Der Lobgesang in Gottes Ewigkeit

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Der Lobgesang in Gottes Ewigkeit

Predigt
Liebe Gemeinde,
die Werbung verspricht uns: Wenn wir das richtige Geschirrspülmittel haben, dann glänzen unsere Weingläser. Und das hat Einfluss auf die Beziehung zu unserem Nachbarn. Ob das nun so stimmt, sei einmal dahingestellt. Doch jede gute Hausfrau und auch jeder gute Hausmann freut sich an gut gespülten Gläsern und ärgert sich darüber, wenn diese durch das Spülen in der Geschirrspülmaschine blind werden und weiße Schlieren bekommen.
Um Glas in einer besonderen Form geht es heute im Predigttext aus dem Buch der Offenbarung. Mancher wird sich auf den ersten Blick wundern, was dieser Text mit dem Thema des heutigen Sonntages zu tun hat: „Cantate – Singt dem Herrn ein neues Lied“. Aber auf den zweiten Blick werden wir recht schnell entdecken, dass es hier um den vollendeten Lobgesang in Gottes Herrlichkeit geht.
Wir lesen Worte aus Offenbarung 15,2-4:
2 Und ich sah, und es war wie ein gläsernes Meer, mit Feuer vermengt; und die den Sieg behalten hatten über das Tier und sein Bild und über die Zahl seines Namens, die standen an dem gläsernen Meer und hatten Gottes Harfen
3 und sangen das Lied des Moses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes: Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker.
4 Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig! Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden.
Liebe Gemeinde,
als erstes begegnet uns das gläserne Meer – Glas in einer ganz besonderen Form – das Glas als Ausdruck für besondere Reinheit und Schönheit.
Wer von euch schon einmal im Böhmerwald Urlaub gemacht hat, für den wird es fast schon zum Pflichtprogramm gehören, einmal eine solch Glasbläserei zu besuchen, und die Kunst des Glasblasen zu bestaunen und vielleicht auch manches Kunstwerk käuflich zu erwerben.
Zu Zeit des Johannes da war das mit dem Glas ganz anders. Die Menschen damals kannten noch gar nicht das Glas in der reinen und vielfältigen Form, wie wir es heute kennen. Und es konnten sich auch nur die Reichen als Fensterscheiben in Form kleiner Butzenscheiben leisten. Dabei ähnelte die Scheibe mehr dem Flaschenboden einer Weinflasche als unserem heutigen Fensterglas.
Nun das Bild vom gläsernen Meer stellt die Menschen dar, welche aus dem Meer der Völker und dem Meer der Geschichte für würdig erachtet wurden vor dem Thron Gottes zu stehen. Sie haben dem Wirken des Antichristen widerstanden. Dabei wurden sie durch das Feuer des Gerichtes so gereinigt, geläutert und geformt, dass sie jetzt rein und klar sind, klarer als jedes noch so gut gespülte Weinglas oder neu geblasene Kunstwerk.
Wie Glas geformt wird, das können wir eben besonders bei dem Glasbläser entdecken.
Er arbeitet mit einem schweren glühenden Klumpen zähflüssigen Glases am Ende seines 23 Meter langen Blasrohres. Unter ständigem Drehen und Abdrücken bläst er in das Rohr hinein, wobei ein schönes Werk aus Glas entsteht. Immer wieder wird das Blasrohr mit dem Klumpen Glas am Ende wieder ins Feuer gehalten. Das Glasmaterial muss weich und gestaltbar bleiben.
Dann ist das Werk fertig ist. Der Glasbläser lässt es auskühlen. Er ritzt mit einer Glasfeile das Glas an der Stelle an, an der es abbrechen soll. Dem Rohr versetzt er einen Schlag, und das Werk bricht ab. Es ist vollendet und in seiner Form nicht mehr veränderbar.
Das Bild vom gläsernen Meer, das von Feuer durchmengt ist, will sagen: Das »Meer der Geschichte«, das »Meer der Völker«, das Meer der ersten Schöpfung Gottes wird am Ende von Gottes Geschichte mit dieser Welt von all seinen Turbulenzen, von all seinen widergöttlichen Mächten, von all seinem Chaos, von allem Tohuwabohu zur Ruhe kommen und die wundervolle Gestalt annehmen, die der Schöpfer und Erlöser sich vorgenommen hat. Rein und klar – vollendet zur ewigen Herrlichkeit Gottes.
