Wie Glaube an Tiefe gewinnt (2)
Sermon • Submitted
0 ratings
· 3 viewsNotes
Transcript
Sermon Tone Analysis
A
D
F
J
S
Emotion
A
C
T
Language
O
C
E
A
E
Social
Wie Glaube an Tiefe gewinnt
Wie Glaube an Tiefe gewinnt
Liebe Gemeinde,
ich weiß nicht, ob ihr nicht auch schon erlebt habt, was man da so in christlichen Kreisen als Glaubensprüfung bezeichnet. Das sind schwere Situation in unserem Leben und im Glauben als Christen. Sei es Krankheit, sei es Tod von Angehörigen, lange Leidenszeit oder auch materiellen Verlust. Manchmal kann man sicher auch etwas selbst dafür, ein anderes Mal kommt es einfach über einen. Manchmal sind da mehrere Situationen, Schicksalsschläge, die man mit einem Mal erleidet.
Und dann stellt man sich schon die Frage, wo ist denn da Gott, wo wirkt er? Hat er mir nicht seinen Segen zugesagt und was passiert nun.
Eine junge Frau erlebte vor über 2000 Jahren auch einen Schicksalsschlag. Sie wurde schwanger. Nun ist das normalerweise eigentlich etwas frohmachendes. Nur waren damals ihre Lebensumstände etwas anders. Sie war nicht verheiratet und war mit einem Mann verlobt, von dem sie nicht schwanger war. Das gestaltete sich normalerweise damals recht schwierig.
Doch sie hatte eine schicksalhafte Begegnung mit einem Engel, die ihr trotzdem Glaubensgewissheit gab. Ihr Glaube wurde am Ende gefestigt. Und sie hatte Menschen, die ihr beistanden und sie begleitet haben.
Wir haben es vorhin im Evangelium davon gehört. Ich lese es noch einmal nach der Neuen Züricher Übersetzung:
Lukas 1,39-56
Marias Besuch bei Elisabeth
39 Nicht lange danach machte sich Maria auf den Weg ins Bergland von Juda. So schnell sie konnte, ging sie in die Stadt,
40 in der Zacharias wohnte. Sie betrat sein Haus und begrüßte Elisabeth.
41 Als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabeth mit dem Heiligen Geist erfüllt
42 und rief laut: »Du bist die gesegnetste aller Frauen, und gesegnet ist das Kind in deinem Leib! 43 Doch wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?
44 In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib.
45 Glücklich bist du zu preisen, weil du geglaubt hast; denn was der Herr dir sagen ließ, wird sich erfüllen.«
Maria preist den Herrn
46 Da sagte Maria: »Von ganzem Herzen preise ich den Herrn,
47 und mein Geist jubelt vor Freude über Gott, meinen Retter.
48 Denn er hat mich, seine Dienerin, gnädig angesehen, eine geringe und unbedeutende Frau. Ja, man wird mich glücklich preisen – jetzt und in allen kommenden Generationen.
49 Er, der Mächtige, hat Großes an mir getan. Sein Name ist heilig,
50 und von Generation zu Generation gilt sein Erbarmen denen, die sich ihm unterstellen.
51 Mit starkem Arm hat er seine Macht bewiesen; er hat die in alle Winde zerstreut, deren Gesinnung stolz und hochmütig ist.
52 Er hat die Mächtigen vom Thron gestürzt und die Geringen emporgehoben.
53 Den Hungrigen hat er ´die Hände` mit Gutem gefüllt, und die Reichen hat er mit leeren Händen fortgeschickt.
54 Er hat sich seines Dieners, ´des Volkes` Israel, angenommen, weil er sich an das erinnerte, was er unseren Vorfahren zugesagt hatte:
55 dass er nie aufhören werde, Abraham und seinen Nachkommen Erbarmen zu erweisen .«
56 Maria blieb etwa drei Monate bei Elisabeth und kehrte dann nach Hause zurück.
Liebe Gemeinde,
In unserer evangelischen Verkündigung kommt Maria nur selten vor. Als evangelische Kirche üben wir wohl im Gegenüber zur katholischen Marienverehrung eine Zurückhaltung, die der Mutter von Jesus nicht gerecht wird. Wir schütten sozusagen das Kind mit dem Bade aus, in dem wir alles Marienhafte ablehnen.
