Bereit sein
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Transcript
An dem Feigenbaum aber lernt ein Gleichnis: Wenn seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, so wisst ihr, dass der Sommer nahe ist. Ebenso auch, wenn ihr seht, dass dies geschieht, so wisst, dass er nahe vor der Tür ist. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Von jenem Tage aber oder der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater. Seht euch vor, wachet! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. Es ist wie bei einem Menschen, der über Land zog und verließ sein Haus und gab seinen Knechten Vollmacht, einem jeden seine Arbeit, und gebot dem Türhüter, er sollte wachen: So wacht nun; denn ihr wisst nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder am Morgen, damit er euch nicht schlafend finde, wenn er plötzlich kommt. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!
Ihr Lieben,
ich habe euch eine Geschichte mitgebracht:
Ein ungeborenes Zwillingspärchen unterhält sich im Bauch der Mutter. (von Henri Nouwen)
„Sag mal, glaubst du eigentlich an ein Leben nach der Geburt?“ fragt der eine Zwilling. „Ja, auf jeden Fall! Hier drinnen wachsen wir und werden groß und stark für das was draußen an der frischen Luft kommen wird.“ antwortet der andere Zwilling. „Ich glaube, das hast du eben erfunden!“ sagt der erste. „Es kann kein Leben nach der Geburt geben – und wie soll den ‚frische Luft‘ bitte schön aussehen?“ „So ganz genau weiß ich das auch nicht. Aber es wird sicher viel heller sein als hier. Und vielleicht werden wir mit den Beinen herumlaufen können und mit dem Mund tolle Sachen essen?“ „So einen Blödsinn habe ich ja noch nie gehört! Mit dem Mund essen, was für eine verrückte Idee. Es gibt doch die Nabelschnur, die uns nährt. Und wie willst du herumlaufen? Dafür ist doch die Nabelschnur viel zu kurz.“ „Doch, das geht ganz bestimmt. Es wird eben alles nur ein bisschen anders sein.“ „Du träumst wohl! Es ist doch noch nie einer zurückgekommen von ‚nach der Geburt‘. Mit der Geburt ist das Leben einfach zu Ende! Punktum!“ „Ich gebe ja zu, dass keiner genau weiß, wie das Leben ‚nach der Geburt‘ aussehen wird. Aber ich weiß, dass wir dann unsere Mutter sehen werden und sie wird sicher für uns sorgen.“ „Mutter??? Du glaubst doch wohl nicht an eine Mutter? Wo soll denn die nun sein, bitteschön?“ „Na hier – überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie. Ohne sie könnten wir gar nicht sein!“ „So ein Blödsinn! Von einer Mutter habe ich noch nie etwas bemerkt, also gibt es sie auch nicht! Schluss damit!“ „Doch, manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie leise singen hören. Oder spüren, wenn sie unsere Welt ganz sanft und liebevoll streichelt …“
Glaubst du an ein Leben nach diesem Leben?
Glaubst du, dass es nach dem Tod weitergeht?
Das ist die große Hoffnung unseres Glaubens, dass das Leben auf dieser Erde nicht alles ist. Ganz egal, wie schön oder schlimm dieses Leben hier sein mag, dass ein ewiges Leben auf uns wartet, das so viel schöner ist und selbst die schönsten Momente dieses Lebens hier bei Weitem überstrahlt.
Jesu Worte in diese Richtung sind eindeutig; v.a. das Johannesevangelium ist voll davon: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben.“ (Joh 3,36) — „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben!“ (Joh 5,24a)
Oder Johannes 3,16: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh 3,16)
Das ist unsere Hoffnung, unsere feste Zuversicht: Wer an Jesus Christus glaubt, dem schenkt Er das ewige Leben!
Im Predigttext heute möchte uns Jesus darauf aufmerksam machen, dass wir bereit sein sollen — bereit für den Moment, in dem Gott uns zu sich holt.
Es gibt den Spruch, den manche zu ihrem Lebensmotto erkoren haben: „Lebe jeden Tag, als wäre es dein letzter!“ — Und ich finde diesen Spruch super! Aber anders, als er zumeist verstanden wird. Mir geht es nicht darum, jede Sekunde des Lebens auszukosten mit Dingen, die ich sonst verpassen könnte. Sondern mir geht es darum, den Blick nach vorn zu richten. Wenn ich wüsste, dass heute der letzte Tag meines Lebens ist, dann weiß ich, dass morgen eine Begegnung ansteht: Wenn heute der letzte Tag meines Lebens ist, dann werde ich morgen vor Gott treten! Dann werde ich morgen vor Gott stehen und Ihm in die Augen schauen.
