Ich habe für dich gebeten

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Ich habe für dich gebeten

Liebe Gemeinde,
diese Meldung schlug in dieser Woche fast so blitzartig ein wie der Meteorit am Freitag über dem Ural:
Der Nachfolger von Petrus gibt sein Amt auf. Papst Benedikt, der XVI, tritt zurück. Und nach seinen Aussagen hat er sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht, sondern hat sie vor Gott und seinem Gewissen geprüft. Seine physischen Kräfte lassen nach, so dass er sich auf Dauer nicht mehr in der Lage sieht dieses Amt in verantwortungsvoller Weise weiter zu führen.
Die Reaktionen auf diese Entscheidung sind nahezu, bis auf ein paar Querulanten recht positiv.
Natürlich setzen die Leute jetzt auf die Konsequenzen für die Kirche recht unterschiedlichen Erwartungen, aber das ist jetzt immer so.
Doch auch Papst Benedikt sieht für sich schon einen neue Aufgabe, die Aufgabe des Beters.
Für mich ist es gerade daher besonders spannend, dass es heute um den geht, dessen Nachfolger er ist und dass es dabei auch um das Gebet geht.
Es geht um Petrus , für den Jesus in ganz besonderer Weise gebetet hat.
Wir lesen aus Lukas 22,31-34
Luke 22:31–34 BB
31 »Simon, Simon! Sieh doch: Der Satan hat sich von Gott erbeten, euch durchzusieben wie den Weizen! 32 Aber ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhört. Wenn du dann wieder zu mir zurückgekehrt bist, sollst du deine Brüder und Schwestern stärken.« 33 Petrus entgegnete Jesus: »Herr! Ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis zu gehen – ja, sogar mit dir zu sterben!« 34 Aber Jesus erwiderte: »Das sage ich dir, Petrus: Noch bevor heute der Hahn kräht, wirst du dreimal abstreiten, dass du mich kennst.«
Jesus spricht zu Petrus:
31Simon, Simon, siehe, der Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen.
32 Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dereinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder.
33 Er aber sprach zu ihm: Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen.
34 Er aber sprach: Petrus, ich sage dir: Der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, dass du mich kennst.
Eigentlich hat doch Jesus mit sich selber genügend zu tun. Jetzt nach dem Abendmahl kommt der Gang in den Garten Gethsemane, dann die Gefangennahme. Und doch nimmt Jesus sich dazwischen noch Zeit für seine Jünger. Nimmt sich Zeit mit ihnen noch ein wichtiges und intensives Gespräch zu führen.
Auch Petrus steht auf seiner Gesprächsliste. Er weiß ja, dass Petrus einmal in seiner Gemeinde eine ganz besondere Aufgabe zufällt. Aber er kennt auch den Weg, der noch vor Petrus liegt. Und dass dieser Weg nicht leicht sein wird. Aber davon will natürlich Petrus nichts hören.
Wir hören da seine kämpferischen Worte: Ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen. Das sagt Petrus zu Jesus.
Ja Petrus verspricht Jesus hier die Treue zu ihm. Er tut es im Überschwang der Liebe. Sicher übernimmt er sich dabei. Aber wir müssen wissen, er meint es ehrlich! Er hat den guten Willen. Er will wirklich Treu sein bis in den Tod.
Das ist keine Großmannssucht. Es geschieht in ganzer Freiheit. So ist er bereit sein Leben für Christus zu opfern. Das kommt aus seinem ehrlichen Herzen heraus und geschieht aus ganzer Liebe zu Jesus Christus. Er hat es seinem Herrn gelobt und auch die ernste Absicht das Versprochene zu halten. Bei Lukas ist es einer der Jünger, der einem Wachmann das Ohr abschlägt. Doch in den anderen Evangelien ist es sogar Petrus selber.
Aber im Konflikt zwischen Gott und Satan kann der gute Wille des Menschen nicht allein bestehen. Man kann es noch so sehr wollen, allein schafft man es nicht. Das musste Petrus hier ganz deutlich erfahren.
Und Jesus kündigt ihm das auch noch an: „Dreimal wirst du mich heute verleugnen!“
Eigentlich ist diese Ansage von Jesus schon entmutigend. Entmutigend den Weg weiter mit Jesus zu gehen. Zu wissen, ich werde doch versagen! Alle Hoffnung – aller Glaube – alles zerplatzt, wie eine Seifenblase – irgendwie gar nicht so einfach sich das vorzustellen.
Martin Luther sagt dazu, dass die Anfechtung das Zeichen rechten Christseins ist.
Die Versuchung ist allgegenwärtig. Sie ist der Normalzustand des Christseins. Wir leben als Christen nicht in einer behüteten und sturmfreien Komfortzone, sondern mitten in einem Kampfgebiet, einem geistlichen Kampfgebiet.
Petrus weiß als Fischer, dass das Wasser keine Balken hat. Nur der Herr kann auf ihm gehen und der, der ihm ganz und gar vertraut. Aber auch der Glauben hat genauso keine Balken. Glaube kann sich nur an Gott festmachen und auf ihn Vertrauen.
Was ist aber eigentlich Glaube?
Glaube ist nicht zu bestreiten mit den Aufschwüngen und Anstrengungen des eigenen Herzens.