Dabei kann sie uns heute ein Vorbild sein, wie Glaube wachsen kann auch in und durch schicksalhafte Lebenserfahrungen,
1.dadurch, dass wir Wegbegleiter finden und uns gegenseitig als Brüder und Schwestern ermutigen,
2.dadurch, dass Gott uns anspricht und wir bereit sind uns ihm zu öffnen,
3.dadurch, dass wir Gottes Pläne versuchen zu verstehen und ihm unseren Dank bringen und singen.
1. Maria ist in Eile. Sie ist auf dem Weg zu ihrer Verwandten Elisabeth in eine kleine Stadt im Gebirge nahe Jerusalems. Maria ist in Eile, weil sie tief erschüttert, ist von dem, was sie erlebt hat.
Sie, das junge Mädchen, hatte Besuch von Gottes Engel, der ihr ein Kind ankündigte, ungewollt, vor der Zeit, eigentlich unmöglich. Was ging ihr da nun nicht alles durch den Kopf?
Konnte irgendjemand etwas anderes denken, als dass sie ihrem Verlobten Josef untreu geworden war? Dieser Verdacht aber war mehr als eine Schande, er musste eigentlich die Todesstrafe nach sich ziehen.
Egal wie bedeutend das Kind werden sollte, das sie auszutragen hatte, es wäre schon ein Wunder, wenn man es überhaupt das Licht der Welt erblicken lassen würde.
Maria ist in Eile, weil der Engel ihr erzählt hat, dass ihre Verwandte, die Elisabeth, auch in eine seltsame Situation geraten ist. Nie hatte sie Kinder bekommen, und jetzt, wo sie eigentlich schon zu alt dazu war, jetzt war sie schwanger geworden.
Das junge Mädchen ist dankbar, eine ältere Person zu finden, mit der sie sprechen kann. Elisabeths eigene Lage lässt sie Maria verstehen – dass Gott manchmal seltsam handelt, dass es nicht einfach ist, wenn er uns zu seinen Mitarbeitern erklärt, dass es schwerfallen kann, ihm zu vertrauen, weil es eigentlich unmöglich ist, was er da vorhat.
Nicht umsonst schickt später Jesus seine Jünger zu zweit los, als sie durchs Land ziehen und von Gottes Reich erzählen. Nicht umsonst ist jeder Christ Teil einer Gemeinde wie ein Glied am Körper. Ohne Körper kann ein Glied nicht wachsen, nichts tun, nicht einmal überleben. Im Miteinander kommt unser Glaube zur Entfaltung. Gott stellt uns Menschen an die Seite, damit unser Glaube an seinen Aufgaben und Fragen wachsen kann. Wie könnten wir solche Wachstums-Orte in unserer Gemeinde noch bewusst fördern?
2. Maria ist wohl erschrocken über die Engelsbotschaft, aber sie hat sich dieser Botschaft nicht verweigert.
Das erkennt Elisabeth vom ersten Moment an.
Elisabeth kennt auch das andere: ihr Mann Zacharias hatte sich verweigert. Er konnte dem Engel, den er gesehen hatte, nicht glauben. Seitdem ist das Gespräch zwischen ihm und seiner Frau verstummt. Seitdem können sie einander nicht mehr ermutigen. Elisabeth weiß, welcher Segen verloren geht, wenn das Herz sich in dem Augenblick verschließt, in dem Gott redet.
Maria hat sich geöffnet, sie hat vertraut, auch wenn sie noch nicht begreifen konnte, was mit ihr vorging. Sie war bereit, Gott handeln zu lassen.
Bei Elisabeth begreift sie so langsam, welches Vorrecht es ist, wenn Gott einen Menschen ansieht, welch ein Wunder es ist, dass Gottes Heiland ausgerechnet in einer Frau heranwächst, die sich durch nichts vor den anderen auszeichnet, in einem einfachen Mädchen der Kleinstadt Nazareth. Und
Und sie, Maria, ist mit dabei, an vorderster Front sozusagen.
