Freundlichkeit als Frucht des Geistes: Zwischen Bill Gates und Bedienerfreundlichkeit Gal 5,22
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· 21 viewsWas meint die Bibel mit Freundlichkeit? Überraschend: Wie lebte Jesus Freundlichkeit vor? Wie leben wir Freundlichkeit als Frucht des Geistes nach?
Notes
Transcript
Einleitung
Einleitung
Aus dem Leben Bodelschwinghs (1831–1910) wird erzählt: Da saß auf dem Fichtenhof bei Bethel ein besonders schwieriger Junge in einer Ecke, als wollte er eine Schandtat ausbrüten. Als ihn der Hausvater fragte: »Warum bist du so still?«, antwortete er: »Ich bin heute im Garten Vater Bodelschwingh begegnet, als er gerade im Rollstuhl spazierengefahren wurde. Als er mich sah, winkte er mich heran.«
»Was hat er denn zu dir gesagt?«, fragte der Hausvater.
»Er kann nicht viel sprechen. Er hat mich gefragt, wie ich heiße und in welchem Hof ich bin. Und dann hat er mir seine Hand auf den Kopf gelegt und nur gesagt: “Ich segne dich im Namen Jesu.” «
Der Junge brach in Tränen aus: »Ich bin schon viel herumgekommen, geprügelt hat man mich genug, aber nie hat ein Mensch zu mir gesagt: Ich segne dich im Namen Jesu!«
Als seine Zeit im Fichtenhof herum war, ging der Junge weg und schrieb lange Zeit nicht. Der Hausvater glaubte schon, er sei wieder auf seinen alten Weg gekommen. Da kam eines Tages ein Brief: »Sie müssen nicht denken, ich hätte gestohlen. Ich vergesse nicht, dass jemand zu mir gesagt hat: Ich segne dich im Namen Jesu!«
Mit diesem Beispiel möchte ich die nächste Predigt zur Frucht des Geistes einleiten. Heute steht die Frucht Freundlichkeit im Mittelpunkt, und das Beispiel zeigte, wie eine unerwartete Freundlichkeit nachhaltigen Einfluß auf die Mitmenschen nehmen kann.
Die Überschrift der heutigen Predigt lautet: “Freundlichkeit als Frucht des Geistes: Zwischen Bill Gates und Bedienerfreundlichkeit”.
Definition,
Vorbild in Christus,
Frucht des Geistes für uns
1. Freundlichkeit - eine Herleitung und Definition
1. Freundlichkeit - eine Herleitung und Definition
a. Menschenfreundlich
a. Menschenfreundlich
Dieser seltsam anmutende Titel hat seinen Ursprung … in der Bibel. Woher auch sonst?
Ich habe meine Bibel durchsucht und auf den Kopf gestellt. Gott ist freundlich.
Danket dem Herrn; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.
So oder ganz ähnlich lesen wir mindestens 10x in den Psalmen.
Es gibt aber relativ wenige Stellen, wo der menschgewordene Gott, Jesus, als freundlich beschrieben wird.
Eine davon schreibt uns Titus. Schon letzten Sonntag lasen wir aus dem Titusbrief etwas über das Erscheinen Jesu. Dieses Erscheinen kommt 3x im Titusbrief vor (Tit 2,11.13;3,4).
Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilands,
Was hat dieser Vers mit der Überschrift “Freundlichkeit als Frucht des Geistes: Zwischen Bill Gates und Bedienerfreundlichkeit” zu tun? Weil hier zwei verschiedene Definitionen von Freundlichkeit gebraucht werden:
Für “Menschenliebe” steht hier das durchaus bekannte Wort Philanthrop. Als solcher wird - zumindest von gutmeinenden Personen - Bill Gates bezeichnet. Er setzt sein immenses Vermögens dazu ein, weltweit die Gesundheitsversorgung zu fördern und Armut zu bekämpfen. Aus Menschenliebe eben.
Unser Heiland ist das Urbild eines Philanthropen. Er hat nicht nur Teile seines Vermögens, sondern seine ganze Stellung, Herrlichkeit und Leben geopfert, aus Liebe zu seinen eigenen Geschöpfen.
b. bedienerfreundlich
b. bedienerfreundlich
Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilands,
Das erste Wort bei Titus verwendete Wort ist “freundlich”. Im Griechischen steht dort Chrestos. Ja, richtig gehört. Das Wort ist nur einen Buchstaben von Christus entfernt! Wie praktisch. Wie symbolisch.
