Lass dich nicht vom Bösen überwinden
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Lass dich nicht vom Bösen überwinden
Lass dich nicht vom Bösen überwinden
Liebe Gemeinde,
als wir als Gemeindebriefredaktion Ende November zusammen saßen und über das Titelbild für den Kirchenspiegel im Januar nachdachten, haben wir lange überlegt, welches Bild denn so für die Jahreslosung 2011 passen könnte.
Die Grafiken mancher Künstler und auch die Vorschläge von verschiedenen Agenturen, die Materialien für die Gemeindebriefe anbieten, haben uns alle nicht so richtig gefallen.
Dann haben wir überlegt, ob wir ein Bild nehmen, welches vielleicht mit den Kontrasten hell und dunkel arbeitet. Dabei hat uns dann das Bild mit der Taube, welches auf der zweiten Seite im Gemeindebrief ist, noch am besten gefallen.
Doch am Ende haben wir uns für das Bild des Wellenreiters entschieden. Da wird nun mancher, vielleicht gedacht haben: Was soll das? Mitten im kalten Winter ein Sommer-Urlaubsbild – die träumen wohl schon wieder vom Sommerurlaub?
"Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem" (Römer 12,21).
Das Böse begegnet uns in vielerlei Gestalt. Und wenn wir in das vergangene Jahr zurückblicken, dann fällt uns sicher auch manches ein, was uns da begegnet ist. Mancher ist vielleicht sogar von dem Bösem richtig traumatisiert. Was musste man da erleben? Von der Krankheit, die einem überfallen hat und die, die Lebensqualität erheblich gemindert hat. Oder, da hat man die Arbeit verloren und alles ist über einem zusammengebrochen, wie ein Kartenhaus. Oder es ist in der Familie oder im Freundeskreis Beziehungen zu Bruch gegangen. Geliebt Menschen sind gestorben.
Und vielleicht hat man auch das erlebt, was das Sprichwort sagt: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösem Nachbarn nicht gefällt.“
Jede und jeder von euch kann da sicher noch manches hier hinzufügen, an Erlebten und an Möglichkeiten, wie einem das Böse überwinden und überfallen kann.
Nun hören wir das Wort vom Paulus: "Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem" (Römer 12,21).
Und sagen jetzt, der hat ja leicht reden, so einfach ist das nicht im Leben. So einfach ist es nicht mit dem Bösen umzugehen und es zu überwinden.
Ja es ist wirklich nicht so einfach. Das ist wirklich ein harter Kampf.
Und jetzt kommt auch wieder das Bild des Wellenreiter ins Spiel. Wie schnell steht er in der Gefahr von der Ozeanwelle überwunden zu werden und in ihr unterzugehen. Ja und es besteht sogar die Gefahr, dass er ums Leben kommt. Wenn die Ozeanwelle zu groß ist, kann er schon von ihr verschlungen werden. Die Gefahr ist sehr groß. Darum braucht es für ihn viel Geschick und Fertigkeit, gegen die Ozeanwelle anzukämpfen, ja und sogar ihre Kraft und Energie zu nutzen um mit dem Surfbrett weiter vorwärts zu kommen. Für uns brachte dieses Bild am Besten zum Ausdruck, was es heißt, das Gute mit dem Bösen zu überwinden.
Trotzdem so einfach und so leicht wie es auf so einem Bild aussieht, ist es nicht. Es dann auch wirklich zu tun, kann recht schwer sein und anstrengend. Einfach und leicht ist für den Wellenreiter nicht, auch wenn es von weitem auch so aussieht. Es ist nicht leicht dem Bösem mit Gutem zu widerstehen.
Nun wenn wir dieses Wort hören, dann muss man fast an den Lügenbaron Münchhausen denken, der versucht hat, sich am eigenem Schopf aus dem Sumpf zu ziehen. Aus dem Sumpf des Versagens aus dem Sumpf des Bösen, aus dem Sumpf des Negativen. Da stellt sich uns die Frage: „Geht das den überhaupt?“ Manchmal gibt es ja solche Lebensberater, die uns solche Weisheiten auch noch recht vielversprechend verkaufen wollen. Vielleicht mit dem Buch „Wie werde ich in 30 Tagen reich?“ Reich ist dann nur einer geworden.
Und wir haben die Antwort schnell gefunden, vielleicht bis zu einem gewissen Grad kann man sich auch heraus strampeln, aber eigentlich „Nein.“ Wie sollen wir dann mit Gutem dem Bösen widerstehen, ja und wie sollen wir es denn überwinden, wird da nicht umgekehrt ein Schuh daraus? Wie schnell überwindet uns nicht das Böse?
Nun stehen wir am Anfang eines neuen Jahres. Es liegt noch vor uns wie ein weißes Blatt und wir wünschten, dass darauf mehr Gutes steht, als Böses. Wir sehnen uns danach, dass das Böse eingedämmt wird und, dass sich das Gute durchsetzt. Leider sprechen in den Medien die Nachrichten meistens eine andere Sprache. Aber eben nicht nur die Medien, sondern auch unsere eigenen Erfahrungen, egal ob in der Welt, in der Familie, auf Arbeit, in der Kirchengemeinde, in der Nachbarschaft oder wo wir auch sonst sind. Und trotzdem werden wir aufgefordert, das Böse mit dem Guten zu überwinden?
Und das sagt auch einer, der nicht unbedingt als Besserwisser auftritt, sondern, der auch weiß, wie schwer es ist und wie schnell man dabei versagt. Von sich schreibt der Apostel Paulus auch im Römerbrief:
18 Ich weiß ja, dass in mir, das heißt in meiner eigenen Natur, nichts Gutes wohnt. Obwohl es mir nicht am Wollen fehlt, bringe ich es nicht zustande, das Richtige zu tun.
