Weihnachten als Fest der Familie

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Weihnachten als Fest der Familie

Andacht zur Weihnachtsfeier - Gemeinschaft
Weihnachten 2012
... denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. 1. Lukas 2,7b
Liebe Gemeinde ,
in dem gerade aufgeführten Weihnachtspiel begegnete uns eine typische Mini-Familie: Mutter – Vater – Kind. Doch ganz so typisch ist dieses Familienbild in unserer Gesellschaft heute gar nicht mehr. Das Bild der Familien heute in unserer Gesellschaft ist sehr verschieden geprägt. Oft sind es Patchwork-Familien, das heißt zusammengewürfelte Familien, die prägend sind. In der Kirche gibt richtige Studien zu den gesellschaftlichen Veränderungen des Familienbildes. Auch das Rollenbild der Eltern in unserem Spiel ist nicht mehr das bestimmende.
Aber ich will heute Nachmittag keine Gesellschaftsanalyse machen. Das Kind begegnet uns jedenfalls, wie so vor-pubertäre Kinder sind, einerseits aufsässig und andererseits auch recht naiv und fast verspielt.
Bei den Eltern steht der Wunsch nach so einer richtigen „seligen Familienweihnachtsfeier“. Alles wird dafür getan. Das heißt die Mutter tut es. Der Vater wartet darauf. dass es getan wird.
Noch begegnet uns Weihnachten hier als Fest der Idylle mit Weihnachtsliedern und gutem Essen, wie es sich viele Deutsche irgendwie nach wie vor wünschen.
Weihnachten als Fest der Familie, darum muss auch das Kind pünktlich zum Abend zu Hause sein. Weihnachten als Fest der Geschenke. Alle Klischees, die man sich vorstellt, sind vorhanden.
Haben sie sich vielleicht auch einmal die Frage gestellt: Kann man Weihnachten auch ohne Gott feiern?
Ja man kann es. Wir brauchen Gott nicht dazu. Weihnachten ohne Gott ist möglich.
Und es wird auch so gefeiert.
Denken wir nur einmal an das DDR-Weihnachtslied, das auch heute noch gern gesungen wird:
Sind die Lichter angezündet,
Freude zieht in jeden Raum. 
Weihnachtsfreude wird verkündet,
unter jedem Lichterbaum.
Leuchte Licht mit hellem Schein,
überall, überall soll Freude sein.
Wir können ja das Fest mit anderen Inhalten füllen. Ich habe es ja schon angedeutet:
Weihnachten als
Fest der Liebe
Fest der Familie
Fest der Kinder
Fest der Geschenke
Fest des Lichtes
usw.
Aber warum braucht man denn überhaupt einen Inhalt. Man kann ja auch feiern um des Feiern willen.
Und dann könnte es auch über uns und unserem Weihnachtsfest mit allem Feiern und mit allem Rummel heißen, wie es damals in der Weihnachtsgeschichte hieß:
... denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. 1. Lukas 2,7b
Wenn wir in einer schönen Krippe Maria, Joseph, das Kind und die Hirten sehen, dann wird es uns richtig warm ums Herz. Vielleicht kommt da sogar in uns eine gewisse religiöse Ehrfurcht auf. Dann haben wir selber auch ein Stück Sehnsucht nach einer seligen Weihnachtszeit.
Doch eigentlich war diese Situation eine absolute Krise, eine ganz schlimme Sache und damit wird sie zur erschütterndsten und zur ergreifendsten Aussage der Weihnachtsgeschichte „... keinen Raum in der Herberge“.
Gott hat keinen Platz auf dieser Erde.. Es findet sich kein Ort, wo er ankommen kann. Nirgendwo wird er begrüßt. Nirgendwo ist er willkommen. Keiner will ihn …!
Sicher kann man dafür viele gute und wichtige Gründe aufführen, dass dieses Kind, dass der Gottes Sohn, in einem Stall zur Welt kommen musste und nicht in dem Zimmer eines Gasthauses.
Da gab es die ökonomischen Gründe. Natürlich waren die Gasthäuser durch die Volkszählung des Kaiser Augustus überfüllt, und wer das nötige Kleingeld hatte, der war eben besser dran. Der hatte eben die Möglichkeit durch Bestechung noch ein Zimmer zu bekommen. Da stand dieses junge Paar aus Nazareth, das vielleicht noch nicht einmal bettelarm war, aber auch nicht vermögend, doch nicht oben auf der Liste der die ein Zimmer bekommen, selbst wenn die Frau hochschwanger ist.
