Mt 22,1-14: Wer ist auserwählt, an Gottes Fest teilzunehmen?

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Hintergrund und Zusammenfassung

Die religiösen Führer fragen Jesus, aus welcher Vollmacht er im Tempel lehrt. Jesus stellt die Gegenfrage, ob die Taufe des Johannes vom Himmel oder von Menschen war. Sie sagen, sie wissen es nicht, denn sie fürchten das Volk, das Johannes für einen Propheten hält. Jesus antwortet: Dann sage ich euch auch nicht, in welcher Vollmacht ich dies tue. Und er veranschaulicht ihnen in zwei Gleichnissen ihre Rebellion gegen Gott:
Mit dem Gleichnis von den 2 Söhnen, zeigt er, dass die Zöllner und Huren eher ins Reich Gottes kommen als sie, weil sie der Bußbotschaft des Johannes nicht geglaubt haben, jene aber schon.
Mit dem Gleichnis von den Weinberg-Pächtern geht Jesus noch weiter: Er sagt, dass das Reich Gottes von ihnen genommen und einem Volk gegeben wird, das seine Früchte bringen wird.
Nun folgt das dritte Gleichnis. Es beginnt im Gegensatz zu den anderen beiden Gleichnissen mit “Das Reich der Himmel gleicht ...”. Damit schließt es an die Himmelreichsgleichnisse aus Mt 13, Mt 18 und Mt 20 an und hebt sich damit von den beiden vorigen Gleichnissen ab: Jene waren für die obersten Juden klar verständlich. In den Himmelreichsgleichnissen redete Jesus - jedenfalls zum Teil - von Geheimnissen, die die Menge und die obersten Juden nicht verstehen konnten (siehe Mt 13,10-17), die aber seinen Jüngern - und somit uns - umso mehr zu sagen haben.
Hier ein Zusammenfassung des Gleichnisses:
Ein König lässt die Geladenen zum Hochzeitsfest für seinen Sohn rufen, aber sie wollen nicht kommen. Als der König noch einmal Boten sendet, werden diese von manchen ignoriert, von anderen sogar misshandelt und getötet. Da lässt der König die Aggressoren töten und schickt seine Diener aus, um alle die sie auf den Straßenkreuzungen finden, einzuladen. Der Saal wird voll mit Guten und Bösen. Als sich der König die Gäste anschaut, sieht er einen Mann, der sich ohne Hochzeitsgewand eingeschlichen hat. Der König lässt ihn binden und in die äußerste Finsternis werfen.
Jesus schließt die Rede mit den Worten: "Denn viele sind berufen/geladen, aber wenige sind auserwählt!"

Detail

Es gibt ein ähnliches Gleichnis in Lk 14,16–24. Aber da die Gelegenheit und Zeit eine andere war und auch der Inhalt sich an einigen Stellen deutlich unterscheidet, handelt es sich nicht um dieselbe Gleichnisrede Jesu.
In den vorigen beiden Gleichnissen forderte der Vater etwas von seinen Söhnen und der Besitzer des Weinbergs von den Pächtern. In diesem Gleichnis lädt der König zum Hochzeitsfest seines Sohnes ein. Er fordert nicht, er beschenkt großzügig.
Offenbar spricht Jesus vom Volk Israel und besonders von seinen Obersten, die Gott zu seinem Fest eingeladen hat. Es geht um das große Fest im Friedensreich des Messias (Millenium):
Jesaja 25,6–9 (SLT)
Und der Herr der Heerscharen wird auf diesem Berg allen Völkern ein Mahl von fetten Speisen bereiten, ein Mahl von alten Weinen, von fetten, markigen Speisen, von alten, geläuterten Weinen. Und er wird auf diesem Berg die Schleierhülle wegnehmen, die alle Völker verhüllt, und die Decke, womit alle Nationen bedeckt sind. Er wird den Tod auf ewig verschlingen. Und Gott, der Herr, wird die Tränen abwischen von allen Angesichtern und die Schmach seines Volkes hinwegnehmen von der ganzen Erde. Ja, der Herr hat es gesprochen.
Und an jenem Tag wird man sagen: Seht, das ist unser Gott, auf den wir gehofft haben, daß er uns rette; das ist der Herr, auf den wir hofften; nun laßt uns frohlocken und fröhlich sein in seiner Rettung!
Matthäus 8,11 (SLT)
Ich sage euch aber: Viele werden kommen vom Osten und vom Westen und werden im Reich der Himmel mit Abraham, Isaak und Jakob zu Tisch sitzen,
Siehe auch Offb 19,7-9.
Israel ist zuerst zu dem Fest eingeladen, aber schon Jesaja schreibt, dass alle Völker daran teilnehmen werden.
Jesus hatte wohl auch Spr 9,1—5 im Sinn, als er dieses Gleichnis sprach.
Wie schon im vorhergehenden Gleichnis zeigt Jesus, dass Gott mehrmals durch seine Boten geredet hat, dass seine Botschaft aber ignoriert wurde und seine Boten sogar misshandelt und getötet wurden. Er zeigt, dass es nur gerecht ist, wenn Gott dieses Verhalten bestraft und sich würdigere Festgäste sucht.

