Verantwortung gegenüber den Mitmenschen
Sermon • Submitted
0 ratings
· 4 viewsKirchweih Gottesgrün
Notes
Transcript
Verantwortung gegenüber den Mitmenschen
Verantwortung gegenüber den Mitmenschen
Liebe Gottesgrüner,
wir feiern heute Kirchweih. Ein Jahr ist seit unserem großen Jubiläum wieder vergangen. Auch in diesem Jahr gab es verschiedene Höhepunkte in unserem Gemeindeleben, aber auch in unserem Zusammenleben als Dorf.
Und wir Christen stehen auch mitten in diesem Dorfleben, und das ist auch gut so. Denn nur so können wir unser Leben als Christen auch glaub-haft leben.
Wenn wir heute Kirchweih feiern, dann bedeutet, dass wir auch an unserer Tradition hier in Gottes-grün anknüpfen. Das heißt so wie wir den Glauben an Jesus Christus von unseren Vätern und Mütter erhalten haben, wollen wir ihn auch an unsere Kin-der und Mitmenschen weitergeben. Dabei ist uns schon bewusst, dass sich Glaube nicht einfach vererben lässt, sondern man kann ihn nur bezeugen und leben und jeder muss selbst seine eigene Be-ziehung zu Jesus Christus finden. Es klingt zwar recht profan dieses Wort, aber für mich war es Auslöser eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus zu finden. „Gott hat keine Enkelkinder, sondern nur Kinder.“
Heute hören wir im Gottesdienst, wie einer für andere Menschen eintritt, die eigentlich nichts mit Gott zu tun haben wollen. Ja die Gott ablehnen –leider war sein Ringen am Ende vergebens. Aber vielleicht kann es gerade für uns Christen Ermutigung sein vor Gott für unseren Ort und unsere Mitmenschen einzutreten.
Denn wenn wir Kirchweih feiern, dann sollten wir uns nicht selbst feiern, sondern Gott und wir sollten uns auch sogleich der Verantwortung, die wir Gott gegenüber für unser Mitmenschen haben bewusstwerden und auch danach handeln. Wer hat denn schon einmal für Menschen ganz intensiv gerungen?
Nun wollen wir hören, wie es Abraham für die Menschen aus Sodom und Gomorra tat. Wir lesen im 1.Mose 18,18-33
20 Und der HERR sprach: Es ist ein großes Ge-schrei über Sodom und Gomorra, dass ihre Sünden sehr schwer sind.
21 Darum will ich hinabfahren und sehen, ob sie alles getan haben nach dem Geschrei, das vor mich gekommen ist, oder ob's nicht so sei, damit ich's wisse.
22 Und die Männer wandten ihr Angesicht und gingen nach Sodom. Aber Abraham blieb stehen vor dem HERRN
23 und trat zu ihm und sprach: Willst du denn den Gerechten mit dem Gottlosen umbringen?
24 Es könnten vielleicht fünfzig Gerechte in der Stadt sein; wolltest du die umbringen und dem Ort nicht vergeben um fünfzig Gerechter willen, die darin wären?
25 Das sei ferne von dir, dass du das tust und tötest den Gerechten mit dem Gottlosen, sodass der Gerechte wäre gleich wie der Gottlose! Das sei ferne von dir! Sollte der Richter aller Welt nicht gerecht richten?
26 Der HERR sprach: Finde ich fünfzig Gerechte zu Sodom in der Stadt, so will ich um ihretwillen dem ganzen Ort vergeben.
27 Abraham antwortete und sprach: Ach siehe, ich habe mich unterwunden, zu reden mit dem Herrn, wiewohl ich Erde und Asche bin.
28 Es könnten vielleicht fünf weniger als fünfzig Gerechte darin sein; wolltest du denn die ganze Stadt verderben um der fünf willen? Er sprach: Finde ich darin fünfundvierzig, so will ich sie nicht verderben.
29 Und er fuhr fort mit ihm zu reden und sprach: Man könnte vielleicht vierzig darin finden. Er aber sprach: Ich will ihnen nichts tun um der vierzig willen.
30 Abraham sprach: Zürne nicht, Herr, dass ich noch mehr rede. Man könnte vielleicht dreißig darin finden. Er aber sprach: Finde ich dreißig darin, so will ich ihnen nichts tun.
31 Und er sprach: Ach siehe, ich habe mich unterwunden, mit dem Herrn zu reden. Man könnte vielleicht zwanzig darin finden. Er antwortete: Ich will sie nicht verderben um der zwanzig willen.
