Das Evangelium muss laufen (2)
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Das Evangelium muss laufen
Das Evangelium muss laufen
Liebe Gemeinde,
Wilhelm Busch, der Pfarrer aus Essen, hat sich nicht gescheut, in allen seinen Begegnungen mit anderen Menschen von Jesus zu reden. Dabei spielt es keine Rolle, wer da vor ihm war. Ob der Mensch prominent oder ein völlig unbekannter war. Es machte für ihn kein Unterschied ob sein Gegenüber ein Politiker oder Wirtschaftsboss war oder ob es Lieschen Müller war. Von ihm sagte man, manchmal auch verächtlich:»Das ist ja der, der nicht anders kann, als immer von Jesus anzufangen«.
Und Pfarrer Busch dann hat fröhlich bestätigt: »Ja, so ist es, und ich nehme das als Kompliment.«
Das Wort vom Evangelium, die Gute Nachricht muss laufen. Wenn ich dem Anderen von Jesus erzähle, dann wird er annehmen oder ablehnen. Das ist Grund zur Freude oder zum Traurigsein, aber es ist dann nicht mein Scheitern. Wer bin ich, dass ich die Güte Gottes verschweigen kann? Was würde mein Schweigen über mich aussagen?
Genau das macht uns auch der Apostel Paulus im 2. Thessalonicherbrief Kapitel 3 deutlich. Er schreibt:
2.Thessalonicher 3,1-5
1 Weiter, liebe Brüder, betet für uns, dass das Wort des Herrn laufe und gepriesen werde wie bei euch
2 und dass wir erlöst werden von den falschen und bösen Menschen; denn der Glaube ist nicht jedermanns Ding.
3 Aber der Herr ist treu; der wird euch stärken und bewahren vor dem Bösen.
4 Wir haben aber das Vertrauen zu euch in dem Herrn, dass ihr tut und tun werdet, was wir gebieten.
5 Der Herr aber richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf die Geduld Christi.
Liebe Gemeinde,
ich möchte ihnen jetzt den Beginn eines Briefes zitieren:
Mein lieber Wormwood,
Ich habe mit größtem Missvergnügen davon Kenntnis genommen, dass Dein Patient Christ geworden ist.
So beginnt der zweite Brief von Screwtape an seinen Neffen, dem Unterteufel Wormwood.
In einem späteren Brief schreibt der Onkel dann an seinen Neffen: „Die beste Taktik wird nun sein, Deinem Patienten wenn möglich, von jedem ernsthaften Vorsatz zu beten, abzuhalten.“
„Denn sollte er je dazu kommen, zu unterscheiden, sollte er je bewusst beten „nicht zu dem, was ich mir von Dir vorstelle", sondern zu dem, „der Du aus Dir selbst bist", dann ist unsere Lage für den Augenblick verzweifelt. Hat er einmal alle seine Gedankenbilder und Vorstellungen weggeworfen, oder wenn er sie behält, dies mit der vollen Erkenntnis getan, dass sie bloß subjektiver Natur sind, und vertraut er sich nun der unbedingten, wirklichen, außer ihm sich befindenden, unsichtbaren Gegenquart an, die dort im selben Zimmer mit ihm ist, obwohl er sie nie erkennen kann, wie er von ihr erkannt ist nun, dann wird das Unberechenbare eintreffen. Um aber diese Lage, das völlige Bloßwerden der Seele im Gebet, zu vermeiden, wirst Du eine große Hilfe finden in der Tatsache, dass die Menschen selbst dies nicht so sehr wünschen, wie sie glauben. Es kann nämlich vorkommen, dass man mehr erhält, als man gewünscht hat.“
Clive Staples Lewis hat in seinem kleinen Buch „Dienstanweisung für einen Unterteufel über die Praxis des Teufels im Leben eines Christenmenschen sehr schön herausgearbeitet, dass es dem Widersacher, dem Teufel, dem Gegenspieler Gottes den es als Person gibt , zunächst darum geht, das Herzstück unserer Beziehung zu Gott zu lähmen, die Leidenschaft zu bändigen, den Pulsschlag zu senken.
