Gott wurde arm für uns (2)
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Gott wurde arm für uns
Gott wurde arm für uns
Liebe Gemeinde,
ich habe da mal eine Frage: Wann ist Weihnachten?
Und das ist nicht nur eine Frage mit den ungeduldigen Kindern ihre Eltern nerven. Sondern es ist eine Frage, die wir uns einmal stellen lassen sollen.
Wann ist Weihnachten? Nun wir mancher denken: Pfarrer, was stellst du heute für eine blöde Frage. Wann Weihnachten ist- das ist doch klar – es steht in fast jedem Kalender und wenn du im Computer dein Outlook öffnest, da kannst du es auch sehen. Natürlich am 25. und 26. Dezember.
Nun für die orthodoxen Christen ist Weihnachten erst in zwei Wochen am 07. Januar. Und die ersten Christen hatten da verschiedene Termine mal im April, mal im Mai und mal im November.
Für die meisten Kinder beginnt Weihnachten dann, wenn es Geschenke gibt. Und mancher Berufstätiger sagt: „Jetzt kann es Weihnachten werden“ wenn der Stress des vorweihnachtlichen Alltages nachlässt und man langsam zur Ruhe kommt.
Nun der Einkaufsleiter bei Aldi, der würde vielleicht sagen: Weihnachten beginnt kurz nach den Sommerferien, wenn die Lebkuchenlieferung ins Sortiment aufgenommen wird.
Doch nun einmal ernstlich: „Wann soll denn jetzt Weihnachten sein?
Vielleicht hilft uns da der Predigttext des heutigen Tages weiter, den Paulus an die Korinther schreibt. Es ist ein kurzes und knappes Wort. Wir lesen aus 2. Korinther 8,9:
Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen, damit ihr durch seine Armut reich würdet.
Nun wird sicher jeder fragen: Wo ist denn hier von einem Weihnachtstermin die Rede? Und überhaupt wo ist denn hier von Weihnachten die Rede? Weihnachten, da erwarten wir etwas zu hören von Maria und Joseph und dem Kind in der Krippe, vom Stall in Bethlehem, von den Hirten auf dem Felde, von den drei Weisen aus dem Morgenland. Doch nichts von alldem ist hier zu hören.
Dagegen schreibt der Apostel hier kurz und knapp von der Gnade unseres Herrn Jesus Christus.
Wenn wir das Wort Gnade hören, dann klingt das für uns doch recht abstrakt. Das klingt doch nach Gericht – Gnade vor Recht ergehen lassen.
Können wir uns da heute am 2. Weihnachtstag wirklich etwas vorstellen?
Nun in Italien oder Spanien also dem latinischen Sprachraum, da ist einfacher. Da wir der Begriff Gnade mehr gebraucht. Und er wird nicht so einseitig genutzt. Gracias oder grazie sagen die Spanier und die Italiener. - da hören wir auch die Worte Dank, Schönheit, Anmut und Größe mit. Aber auch das Wort gratis umsonst – es wurde geschenkt. Wir sehen wie gefüllt doch dieses Wort Gnade ist. Und wir tasten uns wieder an Weihnachten heran. Wenn mir etwas geschenkt wird, dann ist das Gnade.
Und wenn der Apostel Paulus von der Gnade Jesu Christi spricht, dann heißt das nichts anderes als: Wir haben ein Geschenk von Jesus Christus bekommen. Und was wir bekommen haben, beschreibt Paulus in 2. Teil des Predigtwortes:
„obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen, damit ihr durch seine Armut reich würdet.“
Dass Jesus Christus arm wurde, das ist Gottes Gnade!
Nun ist die Frage. Was hat das für uns zu bedeuten? In vielen Religionen ist Gott immer ein reicher Gott, mit Macht und Größe, mit Gold und Prunk. Sicher bedeutet das nicht, dass der Gott im Himmel nun auf viel Geld sitzt, das braucht er nicht. Aber sein Reichtum besteht darin, dass er von den Menschen getrennt ist. Gott und Mensch haben absolut nicht miteinander zu tun.
So gibt es zwei absolut getrennte Seiten. Auf der einen Seite: Gott in seinem Reichtum Er herrscht in Ewigkeit und Herrlichkeit. Und auf der anderen Seite die Menschen: in ihrer Armut, mit ihrem Leid und mit ihrer Vergänglichkeit.
Und Paulus beschreibt hier genau das, was in anderen Religionen undenkbar ist, wenn er hier davon schreibt, dass Jesus Christus arm wird. Denn damit überwindet Gott die Trennung zwischen ihm und uns Menschen. Gott verlässt seinen Reichtum und kommt in der Ärmlichkeit des Stalles von Bethlehem zur Welt. Gott verlässt seine Herrlichkeit und wählt in Jerusalem Leid und den Tod am Kreuz. Gott verlässt seine Ewigkeit und stirbt verlassen einen einsamen Tod.
Warum tut er das alles? Doch nicht, weil er mal gerade etwas Neues ausprobieren will oder irgendjemand zeigen will, welche Macht er hat. Nein, er tut es ganz allein deshalb, weil er die Menschen liebt. Darum wählt er die Armut und wird in Jesus Christus Mensch.
