Das Evangelium muss laufen
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Das Evangelium muss laufen
Das Evangelium muss laufen
Liebe Gemeinde,
eigentlich wollte ich jetzt am Anfang der Predigt ein kleines Experiment machen. Aber aus zwei Gründen lasse ich es sein.
Erstens fehlte mir die Zeit es vor dem Gottesdienst aufzubauen und zweitens wisst ihr ja schlägt bei mir der Vorführeffekt, dass es nicht funktioniert, besonders gern zu.
Darum werde ich euch das Experiment nur beschreiben. Irgendwann können wir es ja noch einmal nachholen.
Von meinem Handy aus wollte ich einen Gruß an euch in die Weiten des Internets schicken. Dieser Gruß sollte dann einige Sekunden später über Laptop und Beamer wieder an der Leinwand erscheinen.
Vielleicht machen wir ja mal einen sogenannten Twittergottesdienst. Denn das hat etwas mit dem Internetdienst Twitter zu tun. Und es gibt schon Gemeinden, die haben damit Gottesdienste gestaltet.
Also ich kann am Anfang etwas tun. Eine Nachricht absenden. Und habe am Schluss ein Ergebnis – normalerweise wenn alles funktioniert, kommt die Nachricht dann auch auf der Leinwand an.
Was dazwischen abläuft, darauf habe ich keinen Einfluss. Ich könnte euch zwar alles erklären, wie es abläuft, was ungefähr mit meiner Nachricht passiert, wenn ich diese absende. Aber einen Einfluss, wie und wann die Nachricht dann auf dem Laptop und dem Beamer ankommt, habe ich nicht. Das muss ich dem Netzwerkprozess und dem Nachrichtenstrom des Internets überlassen. Auch in wie viele klein Datenpäckchen meine Nachrichten gepackt werden, ob sie über Amerika oder Australien geleitet werden oder nur bis Frankfurt am Main. Das spielt an und für sich für mich keine Rolle. Das Ergebnis zählt.
Und so ähnlich ist es bei dem Gleichnis, was uns Jesus in Markus 4,26-29 erzählt:
»Mit dem Reich Gottes«, so erklärte Jesus weiter, »ist es wie mit einem Bauern, der die Saat auf seinem Acker ausgestreut hat.
27 Er legt sich schlafen, er steht wieder auf, ein Tag folgt dem anderen; und die Saat geht auf und wächst – wie, das weiß er selbst nicht.
28 Ganz von selbst bringt die Erde Frucht hervor: zuerst die Halme, dann die Ähren und schließlich das ausgereifte Korn in den Ähren.
29 Sobald die Frucht reif ist, lässt er das Getreide schneiden; die Zeit der Ernte ist da.«
Liebe Gemeinde,
letzten Sonntag erzählte mir meine Mutter voller Freude, dass sie schon in diesem Jahr im Garten gearbeitet hat.
Ihr wisst ja meine Mutter ist mit Leib und Seele Gärtnerin und Marktfrau.
Sie erzählte mir, dass sie schon den ersten Salat gesät hat.
Da habe ich gedacht, na das ist doch noch ein bisschen früh, besonders, wenn in den nächsten Tagen noch einmal so viel Kälte angesagt ist.
Aber wir wissen ja, dass einem Samenkorn in der Erde, solange es noch nicht aufgekeimt ist, die Kälte nicht anhaben kann.
So liegt es jetzt in der Erde und wartet auf die richtige Temperatur, damit es anfangen kann zu keimen und zu wachsen.
Meine Mutter hat das für sie Wichtigste getan, dass ein Salatkopf wachsen kann. Sicher ein Folienzelt gegen die Spätfröste, etwas Wasser, wenn es nicht regnet, und ab und zu hacken sind hilfreich. Aber wachsen muss der Salat alleine.
Nun vergleicht Jesus genau dieses Bild mit dem Reich Gottes, mit der Gemeinde, mit uns.
Ich bin froh und dankbar, dass er das tut. Dieses Bild ist ungeheuer befreiend und ermutigend.
