Jesus schafft den Durchblick
Notes
Transcript
Jesus schafft den Durchblick
1 Einstieg
Liebe Gemeinde,
in der vergangenen Woche traf ich eine blinde Frau. Die hat mir erzählt, wie gerne sie früher Handarbeiten gemacht hat. Doch dass sie, seit sie erblindet ist, das nicht mehr tun kann. Auch erzählte sie mir, wie abhängig sie jetzt von anderen geworden ist.
Sicher fallen euch auch eine Reihe von Menschen ein, die erblindet sind oder wenigstens ganz schlecht sehen. Und wir spüren nur zu gut, wie dadurch die Lebensqualität beeinträchtigt ist.
Heute geht es in unserem Predigttext auch wieder um Blindheit. Die Blindheit eines Menschen, die durch Jesus beseitigt wird, aber auch um die Blindheit, die mancher der sehen kann, dennoch hat die Blindheit des Herzens. Da fehlt uns dann der Durchblick fürs Leben.
Wir lesen Worte aus Markus 8,22-26:
2 Textlesung
22 Und sie kamen nach Betsaida. Und sie brachten zu ihm einen Blinden und baten ihn, dass er ihn anrühre. 23 Und er nahm den Blinden bei der Hand und führte ihn hinaus vor das Dorf, tat Speichel auf seine Augen, legte seine Hände auf ihn und fragte ihn: Siehst du etwas? 24 Und er sah auf und sprach: Ich sehe die Menschen, als sähe ich Bäume umhergehen. 25 Danach legte er abermals die Hände auf seine Augen. Da sah er deutlich und wurde wieder zurechtgebracht, sodass er alles scharf sehen konnte. 26 Und er schickte ihn heim und sprach: Geh nicht hinein in das Dorf!
3 Jesus hat den Durchblick
Vielleicht wird jetzt jemand von euch sagen, schon wieder eine Blindenheilungsgeschichte, wir haben doch erst vor 4 Wochen eine als Predigttext gehabt. Ja das stimmt, aber wir wollen uns heute mal nicht so sehr auf das Heilungswunder als solches konzentrieren, sondern auf den der heilen tut.
"Mensch Junge, das packst du schon, man reiß dich zusammen, Kopf hoch und durch". Wer hat von uns nicht schon selbst einmal solche Wirte zugesprochen bekommen oder sie sich selbst zugesprochen. Es gibt mittlerweile eine große Bibliothek an Büchern und Zeitschriften zu finden, um sich selbst zu motivieren. Und manchmal ist das auch gut, wenn man das ein Stück kann.
Doch wenn man dann in eine echte Lebenskrise gerät, der Tod von lieben Menschen, eine schwere Krankheit, Ehekrisen, oder berufliche und geschäftliche Schwierigkeiten, die die Existenz bedrohen, da weiß ich nicht ob uns da nicht solche Worte der Selbstmotivation im Hals stecken bleiben und sie ganz und gar schal schmecken. Irgendwie kommen wir dann an einen Punkt, wo uns dann der Durchblick fehlt.
Und dann, ja dann ist guter Rat teuer, dann weiß man nicht mehr, was man tun soll. Und vielleicht können wir nichts mehr tun. Wir sind ganz unten angekommen.
Ihr Lieben so stelle ich mir die Lebenssituation des Blinden vor, der jetzt zu Jesus gebracht wird.
Was sollte er denn noch mit seinem Leben anfangen? Von seinen Nächsten wird er in eine Ecke gesetzt, damit er wenigsten noch seinen Lebensunterhalt erbetteln kann, aber ansonsten ist er von seinen Mitmenschen abgeschrieben. Sein Lebensradius begrenzt sich nur auf ein paar Meter, bestenfalls auf das, was er noch Riechen, Hören und Fühlen kann. Aber eine echte Zukunft für sein Leben hat er nicht. Er kann alles abschreiben er ist abgeschrieben.
Ja wenn? ja, wenn, er nicht doch ein paar Freunde hätte. Freunde, die ihn an die Hand nehmen und mit ihm zu Jesus gehen. Aber was wollen, die denn da?
Gibt es da etwas Besonderes, dass es sich lohnt aus der Bettelecke hervorzukriechen, aus dem so lieb gewordenen Lebensradius auszubrechen? Trotz der Freunde ist das doch eine ungeheure Überwindung das zu tun?
Ja bei Jesus gibt es etwas Besonderes, hier ist Heil und Heilung nicht nur für die blinden und müden Augen, nein für das Leben.
