Neustart mit Jesus
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Neustart mit Jesus
Neustart mit Jesus
1. Einleitung
Ich bin doch kein Sünder
Ich glaube nicht, dass ich ein Sünder bin. Ich doch nicht schlecht.
Sünder sind doch schlechte Menschen.
Hitler kommt mir da in den Sinn. Er war schlecht und böse. Ich glaube, als er starb, ging er direkt in die Hölle. Ab in die Hölle.
In den Nachrichten höre ich immer von vielen Leuten, die Sünder sind. Sünder, das sind doch die Vergewaltiger, die Kinderschänder und die Mörder.
Die sind doch Sünder. Sie verdienen alle das Urteil Gottes und dass sie vom Himmel ausgeschlossen werden.
Aber ich doch nicht - ich bin doch kein wirklich schlechter Mensch.
Ich versuche doch gut zu sein und versuche nach den Goldenen Regeln zu leben: „Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen.“
Ach sie meinen, ob ich nicht auch einmal etwas in meinem Leben Verkehrtes getan habe? Na hören sie mal, das sind doch nur Kleinigkeiten - Peanuts im Vergleich zu einem Mörder.
Ich denke, das nimmt Gott gar nicht zur Kenntnis, das kehrt er unter den Teppich. Er wird sicher sagen: Schwamm drüber.
Bitte nicht persönlich werden!
Ach ich soll ihnen sagen, was ich getan habe? Jetzt wird es aber persönlich! Ich denke das geht sie eigentlich nicht an. Außerdem werden sie auch so ähnliches, wie ich schon gemacht haben. Vielleicht mal in der Schule gelogen oder einen Schokoriegel mitgehen lassen, oder als Kind mal ein zwei Euro oder damals Mark aus dem Portemonnaies der Eltern genommen, mal eine MP3 Musik Datei schwarz auf eine CD gebrannt oder ein Notlüge ausgesprochen. Das sind doch keine wirklichen schlechten Dinge. Das sind doch alles Dinge, die wir alle mal tun!
Aber so richtig haben wir doch damit niemanden geschadet - Da ist es doch halb so schlimm.
Was - ich soll diese Dinge einmal auf ein Blatt Papier aufschreiben? Muss das wirklich sein? Nun selbst, wenn ich sie auflisten auf ein Blatt Papier würde, vielleicht reicht da auch ein Blatt nicht, aber schuldiger würde ich mich dennoch nicht fühlen. Aber ich will nur nicht, dass sie auf dem Blatt Papier stehen, was würde denn meine Frau über mich denken, wenn sie diese Liste sieht oder meine Kinder oder meine Nachbarn?
Liebe Gemeinde,
ich habe sie mal mit hineingenommen in das Denken eines Menschen über das Thema Sünde. Wir merken doch so zum Ende hin wie so langsam seine Argumente beginnen auseinander zu fallen, je mehr er über das Thema Sünde nachdenkt.
Es ist nicht so, dass der Mensch sieht, dass er auch in seinem Leben versagt hat, aber er relativiert sein Versagen gegenüber anderen Menschen. Er findet andere, die noch schlechter sind als er.
Darum empfindet er sich nicht so schlimm: „Ich bin doch nicht so wie der ist!“
Ja er zieht es sogar so weit hinaus, dass er sagt, wenn ich nicht so schlimm bin, dann bedeutet das doch, dass ich für Gott in Ordnung sein muss, dass ich in den Himmel komme.
Genau diese Einstellung hatten auch die Pharisäer und Schriftgelehrten zurzeit Jesu im Umgang mit Menschen, die aus ihrer Sicht heraus Sünder waren. Dazu gehörte auch die Berufsgruppe der der Zolleinnehmer. Wir lesen dazu aus Matthäus 9,9-13:
9 Als Jesus weiterging und am Zollhaus vorbeikam, sah er dort einen Mann sitzen; er hieß Matthäus. Jesus sagte zu ihm: »Folge mir nach!« Da stand Matthäus auf und folgte Jesus.
10 Später war Jesus im Haus ´des Matthäus` zu Gast. Viele Zolleinnehmer und andere Leute, die als Sünder galten, waren gekommen und nahmen zusammen mit ihm und seinen Jüngern an dem Essen teil.
11 Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu den Jüngern: »Wie kann euer Meister nur zusammen mit Zolleinnehmern und Sündern essen?«
12 Jesus hörte das und erwiderte: »Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.
13 Geht und denkt einmal darüber nach, was jenes Wort bedeutet: ›Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer!‹ Dann versteht ihr, dass ich nicht gekommen bin, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder.«
Sicher hat er schon von Jesus gehört. Und er war auch von dem, was Jesus da sagte, fasziniert. Es hat ihn auch angesprochen. Er merkte, irgendwie war das, was Jesus sagte, genau das, was er schon immer in seinem Leben suchte. Eigentlich war der Reichtum und die Macht und alles, was er hatte, nur Ersatz für seine Sehnsucht, die ihn erfüllte.
Aber wirklich nur ein Ersatz, der vieles oder sogar alles offen ließ.
