Nichts ist ummöglich!

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Nichts ist ummöglich!

Liebe Gemeinde,
haben Sie noch die Werbung einer Automarke im Ohr „ Nichts ist unmöglich – Toyota!“
Als USPräsident Bill Clinton dereinst während eines DeutschlandBesuchs in einer Rede den Satz "Nichts ist unmöglich" fallen ließ, schallte es ihm aus dem Publikum entgegen: "Tooyooota!"
Dass der Satz aus der Bibel stammt, ist in Vergessenheit geraten. Dort gilt er allerdings nur dann, wenn der Glaube stark genug ist dann könne er, heißt es, Berge versetzen.
Und nun wird dieses Wort uns in der Jahreslosung 2009 zugesagt:
Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich« (Lk 18, 27)
Es ist eine richtige Herausforderung für uns und unseren Glauben. Was für ein großartiges Wort, das uns da als Jahreslosung für das vor uns liegende Jahr mit auf den Weg gegeben wurde!
Überhaupt wenn wir auf die letzten Jahreslosungen zurückblicken, dann sehen sie wie eine wunderbare Perlenkette von Worten voller Leben, voller Licht und voller Verheißung.
Wie verschieden sind die Zeiten, in die hinein all diese Worte gesprochen wurden. Und wie verschieden sind die Menschen, die mit diesen Worten Erfahrungen gemacht haben!
All diese Jahreslosungen sind viel mehr als nur ein schönes »Motto«, nach dem man, wenn man denn will, sich ein bisschen richten kann. Diese Worte sind Wirklichkeit in dem Sinne, dass sie »wirken«, hineinwirken in unser Leben und unserm Dasein neue Lebensmöglichkeiten eröffnen!
Am Anfang eines Jahres, da macht es durchaus Sinn, sich Zeit zu nehmen, die Wirklichkeiten und Möglichkeiten unseres Lebens einmal näher unter die Lupe zu nehmen und auszuloten, »was geht«.
Manche Menschen sind gefangen in den Grenzen ihrer Wirklichkeit und in den Beschränkungen ihres Soseins und ihres Daseins.
Sie haben sich noch nie sagen lassen, dass jeder Mensch, auch der Begabteste und Fähigste, immer nur einen kleinen Teil seines geistigen Potentials ausschöpft.
Vielleicht wurde ihnen in frühen Jahren ihres Lebens immer nur gesagt: »Du musst«, und viel zu selten: »Du darfst« oder »du kannst«. Vielleicht haben Sie auch nie den Lebensabschnitt wirklich hinter sich gelassen, in dem unaufhörliche und immer wieder neue Zensuren erteilt wurden, so, als ob sich die Möglichkeiten eines jungen Menschen in Zensuren zusammenfassen und ausdrücken lassen.
Gewiss spiegelt ein Zeugnis auch ein Stück Realität wider, zumindest die schulische »Wirklichkeit «. Doch wer entdeckt zwischen den nüchternen »Zeilen« und »Zahlen« eines Zeugnisses auch die »Möglichkeiten«?
»Entdecke die Möglichkeiten«, dieser Slogan einer bekannten Einkaufswelt könnte manchem Pädagogen und manchem Ausbilder und sicher auch vielen Eltern einen guten Impuls vermitteln. Und wer an Selbstzweifeln und an fehlendem Selbstvertrauen leidet, und darum auch nur sehr gedämpft optimistisch dem neuen Jahr entgegenblickt, dem kann das wirklich ein gutes Motto sein.
Auch unser Losungswort für das neue Jahr spricht von »Möglichkeiten«, allerdings auch von »Unmöglichkeiten«: »Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.« Und da spüren wir schon beim ersten Hinsehen bzw. beim ersten Hinhören, dass dies mehr ist als nur ein flotter Werbeslogan.
In diesem Wort ist Wirklichkeit enthalten und verarbeitet, Lebenswirklichkeit, Erfahrungswirklichkeit, begrenzte Wirklichkeit, kurzum: unsere menschliche Wirklichkeit.
Doch diese menschliche Wirklichkeit wird konfrontiert mit der Wirklichkeit Gottes!
Und schon damit wäre ja viel gewonnen, wenn Menschen zu der Erkenntnis gelangen: Unser Leben vollzieht sich nicht nur im Spannungsfeld zwischen »möglich« und »unmöglich«, zwischen »Tun« und »Lassen« und zwischen »Vertrauen« und »Verzagen«. Sondern alles, was geschieht, ereignet sich unter dem weiten Bogen zwischen »Himmel« und »Erde«, zwischen Gott und Mensch.
