Von Gott berufen
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Von Gott berufen
Von Gott berufen
Liebe Gemeinde,
er hat es in dieser Woche aufgegeben, so wie er es angekündigt hat:
Sein Amt – sein Amt als Papst
Benedikt der XVI ist jetzt wieder Josef Ratzinger – angesprochen wird er, aber dennoch immer noch mit „Seine Heiligkeit“
Nun das Alter, seine Gebrechen ließen es nicht mehr zu, dass er sein Amt als Papst behielt und die katholische Kirche weiterführt. So ist man fast einhellig der Meinung, dass seine Entscheidung richtig war. In wenigen Tagen wird nun ein neuer Papst gewählt.
Um einen, der auch ein Amt inne hatte, geht es heute in unserem Predigttext. Und ich kann euch sagen, er ist ganz und gar nicht zufrieden mit seinem Amt. Er würde es am liebsten wieder an den Nagel hängen, denn er empfindet sein Amt als eine Last als eine Belastung. Doch so einfach geht das nicht – das Amt einfach hinschmeißen und sagen: Mach dein Zeug alleine!
Denn das Besondere an diesem Amt ist, dass Gott ihn dazu berufen hat.
Wir lesen aus Jeremia 20,7-13
Jeremia 20, 7-13
Jeremia klagt über die Last seines Prophetendienstes
7 Herr, du hast mich überredet, und ich habe mich überreden lassen; du bist mir zu stark geworden und hast mich überwunden! So bin ich zum täglichen Gelächter geworden; jedermann spottet über mich!
8 Denn so oft ich rede, muss ich schreien, muss Gewalttat und Zerstörung ankündigen, so dass das Wort des Herrn mir Hohn und Spott einträgt die ganze Zeit.
9 Da sagte ich mir: »Ich will Ihn nicht mehr erwähnen und nicht mehr in seinem Namen reden!« Doch da brannte es in meinem Herzen, als wäre ein Feuer in meinen Gebeinen eingeschlossen, und ich wurde müde, es auszuhalten; ja, ich kann es nicht.
10 Denn ich habe die Verleumdungen vieler gehört: »Schrecken ringsum!« — »Zeigt ihn an!« und »Wir wollen ihn anzeigen!« Alle Leute, mit denen ich in Frieden lebte, lauern auf meinen Fall und sprechen: »Vielleicht lässt er sich überreden, und wir können ihn überwältigen und uns an ihm rächen!«
11 Aber der Herr ist mit mir wie ein starker Held; darum werden meine Verfolger straucheln und nicht die Oberhand behalten. Sie sollen ganz und gar zuschanden werden, weil es ihnen nicht gelungen ist; eine ewige Schmach, die man nie vergessen wird!
12 Und nun, o Herr der Heerscharen, der du den Gerechten prüfst, Nieren und Herzen siehst, lass mich deine Rache an ihnen sehen! Denn dir habe ich meine Sache anvertraut.
13 Singt dem Herrn, lobt den Herrn! Denn er hat die Seele des Armen errettet aus der Hand der Übeltäter!
Liebe Gemeinde,
auch in unserer Gemeinde gibt es Ämter. Dienste zu denen man berufen wird.
Allen voran steht sicher das Pfarramt, das Amt des Pfarrer.
Und sicher wird man dazu auch berufen. Pfarrersein ist kein Job, sondern eine Berufung. Doch hat dieses Amt neben den guten Seiten auch seine Schattenseiten. Und da gibt es einiges, und in der neuzeitlichen Entwicklung von Kirche und Gemeinde ist einiges dazu gekommen, dass dann dieses Amt zur Belastung werden lassen kann.
Ja und da findet man schon manche Parallelen wie bei Jeremia, natürlich nicht so extrem.
Aber eine Gemeinde hat noch viele andere Ämter. Und diese werden ja in einem Sammelbegriff zusammengefasst, dem Ehrenamt.
Auch das kann sicher viel Freude machen, besonders wenn man sich zu diesem Dienst berufen fühlt. Da kann man ja sogar regelrecht in der Aufgabe und im Dienst aufblühen.
Doch passt man nicht auf, kann auch dieses Amt zur Last und Belastung werden, besonders dann wenn auf die Aufgabe immer mehr drauf gepackt wird und man keine Grenzen kennt, wenn man vergisst auch mal zu danken und den anderen, wenn vielleicht auch nur im kleinen zu würdigen.
Und ein besonderes Amt in der Gemeinde möchte ich heute noch nennen – das ist das Amt des Kirchenältesten. Denn das ist ja verantwortlich sein für die Gemeinde. Sie zu leiten und zu führen durch die Zeiten, mitzutun in allen Arbeits- und Aufgabenfeldern der Gemeinde und auch mitverantwortlich sein für den Gottesdienst. Und gerade in diesem Jahr stehen ja wieder Gemeindekirchenratswahlen an. Darum sind ja auch wieder Kandidaten gesucht.
Sie merken das Amt gibt es also auch 2500 Jahre nach Jeremia noch und zu einem Amt wird man vielleicht gewählt, aber am Ende doch berufen.
Und doch war das Amt des Jeremia damals ein anderes als unsere Ämter heute. Es ist das Prophetenamt und Jeremia war eigentlich von Anfang an klar, dass dieses Amt kein Amt ist, welches ihn zu Ehren bringt, sondern das Gegenteil: Hohn und Spott, Gefängnis, Folter und am Ende Verschleppung.
