Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen.

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Weihnachtsfeier der LKG Fraureuth

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Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen.

Ihr Lieben,
ein älterer brummeliger Mann begegnet uns im Anspiel der EC-Jugend, einsam, von Gott und der Welt enttäuscht. Und solche Menschen gibt es nicht nur im Spiel, sondern auch im wahren Leben. Schaut euch doch einmal um in eurer Nachbarschaft und in eurem Bekanntenkreis. Wenn ihr richtig hinschaut, werdet ihr sie entdecken. Menschen, die irgendwie mit allem abgeschlossen haben. Menschen, die keine Hoffnung mehr haben. Keine Hoffnung, weil sie keine Arbeit mehr haben. Die Arbeitslosigkeit treibt sie in die Sinnlosigkeit. Menschen, die alles und jeden abweisen, Menschen die auch Gott und Kirche abgeschrieben haben. Wenn ihr richtig hinschaut, findet ihr sie. Könnt ihr es euch vorstellen, dass gerade diesen Menschen die Botschaft von Weihnachten gilt:
„Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen.“
Aber sind wir nicht auch manchmal solche Menschen, denen alles um sie herum egal ist. Ich habe manchmal solche Momente. Nicht nur dann, sondern immer gilt auch für uns ganz persönlich dieses Wort: „Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen.“
Es ist der Liebesanspruch Gottes an uns Menschen heute und hier in dieser Welt und an uns und unsere Mitmenschen. Und zu Weihnachten spricht uns Gott dieses in besonderer Weise zu. Denn das Kind in der Krippe kam nicht in eine heile Welt, sondern in eine unheile, kranke und kaputte Welt auch damals schon. Es konnte nicht im Himmelbett eines Palastes gefunden werden, sondern in einem Stall im Futtertrog.
In dieser Woche wurde mir das in einem Video-Film deutlich, den ich mit den Konfirmanden angeschaut habe „Merry Christmas“ mit Mr. Bean. So skurril auch der Film mit seinem englischen schwarzen Humor ist, an zwei Stellen wurde mir etwas besonders deutlich und wichtig. Und dabei sind wir erst einmal ganz nah wieder beim Anspiel. Einmal wurde deutlich, wie furchtbar es ist, wenn ein Mensch nur noch die Erfüllung seiner Wünsche sieht, und dabei seine Mitmenschen übersieht. Wie einsam dann er auch zu Weihnachten ist und auch bleiben wird.
Die zweite Szene war als Mr. Bean Weihnachtsbaumschuck und elektrische Kerzen kauft, entdeckt er eine Krippe und er beginnt zu spielen. Und da wir deutlich, dass das Jesus-Kind in eine Welt kommt, die mit Brüchen leben muss, die alles andere als heil ist, wo Verletzungen an der Tagesordnung stehen. Während seines Spieles mit der Krippe und den Figuren tauchen auf einmal Soldaten auf, Panzer fahren auf und auch ein Dinosaurier faucht aggressiv durch die Gegend. Das alles spiegelt doch die kaputte Welt wieder, in die Jesus zu Weihnachten kommt. Auch unsere Welt heute im Jahr 2009.
Zum Schluss dieser Szene kommt ein Hubschrauber mit einem Engel und einem großen Magneten an einem Seil. Damit wird das Jesus-Kind aus der Futterkrippe im Stall hinein in ein Himmelsbett im Palast transportiert. Auch Maria und Joseph wurden hinüber gebeamt.
Ist dieses letzte Bild nicht das Wunschbild vieler Menschen, vielleicht auch von uns selber. Ein Wunschbild – das Weihnachten zu einem idyllischen anheimelnden Familienfest macht. Aber die Wirklichkeit ist eine andere. Ist sie nicht in Wirklichkeit so, wie es Johannes am Anfang seines Evangeliums beschreibt:
Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. (Joh. 1,10-11)
Und doch gilt dieses Wort gerade und besonders für Weihnachten, aber auch alle Tage unseres Lebens auch heute:
„Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen.“
Und dieses Wort gilt nicht nur uns heute hier bei der Adventsfeier. Es gilt auch denen, die hoffnungslos sind, die resignieren und aufgegeben haben. Es gilt denen, die mit sich und der Welt abgeschlossen haben. Es gilt den Menschen, die euch am Anfang der Andacht eingefallen sind.