Die Bedeutung und Erfüllung des ersten Teils des Gleichnisses

Dieses prophetische Gleichnis hat sich an den Juden in der Geschichte erfüllt:
Johannes, Jesus und seine Jünger luden die Juden - die ursprünglich Geladenen, denen die Verheißungen galten - zum messianischen Fest ein, indem sie sie zur Umkehr aufriefen und sagten, dass Gottes Königreich (das messianische Friedensreich) nahe gekommen war. Sie sagten: Leute, macht euch bereit zum messianischen Festmahl, indem ihr umkehrt und eure Sünden abwaschen lasst. Ihr müsst nichts mitbringen, keinen Eintritt bezahlen, aber ihr müsst euch rein waschen lassen.
Doch im Großen und Ganzen wollten sie - allen voran die Obersten des Volkes - der Einladung nicht folgen.
Zu bzw. nach Pfingsten boten die Apostel das Königreich Gottes noch einmal den Juden an:
Apostelgeschichte 2,38–39 (SLT)
Da sprach Petrus zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden; so werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Denn euch gilt die Verheißung und euren Kindern und allen, die ferne sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird.
Apostelgeschichte 3,19–21 (SLT)
So tut nun Buße und bekehrt euch, daß eure Sünden ausgetilgt werden, damit Zeiten der Erquickung vom Angesicht des Herrn kommen und er den sende, der euch zuvor verkündigt wurde, Jesus Christus, den der Himmel aufnehmen muß bis zu den Zeiten der Wiederherstellung alles dessen, wovon Gott durch den Mund aller seiner heiligen Propheten von alters her geredet hat.
Apostelgeschichte 3,24–26 (SLT)
Und alle Propheten, von Samuel an und den folgenden, so viele geredet haben, sie haben auch diese Tage im voraus angekündigt. Ihr seid Söhne der Propheten und des Bundes, den Gott mit unseren Vätern schloß, als er zu Abraham sprach: »Und in deinem Samen sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde«. Euch zuerst hat Gott, als er seinen Knecht Jesus erweckte, ihn gesandt, um euch zu segnen, indem ein jeder von euch sich von seiner Bosheit bekehrt!
Doch auch in dieser zweiten Einladungswelle, wurde die Einladung von den meisten Juden abgelehnt:
Den einen war ihr Acker wichtiger als Gottes Einladung, den anderen ihr Gewerbe - für jeden war seine irdische Beschäftigung wichtiger als das, wozu Gott ihn rief. Ähnliches zeigt der Herr im Gleichnis von den 4 Ackerböden (Mk 4,19):  Die Sorgen dieser Weltzeit, der Betrug des Reichtums und die Begierden nach anderen Dingen ersticken das Wort (der Einladung).
Nach der Ablehnung des Evangeliums durch den Großteil der Juden, ging die Einladung zu Gottes Festmahl nun auch an die Heiden: Der äthiopische Kämmerer, Kornelius und sein Haus und dann die Missionsreisen. Jerusalem dagegen wurde durch die Römer zerstört.
Apostelgeschichte 13,46–47 (SLT)
Da sagten Paulus und Barnabas freimütig: Euch mußte das Wort Gottes zuerst verkündigt werden; da ihr es aber von euch stoßt und euch selbst des ewigen Lebens nicht würdig achtet, siehe, so wenden wir uns zu den Heiden. Denn so hat uns der Herr geboten: »Ich habe dich zum Licht für die Heiden gesetzt, damit du zum Heil seist bis an das Ende der Erde!«
Die Apostelgeschichte endet so:
Apostelgeschichte 28,28–31 (SLT)
So sollt ihr nun wissen, daß das Heil Gottes zu den Heiden gesandt ist; und sie werden auch hören! Und als er das gesagt hatte, gingen die Juden weg und hatten viel Wortwechsel miteinander.
Paulus aber blieb zwei Jahre in einer eigenen Mietwohnung und nahm alle auf, die zu ihm kamen; und er verkündigte das Reich Gottes und lehrte von dem Herrn Jesus Christus mit aller Freimütigkeit und ungehindert.

