Bitten in Jesu Namen
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Bitten in Jesu Namen
Liebe Gemeinde,
Jesus liebte seine Jünger. Es schmerzte ihn, am Vorabend seines Todes von ihnen Abschied nehmen zu müssen. In vielem waren seine Jünger noch so unreif und ungefestigt. Wie sollten sie nur ohne ihn zurechtkommen!? Doch Jesus setzte sein Vertrauen in sie. Er ermutigte sie. Er vertraute ihnen an, was kommen würde. Er zeigte ihnen auf, wie sie ohne ihn zurechtkommen können. Darum ermutigt er sie:
Johannes 16,23-33
23b Ich versichere euch: Wenn ihr dann den Vater in meinem Namen um etwas bittet, wird er es euch geben.
24 Bisher habt ihr nichts in meinem Namen erbeten. Bittet, und ihr werdet empfangen; dann wird eure Freude vollkommen sein.«
25 »Bisher habe ich mit Hilfe von Bildern zu euch gesprochen. Aber es kommt eine Zeit, wo ich nicht mehr in dieser Weise mit euch reden werde; frei und offen werde ich dann über den Vater zu euch sprechen.
26 Wenn jene Zeit gekommen ist, werdet ihr ihn in meinem Namen bitten. Ich sage nicht, dass ich dann den Vater für euch bitten werde.
27 Denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und daran glaubt, dass ich von Gott gekommen bin.
28 Ja, vom Vater ´gesandt,` bin ich in die Welt gekommen. Und jetzt verlasse ich die Welt wieder und gehe zum Vater zurück.«
29 Da sagten seine Jünger: »Jetzt redest du frei und offen und nicht mehr in Bildern.
30 Wir wissen jetzt, dass du alles weißt; du kennst unsere Fragen, bevor wir sie dir stellen. Darum glauben wir, dass du von Gott gekommen bist.« –
31 »Jetzt glaubt ihr?«, sagte Jesus.
32 »Seht, die Zeit kommt, ja sie ist schon da, wo ihr davonlaufen werdet, jeder dorthin, wo er herkommt, und mich werdet ihr allein lassen. Aber ich bin nicht allein; der Vater ist bei mir.
33 Ich habe euch das alles gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt werdet ihr hart bedrängt. Doch ihr braucht euch nicht zu fürchten: Ich habe die Welt besiegt.«
1. Das Gebet wird zunehmen
»Bisher habt ihr um nichts gebetet in meinem Namen.« Bisher waren die Jünger also sehr unselbständig. Sie haben Jesus das Beten überlassen. Nun aber ermutigt Jesus seine Jünger zu eigenem Gebet. Sie dürfen und sollen direkt zum Vater beten. Der Vater liebt auch sie und will ihnen Gutes tun. So bekommen die Jünger die Möglichkeit, direkt vor den Thron Gottes zu treten. Und Jesus verspricht ihnen, dass der Vater sie erhören wird. Dieses Versprechen gilt auch noch heute, auch für uns.
Mit dem Gebet haben wir eine direkte Leitung zu Gott. Wir dürfen bei ihm in unserer eigenen Sache vorstellig werden. Wir dürfen ihn um alles bitten: um Gesundheit für den kranken Sohn, um einen Ausbildungsplatz für die Tochter, um Frieden in der Familie, um Befreiung von Sorgen, um ausreichend finanzielle Mittel, um Kraft für den Alltag und natürlich auch um Vergebung der Schuld.
Vielleicht denkt ihr: Gott kennt doch meine Bedürfnisse. Warum muss ich ihn dann überhaupt noch bitten? Die Antwort lautet: Weil Gott gebeten sein will.
Der Liederdichter Paul Gerhard schreibt dazu:
Mit Sorgen und mit Grämen
und mit selbsteigner Pein
lässt Gott sich gar nichts nehmen,
es muss erbeten sein.