1. Wir müssen säen
Jesus sagt: „Mit dem Reich Gottes ist es wie mit einem Bauern, der die Saat auf seinem Acker ausgestreut hat.“
Eigentlich haben wir als Christen, als Gemeinde Jesu hier auf dieser Erde, hier in Fraureuth (Gottesgrün) nur eine einzige Aufgabe. Wir haben das wunderbare Wort Gottes, die frohmachende Botschaft unter die Menschen zu bringen.
Wir haben mit unseren Taten und Worten davon zu erzählen, wie wichtig uns ganz persönlich, dieses heilbringende Wort Gottes geworden ist.
Ein alter Kirchältester hat einmal zu einem Freund zu mir gesagt, der viele Jahre als Jugendwart gearbeitet hat: „Säen müssen wir, säen müssen wir.“
Und ihr Lieben, es ist wirklich nicht unserer Aufgabe darüber uns den Kopf zu machen, ob wo oder wann der Samen des Evangeliums in den Herzen unserer Mitmenschen aufgeht.
Nein, das ist ganz allein Gottes Aufgabe. Wenn wir davon Zeugnis geben, wie das Evangelium, wie Jesus Christus unser Leben verändert hat, wie er uns Kraft und Halt gegeben hat und wie er uns eine Zukunft gibt, dann haben wir das Wichtigste getan.
Mehr können wir nicht tun. Nur noch zwei Dinge können wir tun Einmal für die Menschen beten. Für sie bei Gott eintreten Und da liegt ja die Verheißung Gottes darauf, dass er unser Gebet erhört. Erst am vergangenen Freitag konnten wir es ja in der Herrnhuter Losung lesen:
Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.
Jakobus 5,16b
Und das zweite, was wir noch schaffen können ist, dass wir den Menschen bei uns, in unseren Familien und ganz besonders in unseren Gemeinden einen Ort des Wohlfühlens und der Geborgenheit schaffen.
Ihr Lieben, genau das ist ein Punkt an dem wir alle noch sehr arbeiten müssen, weil wir das viel zu sehr vernachlässigen.
Fühlt sich der andere in unserer Gemeinde wohl, fühlt er sich angenommen.
Nur dann kann der Samen des Evangeliums aufgehen.
Diese drei Aspekte sind für mich in der Summe das Säen
- die Verkündigung des Evangeliums
- das Beten für den anderen
- das Schaffen eines Raumes des Wohlfühlens und des Angenommenseins
An den Menschen selber können wir nicht heran zerren und zupfen, bis wir sie dann endlich dort haben, dass sie sich bekehren. Das geht meistens schief. Und genau das ist auch ein Grund dafür, dass mancher Neubekehrter auch wieder vom Weg ab kommt.
Der Bauer kann auch nicht an den kleinen Pflanzen zupfen und zerren, dass sie doch schneller wachsen. Dann gehen sie doch dadurch ein.
Denn die Wurzeln verlieren dann ihre Verbindung zum Erdreich.
Nein, der Bauer muss damit leben, dass es Zeiten gibt, wo das Wachstum stockt und wo er sogar zum Stillstand kommt.
Wer von Euch isst gern Tomaten?
Ich eigentlich sehr gern!
Wer von Euch isst gern Tomaten aus Holland? Wohl die wenigsten?
Warum?
Weil die keinen richtigen Geschmack haben?
Warum?
Weil dies in Gewächshäusern und unter Infrarotlicht reif geworden sind.
Das Wachstum wurde also künstlich beschleunigt. Darum schmecken sie nicht.
Das gibt es aber auch bei Menschen, die Christen werden.
Ich erinnere mich immer an manche Evangelisationsveranstaltungen, wo Menschen regelrecht bedrängt werden und manchmal am Ende sogar mit einer Art psychologischen Druck geschoben werden, dass sie sich doch endlich bekehren sollen.
Da wurden ihnen ganz schlimme höllische Szenarien aufgemalt.
