Gott gibt Kraft

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Gott gibt Kraft

Liebe Gemeinde,
Mexiko-Stadt 1968 – Die Olympischen Spiele fanden in einer Höhe von 2200 Meter über dem Meeresspiegel statt. Das brachte besondere Anforderungen an die Sportler mit sich und sogleich purzelten dadurch viele sportliche Rekorde.
Die Leichtathletik erlebte eine historisch einzigartige Flut von Weltrekorden in fast allen Sprint und Sprungdisziplinen: Bei den Männern wurden Weltrekorde über 100 m, 200 m, 400 m, 800 m, über 400 m Hürden, bei beiden Sprintstaffeln sowie im Weit, Drei und Stabhochsprung gemessen. Bei den Frauen fielen die Weltrekorde über 100 m, 200 m, 800 m, 80 m Hürden und der Sprintstaffel sowie im Weitsprung und Kugelstoßen.
Das hatte eben etwas mit der Höhenluft zu tun. Sie beflügelte die Sportler mit ungeheurer Kraft.
Kraft brauchen wir alle, nicht nur körperliche Kraft, sondern Lebenskraft.
Im Mexiko wurde erstmals bei den Erstplatzierten Dopingproben genommen. Aber Doping ist eben nur etwas Kurzzeitiges und Ungesundes. Ja, man macht sich am Ende damit kaputt.
Menschen machen recht unterschiedliche Versuche für ihr Leben Kraft zu bekommen. Meistens scheitern sie oder manövrieren sich in eine Sackgasse. Aber wir spüren nur zu gut, dass wir Lebenskraft brauchen. Wir wollen heute der Frage nachgehen: Wo her bekommen wir Energie und Lebenskraft, welche uns in unserem Leben tragen, uns Ausrichtung geben und uns stark machen?
Eine Antwort darauf will uns heute der Prophet Jesaja gebe. Wir lesen Jesaja, Kapitel 40:
Textlesung: Jesaja 40,26-31
26 Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt.
27 Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem HERRN verborgen, und mein Recht geht vor meinem Gott vorüber«?
28 Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.
29 Er gibt dem Müden Kraft, und Stärke genug dem Unvermögenden.
30 Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen;
31 aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.
Ihr Lieben,
ist das nicht eine alltägliche Erfahrung, dass uns Menschen immer wieder die Kraft im Leben ausgeht? Vielleicht weil wir so belastet sind, durch Familie, durch Arbeit, durch unser gesellschaftliches Engagement, dass wir eben in das hineinkommen, was wir Burnout-Syndrom nennen.
Natürlich gibt es auch noch andere Gründe, dass uns im Leben die Kraft ausgeht, Schicksalsschläge, Streit und Angst, Leiderfahrung, der Tod von lieben Angehörigen und noch vieles mehr.
Wie gehen wir Menschen mit der Erfahrung, dass uns die Kraft ausgeht, um?
Die einen versuchen, die letzten Kraftreserven in sich zu mobilisieren und arbeiten bis zum Zusammenbruch.
Die anderen erliegen den Angeboten der Werbung und kaufen in Apotheken und anderswo Präparate, die zusätzliche Energie versprechen.
Wieder andere gehen auf den boomenden Esoterik-Markt, besuchen teure und merkwürdige Kurse, machen Yoga oder erlernen Techniken, die leistungsfähiger machen sollen. Sie öffnen sich dabei teilweise für tatsächlich spürbare Kräfte, die jedoch nicht göttlich sind und deshalb bald ihren hohen Preis verlangen.
Eine gängige Praxis ist das Doping, welches mit schädigenden, manchmal auch tödlichen Folgen bezahlt werden muss.
Und viele, die ihre Schwäche und den wachsenden Druck nicht mehr aushalten, greifen zu Beruhigungsmitteln, Psychopharmaka, Alkohol und Drogen, um sich damit zu betäuben und dieser Welt zu entfliehen.
Auch wir Christen sind von so einem Erschöpft sein nicht befreit. Auch wir wissen um ein Ausgebrannt Sein. Es gibt auch ein Ausgebrannt Sein im Glauben, das nicht mehr Glauben können – auch wenn man will.