Man könnte fast sagen: „Mal langsam mit den wilden Pferden – du musst nicht gleich jeden bekehren.“
Das Gebet ist sowieso die langweiligste und belangloseste Sache der Welt!
Der Teufel weiß aber nur zu genau, dass das Gegenteil stimmt, deshalb setzt er auch hier an.
Nun im Predigttext setzt der Apostel Paulus ebenfalls hier an. Denn er weiß: Das Gebet ist gelebter Ausdruck meiner Liebesbeziehung zu Gott. Zu dem Gott, dem ich mich verschrieben habe. Es ist Ausdruck einerseits meiner persönlichen Ohnmacht und andererseits die Quelle göttlicher Kraft zur Überwindung des Teufels, der real existiert, sicher nicht als gehörntes und nach Schwefel stinkendes Vieh.
Es geht hier nicht um Schwarzmalerei, sondern darum, dass die Herrlichkeit Gottes für alle Menschen sichtbar wird und dass Jesus am Ende den Sieg behält.
So sind die Worte des Paulus heute für uns ganz praktische Dienstanweisungen Gottes, die erst im Hören auf Gott und im Gebet gewonnen werden.
Es geht heute um einen ganz wichtigen Aspekt unserer Gemeindearbeit und ich bin froh dass dieser auch in Fraureuth getan wird. Es geht darum, dass die Gemeinde für die Verkündiger des Evangeliums beten soll. Nur so kann das Wort Gottes in der Gemeinde laufen und der Glaube der Gemeindeglieder gestärkt werden. Neben allen Konzepten, die es in der Gemeindeentwicklung gibt, und von denen viele auch ihre Berechtigung haben, so ist das Hören auf die Stimme und das Wort Gottes auch gegen alle Widerstände, die der Teufel ins Spiel bringt, der wichtigste Punkt in der Gemeindearbeit. Egal, wie das Wort Gottes wirkt und die Geister sich scheiden werden, es muss laufen und kann nicht gebremst werden, wenn diese geistliche Welt, diese Lebenswelt der Gemeinde »in Takt« ist, wenn ihr Herzschlag vom Gebet und der Fürbitte bestimmt ist.
Darum möchte ich euch ein wenig erzählen, wie das war mit Paulus und der Gemeinde in Thessalonich.
Paulus hatte ja die Gemeinde selbst gegründet. Und so war zwischen ihm und der Gemeinde ein besonderes, ein herzliches Verhältnis. Paulus sieht auch gar keine akuten Probleme. Er kann sogar sagen: Ich weiß ja, dass ihr schon tut, was gut und richtig ist. Er kennt nur sich und die Seinen ganz gut; manchmal muss man an das Nötige erinnern, auch wenn es gerade keine Probleme gibt. Und Paulus tut das auf ganz behutsame Art und Weise.
Da ist kein erhobener Zeigefinger, da wird nicht alles, was Spaß macht, erst einmal madig gemacht. Paulus bedrängt und bedrückt nicht, er bittet, er ermutigt, er spricht freundlich und doch klar.
Er bindet die Gemeinde auch nicht an sich. Nicht, was er gut findet oder was seinem Geschmack entspricht, ist wichtig. Paulus bindet die Gemeinde an Jesus. Was er geboten hat, das ist gut und aufbauend.
Darum ermutigt Paulus die Gemeinde: Bleibt nahe dran mit mir gemeinsam an Jesus. Und betet für mich, dass das Evangelium laufe. Es darf nie Stillstand geben, wo Gottes leidenschaftliche Liebe den Anlauf in die Welt genommen hat, um sie zu erobern.
Dazu ist Paulus ja berufen als Heidenmissionar. Er braucht den langen Atem, aber dazu braucht er volle Gebetsunterstützung und Beteiligung aller in der Gemeinde. So herzlich die Beziehung ist, so klar redet er auch von den Widerständen, die kommen werden, vom Antichristen, vom Bösen, auch davon, dass falsche Menschen unterwegs sind, ihn zu stoppen.
Paulus braucht aber die Rückendeckung der Gemeinde. Es geht nur im Team. Im Geist, der geschlossen aus Jesus fließt und das Evangelium vorantreibt. Paulus ist nur in der Lage, den Dienst auszurichten, wenn er sich bergen kann in der Gemeinschaft und im Willen Gottes. Zugleich betet auch er treu für jeden der Mitarbeiter in Thessalonich.
