Ist mir doch egal
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Ist mir doch egal!
Ist mir doch egal!
Liebe Gemeinde,
auf dem Fernsehsender SAT1 läuft eine Fernsehsendung, die heißt „Die strengsten Eltern der Welt“. Dabei geht es um Kinder, bei denen die elterliche Erziehung versagt hat. Die Kinder haben eine total frustrierende Lebenseinstellung. „Nichts leisten müssen, aber alles haben wollen.“ „Die anderen müssen für sie da sein, sie wollen aber nicht für andere da sein.“ Um diese Lebenseinstellung zu ändern, werden die Kinder irgendwo weit weg z.B. in den afrikanischen Dschungel für 14 Tage zu den strengsten Eltern der Welt geschickt. Und das Ganze funktioniert, weil die Kinder denken es geht in einen Partyurlaub in die weite Welt. Dabei werden sie in die strenge Elternschule gelockt. Es fließen dann viele Tränen und es entsteht viel Frust und Ärger, aber sie werden verändert. Ob es nun auch in Wirklichkeit so funktioniert oder ob es vom Fernsehen geschönt wird, meistens werden sie in dieser Zeit verändert, kehren um, „tun Buße“ - also ändern ihren Lebensweg und ihre Beziehungen zu ihren Eltern.
Heute ist der Buß- und Bettag eigentlich auch so ein Tag, wo wir ermutig werden „Buße zu tun“ , das heißt doch über unseren Lebensweg nachzudenken, auch über unser Leben als Christ.
Wie sieht unser Christsein aus?
Was erwarten wir davon, dass wir Christen sind?
Erhoffen wir uns nicht davon ein glückliches Leben, Wohlergehen und Gottes Segen, vielleicht sogar einen gewissen Wohlstand.
Erwarten wir vielleicht nicht sogar, dass Gott uns segnet. Wenn wir fest glauben und Gott treu sind - dann muss uns doch Gott segnen?
Sind das nicht unsere Erwartungen an Gott? Es gibt sogar eine Richtung im Christentum, besonders in Amerika, die propagiert so ein Wohlstandsevangelium.
Aber andersherum stellt sich uns die Frage: Was tun wir für uns Christsein? Wozu sind wir bereit? Sind wir bereit Zeuge dafür zu sein? Sind wir bereit dafür Opfer zu bringen? Sind wir bereit uns zu Jesus Christus zu bekennen?
Oder sagen wir: „Ist mir doch egal - Hauptsache mir geht es als Christ gut!“
Es sind Fragen, die auch der auferstandene und erhöhte Christus einer Gemeinde im Buch der Offenbarung gestellt hat. Im letzten der sieben Sendschreiben schreibt er an die Gemeinde in Laodizea. Dabei stellt er nicht nur Fragen, sondern übt richtig harsche Kritik.
Wir lesen Worte aus der Offenbarung 3,14-22:
15 Ich weiß, wie du lebst und was du tust; ich weiß, dass du weder kalt noch warm bist. Wenn du doch das eine oder das andere wärst!
16 Aber weil du weder warm noch kalt bist, sondern lauwarm, werde ich dich aus meinem Mund ausspucken.
17 Du sagst: ›Ich bin reich und habe alles im Überfluss, es fehlt mir an nichts‹, und dabei merkst du nicht, in was für einem jämmerlichen und erbärmlichen Zustand du bist – arm, blind und nackt.
18 Ich rate dir: Kaufe bei mir Gold, das im Feuer gereinigt wurde, damit du reich wirst, und weiße Kleider, damit du etwas anzuziehen hast und nicht nackt dastehen und dich schämen musst. Kaufe auch Salbe, und streiche sie dir auf die Augen, damit du wieder sehen kannst.
19 So mache ich es mit allen, die ich liebe: Ich decke auf, was bei ihnen verkehrt ist, und weise sie zurecht. Darum mach Schluss mit deiner Gleichgültigkeit und kehre um!
20 Merkst du nicht, dass ich vor der Tür stehe und anklopfe? Wer meine Stimme hört und mir öffnet, zu dem werde ich hineingehen, und wir werden miteinander essen – ich mit ihm und er mit mir.