Nun stellt sich uns die Frage: Wie erreicht diese Botschaft diese Menschen und was können wir dabei tun?
Es ist uns schon klar, dass das nicht einfach ist. Aber es lohnt sich darum zu mühen. Es kann und wird viel Zeit und Geduld erfordern. Ich habe in den letzten Tagen eine Fernsehpredigt des amerikanischen Pastors Bill Hybels gehört, welche mich noch aus einem anderen Grund angesprochen hat.
Aber da berichtet er von einem solchen Menschen, wie er diese heilsame Gnade Gottes gerade durch die Botschaft von Weihnachten erfährt. Ich lese aus seiner Predigt ein paar Auszüge, weil ich denke hierin wird deutlich wie Weihnachten Menschen verändert.
Das Haus neben uns hatte einige Zeit leer gestanden und das musste also mein neuer Nachbar sein, der auch seinen Müll raus brachte. Es war kalt. Es war Januar und ich hatte keine Jacke angezogen. Ich brachte unsere Mülltonne raus, ging hin, streckte meine Hand aus und sagte: „Sind sie mein neuer Nachbar?“ und er sagte, „Nun ich bin gerade in dieses Haus gezogen, wenn sie also hier wohnen, ja, dann schätze ich, wir sind Nachbarn.“
Ich sagte: „Ich heiße Bill“ und er sagte: „Ich heiße Bill“ Ich meinte: „Das macht es ziemlich einfach. Aber Bill, ich bin am Erfrieren, könnten wir das später fortsetzen?“ Er sagte: Klar, kein Problem.“ Einige Wochen später brachte ich wieder den Müll raus und er zur selben Zeit auch seinen. Wir fingen eine Unterhaltung an und haben uns oft unterhalten bei den Mülltonnen. Einmal fragte er mich: „Bill, was arbeiten sie?“ Das fragte er mich. „Bill, was machen sie beruflich?“ Ich sagte: „Nun, ich bin Pastor einer Gemeinde hier in der Gegend.“ Er darauf: „Aber nicht die, die Sonntag morgens immer die Straßen verstopfen und alles?“ Ich sagte: „Na ich bin nicht sicher, ob es genau die ist, aber ich bin Pastor in der Gegend.“ Er sagte darauf: „Das wird sehr einfach zwischen uns.
