum heißt es für uns:
Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!
Es geschieht zum Lob und zur Ehre Gottesdienst.
Jetzt in einem zweiten Schritt können wir fragen, wo stehen wir persönlich im Text:
sind wir die am Anfang angesprochenen, die sich auf den Weg machen sollen
sind wir die, die in der Finsternis und im Dunkel sitzen, die das Licht brauchen, den Gott der alles neu macht
sind wir die, die schon auf den Weg sind zu Gott hin, weil er uns angesprochen hat, weil wir ergriffen sind
oder sind wir von allem etwas?
Wir alles finden Wegweisung im Wort, für uns alle gilt die Epiphanie, die Erscheinung Gottes. Gott kommt zu uns. Gott wird Licht. Er kommt in das Dunkel unseres Lebens, darum wurde Jesus Kind. So brachte er das Licht in das Leben der Menschen.
Vielleicht noch etwas zu Barrow. Da gibt es nicht nur die 65 Tag Dunkelheit, nein vom 10. Mai bis 2. August gibt es fast 3 Monate nur Sonnenschein. Die Sonne geht nie unter. Dann ist dort das Land der Mitternachtssonne.
Ich wünsche Ihnen, das Jesus als die Sonne in ihrem Leben nie unter geht, sondern dass sein Licht in ihrem Herzen ewig scheint.
Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!
Amen
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