Das Glücksprinzip
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Das Glücksprinzip
Das Glücksprinzip
Römer 12,17-21
Liebe Gemeinde,
im Jahr 2000 erschien ein Filmdrama mit dem Titel: „Das Glücksprinzip“. In diesem Film konfrontierte der neue Sozialkunde-Lehrer Eugene Simonet seine Schüler in der ersten Stunde gleich mit einer ebenso schwierigen wie interessanten Aufgabe. Sie sollen sich etwas ausdenken, womit sie die Welt verbessern können. Der junge Trevor hat eine besondere Idee. Nach seinem Prinzip „Weitergeben“ soll man drei anderen Menschen etwas Gutes tun. Diese geben den Gefallen nicht zurück, sondern helfen ihrerseits jeweils drei anderen Menschen. So breiten sich die guten Taten nach dem Schneeballsystem immer weiter aus. Trevor sucht sich drei Personen aus, denen er helfen möchte. Seinem Lehrer hilft er, indem er ihn mit seiner Mutter Arlene verkuppelt, einem Drogensüchtigen verhilft er zu einem neuen Lebensbeginn, indem er ihm eine Nacht Unterschlupf gewährt und neue Kleider für ihn kauft und seinem Mitschüler Adam will er bei einer Prügelei beistehen, wozu er aber nicht den nötigen Mut aufzubringen vermag. Auch die ersten beiden Unterfangen scheinen keine Früchte getragen zu haben, denn sein Lehrer und seine Mutter tun sich schwer bei ihrer Beziehung und der Drogensüchtige kam nicht von seiner Sucht los, weshalb Trevor seine Idee zur Verbesserung der Welt als gescheitert ansieht.
In Wirklichkeit hat sich die Idee allerdings zu verbreiten begonnen, denn die Empfänger von Trevors Wohltaten haben unterdessen ihrerseits das Versprechen eingehalten, selbst etwas Aufopferungsvolles für drei ihrer Mitmenschen zu tun, bis schließlich ein Reporter auf dieses Schneeballsystem des Glücks aufmerksam wird. Dieser besucht Trevor an dessen Geburtstag, um ihm vom Erfolg seiner Idee zu berichten und ihn zu interviewen. Nach dem Interview sieht Trevor, wie sein Mitschüler wieder von demselben Rowdy verprügelt wird und fasst den nötigen Mut, um auch der dritten Person zu helfen, bei welcher er es sich einst vorgenommen hatte. Einer der Rowdys zieht ein Messer und Trevor wird verletzt. Eugene und Arlene kommen Trevor zu Hilfe; er wird ins Krankenhaus gebracht und stirbt dort.
Später sehen Eugene und Arlene im Fernsehen einen Bericht über Trevors Idee und seinen Tod und erfahren, dass sich die Bewegung inzwischen in der gesamten Nation verbreitet hat. Draußen sehen sie viele Leute, die zusammenkommen, um Trevor ihren Respekt zu zeigen.
Vielleicht hat dieser Film ein recht melodramisches Ende und mancher von euch wird jetzt fragen: „Was hat er denn mit der Bibel zu tun?“
Nun ich glaube, dass er mit seiner Aussage sehr nahe an dem ist, was der Apostel Paulus uns im Römerbrief, Kapitel 12 vermittelt und nahebringt:17 Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann.
18 Ist's möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.
19 Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben (5.Mose 32,35): »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.«
20 Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, gib ihm zu essen; dürstet ihn, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln« (Sprüche 25,21-22).
21 Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.
Liebe Gemeinde,
der Film und der Bibeltext machen uns deutlich, dass es sehr viele Problemfelder in unserer Welt gibt. Und dass das Leben eben nicht Schwarz oder Weiß ist, nicht gut oder böse, sondern dass es da viele viel Graustufen hat. Es gibt viele Menschen, die an irgendeiner Stelle im Leben ein oder mehrere Probleme haben und da dringend Hilfe brauchen. Auch wir gehören dazu. Dabei müssen es nicht nur große Probleme sein, wie vielleicht Drogenprobleme oder psychische Erkrankungen.
Nein, manchem von uns machen auch die kleinen Probleme des Alltages schwer zu schaffen: Streitereien und Sticheleien, Rechthaberei und Reiberei, Misstrauen und Missverständnisse können das Leben oft recht schwer machen.
Was wäre aber wenn? Ja was wäre, wenn wir all diesen Belastungen und Problemen etwas Positives gegenüberstellen könnten. Was wäre, wenn die Menschen da aus ihrem Schneckenhaus herauskriechen würden und bereit wären dem anderen, dem Mitmenschen zu helfen? Würde da nicht vielleicht eine Kettenreaktion ausgelöst, so ähnlich wie in dem Film? Eine positive Lawine auslösen – das wäre doch etwas.
Nun ist dieser Teufelskreis der Probleme keine neuzeitliche Erfahrung. Auch der Apostel Paulus leidet unter den Problemen, unter dem Bösen, was es in dieser Welt gibt. Er leidet darunter, dass das Böse nur böses zur Welt bringt. Er leidet darunter, dass Konflikte nach dem Motto „Wie du mir, so ich dir!“ gelöst werden. Wobei ich sagen muss, wenn es so wäre, ist das schon revolutionär. Den eigentlich lautet das Motto „Wie du mir, so ich dir puls eins, zwei oder drei drauf!“ Und sind wir ehrlich auch wir Christen sind nicht frei davon.