Chrestos, - freundlich - , kommt ursprünglich von brauchbar sein! Entgegenkommend. Bedienerfreundlich. Eine wirklich erstaunliche Herkunft, nicht?
Wenn ich freundlich bin, dann mache ich mich brauchbar für den anderen. Ich komme ihm entgegen. Ich mache es dem anderen leicht, mit mir zurecht zu kommen.
Noch ein paar weitere Gedanken zu: Was heißt es freundlich zu sein?
c. Freund-lich-keit
c. Freund-lich-keit
Die drei Silben bedeuten:
Freund ist klar. Das Gegenteil von Feind. Ich will dem anderen Freund sein. So wie Gott die Freundschaft zu uns suchte (Joh 15,13-15).
-lich macht aus dem Substantiv ein Adjektiv. Ich verhalte mich wie ein Freund
-keit macht aus dem Adjektiv eine Eigenschaft. Ich bin wie ein Freund.
Jesus selber hat bewiesen, dass er sich die Freundschaft mit den Menschen, mit dir und mir, hat einiges kosten lassen:
Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.
Übertragen auf uns, kann ich Freundlichkeit vielleicht so definieren:
Freundlichkeit bezeichnet die Eigenschaft, anderen auf eine Weise praktisch zu dienen, die mich verletzlich macht, weil eventuell nichts oder nur Gegenwind zurück kommt.
Ich kann mich aber verletzlich machen, weil ich in mir drinnen eine tiefe Sicherheit habe, geliebt zu sein.
Freundlichkeit ist praktisch gewordener Dienst. Diesen Gedanken hatte ich schon mal erwähnt als wir uns den Aufbau des Galaterbriefes angesehen hatten. Ich wiederhole nur ganz kurz:
Während Paulus in den ersten vier Kapiteln aufzeigte, dass unser Werkeln nicht rettet, wendet er sich im fünften Kapitel der Frage zu, wie wir denn jetzt eigentlich im Glauben leben sollen. Und in diesem Zusammenhang kam das Wort Dienst auf (Gal 5,13).
Hanns-Peter Royer schrieb mal ein Buch “Nach dem Amen bete weiter”. Das stimmt. Aber Paulus sagt hier: “Nach der Rettung diene weiter!”
Freundlichkeit ist praktisch gewordener Dienst am Nächsten, der mich etwas kosten kann.
Kommen wir zurück auf Titus 3,4. Dort haben wir gesehen, wie Jesus genau das bewiesen hat:
2. Freundlichkeit - das Urbild in Christus
2. Freundlichkeit - das Urbild in Christus
a) Jesu Freundlichkeit vergibt - unverdient
a) Jesu Freundlichkeit vergibt - unverdient
Titus 3,4–6 (LU17)
Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilands, machte er uns selig – nicht um der Werke willen, die wir in Gerechtigkeit getan hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit – durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im Heiligen Geist, ...
Christus ist die Chrestos Gottes. Jesus ist DIE Freundlichkeit Gottes.
Warum? Weil du und ich so nett sind? Weil wir es verdient haben? Nein! Weil er barmherzig ist.
Das sagt uns sehr vieles darüber, wie wir uns freundlich verhalten sollen: Nicht (nur), weil der andere auch so nett ist, das ist ja einfach, sondern
weil wir selber Barmherzigkeit erlebt haben
weil wir durch das Bad der Wiedergeburt gegangen sind
weil er uns durch seinen Geist erneuert und dazu ausgerüstet hat, freundlich, Christus- und chrestos-like zu sein.
So ist Freundlichkeit für den Empfänger oft unverdient. Für den Geber ungerecht. Weil der Empfänger sie eben oft nicht verdient hat.
Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.
Wie hat uns Christus vergeben? Durch Barmherzigkeit und Gnade. Unverdient. Wie sollen wir freundlich sein? Genauso!