Aber wir erkennen sogleich, dass hier ein ordentliches Maß an Gottvertrauen nötig ist.
Zum einen muss der Blinde vertrauen lernen, als er von Jesus aus der Hand seiner Freunde genommen wird. erst einmal musste der Blinde lernen Jesus zu vertrauen. Darum nahm ihn auch Jesus an der Hand und ging mit ihm vor das Dorf.
Ein erster und ein nicht unwichtiger Schritt, der Blinde sieht ja nicht, wohin ihn Jesus führt. Vielleicht kann er es durch seine anderen Sinne erahnen, aber er muss trotzdem Jesus vertrauen, dass er ihn nicht zu einem Abgrund führt.
Doch er ahnt, dieser Jesus ist anders als alle Menschen, die ihm bisher begegnet sein. Er hat den Durchblick. Er blickt das Leben des Blinden durch, wie er auch unser Leben durchblickt, und er erbarmt sich des Blinden und auch über uns. Und wir dürfen wissen, wo Gottes Durchblick einen Menschen durchblickt, da geschieht Großes und da beginnen Verletzungen zu heilen, zuerst die inneren und manchmal auch die äußeren. Manchmal muss man auch mit der äußeren Krankheit weiterleben, aber man bekommt einen neuen Blick und ein neues Verhältnis zu ihr.
Auf jeden Fall spürte der Blinde und auch wir dürfen es heute erfahren, dass Jesus den Blick für jeden von uns hat. Dass wir ihm so wichtig sind, als gäbe es uns nur allein auf dieser Welt. Hier wendet er sich dem Blinden ganz allein zu, und er lässt alle anderen Menschen für den Moment außen vor.
So wie der Blinde dürfen auch wir erfahren, dass Jesus in unserem Leben den Durchblick hat, auch auf die "dunklen Seiten unseres Lebens", die Zweifel, das Leid und die Gottvergessenheit. Und dass er sich uns dennoch ganz persönlich zuwendet, so dass wir nur noch beten können "Herr, ich danke dir, dass du mich kennst und trotzdem liebst."
Der Blinde kann sehen, weil Gott ihn in Jesus Christus aufrichtet. Auch wir können durch manche schwere Zeit durchblicken, weil Jesus bei uns durchblickt und uns den Durchblick schenkt.
4 Jesus blickt ins Herz
Hat denn Jesus diesmal beim Heilen Startprobleme? Erst beim zweiten Mal konnte der Mann in unserer Geschichte richtig sehen. Warum ist das so? Nun eine konkrete Antwort wird uns hier nicht gegeben. Aber wir dürfen wissen, da wo Gott handelt, geschieht Veränderung. Wir haben es vorhin in der langen Epistel über die Umkehr des Apostels Paulus gehört. Wir erleben es wie er erneuert wird, wie er umkehrt. Die Begegnung mit Jesus macht ihn erst einmal blind, tatsächlich blind, aber auch durch seine Schuld, durch sein Versagen, weil er die Christenverfolgt hat. Erst in der Begegnung mit Hananias, der ihm im Namen Jesus die Vergebung zusagt und ihn segnet, wird er wieder sehend. Paulus hat es am eigenen Leben erfahren, wenn er schreibt: "Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur." also eine neue Schöpfung.
Beim Glauben an Jesus Christus geht es also um ein entweder oder. Entweder du bist Christ, von ganzen Herzen und mit allen Konsequenzen oder du verharrst im Unglauben auch all seinen Konsequenzen. Entweder du bist krank im Herzen oder Heil in Jesus Christus.
Von dem deutschen Dramatiker Christian Dietrich Grabbe soll der folgende Ausspruch stammen: "Ein halber Christ ist ein ganzer Unsinn." Also ein bisschen Christsein ist ein Widerspruch in sich selbst.
Doch wir haben noch nicht geklärt: Warum geschieht hier Heilung in zwei Etappen? "Ich denke hier soll uns gezeigt werden, dass es hier nicht als erstes um die Heilung der Augen geht, sondern zuerst um die Heilung des Herzens. In den meisten Heilungsgeschichten beginnt Jesus zuerst mit der Heilung des Herzens. So sagt er meistens zuerst: "Dir sind deine Sünden vergeben."
Ist das nicht eine Blindheit, mit der wir auch bei uns immer wieder zu kämpfen haben, solange wir auf dieser Erde leben?
Sicher sehen wir die Blindheit unserer Zeitgenossen und Mitmenschen relativ schnell: "Sie haben keine Augen für die Not ihrer Nachbarn!" "Sie sind blind für das Elend um sie herum!"