Ich war in meinem ganzen Leben als Erwachsener in keiner Kirche und ich habe auch nicht vor hinzugehen. Wenn Sie also meinen sollten, dass es zwischen uns komisch werden könnte, wenn Sie mich einladen und alles, wird es sehr leicht. Ich komme nie.“ Dann sagte ich „Bill, das macht es wirklich einfach. Was machen sie denn beruflich?“ Er sagte: „Ich bin Chevrolethändler.“ Darauf meinte ich: „Bill das macht es wirklich einfach. Ich würde nämlich unter keinen Umständen je einen Chevrolet kaufen.“ Er sagte: „Wow, das wird wirklich leicht.“
Und die nächsten paar Jahre haben wir uns nur bei den Mülltonnen unterhalten. Wir beide mögen Motorräder und so haben wir eine Harley Tour zusammen gemacht. In einem Jahr fuhren wir kurz vor Ostern zusammen und ich dachte, ich mache mir einen kleinen Spaß mit ihm und sagte: „Wo
gehen Sie zu Ostern in die Kirche?“ Und natürlich sagte er: „Ich gehe an Ostern nie in die Kirche.“
Darauf sagte ich: „Wissen Sie was? Ich glaube nicht, dass Sie ein waschechter amerikanischer Patriot sind, wenn Sie nicht an Ostern in die Kirche gehen.“ „Mich hat noch nie jemand bei meiner Ehre als Patriot gepackt.“ „Nun, ich tue es. Jetzt und hier.“ sagte ich, und er meinte, „Gut dann komme ich an Ostern zu ihnen in die Gemeinde.“ Ich sagte Okay. Als ich während des Ostergottesdienstes die Predigt hielt, sah ich ihn in der Menge, ob sie es glauben oder nicht. Am folgenden Dienstagabend brachte ich den Müll raus, und da war er. Wir plauderten und ich sagte:
„Ich habe Sie in der Kirche gesehen. Sie hatten gesagt, Sie würden nie gehen.“ Er sagte: „Nun, ich bin gekommen und ich muss Ihnen sagen, die Kirche hat sich sehr verändert, seit ich als kleines Kind dort war. Mir hat alles an Ihrer Gemeinde gefallen. Ich liebe die Musik, mir gefällt, wie sie organisiert ist. Mir hat gefallen, wie normal die Leute sind und dass sie höflich zu mir waren. Aber wissen Sie, was mir am meisten gefallen hat, das war Ihre Predigt.“ Da dachte ich, er veräppelt mich, er nimmt mich auf die Schippe, aber er sagte: „Nein, mir hat Ihre Predigt gefallen. Ich habe sie verstanden und sie hat mich über vieles zum Nachdenken gebracht.“ Ich sagte: „Wow. Toll Bill.“ Danach nahm ich einfach an, er würde in der nächsten Woche kommen. Oder in der übernächsten oder danach. Aber er kam nicht. Dann kam Weihnachten und jetzt steht auch wieder Weihnachten bevor. Und die Menschen werden empfänglich für die Dinge Gottes um Weihnachten.
Ich lud also Bill zu unserem Weihnachtsgottesdienst ein. Und er sagte: „Sicher komme ich am Heiligen Abend.“ Ich sagte: „Wow, das war einfach.“ Dann sagte ich: „Bill, wenn Ihnen der Ostergottesdienst so gut gefallen hat, und Sie haben ja sogar gesagt, dass Ihnen meine Predigt gefallen hat, wieso sind Sie die ganzen Monate nicht wieder gekommen?“ Er antwortete: „Bill, ihre Predigt war so gut, dass ich davon über die ganzen Monate zehren konnte.“ Jetzt wissen Sie, warum er so viele Chevrolets verkauft.
Aber er kam an Weihnachten und ihm gefiel der Weihnachtsgottesdienst. Und um eine lange Geschichte kurz zu machen, in den kommenden Jahren kam er immer an Ostern und an Weihnachten. Und vor einigen Jahren, in einem Weihnachtsgottesdienst lernte er Christus kennen.
Dieser Autohändler, der geschworen hatte, nie wieder als Erwachsener eine Kirche zu betreten, hat sein Leben Christus übergeben. Wenn man ihn heute sieht, sieht man einen veränderten Mann. So viele Wunder geschehen zur Weihnachtszeit.
Ihr merkt, die heilsame Gnade Gottes wirkt und sie bewirkt Veränderung. Vielleicht nicht so schnell wie bei dem Mann im Anspiel, vielleicht kann es lange dauern – vielleicht sogar einige Jahre wie bei dem Chevrolet-Händler.
Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen.“
Diese Erfahrung der heilsamen Gnade Gottes wünsche ich euch jetzt in dieser Advents- und Weihnachtszeit – und dass Gott euch Phantasie und Weisheit schenkt, diese euren Mitmenschen nahe zu bringen.
Weihnachten verändert – durch Gottes Liebe zu uns. Weihnachten verändert durch das Kind im Futtertrog. Weihnachten will auch uns verändern.
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