Als Jesus vor dem blinden Bartimäus stand und wusste, was dessen Not war, hat er ihn gefragt: »Was willst du, das ich für dich tun soll?« Vielleicht möchte Jesus wissen, wie groß unser Glaube ist und ob wir ihm zutrauen, dass er uns helfen kann. Jesus hat uns gezeigt, dass das Gebet und der Glaube zusammengehören. Er hat gesagt: »Alles, was ihr bittet, glaubt nur, dass ihr’s empfangt, so wird’s euch zuteil werden.« In unserem Bitten wird also deutlich, wie groß unser Glaube ist.
Gott möchte, dass wir mit Glauben und Vertrauen zu ihm beten. Er will uns erhören. Im Jakobusbrief lesen wir: »Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet.« Die Jünger haben das verstanden und haben angefangen zu beten. Das Gebet ist ihnen zur Selbstverständlichkeit geworden. Sie haben dabei wunderbare Erfahrungen gemacht.
Die Erfahrung der Jünger und unzähliger Christen soll auch uns ermutigen, mit großem Glauben zu beten und alles von Gott zu erwarten.
Vielleicht möchtet ihr jetzt protestieren und sagen: »Ich habe aber schon gebetet, und es hat nichts genützt. Mich hat Gott nicht erhört. Was Jesus versprochen hat, stimmt doch nicht« Stellt euch vor: Jesus ist es auch passiert, dass er den Vater um etwas gebeten hat – und es ist ihm nicht erfüllt worden. Als Jesus im Garten Gethsemane war und seine Verhaftung unmittelbar bevorstand hat er gebetet, dass sein Vater ihm das Leiden doch ersparen möge. »Abba, mein Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst!« Jesus hatte eigene Wünsche. Er hat sie dem Vater auch betend mitgeteilt. Aber wichtiger war ihm, dass geschieht, was der Vater will. Und so hart es klingt: Es war – für uns – besser, dass Jesus seinen Weg bis zum bitteren Ende gegangen ist.
Gott will immer das Beste für uns. Darum kommt es manchmal vor, dass er unser Gebet nicht erfüllen kann. Jeder Vater und jede Mutter, die ihren Kindern aus gutem Grund etwas abschlagen müssen, werden dies verstehen.
Mit dem Gebet ist es wie mit einer Ampel.
Manchmal steht sie auf rot. Das würde dann im Blick auf unser Bitten bedeuten: Halt! Gott kann dein Gebet leider nicht erfüllen, weil es nicht gut für dich wäre. Er hat andere Pläne, bessere Pläne für dich. Vertraue ihm.
Manchmal steht die Ampel auf gelb. Das würde dann heißen: Achtung! Noch ist es nicht so weit, dass dein Gebet erfüllt werden kann. Bete weiter und warte auf die Erhörung.
Und manchmal steht die Ampel auf grün. Das würde dann heißen: Gott erhört dein Gebet, wie du es dir erwünscht und erbeten hast. Sei ihm dafür dankbar. Wer solche Gebetserhörung erlebt hat, der wird sich mit immer mehr und größerem Vertrauen an seinen Vater wenden. Wer so bittet und empfängt, der wird immer dankbarer und wird Gott loben und ihn immer mehr anbeten.
2. Die Klarheit wird zunehmen
Jesus konnte nicht von Anfang an die ganze Wahrheit über sich sagen. Er muss vorsichtig sein, damit er nicht gleich verhaftet wird. Er spricht deshalb nicht von sich als dem Sohn Gottes oder dem Messias, sondern von dem Menschensohn.
Aber auch um der Menschen willen spricht Jesus nur in leicht verständlichen Gleichnissen und kurzen prägnanten Sätzen. Mehr können die Jünger nicht verstehen. Sie rätseln darum oft, was Jesus sagen wollte. Doch die Klarheit nimmt zu. Bei seiner Abschiedsrede beim Abendmahl spricht Jesus deutlich an, dass er der Sohn Gottes ist, der vom Vater kommt. Er teilt den Jüngern mit, dass er sterben und zu seinem Vater zurückgehen wird. Als Jesus seinen Jüngern an und nach Ostern begegnet, erhalten sie ein noch höheres Maß an Verständnis.