Das gläserne Meer ist mit Feuer vermengt: das Blut der Märtyrer und des Lammes ist darin eingeschlossen. In seiner kristallenen Klarheit spiegelt sich die Sonne, das Feuer der göttlichen Liebe, der Glanz Gottes. Und an seinem Ufer stehen die, die die Schrecken überwunden haben; die ihrem Gott treu geblieben sind; die nicht das „Tier" und sein Bild angebetet haben.
Keine Wellen schlagen mehr hoch, es gibt keine Schiffbrüchigen mehr, keine, die von den Tiefen des Meeres verschlungen werden und ertrinken. Gott bringt seinen Plan ans Ziel, schafft aus der Unordnung die Ordnung. Wie er vor dem Sündenfall aus Tohuwabohu eine Ordnung geschaffen hat, in der er inmitten der Gewässer zwischen Himmel und Tiefe, zwischen Nord und Süd, Ost und West die Erde gesammelt hat als trockenes Land, auf dem es eine »Insel der Ordnung« geben sollte, so wird Gott am Ende der Zeit, im Umkehrschluss alle Unordnung, alles, was sich bislang nicht als Kosmos gestalten ließ, zu einem gläsernen Meer inmitten seiner neuen Ordnung sammeln und dieser Unordnung Gestalt geben. Er wird sie formen, so dass aus Chaos Kosmos wird. Gott spricht: „Siehe ich mache alles neu!“
Das Lied des Moses, das Lied des Lammes und unser Lied werden nun gemeinsam angestimmt.
Das Lied des Moses singt von der wunderbaren Erfahrung, die Mose und das Volk Israel gemacht haben, als Gott das Volk aus der Gefangenschaft in Ägypten herausgeführt hat.
Als das Volk Israel durchs Schilfmeer zieht, türmen sich die Wogen der Angst meterhoch. Ross und Reiter des Pharaos, Sinnbild unbesiegbarer militärischer Macht, sitzen den Flüchtenden im Nacken. Und dann erreichen sie das rettende Ufer! Und sie singen das große Loblied auf Gott, der so wunderbare Taten vollbracht hat. Genau in diesen Gesang stimmen unsere Predigtverse ein: „Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott!"
Das Lied des Moses ist das Lied von der Führung und Bewahrung Gottes. Es ist das Lied über den Gott, der da sagt „Ich bin, der ich sein werden.“ Ich bin der Gott, der mit dir geht. Ich bin der Gott, der dich in allen Zeiten deines Lebens begleitet. Ich bin der Gott, der dich führt und leitet. Vom vergangenen Sonntag haben wir noch die Worte des 23 Psalms im Ohr: Der Herr ist mein Hirte.
Das Lied des Lammes nimmt das Lied des Moses auf und ist sogleich das Lied der Erlösung. Jesus Christus starb für uns am Kreuz auf Golgatha. Damit ist alle unsere Schuld bezahlt. Sein eines und einmaliges Opfer ist es, das uns erlöst von der Macht der Sünde und von der Macht des Todes. Es ist das Lied der endgültigen Überwindung des Todes. Durch das Lamm werden wir zu neuen Geschöpfen Gottes. Der Apostel Paulus schreibt: Ist jemand in Christus so ist er eine neue Kreatur, so ist eine neue Schöpfung Gottes.
Jesus Christus hat uns erlöst durch sein Opfer am Kreuz, er hat uns befreit von Sünde, Schuld und Tod, damit wir in der Gnadensonne leben können. Und das Lied des Lammes berichtet eben davon, dass durch Jesu Auferstehung dem Tod die Macht genommen wurde. Diese Verheißung ist der Wille Gottes. Durch unsere Taufe haben wir Anteil an diesem Lied des Lammes. Dieses stärkt unser Gottvertrauen. Es hilft uns, die Leiden und Dunkelheiten unserer Seele und unseres Herzens zu überwinden. Es macht uns frei für die Liebe zum Nächsten und für die Barmherzigkeit.
