Die Kinder des Königs

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Die Kinder des Königs

Liebe Gemeinde, ich möchte mit einer kleinen Geschichte beginnen, die ich in der vergangenen Woche gelesen habe.
Sie ist überschrieben „Die Kinder des großen Königs.
In einem Dorf lebten fünf Waisenkinder, vaterlos und einsam. Der König hörte von ihnen und beschloss sie zu adoptieren. So plante er in das Dorf zu fahren und die Kinder zu holen.
Nun sicher fanden es die Menschen irgendwie seltsam, dass ein König gerade sich um 5 Waisen kümmert. Schließlich muss er sich ja um das ganze Land kümmern.
Auf jeden Fall waren die Menschen des Dorfes richtig aufgeregt, dass der König zu ihnen kommt. Und sie hatten für die Kinder auch gleich Ratschläge parat: „Ihr müsst den König beeindrucken. Nur die, die wirklich begabt sind dürfen auf dem Schloss leben.“
So machten sich die Kinder ans Werk, um den König zu beeindrucken.
Der erste Junge war ein begabter Holzschnitzer, das erste Mädchen war eine begabte Malerin, die zweite Schwester war eine begabte Musikerin und der zweite Bruder war ein begabter Wissenschaftler.
Aber das kleinste Mädchen in der Familie hatte nichts zu bieten.
Alles was sie geben konnte, war ihr Herz, denn ihr Herz war gut. So kannte sie jeden Bettler und begrüßte jeden Reisenden, der ins Dorf kam.
Aber sie dachte, irgendwie will ich doch auch den König beeindrucken. So versuchte sie es bei ihren Geschwistern, dass diese ihr etwas beibrachten: Vom Schnitzen, vom Malen, vom Singen, von der Wissenschaft – aber keiner hatte Zeit für sie. Jeder wollte doch mit seiner Gabe den König beeindrucken und vor ihm glänzen. Darum hatte auch jeder mich sich zu tun.
Nun kam eines Tages ein Mann in die Stadt. Er fragte das kleine Mädchen: „Kannst Du meinen Esel füttern?“ Und das kleine Mädchen schaute den Mann an. Er war braun gebrannt und sah weitgereist aus. Sie sagte: „Ich tue es gern. Vertrau mir ruhig den Esel an. Ich werde ihn auch striegeln und für ihn sorgen. Bleibst Du lange hier?“
„Nur für kurze Zeit“ antwortete der Mann. Der Mann ruhte sich aus und schlief ein. Das Mädchen blieb die ganze Zeit bei ihm. Denn er strahlte Frieden und Geborgenheit aus. Es fühlte sich bei ihm wohl.
Der Mann sagte: „ Ich muss noch einmal weg, aber ich komme bald wieder.“
Bald kam er wieder zurück. „Hast Du gefunden, was Du gesucht hast?“ „Ja und Nein, die die ich sehen wollte, waren alle zu sehr beschäftigt, um mich zu sehen. Der Holzschnitzer musste unbedingt eine Arbeit fertig machen. Die Malerin sagte, ich soll Morgen wieder kommen, es wäre gerade ein so schöner Sonnenuntergang. Die Musikerin hatte keine Zeit, weil sie sich für einen großen Auftritt vorbereiten muss. Ja und der Wissenschaftler, war nicht da, weil er an einer Schule unbedingt weiter lernen musste.“
Da weiteten sich die Augen des Mädchens „Du siehst gar nicht aus wie ein König.“
„Ich versuche wenigstens einer zu sein“ sagte er. „Die Menschen benehmen sich mir gegenüber recht merkwürdig. Sie bitten um Gefälligkeiten. Sie wollen mich beeindrucken .Sie tragen mir ihre Klagen vor. Dabei will ich manchmal nur einfach mit meinem Volk zusammen sein, möchte mit den Menschen reden, lachen und weinen. Möchte einfach nur ihr Vater sein.“
„Darum hast Du uns Kinder adoptiert?“
„Genau, denn Kinder reden gern. Erwachsene meinen, sie müssen mich beeindrucken.“
„Aber meine Brüder und Schwestern waren zu beschäftigt.“
„Das waren sie. Aber ich komme wieder, vielleicht haben sie dann Zeit für mich.“
So kam es, dass die Kinder mit den vielen Talenten den Besuch des Königs verpassten. Während das kleine Mädchen das einzige richtige Geschenk hatte – Zeit. Es wurde sein Kind.
Vom Kind sein spricht auch unser Predigttext heute aus Römer 8,12-17:
12 All das, liebe Geschwister, verpflichtet uns – aber nicht unserer eigenen Natur gegenüber, so als müssten wir unser Leben von ihr bestimmen lassen.
13 Wenn ihr euer Leben von eurer eigenen Natur bestimmen lasst, müsst ihr sterben. Wenn ihr euch jedoch von Gottes Geist bestimmen lasst und dadurch die alten Verhaltensweisen tötet, werdet ihr leben.
14 Alle, die sich von Gottes Geist leiten lassen, sind seine Söhne ´und Töchter`.
15 Denn der Geist, den ihr empfangen habt, macht euch nicht zu Sklaven, sodass ihr von neuem in Angst und Furcht leben müsstet; er hat euch zu Söhnen und Töchtern gemacht, und durch ihn rufen wir, ´wenn wir beten`: »Abba, Vater!«
16 Ja, der Geist selbst bezeugt es uns in unserem Innersten, dass wir Gottes Kinder sind.
17 Wenn wir aber Kinder sind, sind wir auch Erben – Erben Gottes und Miterben mit Christus. Dazu gehört allerdings, dass wir jetzt mit ihm leiden; dann werden wir auch an seiner Herrlichkeit teilhaben.
