Ein Geschenk fürs Leben
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Ein Geschenk fürs Leben
Ein Geschenk fürs Leben
Predigt Titus 3,3-7
Damals Weihnachten bekam Klaus ein Mofa geschenkt, Rolf einen Bausparvertrag.
„Wie uncool“, sagte Klaus. Heute wohnt Klaus immer noch bei Mutti, Rolf in seinen eigenen vier Wänden. Vielleicht kennt mancher von Euch noch diese Werbung für einen Bausparvertrag, aus dem Fernsehen? Ja nicht immer was uncool erscheint, ist im Nachhinein wirklich uncool.
Geschenke zu bekommen ist etwas sehr Schönes. Wer von uns hat sich denn in diesen Tagen nicht auch auf Geschenke gefreut?
Sie zeigen uns: Ich mag dich oder ich liebe dich. Sie sagen mir: Du bist mir etwas wert. Ich habe mir Gedanken gemacht über dich, über das, was du brauchst oder was dir gut tut.
Geschenke sind sehr unterschiedlich und so auch ihre Wirkung. Oft freuen wir uns ganz spontan über ein Geschenk. Es zaubert Glanz in unsere Augen, wir spüren eine freudige Erregung, es wird uns warm ums Herz. Manchmal erschließt sich der Wert eines Geschenkes für uns erst viel später.
Erst dann, wenn wir merken, das war nicht nur für den Augenblick, sondern etwas fürs Leben, etwas, mit dem wir leben können.
Damals Weihnachten in Bethlehem machte Gott uns ein Geschenk. Ein Geschenk fürs Leben.
Davon schreibt der Apostel Paulus an seinen Freund und Mitstreiter Titus:
Titus 3,4-7
4 Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilands,
5 machte er uns selig - nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit - durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im heiligen Geist,
6 den er über uns reichlich ausgegossen hat durch Jesus Christus, unsern Heiland,
7 damit wir, durch dessen Gnade gerecht geworden, Erben des ewigen Lebens würden nach unsrer Hoffnung.
Ein langer Satz. Ein Geschenk in sehr gewichtige Worte gepackt. Es erschien aber die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes.
Lange schon hatten die Menschen darauf gewartet. Alle ihre Hoffnung legten sie in das, von dem sie glaubten, dass es eines Tages kommen würde. Sie sehnten sich nach Erlösung und Befreiung. Ganz handfest war diese Hoffnung. Die Römer regierten das Land und bedrückten die Menschen. Sie brauchten einen, der gegen die Besatzungsmacht aufstand.
Da wurde ein Kind geboren, unscheinbar und klein in einem Viehstall. Es wurde in einen Futtertrog gelegt. Dieses Kind sollte der Retter der Welt sein. Seine Mutter war Maria, eine junge Frau, die verlobt war mit Josef, dem Zimmermann.
Unter mysteriösen Umständen war sie schwanger geworden, nachdem ihr ein Engel begegnet war. Damals hatte es in Nazareth viel Gerede gegeben. In einem abgelegenen Winkel der Erde kam Jesus zur Welt, zwischen Ochs und Esel in eine Krippe gelegt. Hirten waren die ersten, die das Wunder sahen, arme Leute, die nicht lesen und schreiben konnten.
Von manchen wurden sie als umherziehendes Gesindel bezeichnet.
Zuerst konnten sie gar nicht so recht begreifen, was da geschehen war und was es mit diesem Geschenk auf sich hatte. Aber alle, die es annahmen, erlebten, dass es ihr Leben veränderte. Es erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes.
Ein Mensch wurde geboren und brachte Gottes Liebe zu den Menschen. Wer Jesus begegnete, ging verändert aus dieser Begegnung hervor.
Die Geschichten der Bibel sind voll davon. Sie erzählen von Menschen, die erlebten, dass Jesu Nähe heil macht an Leib und Seele.
Er ging auf Menschen zu, egal ob die Konventionen das erlaubten oder nicht.
Er hielt einen Spiegel vor und brachte Menschen zum Umdenken.
Er ergriff Partei für die, die längst abgeschrieben waren.