Doch wie ist es bei uns selbst. Da sind wir der Meinung wir haben den klaren Blick und dann müssen doch feststellen "Ich sehe die Menschen, als sähe ich Bäume umhergehen." Äußerlich ist unser Blick ungetrübt, aber im inneren erkenn wir doch nicht, was der andere braucht, wie einsam er ist, was er sich wünscht, worüber er traurig ist und wonach er sich sehnt.
Regt sich da nicht bei uns jetzt Widerstand? Sagen wir nicht: "Ich bin doch nicht blind ich sehe doch was um uns herum geschieht, ich sehe doch die Nöte und dass Menschen Hilfe brauchen.
Doch da stellt sich uns die Frage: Wie weit reicht unsere Liebe? Setzen wir unser Sehen ins Handeln um, oder lassen wir den anderen in seinem Elend allein
Und genau das alles sieht Jesus, er sieht in unser Herz. Er sieht, was uns darinnen blind macht. Was uns beschwert, was unser Leben so schwierig macht. Was uns hindert das Sehen ins Handeln umzusetzen. Doch er will. dass wir lernen zu sehen, wie er die Menschen sieht. Er will, dass wir handeln, wie er es an den Menschen getan hat. Er will, dass unser Sehen Beine und Hände bekommt.
Darum brauchen wir Jesus, der uns radikal verändert. Nur er kann die Blindheit unseres Herzens heilen und nur er kann uns zu Menschen machen, die im realen und im übertragenen Sinn "andere Menschen an die Hand nehmen" in jeder Situation ihres Lebens. Jesus ist es der in unser Herz blickt, er kann heilen und verändern, dass Früchte des Glaubens wachsen. Wachstum und Heilung kann manchmal schnell geschehen, aber meistens braucht es seine Zeit. So sind wir vielleicht unser ganzes Leben lang herausgefordert uns immer wieder von Jesus die Blindheit unserer Herzen vor Augen stellen und heilen zu lassen.
5 Jesus will, dass wir durchblicken
Ihr Lieben, manchmal sind wir in unserem Herzen blind. Wir haben keinen Durchblick mehr. Wir wissen nicht mehr weiter. Das kann bei unserem Leben zutreffen, das kann auch beim Leben des Nächsten zutreffen. Manchmal schickt er oder sie uns Signale mit der Bitte um Hilfe, doch wir können sie in unserer Blindheit nicht aufnehmen und nicht verstehen.
Doch wir dürfen jetzt wissen, bei Jesus ist uns diesbezüglich Heilung versprochen und zugesagt. Wir dürfen heil werden.
Oder es gibt Dinge in unserem Leben, die uns Tag für Tag immer wieder neu beschäftigen und bedrücken. Wir müssen immer wieder mit ihnen neu kämpfen und stehen kurz vor der Resignation. Wir stehen kurz davor aufzugeben. Doch wir brauchen nicht mehr zu kämpfen und wir brauchen nicht aufzugeben. Denn auch hier steht am Ende Heilung und Heil in Jesus Christus.
Der Blinde hatte am Ende den Durchblick für sein Leben. Jesus hat ihn von seiner Blindheit heil gemacht und ihn von seiner Schuld befreit. Jesus hat ihn gesehen, wie er sein wird und nicht wie er ist. Und der Blinde konnte ihn nun erkennen als Helfer, als Seelsorger und als Herr.
Und nun hatte der Blinde den Durchblick für sein Leben. Und doch heißt es bei Markus Jesus schichte den Mann heim: "Gehe nicht in das Dorf". Sicher hat das mit dem Messiasgeheimnis zu tun, dass es bei Markus gibt. Jesus soll noch nicht vor Zeiten als Messias offenbart werden. Aber zu Hause in seiner Familie soll der Mann schon Zeugnis geben, dass bleibt ja nicht aus, wenn ein ehemals Blinder wieder sehend wird.
Nun will uns Jesus zurechtbringen, dass wir durchblicken. Das geschieht vielleicht nicht so spektakuläre mit Speichel auf den Augen, aber es kann im Gebet mit einem Bruder oder einer Schwester geschehen, wo uns dann der Segen Jesu zugesprochen wird. Ich wünsche Ihnen, dass sie den Durchblick bekommen, den Jesus gibt.
Und vielleicht können sie dann zum Helfer werden, dass auch mancher Blinde sein Leben als lebenswert erfährt. Einmal in irdischer Weise und zum anderen auch durch den Glauben an Jesus Christus. Amen.