Das Hochzeitsgewand

Da die Knechte alle zur Hochzeit einluden, die sie auf den Straßen fanden, können wir davon ausgehen, dass sie nicht alle die geeigneten Feierkleider besaßen, sondern diese vom König bereitgestellt bekamen.
In diesem Zusammenhang ist das Hochzeitsgewand die Gerechtigkeit Christi (Vgl. Phil 3,9 und Jes 64,5), das unwürdige Gewand ist die eigene Gerechtigkeit oder im weiteren Sinn, die eigenen Vorstellungen und Wege, wie Menschen vor Gott bestehen wollen. Sie stellen sich Gott und seine Beurteilung irgendwie so vor, dass sie akzeptiert werden.
Zum Gewand der Gerechtigkeit siehe auch Jesaja, wo die Wiederherstellung Israels im messianischen Reich beschrieben wird:
Jesaja 61,10 (SLT)
Ich freue mich sehr in dem Herrn, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir Kleider des Heils angezogen, mit dem Mantel der Gerechtigkeit mich bekleidet, wie ein Bräutigam sich den priesterlichen Kopfschmuck anlegt und wie eine Braut sich mit ihrem Geschmeide schmückt.
Sacharja 3,1–5 (SLT)
Und er ließ mich den Hohenpriester Jeschua sehen, wie er vor dem Engel des Herrn stand; der Satan aber stand zu seiner Rechten, um ihn anzuklagen. Da sprach der Herr zum Satan: Der Herr schelte dich, du Satan; ja, der Herr schelte dich, er, der Jerusalem erwählt hat! Ist dieser nicht ein Brandscheit, das aus dem Feuer herausgerissen ist?
Jeschua aber hatte unreine Kleider an und stand doch vor dem Engel. Und er begann und sprach zu denen, die vor ihm standen: »Nehmt die unreinen Kleider von ihm weg!« Und zu ihm sprach er: »Siehe, ich habe deine Sünde von dir genommen und lasse dir Festkleider anziehen! Und ich habe geboten: Man setze einen reinen Kopfbund auf sein Haupt!« Da setzten sie den reinen Kopfbund auf sein Haupt und bekleideten ihn mit Gewändern, während der Engel des Herrn dabeistand.
Es gibt nur eine Gerechtigkeit, die uns vor Gott würdig macht, und das ist die Gerechtigkeit aus Glauben. Manche sind Teil der äußerlichen Gemeinde Jesu, die im Herzen dieses Gerechtigkeit nicht angenommen haben. Die Anrede “Freund” unterstreicht, dass es um ein Naheverhältnis geht, also um Gemeindemitglieder, um bekennende Christen, die am Fest Gottes dabei sein wollen und die meinen, dabei zu sein. Aber sie erfüllen nicht die Voraussetzungen. Sie besitzen nicht das Heilsgewand Gottes, sie haben nicht seine Gerechtigkeit aus Glauben sondern ihre eigene Gerechtigkeit. Sie sind noch in ihren Sünden. Daher müssen sie in die Verdammnis, in die Finsternis fern vom Angesicht Gottes.
Siehe dazu auch Zefania:
Zefanja 1,7–8 (SLT)
Seid still vor dem Angesicht Gottes, des Herrn! Denn nahe ist der Tag des Herrn; denn der Herr hat ein Schlachtopfer zubereitet, er hat seine Geladenen geheiligt. Und es wird geschehen am Tag des Schlachtopfers des Herrn, dass ich die Fürsten und die Königssöhne strafen werde und alle, die sich in fremde Gewänder hüllen;
Das neue Testament lehrt uns aber auch, dass die feine Leinwand, mit der die Braut Christi bei der Hochzeit des Lammes angezogen sein wird, die gerechten Taten der Heiligen darstellt (Offb 19,8) und dass das Anziehen des Herrn Jesus Christus praktische Heiligung bedeutet (Röm 13,14; Eph 4,24). Das ist kein Widerspruch zur Rechtfertigung aus Gnade und ohne Werke, denn die Schrift zeigt auch klar, dass der Glaube ohne Werke tot ist (Jak 2,26). Wer wirklich im Glauben die Gerechtigkeit Christi anzieht, die allein aus Gnade gegeben wird, nicht aus Werken, der wird den Herrn Jesus Christus auch im praktischen Sinn anziehen und Früchte der Heiligung bringen. Auch das sind letztlich nicht unsere eigenen Werke, denn Christus ist nicht nur unsere Gerechtigkeit, sondern auch unsere Heiligung (1Kor 1,30). Auch unsere guten Werke sind von Gott geschaffen und uns zur Ausführung gegeben (Eph 2,10).