Wie auch immer, wir merken nur zu schnell, dass keine der Lösung zur Befriedigung führt. Denn die andere Person sinnt immer nur auf Rache. Und wer versucht mit gleichen Mitteln heimzuzahlen, der wird selbst zum Teil des Bösen.
Nun sieht der Apostel Paulus sein ganzes Leben, auch seinen Alltag aus einem anderen Licht. Er sieht es aus dem Licht seines Glaubens an Jesus Christus. So stellt er sich die Frage, welche wir uns heute auch stellen sollten: Was bring mein Glaube an Jesus Christus heute hier ein?
Nun er zeigt uns das Verhalten Jesu gegenüber den Menschen: Er hat Gutes in die Welt gebracht. Er hat Menschen geliebt, als sie noch Sünder waren. Er hat sie angenommen, obwohl sie nicht der Norm Gottes entsprechen. Er hat die Liebe Gottes nicht nur gelehrt, sondern sie auch gelebt. Er hat nichts Böses mit Bösem vergolten. Er hat den Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt durchbrochen. Er hat die Abwärtsspirale gestoppt und die Aufwärtsspirale in Gang gesetzt. So will er es auch, dass wir das als seine Nachfolger tun. Er wollte, dass nicht nur das Böse, die bösen Gedanken, die bösen Worte und Taten Kinder bekommen in dieser Welt, sondern auch das Gute.
Und wer Jesus nachfolgen will, muss ihm doch auch hier folgen! So müssen wir die Bewegung, die er angestoßen hat, weitertragen! Die Liebe, die er in die Welt gebracht hat, muss am Leben gehalten werden. Paulus möchte diese Vision leben. Nicht, weil er glaubt, dass wir durch unsere guten Taten die Welt erlösen könnten, sondern weil es unsere Aufgabe als Christen ist, Lichter der Liebe Gottes in der Welt leuchten zu lassen und so das Reich Gottes in konkreten Situationen aufscheinen zu lassen.
Damit das deutlicher wird, gibt Paulus der Gemeinde in Rom einige Ratschläge. Die Leute fragten sich: Wie soll ich mich als Christ gegenüber dem Geschäftskollegen verhalten, der immer wieder herumstichelt? Wie soll ich mit dem Nachbarn umgehen, der so schwierig ist? Wie kann ich mit dem reden, der es offensichtlich mit der Wahrheit nicht ganz so genau nimmt und alles so hindreht, dass ich schlecht dastehe? Wie verhalte ich mich gegenüber dem richtig, der mich mit seinen Worten und seiner ganzen Haltung immer wieder neu provoziert und verletzt?
Es ist sicher gut, wenn wir hier unseren Blick zuerst einmal auf uns selbst lenken. Den anderen Menschen kann ich nicht verändern, aber mich selbst kann ich verändern, meine Einstellung zu mir und zu andern Menschen kann ich überdenken und prüfen. Es ist deshalb bei jeder Auseinandersetzung gut, wenn ich zuerst einmal meinen eigenen Beitrag kritisch unter die Lupe nehme.
Drei kurze, aber kräftige Ratschläge gibt der Apostel:
Vergeltet nicht Böses mit Bösem!
Überwinde das Böse mit Gutem!
Gib dem Zorn Gottes Raum!
Das Ganze klingt in der Theorie schon einleuchtend. Aber da stellt sich uns die Frage: Lässt sich das wirklich leben?
Da habe ich es mir so fest vorgenommen: Heute hältst du deinen Mund! Und dann wühlt der doch die ganze Zeit in der Sache herum, die mich so aufregt. Da ist mir irgendwann dann doch wieder der Hut hochgegangen. Das konnte ich doch nicht auf mir sitzen lassen. Diese Erfahrung des Scheiterns trotz bester Vorsätze werden wir wohl immer wieder machen. Ähnliche Erfahrungen haben sicher die meisten von Euch auch gemacht. Und wir werden sie sicher immer wieder machen. Es wird uns nicht alles gelingen.
Gott sei Dank haben wir einen barmherzigen Gott. Er steht zu uns, auch wenn uns etwas misslingt in unserem Leben als Christ. Das ist eine befreiende Botschaft. Sicher, es ist sehr, sehr schade, dass ich meinen Mund nicht halten konnte, dass sich doch finstere Gedanken in mir festgesetzt haben, dass meine Lippen schmal und mein Herz eng geworden ist. Es ist schade, dass es mir nicht gelungen ist, das zu leben, was ich wollte. Aber morgen geht es wieder von vorne los. Morgen begegne ich vielleicht demselben Menschen nochmals. Ich habe eine neue Chance. Ich werde es nochmals versuchen.
Und das wäre doch etwas, dass wir Etwas von dem, was der Apostel Paulus schreibt, in den nächsten Tagen umsetzen. Vielleicht nehmen wir uns eine Situation vor, die im Argen liegt und sie nicht mit den natürlichen Augen sehen, sondern mit den geistlichen.
Sehen wir doch den anderen, mit dem wir es so schwer haben, mit den Augen von Jesus ansehen. Lassen wir uns davon anstecken den Teufelskreis des Bösen durch die Kraft des Glaubens zu durchbrechen.
Amen.