Dazu schreibt Kurt Henning: Gott baut sein Reich »mit so einer Maria, mit so einer Handvoll treuer Helferinnen, die ihren Gemeindebezirk für ›Brot für die Welt‹ abklappern, mit ein paar Posaunenspielern, die umsonst spielen und beim Kurrendeblasen kalte Füße kriegen ... mit ein paar Jugendleitern im CVJM (bei uns müsste es EC heißen), mit ein paar stillen Betern im Altersheim, mit ein paar christlichen Fabrikanten, die über jedes anständige Maß hinaus dauernd angebettelt werden ...
Mit ihnen bereitet er seinen großen, letzten Advent vor«
3. Der tiefe Einblick in Gottes Plan lässt Maria singen. Es ist so, als würde jemand aus lauter Freude ein Paul-Gerhardt-Lied oder einen Song aus Feiert Jesus trällern.
Maria gebraucht Worte, die ihr aus den Psalmen und Propheten ihrer Bibel bekannt sind. Sie muss mit ihnen von Kind auf vertraut gemacht worden sein.
In Maria entsteht nicht ein neuer Glaube, sie ist jetzt getragen von dem, was in ihr durch eine, wir würden sagen christliche Erziehung angelegt worden ist. Der Boden ist bereitet für das, was jetzt in ihr aufwächst, was da an Tiefe gewinnt und was Gott gebrauchen kann, um sein ewiges Reich zu bauen.
Maria weiß es schon, was Gott für die Zukunft im Sinn hat und was Jesus dann in seinen Erdentagen lebt: dass die Hochmütigen beschämt werden, weil sie unter Gottes Augen klein beigeben müssen (z.B. Johannes 8,9; Lukas 18,9-14); dass die, die das Sagen haben, nichts mehr verstehen und die Verachteten zum Zuge kommen (Matthäus 11,25; 20, 25-28; Lukas 23,43); dass die Hungrigen satt werden, wo eigentlich nichts ist (Lukas 9,10-17).
Jesus aber ist erst der Anfang, seine Zeit ist das Angeld auf eine Zukunft, in der die Maßstäbe Gottes weltweit gelten werden. Wie die lukanische Geschichte der Geburt von Jesus ist die Offenbarung voll von Lobliedern. Die Lieder spüren Gottes Spuren nach, die er in der großen Weltgeschichte hinterlassen hat und hinterlassen wird. Über allem aber ist es das größte Glück Marias, dass sie versteht: Gott steht zu seinem Wort. Er ist verlässlich und nicht vergesslich.
Noch einmal Kurt Henning: »Und es gilt auch für unsere Kirche, für Gottes Volkes. Maria singt hier ja kein Solo, sondern in ihr, mit ihr und wie sie singt die ganze Kirche. Darum hat diese Kirche – und das sind wir alle – dieselbe Aufgabe wie die Mutter des Herrn: den Heiland zur Welt zu bringen ... Die Kirche bringt den Heiland zur Welt, wie ein Bote ein Paket bringt, also als missionierende Kirche, die der Welt das Beste und das Einzige bringt, was sie ewig retten kann: Christus, den Herrn«
Übrigens: das Lied der Maria, nach dem lateinischen Anfangswort Magnificat genannt, hat sich deshalb in der kirchlichen Tradition so erhalten, weil es liturgisch das musterhafte Abendgebet der Kirche ist. Und ich meine, es ist nicht das Schlechteste, wenn wir am Ende eines Tages und auch am Ende aller Tage sagen können: »Meine Seele erhebt den Herrn. ... Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen Name heilig ist« (V. 46.49).
Darum noch einmal – lasst uns von Maria lernen:
1.dass wir Wegbegleiter finden und uns gegenseitig als Brüder und Schwestern ermutigen,
2.dass Gott uns anspricht und wir bereit sind uns ihm zu öffnen,
3.dass wir Gottes Pläne versuchen zu verstehen und ihm unseren Dank bringen und singen.
Amen.