Schauen wir auf eine konkrete Situation in Jesu Leben: Jesu Umgang mit der Sünderin Lk 7,37-50
b) Jesu Freundlichkeit schaut auf das Potenzial nicht die Vergangenheit des anderen
b) Jesu Freundlichkeit schaut auf das Potenzial nicht die Vergangenheit des anderen
Jesus kehrt bei einem Pharisäer ein und legt sich zu Tisch. Eine Stadtbekannte Sünderin tritt ein, bricht ein Salbölfläschchen auf,
Lukas 7,37–38 (LU17)
trat von hinten zu seinen Füßen, weinte und fing an, seine Füße mit Tränen zu netzen und mit den Haaren ihres Hauptes zu trocknen, und küsste seine Füße und salbte sie mit dem Salböl.
Wie gehen der Pharisäer und Jesus miteinander um?
Der Pharisäer lässt sämtliche gesellschaftlichen Umgangsformen missen (Wasser, Begrüßungskuss, Salbung).
Jesus ignoriert diese Unfreundlichkeiten zunächst, bis er erkennt, was der Pharisäer denkt (!!)
Wie geht der Pharisäer mit dieser Frau um? Wie Jesus?
Der Pharisäer schaut auf ihre Herkunft: Ihhh. Eine Hure. Wie kannst du dich von der anfassen lassen?
Das einzige Konzil in Deutschland fand in Konstanz statt. Ich las jetzt, dass für rund 70.000 Besucher in der Stadt rund 700 Prostituierte bereitstanden.
Der Gebrauch dieser Dienstleistung war also zu keiner Zeit auch für religiöse Würdenträger so ganz ungewöhnlich. Der Pharisäer sieht, wo sie herkommt, nicht, was die Gnade Gottes aus ihr machen kann oder hier sogar schon gemacht hat.
Jesus schaut auf ihre Gegenwart, ohne ihre Herkunft zu ignorieren: Eine Frau, die um ihre immense Schuld aber vor allem auch deren Vergebung weiß, und deshalb Zeichen größter Liebe sendet. Die Frau dient Jesus auf eine demütige Art und Weise. Kein Wunder, dass Jesus zu ihr freundlich ist.
Was lernen wir daraus?
Jesus motiviert uns, mit Menschen freundlich umzugehen, mit Blick darauf, was Gott auf diesen Menschen machen kann.
Wie wollen wir Menschen für Jesus gewinnen, wenn wir nicht freundlich zu ihnen sind?
Im Hauskreis haben wir das am Freitag gesehen: Er schaut nicht auf den großkotzigen Petrus, der meint, wenn alle Jesus verraten: Er nicht. Sondern er schaut darauf, was er aus diesem Petrus machen kann: Einen Fels, Apostel, Grund der Gemeinde Jesu.
Wir merken uns: Freundlichkeit schaut auf das, was Gott noch aus einem Menschen machen möchte, nicht darauf wie der andere gerade ist.
Noch eine denkwürdige Begegnung Jesu: Jesu Umgang mit dem reichen Jüngling Mk 10,17-22
c) Jesu Freundlichkeit hilft durch ehrliche Liebe nicht Vanillesoße
c) Jesu Freundlichkeit hilft durch ehrliche Liebe nicht Vanillesoße
Noch ein Mensch, der Jesus offensichtlich freundlich gesonnen gegenübersteht: Der sogenannte reiche Jüngling. Eine meiner Lieblingsgeschichten aus den Evangelien.
Ist Jesus auch freundlich zu ihm?
Einem Manager-Typen gleich kommt der reiche Jüngling sofort auf den Punkt und fragt Jesus:
Und als er hinausging auf den Weg, lief einer herbei, kniete vor ihm nieder und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?
Ganz Manager-UN-typisch wirft er sich dabei sogar auf den Boden!
Und Jesus? Er sagt nicht:
Bitte dieses Gebet, und dann kannst du deine Wege gehen.
Glaube die richtigen Dinge über mich, dann kommst du in den Himmel.
Noch nicht einmal: Komme im Gottesdienst nach vorne und bekehre dich.
Jesus verweist auf die Gebote. Wirklich erstaunlich, oder? Hätten wir NIE gemacht.
Und der Manager?
Mensch, Jesus, habe ich doch alles gemacht. Von Kindesbeinen an.
Wie Petrus: Ich bleibe bei dir.
Wie der Pharisäer: Ihh. eine Hure. Schaue auf meinen tadelosen Lebenswandel.