Er schenkte Leben, wo niemand mehr Hoffnung hatte.
Er gab einen neuen, anderen Sinn, wo es eigentlich nichts mehr zu erwarten gab.
Diese Sehnsucht sitzt tief in uns Menschen. Sie spricht auch aus dem langen Satz unseres Predigttextes.
Es waren seit dem Ereignis in Bethlehem viele Jahre vergangen. Jesus war schon längst wieder zu seinem Vater zurückgekehrt.
Die ersten christlichen Gemeinden waren entstanden. Politisch hatte sich wenig verändert und die Christen erfuhren oft, dass sie wegen ihres neuen Glaubens und ihres anderen Lebensstils angefeindet wurden.
Man erzählte sich gegenseitig immer wieder von diesen Begegnungen mit Jesus, schrieb es auf und erinnerte einander an das, was Gott ihnen in Jesus geschenkt hatte. Das stärkte sie im Glauben und vergewisserte sie immer wieder dann, wenn sie manchmal ihre Hoffnung lieber begraben hätten. Es brachte Licht in dunkle Zeiten.
Wieder sind Jahre vergangen, ja sogar Jahrtausende. Wir leben noch im Jahr 2009 und hören heute von Gottes Freundlichkeit und Menschenliebe.
Auch in uns wecken diese Worte eine Hoffnung und eine Sehnsucht. Wir leben in kalten Zeiten, sagen viele Menschen.
Der Wirtschaft geht es schlecht. Die Arbeitsplätze sind nicht sicher. Die Steuern werden nicht weniger, sondern viel mehr.
Grippeepidemien, wie Schweinegrippe, sind in aller Munde
Wir wissen nicht, wie unsere Zukunft aussehen wird. Was wird sein, wenn wir alt sind? In den Zeitungen und Nachrichtensendungen begegnen uns täglich Tod, Krieg und Katastrophen.
Wir erleben, dass die Mächtigen entscheiden und die Kleinen machtlos sind.
Nüchtern wird kalkuliert, für die einen zum Vorteil, die anderen bleiben auf der Strecke. Unser Alltag ist brüchig geworden, genauso wie viele Beziehungen.
Weihnachten macht da keine große Ausnahme, auch wenn manches vom Lichterglanz unserer Städte und Häuser künstlich aufgehellt oder in ein besseres Licht getaucht wird.
Dann wünschen wir uns, besonders auch an Weihnachten, dass es dazwischen echte Lichtblicke gibt, Momente, in denen wir spüren, dass es doch etwas anderes gibt als das Gesetz der Welt.
Ich werde geliebt, ohne es mir erst verdienen zu müssen.
Ich muss nicht immer bis zum Umfallen kämpfen und leisten, sondern ich werde gehalten, gestützt und getröstet.
Ich muss anderen nichts vorspielen, was ich gar nicht bin.
Ich kann mir meine Angst und meine Zweifel eingestehen.
Ich muss nicht immer vorne sein.
Ich kann glücklich sein trotz allem.
Es ist schön, so beschenkt zu werden ganz ohne Grund.
Nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, heißt es im Predigttext, sondern nach seiner Barmherzigkeit.
Einfach so aus Freundlichkeit und Menschenliebe.
Gott taucht uns in seine Liebe, der Aposte Paulus nennt es Wiedergeburt, und gießt seinen Geist über uns aus. Reichlich.
Mich erinnert das an die Taufe. Taufe heißt neues Leben. Wenn ein Kind getauft wird, dann vertrauen wir sein Leben Gott an. Du bist mein, sagt er. Ich gehe deinen Weg mit dir.
Der Weg wird nicht immer gradlinig sein, frei von Angst und Zweifeln und Schmerz.
Manchmal führt der Weg auch weit weg von Gott.
Aber trotzdem ist Gott da. Gott steht neben uns, wenn wir uns freuen und es uns gut geht.
Er begleitet uns durch die Tiefen des Lebens und hält uns seine Hand hin, wenn wir allein nicht mehr hochkommen.