Und Paulus beschreibt es so: „Um euretwillen wurde er arm.“ Dann setzt er noch etwas ganz Wichtiges darauf: „... damit ihr durch seine Armut reich werdet.“
Ich möchte es noch einmal persönlich sagen: Gott wurde um deinetwillen arm, damit du durch seine Armut reich wirst.
Hier geschieht der große Wechsel des Lebens. Jesus Christus wechselt mit uns, mit dir und mit mir. Er wird arm, damit wir reich werden. Wie kann das sein?
Vielleicht ein kleines Beispiel. Wir spielen manchmal das Kartenspiel Uno. Ziel dieses Spieles ist so schnell wie möglich alle meine Karten loszuwerden. Das gelingt aber nur wenn ich gute Karten habe, Dann kann ich, wenn ich an der Reihe bin immer auch ablegen. Doch meistens ist das, zu mindestens bei mir nicht so. Oft kann ich keine Karten ablegen, da muss ich eine Karte ziehen. Manchmal auch mehr. Und je mehr ich Karten ziehe umso schlechter sind meine Gewinnchancen.
Und wie ist es im echten Leben? Ist es da nicht oft genauso? Wie oft haben wir da nur schlechte Karten in der Hand? Karten, mit denen wir unser Leben einfach nicht in den Griff bekommen. Diese Karten, die unser Leben oft schwer machen, heißen oft Krankheit, Angst oder Überforderung. Und wie gern würden wir diese schlechten Karten ablegen können. Doch meisten geht das nicht so einfach und oft folgt im Leben eine schlechte Karte der anderen.
Wenn man bei Uno ein schlechtes Blatt hat, da kann man nur auf die eine Chance hoffen, nämlich auf einen ganz besonderen Spielzug. Da darf man alle seine Karten abgeben und bekommt die hoffentlich besseren des Nachbarn. Also mein verkorkstes Blatt abgeben und das bessere des Nachbarn empfangen.
Und genau dieser Zug ist oft nicht nur die einzige Chance in einem schlechten Uno-Spiel, sondern es ist auch die einzige Gewinnchance in meinem Leben, ob verkorkst oder nicht. Da kann ich in einem Zug mein noch so verkorkstes Leben, meine ganzen schlechten Karten weggeben. Ich gebe in einem Zug meine Sorgen, meine Ängste und mein Leid ab, und bekomme von meinem Nachbarn, nämlich Jesus Christus eine Karte. Es ist die Karte des Ewigen Lebens. Mit dieser Karte kann ich mein Leben in einem Zug gewinnen.
Was passiert nun mit meinem Spielnachbarn? Bei Uno Er hat seine guten Karten abgegeben und nun bekommt meine schlechten Karten und verliert vielleicht.
Genau dieser Zug ist nicht nur die einzige Möglichkeit die Gewinnchance in einem Uno-Spiel zu verbessern, sondern es ist die einzige Gewinnchance für mein Leben. Da kann ich alle meine schlechten Karten mit einem Zug weggeben. Ich gebe in einem Zug alle meine Sorgen, Ängste und Nöte, mein ganzes Leid ab. Und von Jesus Christus, meinem Nebenspieler, bekomme ich die eine Karte des ewigen Lebens. Es ist die Karte, mit der ich mein Leben in einem Zug gewinnen kann. Und Jesus Christus mein Spielnachbar? Er hat seine gute Karte abgegeben, und er bekommt alle meine schlechten Karten, mit denen er verliert.
Genau in diesem Geschehen wird deutlich, was der eine Satz meint: „Christus wurde arm für uns, damit wir durch diese seine Armut reich werden. Jesus verliert für mich, seinen Platz im Himmel, sein Leben auf Erden. Und ich gebe ihm alles ab, was mich in meinem Leben beschwert., was mich verzweifeln lässt. Und ich, ich bekomme das ewige Leben – und genau das ist es, was Paulus mit dem Begriff Gnade meint.
Nun noch einmal die Frage: Wann ist Weihnachten?
Nun meine Frage zielt nicht auf eine temporäre Antwort. Die Termine sind klar. Für mich geht es um die Frage nach dem Inhalt. Auch der Apostel Paulus nennt kein Datum. Weihnachten ist dann, wenn uns klar wird, was für uns zu Weihnachten geschah. Weihnachten ist dann, wenn ich begreife, dass es Gnade ist, dass Jesus Christus für mich Arm geworden ist. Und das kann an ganz verschiedenen Tagen geschehen. Weihnachten ist dann für jeden von uns, wenn wir jeder für sich sagen kann: „Ja, ich kenne die Gnade unseres Herrn Jesus Christus. Ja um meinetwillen wurde Jesus Christus arm, damit ich durch seine Armut reich bin. Wenn wir diesen Satz, jeder für sich selbst nachsprechen können, dann hat Weihnachten für uns begonnen. Wer dieses Weihnachtswunder erkennt, für den geht der helle Stern von Bethlehem auf. Wer um diesen Tausch weiß. Den zieht es in Reichtum wie die Weißen aus dem Morgenland zu Gott, Und wer diese Gnade begriffen hat, der stimmt wie die Hirten in den Jubel über diesen Retter mit ein. Amen.