Es kommt Freude auf
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Es kommt Freude auf!
Es kommt Freude auf!
Liebe Gemeinde,
es ist zwar ungesund, das zu machen. Aber manchmal tut man es trotzdem. Ich rede hier von Multitasking. Ich hoffe Ihr wisst alle, was das ist.
Nun für die, die es nicht wissen: Es ist einfach das, dass man mehrere Dinge gleichzeitig tut. Und manchmal macht man es halt eben.
So war es diese Woche auch bei mir.
Ich saß an meinem mobilen Computer, sprich Laptop, und tippte so die ersten Gedankensplitter zur heutigen Predigt in den Computer: Was mir so bei dem Wort Freude einfällt?
Irgendwie im Hintergrund lief der Fernseher und es war gerade Werbung zu hören.
Doch Stopp – was war da eben zu hören, was sagt da die Werbung? Da geht es doch gerade um Freude.
Was sagt die Werbung über die Freude?
Es gibt Dinge auf die man sich freut! – Ja das stimmt. Es gibt Dinge im Leben, auf die man sich freut. Ich freue mich heute auf das Mittagessen – einen schönen Schweinebraten, Klöße und Rotkohl.
Auf was freut Ihr euch heute?
In der Werbung ist es eine gute Tasse Kaffee? Ja auch auf eine schöne Tasse Kaffee kann man sich freuen, besonders wenn er frisch gemahlen und sofort gebrüht ist.
Aber ist das alles? Sicher gibt es noch viel mehr Dinge, auf die wir uns freuen. Wir könnten da eine ganze Menge aufzählen und normalerweise wären wir auch in einer Stunde nicht fertig.
Doch irgendwann vergeht diese Freude wieder, weil wir es dann haben. Wenn es ein Ereignis war, spätestens dann, wenn es vorbei ist, geht auch die Freude darüber wieder. Die Freude ist vergänglich!
Beim Nachdenken über die Freude wurde mir deutlich, dass Freude immer zwei bis drei Phasen hat.
Einmal die Vorfreude, als Freude auf das Ding oder das Ereignis.
Und die zweite Phase dann die eigentliche Freude, wenn man es hat oder das Ereignis geschieht.
Manchmal gibt es noch eine dritte Phase. Man könnte sie die Nachfreude nennen. Es ist die abklingende Freude. An einem Gegenstand oder Sache freut man sich noch ein ganzes Stück bis es dann doch langsam selbstverständlich ist. Ja und bei einem Ereignis, da kann man davon noch ein ganzes Stück zehren.
Aber in ganzen muss man sagen: „Freude ist vergänglich.“
Doch gibt es eine Freude, die auch bleibt, die Bestand hat, die im Leben trägt und die Veränderung schafft?
Nun haben wir ja heute schon im Wochenspruch und in der Epistel gehört, dass auch die Bibel uns zur Freude auf fordert. Ist das vielleicht eine Freude, welche Bestand hat, welche ein Leben lang trägt, welche unser Leben verändert?
Ich möchte dieses Wort aus dem Philipperbrief noch zweimal vorlesen. Erst einmal, damit wir durch andere Wort neu zum Nachdenken kommen, nach einer modernen Übersetzung, der Neuen Genfer Übersetzung und dann noch einmal in den uns so vertrauten Worten der Lutherübersetzung:
NGÜ: Philipper 4,4-7
4 Freut euch, was auch immer geschieht; freut euch darüber, dass ihr mit dem Herrn verbunden seid! Und noch einmal sage ich: Freut euch!
5 Seid freundlich im Umgang mit allen Menschen; ´ihr wisst ja, dass` das Kommen des Herrn nahe bevorsteht.
6 Macht euch um nichts Sorgen! Wendet euch vielmehr in jeder Lage mit Bitten und Flehen und voll Dankbarkeit an Gott und bringt eure Anliegen vor ihn.
7 Dann wird der Frieden Gottes, der alles Verstehen übersteigt, über euren Gedanken wachen und euch in eurem Innersten bewahren – euch, die ihr mit Jesus Christus verbunden seid.
Luther: Phil 4, 4-7
4 Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!
5 Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe!
6 Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!
7 Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Freude Die unser Leben verändert.
Wie verändert sie unser Leben?
Vom Weihnachtsfest, als dem Fest der Freude, ist zurzeit überall die Rede. Dabei kommt ein Wort häufig vor – es ist das Wort Vorfreude. Und sicher haben viele dabei auch das Adventslied im Ohr:
Vorfreude, schönste Freude. Freude im Advent.