Es ist eines der großartigsten Dinge, welche uns passieren, dass, wenn wir unser Leben Jesus Christus anvertrauen, wir zur Familie des lebendigen Gottes gehören. Wir sind dann Kinder des großen Königs. Gott nimmt uns als sein Kind an.
In manchen Völkern gibt es sogenannte Adoptionsriten, wo symbolisiert wird, dass das Kind gleichberechtigt ist, wie die Leibeserben.
Damit wurden aber auch die Beziehungen zu seiner alten Familie ausgelöscht. Da gehörte er nicht mehr dazu. Gegenüber der alten Familie war das Kind dann nicht mehr erbberechtigt.
Nun genau das geschieht dann auch bei uns al Christen, wenn wir durch Jesus Kinder Gottes werden. Symbol unseres Kindseins ist unsere Taufe. Sie ist sozusagen unser Adoptionsritus. Wir sind jetzt Kinder des lebendigen Gottes und Miterben Jesu Christi.
Die Macht der Sünde hat nun kein Anrecht mehr an uns!
Hätte sie noch Anrecht dann würde für uns das Wort des Apostels gelten:
„Wenn ihr euer Leben von eurer eigenen Natur bestimmen lasst, müsst ihr sterben.“
Aber wer ein Kind des lebendigen Gottes ist, für den gilt:
„Wenn ihr euch jedoch von Gottes Geist bestimmen lasst und dadurch die alten Verhaltensweisen tötet, werdet ihr leben.
Alle, die sich von Gottes Geist leiten lassen, sind seine Söhne ´und Töchter`.“
Der Geist Gottes wirkt jetzt in uns. Er wirkt in uns als Geist der Erneuerung und Veränderung, als der Geist, der uns in alle Wahrheit leiten will.
„Alle, die sich von Gottes Geist leiten lassen, sind seine Söhne ´und Töchter`.“
Das bedeutet, wenn wir hier als Söhne und Töchter angesprochen werden, dann sind wir keine niedlichen Kindlein, bei denen man in den Kinderwagen schaut und „Gugeda“ sagt.
Nein wir sind Söhne und Töchter Gottes, die vor Gott eine hohe Stellung haben. Genau darum brauchen wir auch den Heiligen Geist, der uns führt und leitet, der uns auch als Kinder vor Gott in die Verantwortung nimmt.
Es ist aber keine Stellung, die wir grundlos und eigenmächtig anmaßen, sondern weil uns Gottes Geist dazu leitet und führt. Gott selber hat uns in diese Stellung eingesetzt.
Und genau das gibt uns in der Verantwortung vor Gott sogleich Freiheit. Es ist die Freiheit der Kinder Gottes.
Kind Gottes zu sein, ist einerseits ein harter Kampf, wo man sich das auch etwas kosten lassen muss, Sogleich bringt Kind Gottes zu sein andererseits Frieden und Freude, Hoffnung und Sinn im Leben.
Als Kinder Gottes dürfen wir erst einmal mit Gott vertrauensvoll reden. Wir haben eine ganz enge Beziehung zu ihm. Wir dürfen zu ihm „Papa“ sagen, oder wie es im Predigttext steht: „Abba, lieber Vater!“
Ich denke genau hier, wird das innige Verhältnis zu Gott deutlich, welches er mit uns durch Jesus Christus haben will.
Und es sollte so innig sein, wie es in unserer Geschichte vom Anfang bei dem kleinen Mädchen zum Ausdruck kommt. Nicht die Geschäftigkeit, auch nicht die Geschäftigkeit für Gott und Kirche sollte unser Leben bestimmen. Sondern dass wir Zeit haben.
Zeit für Gott,
- dass wir im Gebet mit ihm reden
- dass wir sein Wort hören
- dass wir Orte der Stille und der Andacht suchen
Zeit für den Mitmenschen
- dass wir das Gespräch und die Gemeinschaft mit dem Bruder und der Schwester suchen
- das wir sehen, wo der andere uns braucht.
Das kleine Mädchen, welches keine „große“ Gabe hat – hat doch die größte Gabe von allen. Es hat ein offenes Herz für seine Mitmenschen.
Als Kinder Gottes sollten auch wir das schenken lassen.
Wie ich es schon angedeutet habe, sind Kinder von Natur aus und nach dem Recht erbberechtigt. Das gilt auch für Adoptionskinder. Sie erben das Eigentum ihrer Eltern. In unserem menschlichen Leben kann das bis zu einem gewissen Grad auch per Testament gesteuert werden.
Auch hier hat Gott, der Vater durch ein Testament, durch einen Bund es geordnet, so sind wir Erben Gottes und zwar Miterben Christi.
Gott hat seinen geliebten Sohn Jesus, den ursprünglichen und ewigen Erben für uns geopfert. Durch dessen sterben und Auferstehen sind wir nun in diese Erbschaft eingeschlossen. Das Erbrecht ist gesichert.
Und wir haben Anteil daran.
Amen.
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