Glaube ist nicht die Haltung des innerlich starken Menschen.
Glaube ist nicht das Aussprechen von leichtfertigen Zusagen und Gelübden.
Glaube ist das Wissen, dass man heute stehen und morgen fallen kann.
Und gerade darum liegen in unserem Leben oft Glaube und Anfechtung, Glaube und Irre werden ganz dicht beieinander.
Bei Petrus passiert es sogar, das er versucht wird, dass er versagt und dass er dennoch gehalten wird.
Auch Jesus selber weiß, was Versuchungen sind. Er weiß, wie zerbrechlich der Glaube ist. Und er selbst weiß, dass der Geist willig ist und das Fleisch schwach. Er kennt uns Menschen genau und weiß wie es uns Menschen geht. Er sieht es, wenn sie in akuter Gefahr stehen aus der Liebe Gottes heraus zu fallen und sich von von ihm lossagen.
Wenn sie sich dem Bösen zu wenden um ihm zu dienen. Er will ihnen in ihren Anfechtungen und in ihrem Kampf beistehen. Darum ist es das wichtigste, was er zu Petrus hier sagt: „Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.“
Und natürlich steht die Frage im Raum: „Werden die Jünger durchhalten?“ „Wird Petrus durch?“
Jesus nimmt das Bild von der Wurfschaufel, wo nach dem Dreschvorgang das Getreide nach oben geworfen wird und durch den Wind die Spreu vom Weizen getrennt wird.
Bei uns zu Haus hatten wir noch viele Jahre eine sogenannte Windfege stehen, die so etwas gemacht hat. Mittlerweile steht sie in irgend einem Museum.
Mit diesem Vergleich macht Jesus deutlich, dass die Jünger im Glauben geprüft werden sollen. Und es wird damit auch an die Prüfung des Hiobs erinnert. Hiob, der ja eigentlich ein frommer Mann war, aber wie bewährt sein Glaube in den Krisensituationen des Lebens. Der Satan bekommt von Gott die Erlaubnis das auszutesten.
Jesus vergleicht die Situation das Petrus damit.
Wie bewährt sich der Glaube des Petrus in Anfechtungen und in Anfeindungen, im Eintreten für seinen Herrn?
Dabei merken wir, dass das Ganze nicht nur ein einfaches zwischenmenschliches Geschehen zwischen Jesus und den Jüngern und zwischen Jesus und Petrus ist. Sondern dass es ein vehement harter geistlicher Kampf ist, genauso hart, wie ihn Jesus im Garten Gethsemane kämpft. Hier muss sich die Herrschaft Gottes gegen die Mächte des Bösen durchsetzen. Und scheinbar unterliegt die Herrschaft Gottes erst einmal, denn Petrus versagt. Doch wir wissen es ist Teil des Planes der Gottesherrschaft.
Jesus betet! Er betet für Petrus, dass dieser nicht in Anfechtung fällt, dass er durch die Zeit der Versuchung geführt wird, dass er in seinem Versagen gehalten wird.
Jesus betet, obwohl er selber die Kraft des Gebetes durch andere braucht. Auch da versagen seine Mitbeter im Garten Gethsemane.
Auch das ist die Sendung Jesu - das dieses geschieht! Dass der Herr vor Gott für den Versager einsteht.
Es gilt eben nicht: Kopfhoch - Glaube dich selbst irgendwie durch.
Nein es ist der Herr selber, der es tut. - „Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.“
Der Glaube verlässt sich darauf: „Der Herr ist es, der es macht!“
Jesus Christus ist eben nicht nur für die Leute mit dem starken Glauben da, sondern ebenso, nein: gerade erst recht für solche, wie ich es bin.
Denn der Satan interessiert sich gerade für mich. Und er will mich an Jesus irre machen und er will mich in Sünde, Traurigkeit und Verzweiflung stürzen. Doch gerade dann ist genau Jesus da. Und er ist auf jeden Fall an mir nicht weniger interessiert als der Widersacher, sonder viel mehr. Darum betet er auch für mich, dass die Linie des Glaubens - die bei mir in fataler Weise unterbrochen ist, ja erfahrungsgemäß überhaupt ein sehr beschämendes Bild bietet durchläuft und nicht abreißt, sondern weiter geht. Vielleicht manchmal nur als ein dünner Zwirnsfaden, aber dass sie dennoch weitergeht.
Was passiert, wenn mir die Zweifel kommen? Dann kann ich trotzdem Vertrauen, dass Jesus für mich bei Gott eintritt. Wenn ich nicht mehr glaube oder glauben kann, dann ist es Jesus Christus in mir, der da glaubt! Vielleicht kann ich dann auch nur sagen, wie der Vater des epileptischen Kindes aus dem Markusevangelium: Ich glaube, hilf meinem Unglauben! (Markus 9,24)
Und vielleicht gibt es Christen , die für mich und meine Zweifel beten, denn dafür ist Gemeinde da!
Und andersherum, dass auch ich für Menschen bete, die in Zweifel, Angst, Versuchung und Nöte sind, die nicht mehr glauben wollen oder können, auch das ist wichtig.
Das Wort Jesu: „Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.“ ist Zusage und Auftrag für uns alle.
Amen.
Jahreslosungslied 2005
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