Ja und Jesus und er - das sind Welten, die sich voneinander trennten. Und dann ist es doch passiert. Da kam Jesus direkt auf ihn zu: Drei Worte hat er nur gesagt: „Folge mir nach!“
Nicht solche Worte, die man erwartet hätte, selbst er: „Du bist ein großer Sünder - du musst dich bekehren.“ Das war gar nicht das Thema. - „Folge mir nach!“
Da ergriff er die Chance seines Lebens und tat es. Keiner fragt nach seiner Vergangenheit, keiner fragte nach der Sünde, keiner fragte nach seinen Versagen - und Jesus tat es erst recht nicht!
Er bietet dem Matthäus einen Neuanfang an. Er ruft ihn in die Nachfolge und macht ihn zu seinem Jünger. Wie groß oder klein die Sünde vorher war, spielte bei Jesus hier keine Rolle. Einer, der am Unwahrscheinlichsten dazu geeignet erscheint, wird zum Jünger und später zum Apostel und einer der vier Evangelisten.
So kann sich das Leben eines Menschen verändern, wenn Jesus vorbei kommt. Und das kann auch bei uns heute passieren!
Für Matthäus hatte die Begegnung mit Jesus in vielfacher Hinsicht in seinem Leben Konsequenzen. Er gibt seinen Beruf auf; er folgt Jesus nach, wird zum Jünger, bereinigt seine Betrügereien. Und er macht ein großes Fest. Ein Fest für Zöllner und Sünder, ein Fest für Menschen, wie Du und ich, für Arm und Reich, für Menschen aus allen sozialen Schichten der Gesellschaft, besonders für die Ausgegrenzten. Und er lädt Jesus und seine Leute ein. Sie kommen miteinander ins Gespräch. Sie begegnen sich.
Aber Stopp geht das denn - die viele Sünder und der Heilige an einem Tisch. Darüber würde sich sicher der „Ich“ vom Anfang der Predigt aufregen. Darüber haben sich die Pharisäer und Schriftgelehrten aufgeregt. Aber die direkte Konfrontation mit Jesus haben sie auch gemieden. Darum haben sie die Jünger angesprochen und sich bei ihnen über Jesus aufgeregt: „Das geht doch nicht! -Dass Jesus mit den Sündern Tischgemeinschaft hat!“ -
Das geht doch nicht - oder geht es doch:
Was sagten Jesus dazu?
»Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Geht und denkt einmal darüber nach, was jenes Wort bedeutet: ›Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer!‹ Dann versteht ihr, dass ich nicht gekommen bin, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder.«
In den Augen Jesu ist der selbstgerechte Pharisäer, der auf andere Menschen herunterblickt, ein genauso großer Sünder, wie der Zolleinnehmer, der andere um sein Geld betrügt.
Und heute ist es vielleicht für den ersten Moment schwer zu verstehen, dass das Schwarzbrennen einer MP3 Datei auf eine CD, oder das Klauen eines 1-Euro Stückes aus dem Portemonnaies ein genauso großes Versagen vor Gott als Sünde vor Gott genauso schwer ist wie die Tat eines Kinderschänders und Mörders.
Aber letzten Endes geht es bei Gott nicht um die Tat der Sünde an sich, sondern um die Haltung, die dahinter steht. Es geht um die Sünde als Zustand, um das, was mich von Gott trennt, und das kann eine große aber auch ein kleine Sünde sein.
Sünde ist der Graben zwischen mir und Gott, den nur Gott durch Jesus Christus überwinden kann.
Und wenn ich meine ich bin im Vergleich zu anderen Menschen doch kein Sünder und Gott müsste mich doch lieben, dann bin ich auf dem Holzweg.
Es stimmt erst einmal die Aussage: „Gott liebt mich!“.
Das zweite, ob meine Sünde groß oder klein ist - Ich bin ein Sünder.
Das dritte Jesus fragt nicht nach der Sünde an sich - er ruft mich in die Nachfolge.
Das vierte - ich darf mit ihm Gemeinschaft haben, eine Gemeinschaft von Sündern, die seine Hilfe brauchen. Dazu bin ich eingeladen. Ich bin von ihm zu einer Tischgemeinschaft eingeladen.
Mit diesem Sonntag heut beginnt die Vorfastenzeit. Das heißt wir richten im Kirchenjahr langsam unseren Blick wieder auf die Passionszeit. Es ist die Zeit, in der wir in besonderer Weise dem Sterben und dem Leiden Jesu gedenken. Wir denken daran, dass Jesus Christus am Kreuz von Golgatha für uns und unsere Sünde gestorben ist. Er hat die Trennung zwischen Gott und uns Menschen überwunden, damit wir eine Zukunft haben, damit wir auf Gottes Ewigkeit hin leben können, damit wir frei werden von der Macht der Sünde.
Und noch etwas, wenn uns das bewusst ist, was wir da erfahren haben, dann lasst uns keine Türsteher mehr sein in Gottes ewigen Reich, sondern Boten, die Menschen einladen zu Gottes großes Fest:
In seinem Lied „Gott lädt uns ein“ sagt es Manfred Siebald in der 2. Strophe so:
In den Fabriken,
in den Boutiquen
steht noch so mancher Gast;
in unsern Klassen,
auf unsern Straßen
trägt mancher seine Last.
Denen, die schaffen,
denen, die hasten,
sagt: Alles ist bereit!
Denen, die schlafen,
denen, die rasten,
sagt: Es ist an der Zeit!
Als von Jesus Christus erneuerte Sünder werden wir ermutigt andere zu Gottes Fest einzuladen. Amen.