1. Dem Teufel wird Land weggenommen
Die Heiligen von Thessalonich waren Menschen aus einer quicklebendigen Hafenstadt. Es gab Ehrbare und weniger Ehrbare oder gar nicht so Ehrbare unter den Heiligen. Aber diese Heilige unterschied nun eins: Sie gehörten fortan durch das Evangelium geheiligt dem Gekreuzigten Jesus Christus.
Und da Jesus alle Macht und Herrschaft im Himmel und auf Erden beansprucht und sein Reich kommt durch die Verkündigung des Evangeliums, ist klar:
Das ist eine Kampfansage an alles, was »Welt« heißt. Für die gottfeindliche Macht Paulus nennt sie in Person den Antichristen ist die Kirche von Jesus der schärfste Feind. Denn durch das Zeugnis von Jesus und in der Hingabe des Lebens im Märtyrertod überwindet die Gemeinde seine Herrschaft, endgültig dann durch die Ankunft Christi (2. Thess 2,8).
Der Feind wird also auch nicht innergeschichtlich durch politische oder geistliche Mittel geschlagen, sondern »in und durch« Christus. Es steht aber keiner alleine, sondern die Menschen stehen sich hier bei. Wie eine Familie, die von starken, großzügigen und ehrlichen Beziehungen lebt und sich auf einige wenige Schwerpunkte konzentriert.
Paulus kann hier ganz knapp sagen, was ihn und die Gemeinde ausmacht. Können wir es auch? Paulus weiß: Der Verlauf der Geschichte liegt ganz in Gottes Händen, denen nichts entgleiten kann. Mit dem Kommen von Jesus hat die Geschichte einen Umbruch erfahren: Zeit und Geschichte sind seither von Jesus geprägt und auf Jesus und seine Wiederkunft hin unterwegs. Durch Gottes Handeln kann normale Zeit plötzlich zur »Endzeit« werden.
Mit dem Kommen von Jesus tritt alles in eine neue, verschärfte Situation. Und da steht so nennt es Paulus kurz zuvor der »Mensch der Gesetzlosigkeit« gegen die Nachfolger von Jesus vehement auf. Paulus weiß darum. So bläst ihm und der Gemeinde als Ganze nicht nur Wind entgegen, sondern der Böse, der Arge als Person stellt sich dem Evangelium in den Weg.
Wo so von Jesus geredet wird, geschieht beides: Widerstand des Teufels und Landnahme durch Gott. Das Evangelium scheidet bis heute die Geister.
Der Glaube ist nicht jedermanns Ding.
2. Ein Marathon ist angesagt
Nun ist da aber ein ganz anderer Ton im Brief. So viel begeistertes Reden vom Glauben. In der Gemeinde lebt die Gegenwart, Güte und Liebe Gottes. Jeder Einzelne wird im Glauben gestärkt und mitgenommen. Aus dieser Glaubenshaltung fließt Energie. Paulus richtet sich ganz nach innen aus und kann zugleich mit der Gemeinde zusammen eine große Außenwirkung erzeugen. Sein Motto lautet: Keine Angst, das Land wird von Jesus bereits eingenommen.
Doch nun stehe ich hier und habe schon ein wenig Angst, dass das Evangelium gestoppt wird. Deshalb lasst uns unablässig mit Jesus verbunden bleiben und ihn nach dem nächsten Schritt fragen.
Beten als wirkliche Arbeitsanweisung: Herr, was willst du, das du dann auch segnen kannst? Das ist etwas total anderes als die Bitte: Herr, segne all mein Tun. Das ist die Entscheidung: Ich will nur noch Jesus die Priorität geben und konkrete Platzanweisung im Verbund der Geschwister erfragen. Besser: Ich brauche Zeit zum Hören der Stimme Gottes.
Frage: Wo gönnen wir uns im Gottesdienst außer der Predigt, dem gesprochenen Wort, das Hören auf die Stimme Gottes? Denn das Evangelium soll ja laufen.