Zum Leben gehört auch eine gesunde Müdigkeit dazu, wo wir nach einem gesunden Schlaf in der Nacht wieder frisch aufwachen. Und es gibt auch ein sich Ausbrennen vor Müdigkeit. Dabei kennen wir drei Arten von Müdigkeit:
Körperliche Müdigkeit
Körperlich kennen wir die gesunde Müdigkeit nach einem guten Arbeitstag. Wenn wir einen Tag im Garten gearbeitet haben, sind wir abends müde und zufrieden.
Doch auch hier gibt es die andere Müdigkeit:
Nach dem Sündenfall verfluchte Gott den Acker, den der Mensch bearbeiten muss, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Wir leben alle in dieser gefallenen Welt, in der wir alle unter Mühsal und Erschöpfung zu leiden haben. Unverschuldet erleben wir Überforderung, Stress, Zeit und Leistungsdruck, werden müde und brennen aus.
Denn auch hier gilt: Wer sich bewusst von Gott löst, und aus seiner eigenen Kraft lebt, kann durchaus erfahren, zu was er vorübergehend fähig ist. Dann kommt oft das dicke Ende nach, die Kraft geht zu Ende und bleierne Müdigkeit und Depressionen folgen.
Psychische Müdigkeit
Was Menschen fertig macht, ist oft nicht nur die körperliche Arbeit, sondern auch der seelische Stress, dem sie ausgesetzt sind: undankbare, fordernde, manipulierende, kritisierende, verurteilende Menschen; perfektionistischer Selbstanspruch; Unversöhnlichkeit und Streit ...
Geistliche Müdigkeit
Die Menschen im babylonischen Exil waren an Gott verzweifelt. Er hatte sich anders verhalten, als sie sich das gedacht hatten. Damit, dass Gott ins Gericht, ins Leiden und durch Wüstenzeiten führt, hatten sie nicht gerechnet. Das ließ sie an Gott zweifeln und irrewerden.
Unser Text ist gerade an die Menschen im Babylonischen Exil gerichtet ist. Und dass diese Menschen in einer Krise sind, wo sie ihre Lebenskraft verloren haben, wo sie an Gott zweifeln, das machen uns Worte aus dem Psalm 137 deutlich:
„An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten. Unsere Harfen hängten wir an die Weiden dort im Lande. Denn die uns gefangen hielten, hießen uns dort singen und in unserm Heulen fröhlich sein: »Singet uns ein Lied von Zion!« Wie könnten wir des HERRN Lied singen in fremdem Lande?
Den Leuten war es zum Heulen zu mute. Keine Kraft, keine Energie für einen Neuanfang. Trauer über das Verlorene. Die große Frage steht im Raum: „Hat Gott uns verlassen?“
Nun könnten wir ja sagen, selbst schuld, warum waren sie Gott gegenüber ungehorsam. Doch solche Worte brachten den Menschen damals wenig und bringen auch uns heute wenig. Ja, sie rauben sogar noch die wenige vorhandene Kraft. Die Propheten des Alten Testamentes hätten allen Grund so zu reagieren. Doch sie tun genau das nicht, sondern sie lassen die Menschen wieder nach vorn schauen, so wie es hier Jesaja tut, in dem er den Menschen neue Hoffnung gibt und ihnen zeigt, wo sie neue Energie, neue Lebenskraft herbekommen.
Wir können diese Worte von Jesaja in dem Worte zusammenfassen: »Gott gibt Kraft« Und das ist auch für uns heute ein wunderbares
Angebot. Doch ist diese »neue Kraft« nicht einfach abrufbar. Ich kann nicht einfach zur x-beliebig nächsten Kraftquelle oder Steckdose laufen und meinen, da heraus kommt jetzt die Lebenskraft.
Nein, Jesaja macht uns deutlich, wer diese Lebenskraft haben will, der muss sich an Gott binden. Sie erschließt sich nur dem, der vor Gott seine Schwäche und Bedürftigkeit bekennt. Dem Demütigen gibt Gott Gnade. Und der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.