Wenn ich Jesus gewesen wäre, hätte ich jetzt einen kurzen Exkurs in die Sündenbiographie des jungen Mannes gemacht. Mal eben die letzten fünf Tage Revue passieren lassen:
den Streit mit dem Ehepartner (“töten”),
statt dessen der Blick auf die Nachbarin (“ehebrechen”),
der seit Wochen ausstehende Anruf bei den Eltern (“ehren”).
die kleine Übertreibung beim letzten Projekt (“lügen”)
Jesus tut das alles nicht.
Markus 10,21 (LU17)
Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb (genau in diesem Augenblick! Dafür liebe ich diesen Text!)
Jesus ist freundlich. Er gewann ihn genau in dem Moment lieb, in dem der junge Mann offenbart, wie ungeeignet er für das ewige Leben ist.
Jesus weiß aber auch: Da sitzt noch jemand auf dem Thron, der da nicht hingehört: Der reiche Jüngling. Auch wenn er das noch nicht wahrhaben will.
Jesus ist immer noch freundlich. Er will ihn gewinnen und deshalb piekst er genau dahin wo es weh tut:
Markus 10,21 (LU)
Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach!
Gib alles ab, was du hast. Nur um zu zeigen, wer in deinem Leben wirklich auf dem Thron sitzt.
Was lernen wir von Jesu Freundlichkeit?
Freundlichkeit schüttet nicht Vanillesoße auf einen ansonsten ungenießbaren Nachtisch, sondern legt den Finger in die Wunde, um zu helfen! Aus ehrlicher Liebe. Und das ist wichtig!
Zur Heilung der Sünder bedarf es scharfer Schnitte und milder Salben!
Jesus als unser Arzt hat beides im Gepäck. Eine Begegnung mit ihm gleicht einer Operation am offenen Herzen.
Jesus scheut bei seinem Eingriff vor nichts zurück, was das Gegenüber auf dem Weg zu Gott voranbringt.
Wenn Jesus unter Freundlichkeit verstanden hätte, immer „nett und liebevoll“ zu sein und dabei niemals anzustoßen, dann hätte er gegen diesen Grundsatz selbst recht häufig verstoßen.
d) andere Begebenheiten bei denen Jesus scheinbar unfreundlich war
d) andere Begebenheiten bei denen Jesus scheinbar unfreundlich war
Jesu wenig dezenter Hinweis an die Frau am Jakobsbrunnen ob ihrer zahlreichen Männergeschichten fällt in die gleiche Kategorie wie unser Text eben (Joh 4)
Jesus nennt die Schriftgelehrten und Pharisäer “Otterngezücht”, Mt 3,7, begegnet Jesus dem Irrglauben, dass die Menschen meinen, alleine Herkunft und Abstammung oder Kirchenzugehörigkeit würden retten.
Menschen in die Irre laufen zu lassen ist alles andere als freundlich.
Merke: Falsch verstandene Freundlichkeit kann tödlich sein!
Die höflich vorgetragene Bitte “Lass mich noch meinen Vater begraben” beantwortet Jesus mit “Lass die Toten ihre Toten begraben”. (Lk 9,60)
War das freundlich gegenüber einem Trauernden? Wahrscheinlich nicht, aber es zeigte klare Prioritäten auf: Jesus nachzufolgen war in Handyfreien Zeiten nur möglich, wenn man es sofort tat. Danach war Jesus … weg. Lk 9,59.
Merke: Freundlichkeit darf niemals Gottes Priorität schlagen!
ganz praktisch stößt Jesus nicht nur an, sondern auch um als er den Tempel reinigt: Mt 21,12.13.
Merke: Freundlichkeit kennt Grenzen, wenn die Ehre Gottes auf dem Spiel steht.
Ich habe in meiner Vorbereitung noch viele andere Situationen gefunden, in denen Jesus augenscheinlich alles andere als freundlich war.
Die zweite Überschrift lautete: Freundlichkeit - das Urbild in Christus. Und wir stellen fest, dass das Ergebnis durchaus überraschend ist:
Jesus zeigt uns: Es gibt einen Unterschied zwischen Liebe und Freundlichkeit:
Liebe wird uns immer kennzeichnen, aber sie wird sich der Situation anpassen.