32 Und er sprach: Ach, zürne nicht, Herr, dass ich nur noch einmal rede. Man könnte vielleicht zehn darin finden. Er aber sprach: Ich will sie nicht verderben um der zehn willen.
33 Und der HERR ging weg, nachdem er aufgehört hatte, mit Abraham zu reden; und Abraham kehrte wieder um an seinen Ort.
Irgendwie erinnert uns diese Geschichte an einen orientalischen Markt, bis so lange gehandelt wird, bis nichts mehr geht. Und wenn wir uns überlegen, war Abraham an dieser Stelle ein guter Geschäftsmann, schließlich hat er den Preis auf 20% heruntergehandelt. Nun dann ging aber nichts mehr und die beiden Geschäftspartner gehen aus-einander. Das Ende der Geschichte ist dann etwas komisch. Es endet ganz abrupt und beide ziehen dann ihres Weges.
Nun wollen wir uns das ganze einmal im Einzelnen ansehen.
Da bekommt Abraham bekommt eine Information von höchster Stelle. Gott war es wichtig, dass sein Vertrauter Abraham erfährt, was er vorhat. Schließlich hat er Abraham eine große Nachkommenschaft verheißen. Und dabei wird gleich deutlich: Es geht nicht nur um einen politischen Konflikt oder eine Naturkatastrophe. Gott hat mit den Ereignissen, die hier geschehen werden, zu tun. Doch durch den Einblick in die Schaltzentrale der Weltgeschichte wird die Situation für Abraham aber nicht leichter.
Dennoch reibt er sich nicht überheblich die Hände und tönt, er habe ja immer gewusst, dass so was kommen musste. Die Sünden der Leute sind ja stadtbekannt oder besser bekannt im Lande. Und auf der anderen Seite zieht er sich nicht fatalistisch aus der Affäre mit der Bemerkung, dass man da ohnehin nichts machen könne.
Auch fällt Abraham angesichts der hammerharten Nachricht nicht um. Er weiß um die Schuld der Menschen und dass sie ja eigentlich die Strafe von Gott verdient hat. Es heißt: Er blieb stehen vor dem Herrn.
Auch wenn der Umgang des Abrahams mit Gott im ersten Blick aussieht, wie ein Handel auf einem orientalischen Basar. Auf den zweiten Blick wird dann hier deutlich, dass es nicht um das Geschäftemachen geht, sondern dass hier ein Mensch in priesterlicher Weise für andere vor Gott eintritt.
Ein Mensch, der nicht verstummt angesichts unbegreiflicher Ereignisse. Einer, der nicht resigniert und sagt: es hat doch alles keinen Zweck. Es ist ein Mensch. der sich für die anderen einsetzt, weil er Kontakt hat, zur Welt Gottes hat und mit Gott im Gespräch steht.
Ich glaube gerade auch das Kirchweihfest sollte uns immer wieder daran erinnern, dass unsere Kirche in besonderer Weise, der Ort ist, wo wir das Gespräch mit Gott suchen können, und auch als priesterlich Handelnde für uns und unsere Mit-menschen bei Gott eintreten. Mancher von uns kennt diese Kraft des Gebetes.
2. Die Chance der Fürbitte
Wenn Abraham betet, dann tut er es nicht aus der Angst heraus. Und in seinem Gebet stellt er auch das Urteil Gottes nicht in Frage. Er bewertet es als richtiges Urteil. Er weiß, dass Gott gerecht ist in seinem Urteil, aber auch voller Liebe. Er weiß auch, dass es bei Gott möglich ist das die Liebe über die Strafe siegt. Und dass die Liebe an die Möglichkeit der Veränderung, der Umkehr und der Erneuerung glaubt. Darum will er, dass Gott die Tür zur Umkehr noch offenlässt.
Abraham fragt nicht, wie Gott so etwas planen kann, die Menschen zu vernichten. Er denkt jetzt auch nicht darüber nach, ob es überhaupt Sinn macht zu beten, macht es Sinn mit Gott zu reden. Er weiß, dass Gott eben nicht ein Art Fahrkarten-automat ist, der nach dem man das Geld eingeworfen hat ein gespeichertes Programm ablaufen lässt und die Fahrkarte ausdruckt.
Gott hatte ihm ganz persönlich immer wieder Umkehr ermöglicht. Darum stellt er die Frage: Sollte Gott nicht auch im Leben anderer Gnade vor Recht ergehen lassen?