Tannengrün zum Kranz gewunden,
rote Bänder dran gebunden,
und das erste Lichtlein brennt.
Erstes Leuchten im Advent, Freude im Advent.
Und es ist auch eine Frage der Lebenseinstellung, ob man sich im Leben freut oder nicht.
Es ist genau die Frage, wie wir ein halb mit Wasser gefülltes Wasserglas bewerten. Sagen wir „das Glas ist halb voll“ oder sagen wir „das Glas ist halb leer“?
Ist das, was wir haben und wie es uns geht, alles selbstverständlich? Wenn ja, dann rückt das, was nicht optimal läuft, in den Vordergrund und hat in unserem Leben eine stärkere Prägung. Dann ist es fast logisch, dass die Freude dabei auf der Strecke bleibt.
Aber mit Freude zu leben, das kann man lernen, wenn wir an unserer Einstellung gegenüber den Dingen arbeiten.
Wer es schafft, seine Gedanken positiv auf das Schöne im Leben auszurichten, wird sich viel eher freuen können, als derjenige, der sich nur um seine negativen Gedanken dreht.
Doch es gibt noch eine Freude, die tiefer geht als fröhliche Gedanken. Es ist die Freude darüber, dass Gott uns nahe kommt – näher, als wir uns selber sein können.
Es ist die Vorfreude und tägliche Freude darüber, dass Jesus kommt und immer schon da ist.
Das hört sich vielleicht jetzt ganz schön hochgestochen und abgehoben an, doch es ist ganz einfach.
Freude ist eine Herzenssache, d.h. was mich in meinem Herzen trägt und bewegt, das erkennen andere Leute in und an meinem Leben.
Ich meine damit jetzt nicht, dass alle Christen mit so einem süßlichen Lächeln herumlaufen.
Leider gibt es eine ganze Menge davon, die das tun. Ich bekomme immer ein Schaudern davon, wenn ich mit so einem süßlichen Lächeln angesprochen werde. „Lieber Bruder Bachmann“. Manchmal habe ich fast das Gefühl, ich habe etwas verbrochen oder bei mir stimmt was nicht. Dann ist es mir lieber, ich werde mit meinem Vornamen angesprochen.
Nein um so eine irgendwie gekünstelte Freude geht es mir nicht.
Ich denke, dass Gott will, dass ich „ich“ bleibe und dass die anderen trotzdem sehen, wer und was ich bin, was mein Leben ausmacht, woher ich die Freude in meinem Leben bekomme, woher ich auch die Kraft bekomme, für mein Leben.
Dabei geht es mir um eine Freude, die tiefer geht als alle oberflächliche Fröhlichkeit. Diese Freude ist so tief im Herzen verwurzelt, dass sie sogar im Leid trägt und prägt. Sie ist selbst dann spürbar, wenn es gar nichts zum Lachen gibt.
Diese Freude ist mit einer Person verbunden: Jesus Christus. Wenn dieser Jesus in unseren Herzen Raum gewinnt, dann sind wir dem Grund der Freude ein großes Stück näher gekommen.
Dann bleibe ich „ich“ und werde trotzdem verändert.
Der Apostel Paulus zeigt uns hier im Philipperbrief den Grund tiefer Freude. Und der ist nicht gekünstelt oder hochgestochen, sondern wie ich schon gesagt habe, recht einfach.
Und diese Freude möchte ich euch heute vier Tage vor dem Heiligen Abend zusagen:
Freut euch, dass ihr zu Jesus Christus gehört. In Jesus Christus ist einer gekommen, dem es wichtig ist, dass seine Kinder fröhlich und erlöst leben. Und dafür brauchen wir nichts zu tun, außer Gott in unserem Herzen wahr- und ernst zu nehmen.
Dann ändern sich unser Leben und unsere Einstellung.
Wenn wir das kapiert haben, dann wird unser Leben eine Freude ausstrahlen, die aus einer tiefen Geborgenheit kommt. Dann hat die Freude sozusagen ihren Anker in unsere Herzen geworfen und ist nicht mehr nur vom Glücksmoment abhängig. Nicht nur der Spur nach kann sie nämlich erfahren werden, sondern ganz konkret im Leben Raum gewinnen.