Die Freundlichkeit wird entweder getan oder nicht.
Wenn es Jesu Grundsatz gewesen wäre, zu allen „lieb“ zu sein und ohne Vorbehalt jeden zu umarmen, so hätte er gegen diesen Grundsatz sehr häufig verstoßen.
Jesus war kein Vanillesoße verteilender Ich-habe-euch-alle-lieb-Guru!
Seine Freundlichkeit zeigte sich vor allem daran, wo er Menschen weg- und hinbringen wollte. Aus reiner, lauterer Liebe.
Es fällt uns sicher leicht, auf die Fehler der anderen hinzuweisen, aber tun wir das aus der gleichen Motivation, Liebe und Freundlichkeit?
Kommen wir zu
3. Freundlichkeit - Frucht des Geistes
3. Freundlichkeit - Frucht des Geistes
In Gal 5,22 hatten wir gesehen, dass Freundlichkeit eine Frucht des Geistes ist. Liebe ist eine andere. Frucht des Geistes gibt es aber nur im bundle.
Nichtsdestotrotz fordert die Bibel uns immer wieder zur Freundlichkeit auf:
a) Freundlichkeit gegenüber den Geschwistern
a) Freundlichkeit gegenüber den Geschwistern
Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.
Dieser Vers richtet sich an uns Christen und bezieht sich auf unsere Zielgruppe Mit-Christen. Selbst da ist es mit unserer Freundlichkeit ja nicht immer so ganz furchtbar weit her.
Beachtet den Vergleich, den Paulus zieht: freundlich, herzlich und vergebend wie auch Gott euch in Christus.
Wie hat uns Christus vergeben?
Unabhängig von unserer Herkunft, Vergangenheit, Bildungsstand und sozialem Rang.
Gerade das Vorbild Christi verpflichtet uns, einander nicht nur mit mürrischem Gesicht zu ertragen und irgendwie zu dulden, sondern einander zu dienen. Das ist ja schon eine Kernaussage im Galaterbrief.
Mit echter Liebe, so wie Jesus den Jüngling ansah. Die Liebe ist freundlich sagt Paulus in 1Kor 13,4.
Dabei ist Kritik nicht durch Liebe ausgeschlossen, sondern gerade um der Liebe willen manchmal nötig. Christi Liebe besteht ja auch nicht darin, dass er das Falsche an uns tolerieren, übersehen oder gutheißen würde!
Wo es falsch lief, hat Jesus mit seinen Jüngern heftig gestritten, hat den Finger in die Wunden gelegt und war überaus streng.
„Annahme“ bedeutet gerade nicht, christliche Liebe wie eine süße Vanillesoße über alles auszugießen, bis jeder Missstand und jedes Krebsgeschwür unter der süßen Soße, verschwunden ist.
Und darum heißt Nächstenliebe und Freundlichkeit auch für uns,
nicht jedem das Angenehme zu geben, das er vielleicht will, um sich wohl zu fühlen,
sondern das Hilfreiche, das er braucht, um Gott näher zu kommen.
Nicht dass es ihm äußerlich gut geht, sondern dass er innerlich heil wird, soll uns interessieren.
Eine weitere Stelle, in der wir zur Freundlichkeit aufgefordert werden:
b) Gott möchte unsere Veränderung
b) Gott möchte unsere Veränderung
1. Petrus 2,1–3 (LU17)
So legt nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alle üble Nachrede … da ihr schon geschmeckt habt, dass der Herr freundlich (=chrestos) ist.
Wie bin ich freundlich?
Ein freundliches Wort kostet nichts und kann doch alles verändern.
“Ein Penny für deine Gedanken” sagen die Briten: Wenn Gott dir für jedes freundliche Wort einen Euro geben würde und für jedes unfreundliche einen nehmen. Wärst du dann arm oder reich?
Freundlichkeit kennzeichnet ein mildes Wesen, das wohltuend auf andere wirkt
Freundlichkeit geht Hand in Hand mit Freigebigkeit (Güte kommt nächste Woche!). Dem anderen gönnen können. Nicht gleichgültig sein gegen den Nächsten, sich um ihn sorgen und gütig sein, das ist das Wesen des freundlichen Lebens. Denken wir an die Gastfreundschaft der Malteser an Paulus:
Die Leute da erwiesen uns nicht geringe Freundlichkeit, zündeten ein Feuer an und nahmen uns alle auf wegen des Regens, der über uns gekommen war, und wegen der Kälte.