Man kann hier Abraham mit Jesus vergleichen: Ihn jammerte des Volkes. Und auch darin ist er dem Beter in Gethsemane nahe: Er beugt sich unter die Majestät Gottes und bringt doch sein An-liegen mit Nachdruck vor. Abraham weiß etwas von der Durchdringungskraft der Glaubenden in ihrer Umgebung.
Doch lässt sich so das Ruder nicht doch noch mal herumreißen? Bei Jona in der Stadt Ninive hatte es funktioniert, obwohl es hier der Bote nicht wollte. Und darum sich weigerte den Menschen das Gericht anzukündigen. Als sie die Gerichtsandrohung hörten, sind sie umgekehrt.
Abraham wird wegen seiner aufdringlichen Art Gott zu bitten überhaupt nicht kritisiert, sondern sie wird anerkannt und akzeptiert.
Bei Jesus hören wir dann, wie er die bittende und richtig aufdringliche Witwe ausdrücklich gelobt. Doch da steht nun die Frage im Raum: warum wird das Gebet nicht erhört? War Abraham doch zu aufdringlich? Oder hätte er doch noch bis auf fünf runtergehen sollen?
Ich glaube, dass ihm nur zu schnell bewusstwurde, dass er auch diese 5 Gerechten nicht finden wird, selbst nur sein Neffe Lot wird als gerecht bewertet. Schon mit dessen Familie wird es schwierig. Am Ende werden wenigstens Lot und seine Töchter gerettet. Aber der Inzest, der dann kam, war auch noch eine Folge des Verdorben seins, eine Folge der Sünde von Sodom und Gomorra.
3. Lohnt es sich für andere einzutreten?
Die Bitten des Abrahams wurden von Gott gehört und sogar erhört. Gott hätte gehandelt, wenn die Voraussetzungen dafür gegeben wären. Ja Gott ließ sogar mit sich handeln, weil er eigentlich die Menschen liebt. Ihm sind sie, sogar so wichtig, dass er 1000 Sünder leben lässt, wenn es 10 gerechte gibt.
Hier wird uns deutlich, auch wenn es bei Abraham nicht funktioniert hat, das Eintreten für Menschen, dass das wichtig ist. Auch heute im Jahr 2008 ist es wichtig und richtig für die Menschen in unserem Dorf vor Gott eintreten Nicht umsonst ermutig Jeremia die nach Babylon fortgeführten Israeliten einerseits bei Gott für die Menschen der Orte, wo sie leben, einzutreten und andererseits das Beste zu tun, damit es denen gut geht. Jeremia schreibt:
„Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum HERRN; denn wenn's ihr wohl geht, so geht's auch euch wohl.“ (Jeremia 29,7)
Ich finde die Kausalität des Schlusses interessant: Wenn es ihnen wohl geht, dann geht es auch euch wohl. Für mich ist dieser Vers seit viele Jahren, auch zu DDR-Zeit schon ein Leitvers im Um-gang mit den Menschen in den Orten, wo ich Pfarrer bin. Auch im gesellschaftlichen Engagement. Da bin ich dankbar, dass es in unseren Kirchgemeinden Gemeindeglieder gibt, die auch bereit sind in der Kommune und in Vereinen Verantwortungen zu übernehmen. Das hat nämlich sehr viel damit zu tun ein glaubhaftes Christsein zu leben.
Natürlich ist das Wichtigste – und das kann jeder Christ tun – vor Gott im Gebet für seine Mitmenschen eintreten.
Nun wird mancher sagen, was hat diese Predigt mit Kirchweih zu tun. Ich denke - viel mehr als wir meinen. Denn unsere Kirche wurde gebaut zum einen Gott zu loben, sein Wort zu hören, aber auch Gemeinschaft zu haben. Früher war die Kirche oft der einzige Versammlungsort im Dorfe, so fanden neben den Gottesdiensten auch die Dorfversammlungen statt. Ob es in Gottesgrün so war, weiß ich nicht. Aber und das gilt auch noch heute – die Kirche ist für die Menschen da und nicht umgekehrt. Die Kirche steht hier in Gottesgrün für Christen und Nichtchristen. Sie steht hier als äußeres Symbol der Gegenwart Gottes. Füllen wir es mit unseren Gebeten und Liedern, mit Gottes Wort. Damit Gottes frohe Botschaft und seine Liebe in unsere Häuser fließt. Damit wir nicht unverrichteter Dinge nach Hause gehen, wie es Abraham tat, sondern der Segen Gottes sich ausbreitet.
Amen