„Seine Kraft ist in den Schwachen mächtig ...“ so hören wir es auch bei dem Apostel Paulus im 2. Korintherbrief: „Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne. 0 Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen; denn, wenn ich schwach bin, so bin ich stark.“
Nach mehr als einem Jahr nach der Fußball-WM hat der Berliner Fußballprofi Arne Friedrich Einblick in sein damaliges Seelenleben gegeben. Als er zu Beginn der WM hart von den Medien gescholten worden sei, habe Gott ihm Kraft gegeben, schreibt Friedrich in dem Buch »Sportlerleben«: »Ich hatte in dieser für mich sehr schweren Zeit auch Quellen, aus denen ich Vertrauen, Mut und Kraft schöpfen konnte. Zum einen meine Familie und Freunde. Und zum anderen war Gott da, der mich aufbaute ...«
Gott gibt neue Kraft
Die Botschaft des Propheten Jesajas wurde von den Gefangenen in Babylon gehört. Das Volk Gottes erlebte eine neue Kraft. Sie haben zu ihrem Gott zurückgefunden, haben Hoffnung geschöpft und aus der Verzweiflung herausgefunden, haben sich dann nach siebzig Jahren Gefangenschaft auf den beschwerlichen Heimweg gemacht und haben in Jerusalem die Stadt und den Tempel wieder aufgebaut.
Was war geschehen? Wie bekamen die Menschen diese Kraft? Was können wir heute von ihnen lernen?
Die Menschen klagten
Das Volk Gottes konnte nach dem nationalen Zusammenbruch und dem grenzenlosen Elend eines verlorenen Krieges nicht mehr danken.
Wir haben es schon im Psalm 137 gelesen. Manche haben einfach nur verbittert geschwiegen. Andere haben ihre Klage formuliert und immer wieder herausgeschrien.
Sie haben Gott ihre furchtbare Enttäuschung, ihr Unverständnis, ihre Zweifel und Fragen gesagt. Wir dürfen Gott unser Leid klagen. Wir brauchen und sollen es nicht verstecken oder verdrängen. Klagen hilft. Klagen befreit. Klagen verändert. Klagen heilt.
Die Menschen glaubten der Botschaft
Im Exil wurden Jesajas Worte verkündigt. Die Menschen staunten über die Aktualität des Wortes Gottes. Es hat die Menschen angesprochen. Sie fanden darin Antwort auf ihre Sehnsucht nach Heil und Hilfe. Die Wahrheit, die sie hörten, hat sie befreit und aus ihrer Verzweiflung herausgeführt. So konnten sich die Verbannten wieder mit ihrem Gott »versöhnen «. Sie konnten wieder an seine Liebe glauben. Ihre verwundeten, zerbrochenen Herzen wurden wieder heil. Es gab einen geistlichen Aufbruch. Ein Ruck ging durch das Volk Gottes. Solche Kraft hat das Wort Gottes!
Die Menschen machten sich auf den Weg
Sie verließen ihre vertraute Umgebung, ihre Häuser und Gärten und machten sich auf den langen, beschwerlichen und gefährlichen Heimweg. Sie ließen das Alte los und ließen sich auf Gott ein. Sie hatten keine andere Sicherheit als das Wort Gottes.
Äußerlich hatte sich gar nichts verändert. Aber innerlich waren die Menschen voller Hoffnung. Sie brachen auf. Zu Hause angekommen, packten sie zu. Sie bauten auf, sie investierten, sie säten. Die Botschaft vom Heil Gottes hatte ihnen die Kraft dazu gegeben. Im gehorsamen Tun war diese Kraft verlässlich da, denn Gott segnete sein Volk. Diese Kraft blieb jedoch unverfügbar. Sie war an das Vertrauen zu Gott und an das Tun seines Willens gebunden.
Dies ist der Weg, wie auch wir heute die Kraft Gottes erhalten: Wo es nötig ist, vor Gott klagen. Seinem Wort vertrauen – auch gegen alle äußeren Umstände (das ist Harren!). Und im Vertrauen auf Gottes Liebe und Macht sich auf den Weg des Glaubens machen.
Dazu möchte ich euch und mir heute Mut machen. Für uns soll gelten:
„aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“
Amen.
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