In einem kleinen Ort

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In einem kleinen Ort

Micha 5,1-4a
1 Und du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.
2 Indes lässt er sie plagen bis auf die Zeit, dass die, welche gebären soll, geboren hat. Da wird dann der Rest seiner Brüder wiederkommen zu den Söhnen Israel.
3 Er aber wird auftreten und weiden in der Kraft des HERRN und in der Macht des Namens des HERRN, seines Gottes. Und sie werden sicher wohnen; denn er wird zur selben Zeit herrlich werden, so weit die Welt ist.
4 Und er wird der Friede sein.
Liebe Gemeinde,
und wieder haben wir es gehört: Das Kleine hat Gott auserwählt – auch in der Auswahl des Geburtsortes.
Das Christuskind kam in einem kleinen Ort zur Welt. Nicht in der Hauptstadt von Israel in Jerusalem oder in der Hauptstadt des großen römischen Reiches - in Rom.
Nein, es ist wirklich ganz und gar die Art Gottes irgendwo ganz klein zu beginnen. Er begann ganz klein in dem Städtchen oder sollte man sagen in dem Dörfleins Bethlehem. Ein unbedeutender Ort, gering an der Einwohnerzahl.
Sicher hatte er schon einmal Bedeutung gehabt. Er war ein etwas geschichtsträchtiger Ort. Schließlich ist die Urahnin Rahel hier geboren und es ist der Stammort des Königs David.
Aber zur Zeit des Propheten Micha und dann erst recht 700 Jahre später war es ein unbedeutendes Flecken.
Da stellt sich die Frage: Hier soll Gott handeln? Ja, so sagt uns der Prophet und so sagt es uns die Weihnachtsgeschichte!
Es ist ja wirklich das bezeichnende an Gott, dass er im Kleinen, im Bescheidenen und im Unbedeutenden beginnt.
„Und du Bethlehem Efrata, die du klein bist“ – Diese Worte aus dem Buch des Propheten Micha werden in dem Lied „O Bethlehem, du kleine Stadt“ aufgenommen. Dieses Lied stammt von dem Amerikaner Phillips Brooks und wurde von Helmut Barbe ins Deutsche übersetzt. Die Amerikaner singen das Lied nach der Melodie von Lewis Redner, während wir es hier in Europa nach der Melodie des britischen Komponisten Ralph Vaughan Williams singen.
Phillips Brooks lebte im 19. Jahrhundert. Er war Pfarrer in einer Episkopalgemeinde in Philadelphia, später sogar Bischof dieser Kirche und ein begnadeter und beliebter Prediger in Amerika.
Es war eine bewegte Zeit damals in Amerika. Im Süden herrscht noch Sklaverei. Die Menschen im Norden wollen diesem Unwesen endlich ein Ende setzen. Auch Brooks ist ein engagierter Streiter gegen die Sklaverei. Außerdem setzt er sich dafür ein, dass geflohene Sklaven aus dem Süden als wahlberechtigt anerkannt werden.
1865 reist Brooks ins Heilige Land. Auf dem Rücken eines Pferdes begibt er sich von Jerusalem nach Bethlehem. Dort erlebt er die Mitternachtsmesse am Heiligen Abend. Und ist davon schwer beeindruckt:
„Ich erinnere mich, wie ich in der alten Kirche in Bethlehem stand, ganz in der Nähe von dem Ort, wo Jesus geboren wurde, als die ganze Kirche stundenlang widerhallte mit wunderbaren Liedern zum Lobe Gottes. Und es war, als ob ich mir gut bekannte Stimmen hörte, die sich gegenseitig von der wunderbaren Nacht erzählten, als der Retter geboren wurde.“
Dieses Erlebnis hat ihn so schnell nicht losgelassen. Darum dichtet er drei Jahre später dieses Lied über die kleine Stadt Bethlehem für die Kinder seiner Sonntagsschule.
Ich lese einmal die erste Strophe des Liedes vor. Wir werden es nachher auch singen:
1. O Bethlehem, du kleine Stadt,
wie stille liegst du hier,
du schläfst, und goldne Sternelein
ziehn leise über dir.
Doch in den dunklen Gassen
das ewge Licht heut scheint
für alle, die da traurig sind
und die zuvor geweint.
Christi Geburt geschah nach einem göttlichen Plan
Das Wort aus dem Buch des Propheten Micha macht uns deutlich, dass das Kommen des Messias von Gott her schon von langer Hand vorbereitet ist. Gott hatte es schon lange geplant, dass der Messias auf diese Erde kommen wird. Und die ganze Weltgeschichte, vom Großen bis zum Kleinen hat seinen Anteil an diesem Plan Gottes. Ja und dieser Plan Gottes hat Bestand von Anfang bis in Ewigkeit. Das Kommen des Messias ist also kein Betriebsunfall, weil irgendetwas schief gegangen ist im Heilsplan Gottes, sondern war Bestandteil von Anfang an. Dass Jesus Christus in Bethlehem geboren wurde, ist Bestandteil des göttlichen Heilsplans. Darum konnte das Weihnachtsgeschehen auch nichts und niemand aufhalten.
Der Heiland wurde auf ungewöhliche Weise geboren.