Der Feind der Freundlichkeit ist Geschäftigkeit. Wenn du freundlich sein willst, dann sei es JETZT.
Unsere Freundlichkeit ist nicht abhängig von der Gunst des anderen uns gegenüber.
1. Korinther 4,13 (LU17)
verlästert man uns, so reden wir freundlich.
4. Zusammenfassung
4. Zusammenfassung
a) Wir haben uns zunächst angesehen, was Freundlichkeit eigentlich heißt.
a) Wir haben uns zunächst angesehen, was Freundlichkeit eigentlich heißt.
Bill Gates zeigte uns die Menschenliebe, mit der er weite Teile seines Vermögens für die Menschheit gab.
Jesus gab noch viel mehr auf: Sein ganzes Leben, seine Stellung als Gottessohn. Er zeigte uns, dass Freundlichkeit ein Dienst ist, der verletzlich macht.
Aber als Geliebte unseres Herrn können wir uns das leisten. Seiner Liebe sind wir uns vorbehaltlos sicher. Unverdient.
Und genauso sollen wir auch freundlich sein. Im Zweifel eben unverdient freundlich.
b) Dann haben wir uns angesehen, wie Jesus Freundlichkeit lebte.
b) Dann haben wir uns angesehen, wie Jesus Freundlichkeit lebte.
Das hat uns etwas überrascht, denn Jesus war mitnichten immer so freundlich wie wir dachten, sondern … anders freundlich. Wir konnten viel von Jesus lernen und im dritten Punkt auf uns anwenden.
Jesus schaut Menschen freundlich an, weil er nicht auf ihre Vergangenheit blickt, sondern auf ihre Gegenwart und Zukunft als Gotteskinder (Sünderin zu seinen Füßen).
Wir haben uns gefragt, wie wir Menschen für Jesus gewinnen wollen, wenn wir nicht freundlich zu ihnen sind?
Freundlichkeit ist nicht davon abhängig, wie ehrlich und wohlmeinend ein Mitmensch ist, sondern wie sehr er Gottes Gnade und Vergebung benötigt. (reiche Jüngling)
Freundlichkeit schüttet nicht Vanillesoße auf einen ansonsten ungenießbaren Nachtisch, sondern legt den Finger in die Wunde, um zu helfen! Freundlichkeit schützt nicht vor Wahrheit, aber sie handelt aus Liebe!
Freundlichkeit fällt nicht hinter Gottes Ehre zurück (Tempelreinigung)
Freundlichkeit priorisiert Gott immer an erste Stelle! (Beerdigung)
Am Ende kamen wir schließlich zur
c) Freundlichkeit als unsere Frucht des Geistes
c) Freundlichkeit als unsere Frucht des Geistes
Als ich die Zusammenfassung schrieb dachte ich mir so: Du bist schon der bessere Pharisäer. Gibst 120 Ausnahmetatbestände mit, um gerade NICHT freundlich zu sein.
Aber Gott ruft uns zu Freundlichkeit auf, weil wir selber unverdiente Gnade und Freundlichkeit empfangen haben. Jesus der bessere Bill Gates.
Ein mildes Wesen. Unseren aktiven Einsatz, z.B. auch in Gastfreundschaft. Freundlichkeit als Bedienerfreundlichkeit, Brauchbarkeit. Chrestos wie Christus.
Das setzt voraus, dass wir unsere Geschäftigkeit unterbrechen, um dem anderen Liebe und Freundlichkeit zu zeigen.
Wir haben aber auch gesehen: Freundlichkeit ist eng verknüpft mit den andern Aspekten, die wir in unserer Predigtreihe betrachten. Frucht des Geistes gibt es immer nur im Bündel und ist nichts, was wir selber machen können.
Frucht des Geistes entsteht also immer aus der Verbindung mit Jesus, dem der freundlich zu uns war. Unverdient. Amen.
Wo haben wir diese Frucht Freundlichkeit schon selber erlebt?
wo sehen wir in unserem Leben besonders herausfordernde Menschen?