Darum erklingt auch heute unser persönliches Glaubenslied.
Das Lied des Moses und das Lied des Lammes werden in vollendeter Form in der Ewigkeit Gottes angestimmt. Aber auch heute dürfen wir den Lobpreis, unsere Lieder über die Erfahrungen mit Gott und über die Erlösung durch Jesus Christus anstimmen. Unsere Lieder heute werden immer Stückwerk sein. Nicht immer wird jedes Lied, dass da gesungen wird, jedem von uns gefallen.
Junge Leute singen ihren Lobpreis gern in Englisch, während ältere das meist nur in Deutsch tun wollen.
Manche singen und spielen gern die Lieder von Bach und Reger, andere lieber die Lieder von Gerhard Schnitter oder Arne Kopfermann, wieder andere singen die Gesänge von Taizé. Und mancher sogar alle.
Ganz unterschiedlich geschieht heute dieser Lobpreis über die Bewahrung und Erlösung durch Gott.
Aber wie er auch immer geschieht, wie wunderbar oder wie einfach er geschieht, wie professionell oder wie stümperhaft der Lobpreis geschieht, Hauptsache er geschieht heute und hier bei uns. Unser Lobpreis ist, wie auch immer er geschieht – ein Stück Vorwegnahme der ewigen Herrlichkeit Gottes in der Gemeinde des Messias Jesus Christus – auch hier in der Gemeinde in Gottesgrün (Fraureuth).
So gebraucht uns heute der Messias Jesus Christus, dem Gott heute die Herrschaft über alle Dinge gegeben hat. So gebraucht er seine Gemeinde, seine Kirche. Er gebraucht so alle Menschen, die ihm nachfolgen, auf dem Weg zu seinem endgültigen Sieg.
Der Text erzählt uns heute, wie »die den Sieg behalten über das Tier und sein Bild und über die Zahl seines Namens ... am gläsernen Meer stehen und Gottes Harfen haben und singen das Lied des Moses und das Lied des Lammes: >Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker. Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen, denn du allein bist heilig! Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden. <«
Diejenigen, die mit Jesus Christus siegen werden, werden die Identität des Antichristen, des Widersachers Gottes, erkannt haben. Sie werden ihm nicht gedient haben. Sie werden als Zeugen von Jesus Christus treu geblieben sein und dem Bösen Widerstand geleistet haben. Dafür werden sie zweifelsohne auch leiden müssen. Aber Gottes Sieg steht fest am Ende, nach allem Leid, nach aller Not.
Die Offenbarung ist ein Buch des Trostes. Sein Ziel ist es, uns Gewissheit über Gottes guten Ausgang der Welt und ihrer Geschichte zu vermitteln. Die Offenbarung ist uns nicht in erster Linie gegeben, um einen Zeitplan für die Wiederkunft von Christus und des tausendjährigen Reichs zu geben, sondern um uns Mut zu machen in den Bedrängnissen des Lebens, in der Widerwärtigkeit der Verfolgung, in den Strapazen der Nachfolge. Christen werden wegen ihres Herrn angefeindet. Sie dürfen aber wissen, dass ihr Herr als Sieger hervorgeht und dass sie mit ihm siegen werden. Manch eine »Schlacht« ist zu schlagen, aber das Ende steht fest: der Leib von Jesus Christus, seine Braut, seine Gemeinde, die Berufenen, die ihm nachgefolgt und treu geblieben sind, werden in seinem Friedensreich mit ihm herrschen. Das gläserne Meer ist ein Bild dafür, dass alle Chaosmächte besiegt werden, alle Turbulenzen der Welt und ihre Geschichte beseitigt, dass am Ende von Gottes Weg mit dieser Welt Kosmos, Ruhe, Stille und Frieden zustande kommen werden. Bei allen furchterregenden Bildern der Offenbarung steht dies eine Bild für den guten Ausgang Gottes Weg, seiner Geschichte mit dieser Welt. Am Ende steht Gottes Sieg, und wir dürfen mit ihm siegen! Amen.
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