21 Dem, der siegreich aus dem Kampf hervorgeht, werde ich das Recht geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, so wie auch ich den Sieg errungen habe und jetzt mit meinem Vater auf seinem Thron sitze.
22 Wer bereit ist zu hören, achte auf das, was der Geist den Gemeinden sagt!«
Liebe Gemeinde,
da kann man nur sagen: „ Mensch sind die von sich eingebildet!“ Wir sind reich und brauchen nichts! Wir sind stolz auf das, was wir als Gemeinde geschafft haben. Wir sind stolz auf unsere wunderprächtige Kirche. Wir sind stolz auf unser supermodernes Gemeindezentrum mit Gemeindesaal, Gemeindeküche und 10 Funktionsräumen. Wir sind stolz auf unser wöchentliches Gemeindeprogramm mit bis zu 10 Veranstaltungen pro Tag. Wir sind stolz auf unsere Gemeindediakonie. Keiner wird beim Geburtstagsbesuchsdienst vergessen. Wir haben einen eigenen Sozialdienst. Und erst recht unsere Gottesdienste - jeden Sonntag 3 Stück - für jeden einen anderen mit Posaunenchor, Kirchenchor, Band, Theatergruppe und noch vieles mehr. Unser Gemeindeleben funktioniert, ist das nicht super? Wir können zufrieden sein?
Aber dann kommt doch so ein Brief - so eine Art Visitationsbericht: Und wissen sie, was da in dem Brief steht, das ist furchtbar, eigentlich niederschmetternd. „Ich kenne deine Werke. Ich weiß bei euch ist immer viel los. Da gibt es eine ganze Menge Angebote in eurer Gemeinde Tag für Tag, Woche für Woche und Geld spielt bei euch auch kaum eine Rolle. Die Spenden fließen, aber wie sieht es hinter euren Kulissen in der Gemeinde aus?“
Jesus gibt sich als nicht mit dem Augenscheinlichen zufrieden. Er schaut nicht auf die Quantität des Gemeindelebens, sondern er fragt nach der Qualität. Er macht sozusagen einen Gemeinde-TÜV. Er nimmt die Christen in Laodizea auf den Prüfstand. Er nimmt auch uns und unsere Gemeinde auf den Prüfstand. Die Mängelliste von Laodizea beinhaltete zwei brisante Punkte: Lauheit und Selbsttäuschung.
Ich trinke ja sehr viel Kaffee, und da ich immer große Becher nehme, wird der Kaffee mit der Zeit recht lau. Umso lauer er ist, umso schlechter schmeckt er. Für einen richtigen Kaffeesachsen gilt heiß, weiß und süße.
Nun mir schmeckt er schon mit heiß und ein wenig weiß.
Bei der Lauheit der Gemeinde fällt Jesus ein hartes Urteil: „Ich werde dich ausspeien aus meinem Munde“ Was bedeutet hier „lau“? Im Synonymwörterbuch findet man dazu die Begriffe „halbherzig“ und „lustlos“.
Nun ein halbherziges und lustloses Gemeindeleben, wo alles läuft, weil es läuft, weil es laufen muss.
Das kann ich mir gut vorstellen. Und sicher gibt es die, die noch einiges in der Gemeinde mitmachen, vielleicht aus Gewohnheit, aus Tradition, aus Verpflichtung oder aus anderen Gründen.
Dann gibt es die, die getauft sind, konfirmiert und getraut wurden. Aber sonst hat niemand in das Privat- und Glaubensleben rein zureden, auch Gott nicht. Ich bestimme es selbst. Halbherziges Christsein ist daher falsche Selbstbestimmung.
Es ist ein lustloses Christsein, auf Sparflamme, wo man keine Freude am Bibellesen und Gebet hat und auch keine Freude an der Gemeinschaft mit anderen Christen.
Kein Wunder, dass dann Jesus einen schalen Geschmack in den Mund bekommt und das ganze ausspucken möchte.
Den zweiten Punkt den Jesus gegenüber der Gemeinde auf seine Mängelliste setzte war die Selbsttäuschung.