Und das bedeutet, dass Gemeinde dadurch auch wächst. Mission heißt: Gewinnen statt verlieren. Mission heißt: Gewinnen anstatt haben.
Ich will's von Jesus hören und erbitten, wie das geht bei uns in der Gemeinde. Wir wollen ihm doch nicht im Wege stehen.
Diese Gemeinde ist auf der Suche nach dem, was Gott von ihnen will, und zwar im Wechselspiel der Gebete. Paulus betet für die Mitarbeiter, für jeden persönlich, und die Mitarbeiter für ihren Verkündiger. Wo könnte das sich bei uns verorten?
Wachsam betend den Lauf des Evangeliums ermöglichen.
Haben wir diese Priorität im Gemeindegebet? Wo beten wir in diesem Sinne?
Da betet ein Team jeden ersten und jeden dritten Donnerstag im Monat für die Gemeinde und die Mission und alles was auf dem Herzen liegt, ein anderes betet jetzt besonders für die Zelttage. Dienstags beten die Mütter für ihre Kinder.
Sicher es passiert vieles in unserer Gemeinde durch unsere Aktivitäten und unser tun, aber das innerste Geheimnis ist das anhaltende, von Gott erwartende Gebet! Ausdauer beim Beten.
Wer Marathon läuft, muss wissen: Das ist kein Sprint, sondern ein Ausdauerlauf, eine Langstrecke. Ich muss Respekt haben vor den Kilometern. Besonders die Kilometer 35, 36, 37, 38 und 39 haben es in sich. Wenn ich lossprinte wie ein Verrückter, werde ich keine Kraft mehr haben für diese Kilometer. Marathonläufer sagen: »Bei Kilometer 35 steht der Mann mit dem Hammer und haut dich um.« Dafür muss ich gewappnet sein
Paulus will keinen Sprint hinlegen, wir als Gemeinde sollen nicht ständig neue Projekte initiieren. Es muss schon alles aufs Training und persönliche Gebetsleben der Gemeinde konzentriert werden, damit die Prioritäten gesetzt werden, die nach dem Ziel Gottes ausgerichtet sind. Dann gibt es plötzlich Dinge, die man endlich mal getrost (sterben) lassen kann in der Gemeindepraxis. Die Gebetspraxis ist aber bitte nie alternativ zur Alltagspraxis der Gemeinde zu sehen. Vielmehr geht es um so etwas wie ein »spirituelles Gemeindemanagement«, das Premiumzeiten neu festlegt für das »Eigentliche«: dass Gott zur »Welt kommt«, das Evangelium muss durch alle Widerstände hindurch zum Ziel kommen.
3. Der Sieg ist uns sicher wo Gemeinde lebt
Etwa 100 Kinder hatten sich in einem abgelegenen Dorf Norwegens in einer Kirche versammelt. Einige von ihnen waren 40 km dafür gelaufen und hatten noch nie eine Kirche gesehen. Nachdem der Bischof eingezogen war, suchte er das Gespräch mit den Kindern. Seine erste, sehr einfache Frage, um das Eis zu schmelzen, war: »Wie heißt dieses Haus, in dem wir jetzt sind?« Alle riefen: »Kirche.« »Wozu brauchen wir denn solche Häuser, die wir Kirche nennen?« Mehrere Finger gingen hoch. Ein Lappenjunge: »Zum Beten!« Der Bischof freute sich, fragte dann aber allzu schwer: »Aber wenn du nun >beten< sagst, dann muss es doch etwas geben, für was wir hier in der Kirche beten sollen?« Der Junge zögerte keinen Augenblick mit seiner Antwort: »Wir sollen füreinander beten, dass wir Glauben in unseren Herzen haben.« Woher der 13Jährige diese Weisheit hatte? Niemand wusste es.
Das treue Gebet und die Freude Gottes sind die beiden Angelpunkte, die uns daran erinnern, dass Gott in unserer Lebensgeschichte auch seine Heilsgeschichte schreibt, oder besser: Dass wir Anteil bekommen an der großen Gottesgeschichte, die zum Sieg führt. Dass dürfen wir wissen: Am Ende steht jedenfalls sein Sieg! Denn Gott ist treu. Amen.