Wie würdest du dich auf diese Begegnung vorbereiten? Was müsstest du in deinem Leben nochmal aufräumen, das im Argen liegt? Bei wem müsstest du um Entschuldigung bitten, den du verletzt hast? Und was müsstest du noch zu Gott bringen, damit du voller Vorfreude der Begegnung mit Ihm zugehst?
Lebe jeden Tag, als wäre es dein letzter. — Sei vorbereitet!
Jesus sagt uns ganz klar: Wir wissen nicht, wann unser letzter Tag ist! Deswegen sollen wir vorbereitet und aufmerksam sein. Deswegen sollen wir unser Leben so führen, dass jeder Tag unser letzter sein könnte.
Es geht dabei nicht um Perfektion. Es geht nicht darum, Druck aufzubauen, dass auch ja alles klappt. Wir sind und bleiben Menschen. Wir machen Fehler — immer wieder. Es geht vielmehr um Vertrauen, Vertrauen auf Jesus Christus. Vertrauen darauf, dass Er alle meine Fehler wegnimmt und schon weggenommen hat, den Preis für sie an unserer Stelle bezahlt hat.
Es geht nicht darum, Angst zu haben vor der Begegnung mit Gott. Denn wer an Jesus Christus glaubt, braucht keine Angst zu haben! „Fürchte Dich nicht!“, ruft Er uns immer wieder zu.
Es geht um das Vertrauen darauf, dass ich durch das, was Jesus bereits getan hat, auf die Begegnung mit Gott vorbereitet bin, dass ich nicht als Angeklagter und Schuldiger vor Gott trete, sondern als Gottes geliebtes Kind, dass Gott mir in die Augen schaut und mich voller Freude in den Arm nimmt.
Jedem eröffnet Gott diese Möglichkeit und Er wünscht es sich so sehr! Er möchte uns so gern in den Arm nehmen! — Aber Er lässt jedem Menschen selbst die Wahl, ob er das auch möchte oder ob er sich gegen Gott entscheidet.
Die Tür zu Gott ist weit offen! — Jesus ruft uns zu: „Ich bin die Tür. Wer durch mich hineingeht, wird gerettet.“ (Joh 10,9a)
Und Er macht uns darauf aufmerksam: Warte damit nicht, bis es zu spät ist! Gehe schon jetzt durch diese offene Tür. Denn niemand weiß, wie lange es für ihn möglich ist. Niemand hat sein Leben in der Hand.
Und eines Tages wird Jesus wiederkommen, so hat Er es selbst gesagt. Er wird wiederkommen, um aller Ungerechtigkeit ein Ende zu setzen. Um allem Krieg ein Ende zu setzen. Um aller Feindschaft und aller Lieblosigkeit ein Ende zu setzen. Um alle, die an Ihn glauben und auf Ihn vertrauen zu sich zu holen und mit ihnen in Seinem Reich zu leben.
Jesus redet selbst über die Zeit, die seinem Wiederkommen vorausgeht und im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung, berichtet uns Johannes von den Geschehnissen der letzten Tage. Einiges von diesen Berichten müssen wir wahrscheinlich auch so verstehen, dass damit gar nicht die allerletzten Tage gemeint sind, sondern vielmehr die Zeit, die den Nachfolgern Jesu direkt bevorstand — denn Jesus redet ganz offen über die Zerstörung des Tempels in Jerusalem und die erneute Unterwerfung des jüdischen Volkes. All das geschah im Jahr 70 n. Chr. Und auch die Andeutungen, die Johannes in der Offenbarung macht, stellen den römischen Kaiser Nero als den großen Gegenspieler Gottes dar, unter dem die Christen bereits in den Jahren zuvor schwer zu leiden hatten.
Anderes aus der Offenbarung verstehen wir ehrlicherweise kaum. Und es bleibt ja auch die Frage, wann Jesus denn nun wiederkommt. Die ersten Christen dachten noch, es würde sehr bald geschehen, sodass sie gar nicht mehr sterben müssten — inzwischen sind 2.000 Jahre vergangen. Viele haben versucht, den Zeitpunkt auszurechnen oder zu bestimmen, wann Jesus denn nun wiederkommt, doch bis jetzt sind offensichtlich alle gescheitert. Und auch alle folgenden Versuche werden scheitern, denn Jesus selbst sagt, dass Er so unerwartet wiederkommen wird, wie ein Dieb in der Nacht — und dass nicht einmal Er selbst den Zeitpunkt kennt, sondern nur Gott der Vater. Woher sollten wir dann also diesen Zeitpunkt kennen??
Unsere Aufgabe ist es vielmehr, stets bereit zu sein. Bereit für die Wiederkunft unseres Herrn und Heilandes oder bereit für den Moment, in dem Gott uns zu sich holt — je nachdem was eher geschieht.
Bereit zu sein voller Vorfreude, dass wir unserem guten Gott endlich gegenübertreten und direkt in Seine liebenden Augen schauen dürfen.
Amen.