Oft ist es so, dass wir erst im Nachhinein entdecken, dass sich neue Wege für uns aufgetan haben nicht aus eigener Kraft, sondern fast wie ein Wunder. Gottes Spuren in unserem Leben.
Die Taufe wurde zum Zeichen für die Menschen, die Gottes Liebe und Menschenfreundlichkeit erfahren haben und sein Geschenk annahmen, zum Zeichen der Christen von damals bis heute, weltweit.
Seit Gott sich uns geschenkt hat, wissen wir, dass nichts so bleiben muss wie es ist oder wie andere es uns weismachen wollen. Durch seinen Geist ist Veränderung möglich, manchmal in ganz überraschende Richtungen, mit denen wir gar nicht gerechnet hätten.
Maria und die Hirten und all die vielen Menschen in den Geschichten der Bibel sind dafür Beispiele genug. Mitten im Alltag erlebten sie, dass Gottes Geschenk sie und ihr Leben veränderte.
Das ist Weihnachten. Das Geschenk ist da. Es liegt vor uns. Gottes Liebe und Menschenfreundlichkeit ist erschienen.
Das ist unsere Chance, wenn wir unser Herz öffnen und dieser Liebe Gottes Raum geben in uns, das Geschenk annehmen und mit ihm leben.
Aber gerade das ist ja nicht so einfach.
•Brauchen wir dieses Geschenk eigentlich noch?
•Brauchen wir einen Retter, einen Heiland, der uns oft so fern zu sein scheint?
•Brauchen wir überhaupt irgendjemanden, der uns selig macht?
•Oder ist der Glaube an Gott und seine Liebe und Menschenfreundlichkeit in unserer Zeit nicht längst überholt?
Wir haben gelernt, unser Leben selbst in die Hand zu nehmen. Wir sorgen vor, können uns auf unser Wissen, auf Technik und Medizin verlassen.
Sollen wir da Verheißungen trauen, von denen wir nicht mal wissen, ob sie uns nicht doch nur vertrösten?
Lieber sehen wir den Tatsachen ins Auge und nehmen alles selbst in die Hand.
Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach!
Manchmal ist dieses Denken ist ja nicht schlecht, einerseits. Es hat uns Errungenschaften gebracht, die für unser Leben wichtig und förderlich sind.
Wir können vieles, und vieles liegt in unseren Händen.
Aber andererseits erleben wir gerade heute immer stärker, dass die Machbarkeit an Grenzen stößt oder wir uns fragen müssen, ob wir das noch verantworten können, was wir zu tun in der Lage sind?
Und immer bleibt so eine Sehnsucht danach, aufgehoben und angenommen zu sein, sich einfach mal fallen lassen zu können, ohne unterzugehen.
Tief in uns steckt diese Hoffnung, dass es anders werden kann mit uns und in unserer Welt.
Die Religion hat für viele Menschen an Bedeutung verloren, aber die Suche nach Sinn und Erfüllung ist stärker denn je. Gott macht uns ein Angebot. Er ist gekommen damals in Bethlehem und er kommt jeden Tag, um dem, was bei uns geschieht, Sinn zu geben. Das ist nichts, was in einem luftleeren Raum schwebt, sondern etwas, was durch seine Liebe verbürgt ist. Davon können alle, die sie erfahren haben, erzählen. Diese Hoffnung und diesen Glauben will Gott in uns stärken. Dafür hat er seine Liebe in uns angelegt und in uns hineingelegt. Zukunft und Hoffnung sind damit verbunden. Dieser Glaube ist für mich kein bisschen altmodisch. Er ist auch nicht überholt oder gar uncool.
Gott schenkt uns etwas, worin wir leben können. Wir erfahren Schutz und Geborgenheit, wir können da ausgelassen und fröhlich sein und dürfen auch unseren Tränen freien Lauf lassen.
Es ist mehr als ein Geschenk für den Augenblick. Es ist ein Geschenk, das uns trägt an jedem Tag. Es kann uns heil und glücklich machen. Damals in Bethlehem bekamen die Menschen ein Kind geschenkt, wie unscheinbar und machtlos! Heute ist es unsere Zukunft und Hoffnung.
Ein Geschenk fürs Leben.
Amen.