Schon die ersten Worte machen uns ja deutlich, dass die Übernahme des Amtes durch Jeremia nicht ganz freiwillig geschah:
Herr, du hast mich überredet, und ich habe mich überreden lassen; du bist mir zu stark geworden und hast mich überwunden!
Gott, ich wollte es eigentlich nicht, aber du hast mich quasi dazu gezwungen, du hast mich verführt. Ich wäre dich lieber der geblieben der ich war – ein Priestersohn in Anathot, weit weg von der Metropole Jerusalem. Ich hätte irgendwann die Arbeit des Vaters übernommen und eine Familie gegründet.
Aber jetzt hast Du mich quasi zu diesem Prophetenamt gezwungen.
Damit bin ich für die Leute zur Lachnummer geworden. Sie lachen doch nur über die Botschaft, über die Prophezeiungen, die ich von dir weitergebe. Sie nehmen das alles nicht ernst. Gott ich fühle mich in meinem Amt alleingelassen.
Ihr Lieben,
das könnten gerade die Empfindungen, Gefühle und Gedanken ja sogar die Worte des Jeremia in der Situation sein.
Es ist die Krise in seinem Amt, neudeutsch würde man sagen – er hat das totale Burnout. Das Amt selbst ist ja schon schwierig und nun erlebt er die totale Ablehnung und den totalen Widerspruch. Darum ist es nicht verwunderlich, dass er offen unklar sagt: Ich will nicht mehr! »Ich will Ihn nicht mehr erwähnen und nicht mehr in seinem Namen reden!“
Irgendwie ist er jetzt in dieser Situation der einsamste Mensch in dieser Welt.
Und ihr Lieben,
das kann einem wirklich so sein. Ein amerikanischer Kollege hat vor einigen Jahren als gerade in Amerika so die Mega-Kirchen in aller Leute Mund war ein Buch geschrieben „Hilfe, ich bin Pastor einer kleine Gemeinde“. Da hat er geschrieben, dass der Dienst als Pfarrer ineiner kleinen Gemeinde einen Pfarrer isoliert, weil er einen ganz anderen Lebensrhythmus hat, wie die meisten Menschen. So ist er kaum in der Lage Freundschaften aufzubauen. Das zweite schreibt er, der Dienst als Pfarrer in einer kleinen Gemeinde lässt einen als Versager fühlen, weil es noch so vieles zu tun gibt, was man nicht schafft.
Nun leben wir in der Passionszeit und gehen mit Jesus den Weg zum Kreuz. Auch er hat im Garten Gethsemane so eine Krise in seiner Berufung durchlebt. Gerade am Mittwoch haben wir im Seniorenkreis darüber gesprochen. Vielleicht ist der Garten sogar der schwerste Augenblick im ganzen Kreuzigungsgeschehen. Denn hier traf Jesus die Entscheidung. Hier geschah sein Kampf gegen den Unglauben, gegen das Versagen, gegen die Krise. Hier wurde das Heilsgeschehen auf den Weg gebracht.
Jeremia entschloss sich nun trotz aller Widerstände der Berufung Gottes in das Amt des Propheten treu zu bleiben. Darum kommt er zum dem Schluss und stimmt ein Loblied an:
11 Aber der Herr ist mit mir wie ein starker Held; darum werden meine Verfolger straucheln und nicht die Oberhand behalten. Sie sollen ganz und gar zuschanden werden, weil es ihnen nicht gelungen ist; eine ewige Schmach, die man nie vergessen wird!
12 Und nun, o Herr der Heerscharen, der du den Gerechten prüfst, Nieren und Herzen siehst, lass mich deine Rache an ihnen sehen! Denn dir habe ich meine Sache anvertraut.
13 Singt dem Herrn, lobt den Herrn! Denn er hat die Seele des Armen errettet aus der Hand der Übeltäter!
Er ist nun bereit die Botschaft Gottes zu verkünden, auch wenn er weiß dass sie auf keinen fruchtbaren Boden fällt, sondern nur auf steinigen Fels und unter die Dornen. Die Gerichtsworte des Propheten perlen an den Leuten ab, wie die Regentropfen am imprägnierten Mantel. Er predigt faktisch gegen die Wand.
Und gerade hier macht er jetzt die Erfahrung, dass Gott bei ihm ist, dass er ihn begleitet, dass er ihn hält. Gerade in der Krise, in den Zweifeln und in der Anfechtung ist Gott ihm am nächsten. Jeremia kann am Ende nur eins tun. Er muss seiner Berufung treu bleiben. Auch wenn es am Ende dahin führt, dass er nach Ägypten verschleppt wird.
Jesus hat sich im Garten Gethsemane auch auf seine Berufung durchgerungen, auch wenn er von seinen Leuten verlassen wurde ist er diesen Weg am Ende treu bis ans Kreuz gegangen. Auch wenn er sich von Gott verlassen gefühlt hatte und am Ende ausgerufen hatte „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“, war Gott doch ganz dicht bei ihm.
Nun sind auch wir aufgerufen unserer Berufung treu zu bleiben, auch in Zeiten der Schwierigkeiten und der Krise.
Doch noch etwas, wir brauchen dies nicht allein zu tun. Es gibt Menschen, die wollen mit uns reden und beten. Sie wollen uns in den Situationen der Krise beistehen und begleiten.
Denn oft hilft es schon Krisen zu überwinden, dass man über sie redet. Und besonders für uns Christen gilt, dass man darüber gemeinsam zu Gott betet.
Denn Jesus hat uns verheißen, da Gott unser Gebet hört und erhört.
Amen