Gottes Möglichkeiten wollen mit unserer Lebenswirklichkeit »ins Spiel kommen«!
Der Theologe Helmut Thielicke hat einmal gesagt: »Wenn alles zu Ende zu sein scheint, beginnen erst die Möglichkeiten Gottes.«
Und noch einen Schritt weiter geht Dietrich Bonhoeffer, wenn er ergänzt: »Nicht erst an den Grenzen unserer Möglichkeiten, sondern mitten im Leben muss Gott erkannt werden.«
Und Roland Werner hat den schönen Satz geprägt: »Glauben ist ein MithineingenommenWerden in den weiten, freien Raum der Möglichkeiten Gottes.«
Und genau dazu möchte ich Sie einladen, heute in diesem Gottesdienst am Anfang des neuen Jahres:
Haben Sie Mut, in diesem Sinn zu glauben! Lassen Sie sich mit hineinnehmen in den weiten, freien Raum der Möglichkeiten Gottes! Brechen Sie auf aus dem engen Gefängnis Ihrer begrenzten Lebensmöglichkeiten und entdecken Sie die Möglichkeiten Gottes für Ihr Leben!
Es tut gut, ruhig eine kleine Weile bei dieser großartigen Perspektive zu verweilen:
Glaube ist ein Eintauchen in die Möglichkeiten Gottes! Wir müssen nicht länger dabei verharren, gesenkten Hauptes Staub zu wischen auf dem Fußboden unseres alltäglichen Lebenshauses und dabei die verbrauchte Luft unserer bisherigen Lebenserfahrungen immer wieder ein und auszuatmen.
Stattdessen sind wir eingeladen uns zu erheben, die Fenster zu öffnen und einen Blick zu tun zum Himmel und dabei die frische Luft der Unendlichkeit Gottes einzuatmen! Ein Blickwechsel tut not, weg von uns selbst hin zu Gott, weg von unseren eigenen Unmöglichkeiten hin zu Gottes Möglichkeiten!
Der frühere Staatsekretär Horst Waffenschmidt hat einmal gesagt: »Wer betet, verbindet seine begrenzten Möglichkeiten mit den unbegrenzten Möglichkeiten Gottes, und wird dabei manche Wunder erleben.«
Welcher Art dieses Wunder sein wird und sein kann, auch in dem kommenden Jahr, das weiß Gott allein und das wird bei jedem Einzelnen von uns auch ganz verschieden sein.
Wenn du denkst: »Es ist mir unmöglich, mit allen Menschen im Frieden zu leben ...«, dann lass es dir sagen: Du musst auch nicht mit allen Menschen im Frieden leben.
In der Bibel heißt es an einer Stelle: »Ist es möglich, soviel an euch ist, so habt mit allen Menschen Frieden.« Bei unserm Bemühen um Frieden kommen wir sehr schnell an unsere Grenzen und auch an die Grenzen unserer Mitmenschen. Und dennoch: Lasst uns nicht zu schnell aufgeben und sagen: »Das ist ein hoffnungsloser Fall ...« »Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich!«
Wenn du denkst: »Es ist mir unmöglich, über meinen eigenen Schatten zu springen... «, dann lass es dir sagen: Du musst auch nicht über deinen eigenen Schatten springen, du darfst ruhig so bleiben, wie Gott dich geschaffen hat, mit deinem Temperament, deinen Stärken und deinen Schwächen. Wenn du schon »springen« willst, dann nimm Anlauf und spring heraus aus dem Kreis der Lebenswirklichkeit in den Kreis der Möglichkeiten Gottes und vertraue darauf: »Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich!«
Wenn du denkst: »Es ist mir unmöglich, die Zeit zurückzustellen und von vorne zu beginnen ...«, dann lass es dir sagen: Du brauchst die Zeit auch nicht zurückzustellen oder gar das Rad der Geschichte zurückzudrehen ... Was gewesen ist, ist gewesen, was geschehen ist, ist geschehen, was passiert ist, ist passiert. Doch die Zukunft, die nun vor dir liegt, die muss sich nicht zwangsweise aus deiner missratenen Vergangenheit ableiten. Gott selber will deine Zukunft gestalten, deine neue Zukunft. Du darfst deinen Fuß bewusst auf neues Land setzen, in dem Wissen:
»Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich!«