Viele sind berufen, aber nur nur wenige sind auserwählt

Matthäus 22,14 (NLB)
Denn viele sind eingeladen, aber nur wenige sind auserwählt.«
Diese Übersetzung zeigt den Zusammenhang zwischen der Einladung zur Hochzeit und der Erwählung zur Teilnahme. In den meisten deutschen Übersetzungen geht die Tatsache unter, dass mit einladen und berufen dasselbe griechische Wort kaleo übersetzt wird.
Am Ende sind nur diejenigen auserwählt, am Fest Gottes teilzunehmen,
die den Ruf Gottes nicht ignorieren, sondern ihm folgen,
die Christus im Glauben anziehen und auf nichts sonst hoffen, was die Annahme bei Gott und damit die Teilnahme an seinem ewigen Fest betrifft.

Anwendung

Wie wunderbar ist es, eingeladen zu sein zum großen Fest, zum wahren Fest, das alle Parties und Feste dieser Welt in den Schatten stellt. Und egal woher wir kommen und was wir angestellt haben - wir brauchen keine andere Qualifikation als Umkehr und Vertrauen auf Christus.
Wir dürfen dankbar, dass wir als wilde Ölzweige an der Wurzel und Fettigkeit des edlen Ölbaums Anteil bekommen haben und wollen uns nicht überheben, sondern Gottes Strenge und Güte erkennen und in seiner Güte bleiben. (Röm 11,17-24)
Wir müssen uns hüten, Gottes Einladung zu ignorieren. Es gibt Vieles, was uns von Gottes Reden abhalten will, und am Ende ist es egal ob es Familie, Beruf, Vergnügen oder was auch immer ist - alles, was uns so sehr beschäftigt bzw. was uns so wichtig ist, dass wir uns nicht die Zeit nehmen, auf Gott zu hören und seiner Einladung zu folgen, bringt Verderben. Wir müssen das nüchtern erkennen und die Prioritäten richtig setzen.
Lasst uns dem Herrn danken, dass wir seine Gerechtigkeit haben dürfen, denn wir könnten ihm sonst nicht nahen, und schon gar nicht an seinem großen Fest teilnehmen. Lass uns ihm auch danken, dass Christus unsere Heiligung ist und dass wir uns täglich mit seinem Wesen bekleiden dürfen. Wir wollen heute die guten Werke erkennen, die Er für uns bereitet hast, um sie im Vertrauen auf Ihn ausführen zu können.
Wir wollen unsere Berufung und Auserwählung fest machen, indem wir eifrig bestrebt sind, im Glauben den Tugenden des Herrn Jesus nachzueifern (2Petr 1,5-11).
Wir sind nicht nur Eingeladene sondern auch Einladende. Wir wollen uns bewusst machen, welch großartige Einladung wir aussprechen. Lasst uns würdige Repräsentanten unseres Königs sein,
die seine Botschaft nicht verzerren,
die keine falschen Bedingungen zur Teilnahme am Fest verkündigen
und die nicht die Großartigkeit des Festes durch ihre freudlose Ausstrahlung oder durch ihre Worte schmälern.
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