So kündet es Micha an, und so geschieht es auch.
Das Volk muss warten bis die Zeit gekommen ist und der Retter geboren wird. Der Retter wird durch eine Jungfrau geboren. Das Göttliche wird Mensch. In jener Nacht in Bethlehem geschieht etwas Ungeheures: Der große Gott wird Mensch – Das Große wird Klein – damit das Kleine groß werden kann. Und das Zeichen in der Welt dafür ist der Stern, der es in alle Welt verkündet.
Und Philipps Brooks nimmt genau das in seinem Lied auf und dichtet in der zweiten Strophe seines Liedes:
Des Herren heilige Geburt
verkündet hell der Stern,
ein ewger Friede sei beschert
den Menschen nah und fern;
denn Christus ist geboren,
und Engel halten Wacht,
dieweil die Menschen schlafen
die ganze dunkle Nacht.
Das Kommen des Messias verändert alles!
„Aus Bethlehem wird kommen, der in Israel Herr sei“ – als der Prophet Micha diese Worte sagt bringt er die große Sehnsucht der Menschen damals nach Frieden und Gerechtigkeit zum Ausdruck.
Das Nordreich von Israel steht gerade davor durch die Assyrer zerstört zu werden. Ja es wird zerstört, wegen des Ungehorsams der Führerschaft, aber auch des Volkes gegenüber Gott. Nun es wird nur noch ein Rest übrig bleiben – das Südreich aus dem Stamm Juda und Teile des Stammes Benjamin. Aber auch das ist in seiner Sicherheit und in seinem Bestand gefährdet. Auch das wiegt sich in einer falschen Sicherheit, welche den Menschen wenige Jahrzehnte später zu Verhängnis wird. Nur dass hier am Ende immer noch ein Rest übrig bleibt.
Bei all dieser Gefahr und bei allem politischen Auf und Ab können wir uns gut vorstellen, dass die Sehnsucht der Menschen nach einem Friedenskönig und Retter groß ist. Und durch den Propheten Micha wird er ihnen auch verheißen.
Es ist die weihnachtliche Botschaft – die auch in der dritten Strophe vom Lied „O Bethlehem, du kleine Stadt“ erklingt:
O heilig Kind von Bethlehem,
in unsre Herzen komm,
wirf alle unsre Sünden fort
und mach uns frei und fromm!
Die Weihnachtsengel singen
die frohe Botschaft hell:
Komm auch zu uns und bleib bei uns,
o Herr Immanuel.
Im Nachhinein wissen wir, dass der Weg vom Propheten Micha bis zum Stall in Bethlehem noch weit war, und dass dieser Weg anders verlief als sich die Menschen das vorstellten und wünschten.
Wie oft wünschen wir uns, dass eine Sache so oder so zu gehen hat? Und dann geht es ganz anders hinaus – und oft besser als wir es erhofft haben, wenn wir es in Gottes Hand legen.
Die Sehnsucht nach Frieden ist auch heute bei uns noch groß. Wer von uns wünschte sich nicht, dass er in Frieden lebt. Frieden in der Welt, Frieden in seinem Umfeld, Frieden in der Familie, Frieden mit sich selbst.
Die Sehnsucht nach Frieden ist so groß, dass uns unsere Bundesregierung sogar erklären kann, dass der Krieg in Afghanistan der Friedenssicherung in unserem Land dient. Und wir glauben das auch noch!
Gerade darum ist der Friede Gottes heute zu Weihnachten angesagt. Er beginnt bei der Veränderung Deines Herzens und nirgends sonst. Gibst Du das zu? Willst Du wirklich diesen Frieden Gottes?
Dann bleib nicht bei Deinem Herzen stehen! Friede ist im biblischen Sinne nur vorstellbar als ein Leben in der Versöhnung. Mit Gott und mit den Menschen. Das ist zu Weihnachten uns den Menschen ganz besonders geschenkt. Der Friede Gottes ist nichts Innerlich-Abgehobenes, sondern etwas ganz und gar Praktisches.
Wenn Gott zwar im Kleinen beginnt, dürfen wir wissen, dass er nicht kleinlich ist. Darum brauchen wir es auch nicht zu sein. Wir können die Ansprüche an uns und andere einfach sausen lassen. Alles Aufrechnen und Vergleichen kann aufhören. Alle Missgunst und aller Neid brauch unser Herz nicht mehr zu belagern. Offene Worte können und sollten Missverständnisse aus dem Weg räumen. Der erste Schritt zur Versöhnung darf unser sein. Reichen wird dem anderen die Hand. Denn Gott hat es zuerst getan! So wird er auch unserer Beziehung zu ihm selber und zu unserem Nächsten einen wunderbaren Neuanfang schenken. Gott kann das und will das!
Damit die Botschaft der Engel zu Weihnachten sich erfüllt:
Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. (Lukas 2)
So kann es wirklich Friede auf Erden werden, so kann es Frieden bei uns werden in unseren Häusern, in unseren Familien und so wird Gott in der Höhe allein die Ehre gegeben.
Noch ein Gedanke zum mit nach Haus nehmen:
Bethlehem bedeutet „ Haus des Brotes“
Jesus spricht: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“ (Johannes 6,35)
Amen
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