Wenn du denkst: »Es ist mir unmöglich, auf alle Fragen eine Antwort zu finden ...«, dann lass es dir sagen: du brauchst auch nicht auf alle Fragen eine Antwort zu wissen. Du überforderst dich hoffnungslos, wenn du meinst, du könntest eines Tages wirklich ergründen, warum es so viele Ungereimtheiten gibt in dieser Welt und vielleicht auch in deinem kleinen Leben. Du kannst die Frage nach dem »Warum« nicht ergründen. Überlass es Gott, damit fertig zu werden, und vielleicht wirst du einmal im Rückblick auf dein Leben auch im Blick auf das Schwere sagen können:
»Was bei den Menschen unmöglich war, das war bei Gott möglich!«
Wenn du denkst: »Es ist mir unmöglich, ohne Sünde zu leben ...«, dann lass es dir sagen: Das hast du völlig richtig erkannt, das ist tatsächlich so und wird sich auch nicht ändern. Wir Menschen sind und bleiben auf Gottes Barmherzigkeit angewiesen, jeden Morgen neu. Und das wird sich auch im neuen Jahr nicht ändern. Und dennoch darfst du darauf vertrauen, dass du in Gottes Gnade wächst, und dass auch in deinem Leben die Frucht des Heiligen Geistes mehr und mehr zu Entfaltung kommt, denn »was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich«.
Wenn du denkst: »Es ist mir unmöglich, die Probleme dieser Welt zu lösen ...«, dann lass es dir sagen: Du musst auch nicht alle Probleme dieser Welt auf einmal lösen. Es ist gut und heilsam, dass dir die Probleme und Nöte dieser Welt nicht gleichgültig sind. Aber du brauchst und kannst sie nicht alle lösen, und schon gar nicht alle auf einmal. Tue das, was dir vor die Füße kommt an Aufgaben und Verpflichtungen, sei wachsam und sensibel, aber überfordere dein Gewissen nicht ständig ... Vertraue darauf, dass Gott dennoch und trotzdem die Fäden der Geschichte in seinen Händen hält und dass auch im Blick auf die großen Nöte dieser Welt gilt:
»Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich!«
Wenn du denkst: »Es ist mir unmöglich, alle guten Vorsätze für das neue Jahr in die Tat umzusetzen«, schließlich hast du in jungen Jahre ja in unzähligen Predigten den Satz gehört: »Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert ...«, dann lass es dir sagen: Wenn du bei allen deinen guten und gut gemeinten Vorsätzen auf Gott vertraust und auf seine Möglichkeiten, dann darfst du selbstverständlich und besten Gewissens für das neue Jahr auch viele gute Vorsätze fassen, besser ist es erst einmal mit einem zu beginnen, und später den nächsten ... Egal, ob es darum geht, nicht mehr zu rauchen oder nicht mehr im Übermaß zu essen, oder weniger zu trinken oder sich mehr körperlich zu bewegen ... Egal, ob du dir vornimmst, das gute alte Kalenderblättchen wieder regelmäßig zu lesen oder den Gottesdienst öfter zu besuchen – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, denn auch den Möglichkeiten Gottes sind keine Grenzen gesetzt: »Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich!«
Und schließlich ein vorletzter Gedanke: Wenn du denkst: »Es ist mir unmöglich, aus eigener Kraft selig zu werden ...«, dann lass es dir sagen: Auch da hast du wirklich etwas Wahres erkannt, wo du recht hast, da hast du nun einmal recht! Kein Mensch kann aus eigener Kraft selig werden ... Das musste auch jener reiche junge Mann erfahren, der zu Jesus kam und ihn nach der Ewigen Seligkeit fragte, und der am Ende dennoch traurig fortging, weil sein Herz am Reichtum hing. Ihm, und denen die dabeistanden, sagte Jesus das Wort: »Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich!«
Und noch ein letzter Gedanke: Ich hoffe immer noch auf das Wunder der Evangelischen Mittelschule in Fraureuth. Auch hier gilt das Wort Jesu:
»Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich!«
Möge dieses Wort uns alle im neuen Jahr begleiten, erfrischen, ermutigen und stärken, damit wir nicht traurig, sondern froh unsere Straße ziehen! Amen.
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