Laodizea prahlt mit seinem wirtschaftlichen Reichtum, die Spenden fließen reichlich.
Aber die Christen in Laodizea behaupteten eben nicht nur wirtschaftlich reich zu sein, sondern auch geistlich.
Doch Jesus macht deutlich, dass der äußere Schein trügt. Durch ihr halbherziges Christsein, durch ihr angepasstes Christsein waren sie eigentlich elend, bedürftig und arm. Sie konnten im geistlichen Sinne nicht mehr zwischen richtig und falsch unterscheiden. Sie hielten sich mit ihrem Christsein für vorzeigbar und präsentabel - doch das Urteil von Jesus lautet „Ihr seid in Wirklichkeit nackt!“
Nun Jesus wäre nicht Jesus, wenn er der Gemeinde nicht eine Therapie verordnet, wenn er ihr nicht den Weg der Heilung aufzeichnet.
Es ist eine dreifache Therapie:
- Gold kaufen, das vom Feuer geläutert ist, damit die Gemeinde reich werde.
- weiße Kleider kaufen, damit sie diese anzieht und die Schande der Nacktheit beseitigt ist.
- Augensalbe kaufen, um die Augen zu salben, damit sie sehen kann.
Dabei verstehen auch gerade die Christen in Laodizea genau die Therapie, mit der Jesus Christus wirbt. Denn Laodizea war ein großes Bank- und Finanzzentrum in der damaligen Welt, es hatte eine gut florierende Wollindustrie mit einer ganz besonderen Wollart und es war ein Heilzentrum mit verschiedenen Ärzteschulen.
So wird deutlich, was die Gemeindeglieder bei Jesus einzukaufen haben: Gold, weiße Kleider und Augensalbe.
Beim Gold werden wir an das Gleichnis vom Schatz im Acker erinnert. Da setzt einer alles dran um den einen Acker zu erwerben, wo der Schatz drin ist. Auch Jesus bietet den Christen damals und uns heute ein Gold an, der allen Besitz übertrift. Dieses Gold heißt Gemeinschaft mit Gott. Dafür lohnt es sich einzusetzen.
Die weißen Kleider sollen die „Schande der Nacktheit“ bedecken. Adam und Eva erkannten nach dem Sündenfall, dass sie nackt sind - ihnen wurde ihre Sünde bewusst. Darum ist die Sündenvergebung bei und durch Jesus ein neues Einkleiden. Hier verliert die Sünde ihre Macht über mich. Ich werde frei von mir selbst. Ich werde frei von den vielen Dingen, die mich gefangen nehmen.
Und dann kommt Freude auf - darum ist eigentlich der Buß- und Bettag ein Freudentag. Deshalb wird hier von weißen Kleidern gesprochen. Haben sie schon einmal eine Braut gesehen, die traurig ist?
Nun der dritte Teil der Therapie ist die Augensalbe. Als Kind gehörte ich immer zu denen, die regelmäßig in die Augenklinik mussten, um irgendwelche Splitter herauszuholen. Da wurde dann Augensalbe zur Linderung und zur Heilung in die Augen gemacht.
Augensalbe nimmt den Schleier weg, der den Blick des Glaubens trübt. Wir können wieder klar sehen. Zuerst kann man sich selbst sehen. Ich kann mich sehen, mich in meiner lauwarmen Halbherzigkeit, mich mit meinem lustlosen christsein. Und dann höre ich die Stimme von Jesus: Kehre um - Tue Buße! Dann sage ich nicht mehr „Ist mir doch egal“ Sondern ich bin bereit mich verändern zu lassen, wie vielleicht die jungen Leute bei den strengsten Eltern der Welt. Jesus gibt mir die Chance zur Veränderung. Ich kann mit meiner Halbherzigkeit Schluss machen und mit ganzem Herzen dabei sein.
Ich darf jetzt bei Jesus sein. Darf mit ihm Gemeinschaft haben. Er steht an der Tür und klopft - ich muss ihn herein lassen. Bin ich bereit dazu? Sind wir bereit dazu?
Amen.