19 Ich tue nicht das Gute, das ich tun will, sondern das Böse, das ich nicht tun will.
20 Wenn ich aber das, was ich tue, gar nicht tun will, dann handle nicht mehr ich selbst, sondern die Sünde, die in mir wohnt.
(Römer 7,18-20)
Damit macht uns Paulus auch klar, woran es liegt, dass das mit dem Gutes tun nicht so richtig klappt. Es liegt an der Sünde, „Ich will ja – ich will mich ändern, aber aus eigener Kraft klappt das eben nicht.“
Und dann gibt es noch die gute Nachricht dazu. Es gibt einen, der es schafft, dass bei uns das Gute das Böse überwindet. Wie schreibt Paulus in Römer 7,25: „Gott sei Dank! Durch unseren Herrn Jesus Christus bin ich bereits befreit.“
Das Böse kann mit Guten überwunden werden, der Apostel Paulus hat es in seinem Leben erfahren. Hier noch eine Geschichte, wie das geschehen kann, die mich bei der Vorbereitung der Neujahrspredigt sehr angesprochen hat:
Die Geschichte des Evangelisten Dapozzo
Der Evangelist Dapozzo erzählt: „Jahrelang habe ich um meines Glaubens willen in einem deutschen Konzentrationslager gelitten. Ich wog nur noch 45 Kilogramm, und mein ganzer Körper war mit Wunden bedeckt. Mein rechter Arm war gebrochen und ohne ärztliche Behandlung gelassen. Am Weihnachtsabend 1943 ließ mich der Lagerkommandant rufen. Ich stand mit bloßem Oberkörper und barfuß vor ihm. Er saß an einer reichgedeckten, festlichen Tafel. Stehend musste ich zusehen, wie er sich die Leckerbissen schmecken ließ. Da wurde ich vom Bösen versucht: „Dapozzo, glaubst du immer noch an den 23. Psalm: Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde, du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang!” Im Stillen betete ich zu Gott und konnte dann antworten: „Ja ich glaube daran!” Der Kellner brachte Kaffee und ein Päckchen Kekse. Der Lagerkommandant aß sie mit Genuss und sagte zu mir: „Ihre Frau ist eine gute Köchin, Dapozzo!” Ich verstand nicht, was er meinte. Er erklärte es mir: „Seit Jahren schickt Ihre Frau Pakete mit kleinen Kuchen, die ich immer mit Behagen gegessen habe.”
Wieder kämpfte ich gegen die Versuchung an. Meine Frau und meine vier Kinder hatten von ihren ohnehin kargen Rationen Mehl, Fett und Zucker gespart, um mir etwas zukommen zu lassen. Und dieser Mann hatte die Nahrung meiner Kinder gegessen. Der Teufel flüsterte mir zu: „Hasse ihn, Dapozzo, hasse ihn!” Wieder betete ich gegen den Hass an um Liebe. Ich bat den Kommandanten, wenigstens an einem der Kuchen riechen zu dürfen, um dabei an meine Frau und meine Kinder zu denken. Aber der Peiniger gewährte mir meine Bitte nicht. Er verfluchte mich.
Als der Krieg vorüber war, suchte ich nach dem Lagerkommandanten. Er war entkommen und untergetaucht. Nach zehn Jahren fand ich ihn schließlich und besuchte ihn zusammen mit einem Pfarrer. Natürlich erkannte er mich nicht. Dann sagte ich zu ihm: „Ich bin Nummer 17531. Erinnern Sie sich an Weihnachten 1943?” Da bekam er plötzlich Angst. „Sie sind gekommen, um sich an mir zu rächen?” „Ja”, bestätigte ich und öffnete ein großes Paket. Ein herrlicher Kuchen kam zum Vorschein. Ich bat seine Frau, Kaffee zu kochen. Dann aßen wir schweigend den Kuchen und tranken Kaffee. Der Kommandant begann zu weinen und mich um Verzeihung zu bitten. Ich erzählte ihm, dass ich ihm um Christi willen vergeben hätte. Ein Jahr später bekehrte sich dieser Mann und seine Frau zu Christus.
Und nun noch etwa Praktisches zum Schluss
Gott hält unseren Glauben
Gott hält unseren Glauben
Die Jahreslosung bietet uns Christen alternative Lebensmöglichkeiten.
Wir leben gegen den Zeitgeist. Menschen zu lieben, die uns das Leben schwer machen, damit wird das Menschenunmögliche verlangt.
Bei der Bitte des Paulus geht es nicht darum, jedem Konflikt aus dem Weg zu gehen – ‚überwinden‘, das bedeutet ausdauernde Auseinandersetzung. Einer muss anfangen mit diesem Lebensstil.
Jesus hat damit angefangen, und wir sind seine Nachfolgerinnen und Nachfolger. Dabei darf nicht vergessen werden, dass wir durch Gottes Barmherzigkeit glauben. Unser gelebter Glauben wird allein von Gottes Barmherzigkeit gehalten.
Wir sind von Gott beschenkt und deshalb bittet Christus: „Lebe, was dir möglich ist.“ Stellt euer ganzes Leben Gott zur Verfügung. Passt euch nicht den Maßstäben der Welt an. Lasst euch im Innersten von Gott umwandeln. Wir können damit anfangen, weil Gott eine neue Wirklichkeit geschaffen hat, weil wir mit ihm verbunden sind wie die Rebe mit dem Weinstock.
Amen