Und an Pfingsten erhalten die Jünger mit dem Heiligen Geist einen Beistand, der sie noch mehr verstehen lässt. Und doch wird uns manches in dieser Welt und in diesem Leben offen und unverständlich bleiben. Wir werden nicht verstehen, warum Gott manche Gebete scheinbar unerhört lässt und warum er uns manches Schwere zumutet. Manches wird uns verborgen bleiben. Jesus sagte einmal: »Was ich tue, das verstehst du jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren.«
In der Ewigkeit wird diese Welt und unser Leben wie ein gläsernes Meer vor uns liegen. Wir werden alles bis auf den Grund sehen und alles begreifen. Wir werden beim Vater sein. Dann werden wir ihn bitten, und er wird uns alles geben. Dann können wir mit ihm über alles sprechen. Darum konnte Sören Kierkegaard dichten:
Nur eine kleine Zeit, dann ist’s gewonnen,
dann ist der ganze Streit in Nichts zerronnen,
dann darf ich laben mich an Lebensbächen
und ewig, ewiglich mit Jesus sprechen.
Aber nicht nur das Gebet und die Klarheit werden zunehmen, sondern auch
3. Die Bedrängnis wird zunehmen
So sehr Jesus sich über den Glauben seiner Jünger freut, so besorgt ist er auch über die Schwierigkeiten, denen die Jünger begegnen werden. Jesus denkt zuerst an ihr Versagen bei seiner Verhaftung. Dann denkt er aber auch an die zunehmende Verfolgung. Jesus hat gesagt: »Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen.«
Das klingt hart. Aber Jesus will seine Jünger nicht ahnungslos in die Auseinandersetzungen mit der Welt senden. Jesus will seine Jünger auf das Kommende vorbereiten. Verfolgung und Bedrängnis sind kein Zeichen der Schwäche Gottes. Es muss alles so kommen. Es gehört zum Heilsplan Gottes. Er hat trotz allem Wüten des Teufels die Macht in seinen Händen. Das sollen die Jünger wissen. Sie sollen aber auch wissen:
4. Der Friede wird zunehmen
»In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.«
»Seid getrost!«, sagt Jesus. Ich bin der Sieger über alles Böse und über den Tod.
Ich sitze zur Rechten des Vaters und habe alle Macht in den Händen. »Sei getrost!
« Ich sehe deine Not. »Sei getrost!« Es wird alles gut.
Es tut gut, dass Jesus hier unsere existierende Angst so selbstverständlich anspricht. Er weiß, dass wir versagen und Fehler machen werden. Er weiß, dass wir uns Sorgen machen werden. Er weiß, dass uns immer wieder die Angst überfallen wird. Ja, so ist es – bis heute, bei jedem von uns. Jesus schimpft aber nicht:
»Jetzt müsstet ihr es aber doch endlich einmal kapiert haben!« Nein, Jesus verdammt uns nicht wegen unseres Kleinglaubens. Er sagt: »Seid getrost!«
Dieses »Sei getrost!« lenkt den Blick von unseren Sorgen weg und hin auf ihn. Er hat alles Böse am eigenen Leib durchleben und durchleiden müssen. Er weiß, wie sich das anfühlt. Er versteht uns. Aber er hat es auch überwunden. Er ist der, der auf dem Thron sitzt und regiert. In unserer Angst sollen wir also Jesus anschauen.
Wir sollen in seine liebenden Augen schauen. Wir sollen auf seine tröstenden Worte hören. Das ist dann, wie wenn wir mitten im Sturm in das Auge des Sturmes treten. Mitten im Chaos dieser Welt finden wir bei Jesus Ruhe. Auch wenn die Dunkelheit dieser Welt zunimmt, dann leuchtet das Licht von Jesus über uns umso heller.
Gott kann Wege aus der Ausweglosigkeit weisen.
Er will das dunkle Gestern in ein helles Morgen verwandeln – zuletzt in den leuchtenden Morgen der Ewigkeit. Darum: »Sei getrost!« Amen.
Lasst uns beten:
Amen