Das nächste ist, durch das ganze Hin und her der Volkszählung waren die Menschen so gut wie mit sich selbst beschäftigt: Ich habe mit mir selbst genug zu tun, da kann ich mich nicht um andere kümmern.“
Ja und wenn da einer dann immer noch ein Ohr für das Religiöse hatte, dann er erwartete er Gott bestimmt nicht in einem Kleinkind. Und erst recht nicht in einem Kind dessen Eltern aus Nazareth waren. Geflügeltes Wort: „Was kann aus Nazareth gutes kommen.“
Also wer beschäftigt sich mit einem Gott, der als Kind zur Welt kommt? In Juda braucht man einen starken Gott? Einen Messias, der die Römer aus dem Land vertreibt. Man braucht einen starken Gott um wieder Hoffnung zu haben. Da ist einfach kein Platz für einen Gott, der als Kind in diese Welt kommt.
Mal ehrlich, kann man das aus menschlicher Sicht, den Menschen damals verübeln, das sie so dachten und handelten?
Wie hätten wir als Menschen im Jahr 2012 denn reagiert?
Stellt euch einmal vor, da steht jemand vor eurer Tür und bittet um Obdach. „Würden wir einen Platz in der Herberge haben?“
Diese Frage stelle ich mir in dieser Adventszeit immer wieder einmal? Gerade beim Nachdenken über die verschiedene Bibeltexten oder beim Lesen von verschiedenen Weihnachtsgeschichten und auch bei der Begegnung mit Menschen.
Was wäre unsere Antwort auf diese Frage? Würden wir es tun oder würden wir es nicht tun – letzteres vielleicht nicht, weil wir Angst haben. Vielleicht nicht einmal darum ein paar Euros dafür opfern zu müssen, sondern dass das ganze längerfristige Veränderungen nach sich ziehen könnte, die wir nicht wollen.
Wir leben im wohlbehüteten noch recht dörflich geprägten Fraureuth oder den Orten drum herum, wo uns noch relativ wenig wirklich brisante Not begegnet! Sicher gibt es auch hier Menschen, die in Not sind. Doch manche verstecken sich mit ihrer Not. Sie wollen nicht entdeckt werden. Und dann kann es auch zu spät sein.
Aber in den Großstädten ist die Not der Menschen oft viel offensichtlicher. Man kann sie mehr sehen. Sicher kann nicht jeder jeden helfen. Das muss uns auch bewusst sein. Und manchmal muss man erst einmal fragen, wie sieht denn wirklich richtige Hilfe für den anderen aus. Hilfe muss normalerweise Hilfe zur Selbsthilfe werden.
Wenn ich einem alkoholkranken Bettler 5 Euro gebe, weil er mich darum bettelt. Dann ist das keine Hilfe. 5 Minuten später ist er im Supermarkt und holt sich eine Flasche Schnaps. Und er pflegt seine Alkoholkrankheit weiter.
Aber schon die Weihnachtsgeschichte macht uns deutlich, dass die Frage nach dem Nächsten sogleich immer die Frage nach Gott ist. Es stellt sich darum auch für uns heute die Frage, wo findet Gott bei uns heute im Jahr 2012 Herberge? Sehen wir in dem anderen Christus?
Wie kann darum heute Weihnachten Weihnachten werden?
Die Eltern im Weihnachtsspiel bemühten sich um ein idyllisches Weihnachtsfest. Das Kind führte es ad absurdum.
Es wurden Geschenke gekauft – irgendwelche Wohlstandsgeschenke, ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse und Wünsche des anderen. Man schenkte halt irgend etwas!
Kein Wunder, dass das Kind ausstieg und sich zu dem seltsamen Paar in die Garage verzog.
Aber auch da war von Geschenken die Rede. Von Geschenken eines Vaters, der für sie sorgte. Von einem Vater, der sich um sie sorgt. Der zwar die Menschen nicht im Luxus und Wohlstand leben lässt, der ihnen eine Unterkunft für die Nacht und essen und Trinken gibt. Und das Paar und ihr Kind sind dafür dankbar. Dieser Vater ist jemand, dem man vertrauen kann. Das Kind beginnt es langsam zu begreifen, das hier etwas anders ist. Beginnt zu begreifen, dass hier wirklich Weihnachten geschieht, dass Gott kommt und sich um die Menschen sorgt.
Und genau hier liegt der Schlüssel von Weihnachten, dass wir Wegsehen von dem Weihnachten des Wohlstandes und lernen Hinzusehen auf das Weihnachtsfest der Verheißung. Es ist die Verheißung, die auch noch 2012 Jahre später nicht an Bedeutung verloren hat und die auch für uns heute gilt:
„… denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ Lukas 2,11
Darum lassen wir uns ganz neu von dieser Verheißung ergreifen. Lassen wir uns von dieser Verheißung verändern. Bewerten wir für uns ganz persönlich Weihnachten neu. Und geben wir dem Kind bei uns einen Raum in der Herberge.
Amen.
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