Solche Evangelisationen ähneln fast solchen Verkaufsveranstaltungen, wo überteuerte Billigprodukte als beste Markenware verkauft werden.
Würden wir nicht auch am liebsten gleich ernten?
Kurz nach dem wir ausgesät haben, gleich den Erfolg sehen?
Haben wir das wirklich nötig?
Müssen wir so mit Gottes frohmachender Botschaft umgehen?
Ist das vielleicht nicht vielleicht der Grund für die vielen Fehlstarts bei Menschen in ihrem Leben mit Jesus Christus, dass sie zu einer Glaubensentscheidung gedrängt wurden.
Dass diese nicht in ihnen gewachsen ist, nicht gereift wurde.
Wisst ihr was ich jetzt machen würde? Nur. dass es jetzt in der Morgenstunde nicht unbedingt das Beste ist?
Ich würde es jetzt wie Martin Luther machen.
Ich würde mich jetzt in eine Ecke setzen und in aller Ruhe meine Flasche Bier öffnen und trinken. Bei mir würde es aus gesundheitlichen Gründen Erdinger Hefeweizen alkoholfrei sein.
Martin Luther sagte: „Während ich mein Tröpflein wittenbergisch Bier trinke, läuft das Evangelium.“
Er wusste darum, dass wir in der Verkündigung des Evangeliums nichts erzwingen können. Und das wir es auch nicht brauchen.
Wir haben nur einen Auftrag. Das Evangelium weiterzusagen. Haben wir diesen Auftrag erfüllt ist alles getan.
In ganzer Ruhe können wir uns darum dem Leben zuwenden und den anderen Aufgaben tun, die wir noch zu erfüllen haben. Und dazu gehört auch die Zeit zum Ausruhen und zum Entspannen.
Die Entscheidung und Bekehrung eines Menschen ist nicht zu befehlen. Sie ist nicht erzwingbar.
Manchmal kann sie schnell passieren. Manchmal dauert es Wochen, Monate, aber auch Jahre oder gar Jahrzehnte. Der Durchbruch der „Herrschaft Gottes geschieht von selbst.
Es ist Gott überlassen, dass sein Reich Raum gewinnt.
Die Frage nach Erfolg und Misserfolg bei der Verkündigung des Evangeliums können und werden aus menschlicher und göttlicher Sicht ganz unterschiedlich bewertet werden.
Jemand, der bei den Menschen viel Erfolg hatte, kann vor Gott ein kleines Licht sein. Während jemand mit seiner Verkündigung scheinbar menschlich gesehen wenig Erfolg hatte, vor Gott doch ein großes Werkzeug war.
Aber es geht eben hier nicht um einen Konkurrenzkampf, sondern nur darum, dass das Evangelium in die Herzen der Menschen gesät wird.
Jesus selbst ging es in seiner Verkündigung nie zuerst um die Massen, sondern immer um den Einzelnen. Er wendet sich der Samariterin am Jakobsbrunnen mit all ihren Fragen und Nöten zu.
Er wendet sich dem Nikodemus mit seinen Zweifeln und Anfragen zu.
Jesus redet und spricht immer zuerst mit dem Einzelnen Menschen. Die Menschen werden nicht nur mit Phrasen und Parolen bombardiert, sondern es geht um ihre existenzielle Not und ihre Lebensfragen.
Das sollte uns auch immer bei der Verkündigung des Evangeliums wichtig sein, dass das Evangelium Antworten geben will auf die Lebensfragen unserer Mitmenschen.
Manchmal müssen wir sie dann auch einfach weiterziehen lassen. Und vielleicht erfahren wir dann viele Jahre später, dass unser Gespräch Anstoß war zu einer Lebenswende. Oder wir erfahren es erst in Gottes Ewigkeit.
Unsere Aufgabe ist es Gottes Wort, das Evangelium zu dem Menschen zu bringen, ihnen einen Ort der Geborgenheit und des Angenommenseins zu geben und für sie zu Beten. Den Rest können wir getrost Gott überlassen. Amen.