Da merkt z.B. jemand, der sich selber nicht leiden kann, dass dieser Gott zu ihm steht, egal, was die anderen auch spotten und sagen. Er merkt, dass sein Selbstwert nicht von der Meinung der Mitmenschen oder von der eigenen Leistung abhängt, sondern von dieser Zusage: »Ich bin dein Gott. Ich habe alles für dich gegeben, weil du mir so wertvoll bist“.
Ich bin überzeugt: Wer das erfährt, der geht mit dieser tiefen Freude der Geborgenheit anders durch das Leben.
Oder jemand ist unglaublich nervös und unruhig. Immer bewegen ihn oder sie die Fragen: »Habe ich genug getan?« »Reicht mein Erspartes?« »Was wird in der Zukunft kommen, wenn ich vielleicht krank werde und alt?«
In diese Unruhe hinein trifft Gottes Wort: Freu dich, dass du zu Jesus Christus gehörst. Er ist deine Zukunft, ja die Zukunft ist mit Jesus Christus bereits zu dir gekommen. Er denkt an dich, und was auch immer dich beschäftigt – es ist ihm nicht egal.
Was dich umtreibt, gib’s ihm ab, sag ihm, was dir fehlt, und danke ihm. Er wird’s besser machen, als du dir das in deiner ganzen unruhigen Lebensplanung vorstellen kannst.
Wenn wir das erkennen, dass wir einfach loslassen können, dann wird tiefe Freude in unser Herz einziehen.
Oder bei einem Menschen ist viel schief gelaufen. Da ist die Beziehung kaputt. Er hat andere Menschen enttäuscht, hat versagt und ist schuldig geworden an sich selbst, an den Mitmenschen und an Gott.
Er hat keine rechte Perspektive mehr für das Leben.
Da droht die Entlassung aus der Firma droht und das Gespenst der Arbeitslosigkeit spukt vor Augen.
Und dieser Mensch hört diese Ermutigung: Freu dich, dass du zu Jesus Christus gehörst. Er vergibt dir. Du kannst neu anfangen. Egal, was war, es muss dich nicht mehr belasten. Was auch kommt – es darf dich nicht erschrecken. Dein Gott ist für dich da.
Wenn wir das abgeben, was uns umtreibt und fertig macht, dann ist in unserem Herzen wieder Raum für die Freude, und dann spürt der getriebene, verzagte und fertige Mensch auf einmal, dass Gottes Frieden all unser Verstehen und all unsere Vernunft übersteigt.
Wen Gott frei macht von aller Schuld, der kann fröhlich seines Weges ziehen.
Zum Schluss möchte ich euch noch ein paar kleine Anweisungen zum Leben auf den Weg geben. Sie sind nicht nur für die Tage im Advent oder zu Weihnachten, sondern für alle Tage unseres Lebens.
Sie sind aus dem Andachtsbuch „Hoffen wir das Beste“ von Pfarrer Axel Kühner:
„Sieben kleine Anweisungen zum Leben“
1. Mach aus der ängstlichen Sorge um morgen die behutsame Fürsorge für heute.
2. Vergleiche dich nicht mit anderen, es bedeutet sinnloses Leiden. Jeder Mensch ist unvergleichlich. Darum brauchen wir niemanden zu beneiden oder zu verachten.
3. Plane deine Zeit, aber lass Freiräume für Überraschungen. Nimm Menschen stets wichtiger als Dinge. Wer liebt, hat Zeit!
4. Ärgere dich nicht über andere. Wer sich über andere aufregt, büßt ihre Sünden. Nur wer liebt und vergibt, kann Menschen verändern.
5. Teile gern mit anderen. Teilen vermehrt das Lebenskapital. Und die Vermehrung des Lebens beginnt immer mit dem Opfer.
6. Vergiss die Freude nicht. Suche bewusst die kleinen und großen Anlässe zur Freude bei dir und anderen.
7. Beginne den Tag mit einem Gespräch mit Gott. Danke, klage, bitte, singe, aber rede mit ihm. Er wartet schon auf dich.
So wünsche ich Euch diese Freude, die tiefer ist als alle menschliche Freude. Es ist die Freude, deren halben Gott zu Weihnachten Mensch wurde. Es ist die Freude, die trägt auch in den schweren Zeiten unseres Lebens.
"Freuet euch in dem Herrn allewege. Eure Güte lasst kundsein allen Menschen! Der Herr ist nahe! Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden."
Amen