In Christus
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Transcript
Ihr Lieben,
Strahlt ihr schon, wenn ihr an Heiligabend denkt? (Anm.: Aufnahme des vorangegangen Anspiels der Jungen Gemeinde)
Freut ihr euch schon auf Weihnachten?
So in der letzten Woche vor Heiligabend, da kann die Stimmung ja mitunter minütlich schwanken. Große Vorfreude auf Weihnachten wechselt sich ab mit großer Panik angesichts dessen, was alles noch vorbereitet und organisiert werden muss. — Nebenbei bemerkt: Falls noch jemand eine gute Idee hat, was ich meiner Frau schenken könnte, kommt gern auf mich zu!
Ich hoffe, bei euch hält sich die Panik in Grenzen und die Freude überwiegt…
Eine kleine Szene aus der Schule:
Fritz muss zur Strafe 100-mal „Ich darf den Lehrer nicht duzen“ schreiben.
Er schreibt es sogar 200-mal.
Der Lehrer fragt ihn: „Wieso denn das?“
Fritz: „Weil ich Dir eine Freude machen wollte.“
Also: Heute geht es um das Thema Freude.
Dazu eine kleine Umfrage: Wann freut ihr euch?
Wenn es uns gut geht.
Wenn die Sonne scheint.
Wenn wir Schlitten fahren können.
Wenn der Pfarrer so schön lächelt. :-)
Wenn die richtige Fußballmannschaft gewonnen hat.
Wenn uns gerade danach ist…
In der Bibel gibt es einen ganz bemerkenswerten Text zum Thema Freude.
An die Christen, die in der Stadt Philippi wohnen, schreibt Paulus:
4 Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!
5 Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe.
6 Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!
7 Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren.
(Phil 4,4-7 Einheitsübersetzung)
Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! — Immer!
Ja, wie soll das denn gehen? Wer kann sich denn immer freuen? Wer kann den immer fröhlich sein? Braucht es dazu nicht erstmal die richtigen Umstände, einen sinnvollen Grund? Also wirklich, wir kennen alle Momente, wo uns vieles in den Sinn kommt, aber ganz sicher keine Freude.
Zum Beispiel, wenn wir in der Schule eine schlechte Note bzw. auf Arbeit eine schlechte Bewertung bekommen haben. Da kann ich mich doch nicht freuen. Oder wenn ich mein Fußballspiel verloren habe und auch wirklich schlecht gespielt habe. Oder wenn ein Freund, der mir wichtig ist, meinen Geburtstag vergessen hat. Da kann ich mich doch nicht freuen. Oder noch extremer: Wenn es mir richtig richtig schlecht geht. Wenn mich irgendetwas Schlechtes gefangen nimmt und nicht mehr loslassen will — eine Krankheit, ein Streit, der Verlust eines lieben Menschen. Da kann ich mich doch nicht freuen.
Stellt euch vor, ihr müsstet tatsächlich in ein richtiges Gefängnis. Eingesperrt. Es ist kalt und feucht. Ihr fühlt euch elend. Die Zukunft ist total ungewiss. Und überall böse Leute. Und die Gefängniswärter sind auch nicht die nettesten Menschen.
Einer der mal im Gefängnis sitzen musste und nicht wusste, ob er dieses Gefängnis jemals wieder lebend verlassen würde, sagte in dieser Situation: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!“ —
Oha!! Genau das ist die Situation, in der sich Paulus befindet: Er sitzt im Gefängnis, als er diese Zeilen schreibt. Er hat keine Ahnung, ob er da wieder rauskommen wird. Und trotzdem ruft er uns zu: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!“ — Beeindruckend, dass Paulus in dieser Situation solche Zeilen schreiben kann.
Lasst uns seine Worte mal genau anschauen, damit wir verstehen, um was es geht.
Paulus schreibt nicht: „Freut euch zu jeder Zeit!“ Egal was grad ansteht, egal wie die Umstände sind, egal wie du dich fühlst. Er schreibt nicht „Freut euch zu jeder Zeit!“, er fordert uns nicht zu grundloser Freude auf. Das wäre ja auch absurd. Jede Emotion, ob sie gewollt oder ungewollt ist, braucht einen Grund. Trauer ebenso wie Freude. Ich brauche etwas, über das ich mich freuen kann: das Wetter, die Natur, ein Erfolg, eine gute Begegnung. Sich einfach so zu freuen, ohne einen solchen Grund, würde vielleicht mal 10min funktionieren, aber nicht immer, nicht zu jeder Zeit.
Paulus fordert uns also gerade nicht zu grundloser Freude auf, einfach so, weil es toll ist; Paulus schreibt nicht: „Freut euch zu jeder Zeit!“, sondern er schreibt: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!“ — Diese zwei kleinen Worte verändern alles. Auf einmal haben wir einen Grund zur Freude: Unser Herr Jesus Christus!
Was Paulus genau damit meint, wenn er schreibt „im Herrn“, darüber gibt es durchaus unterschiedliche Meinungen und auch ich habe darüber ganz schön gegrübelt. Klar ist: Mit „Herr“ meint er Jesus, das ist bei Paulus immer so. Aber was bedeutet es, sich „im Herrn“ — in Jesus zu freuen?
Zuerst: Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich bin „im Herrn“ oder ich bin nicht im Herrn. Entweder ich gehöre zu Jesus oder ich gehöre nicht zu Jesus. Es gibt kein „ich gehöre ein bisschen zu Jesus — und ein bisschen gehöre ich nicht zu Jesus“. Zwar versuchen das immer wieder Menschen, so nach dem Motto „Ich wähle den Weg des geringsten Widerstandes“, aber wie heißt es so schön: Ein halber Christ ist ganzer Unsinn. Du kannst nicht halb zu Jesus gehören, oder viertel. Entweder gehörst du zu Jesus oder du gehörst nicht zu Jesus. Entweder nennst du Ihn deinen Herrn oder nicht. Dazwischen gibt es nichts! Jesus will, dass du ganz zu Ihm gehörst — davor brauchen wir keine Angst zu haben, es lohnt sich, Jesus als Herrn zu bekennen. Ist es immer einfach und leicht — Nein. Christsein hat seine Herausforderungen, weil wir in einer Welt leben, die Jesus ablehnt. Aber es gibt nichts besseres zwischen Himmel und Erde und darüber hinaus, als Jesus Christus seinen Herrn zu nennen!
Wenn man also im Herrn — in Christus ist, dann lebt man in einer neuen Realität. An einer anderen Stelle — im Galaterbrief — schreibt Paulus: „Nun lebe ich nicht mehr selbst, sondern Christus lebt in mir.“ (Gal 2,20)
Oder im 2. Korintherbrief: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur — eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, Neues ist geworden.“ (2Kor 5,17)
Das ist als Christen unsere neue Realität, unser neues Sein. — Ja, manchmal da liebäugeln wir mit dem Alten, mit dem, was uns diese Welt so anbietet, aber was Jesus entgegensteht. Wir leben ja immer noch mitten in dieser Welt, die Jesus ablehnt. (Also diese Welt lehnt Jesus ab…) Aber unsere Identität ist eine andere: Wir gehören zu Jesus Christus, dem gekreuzigten und auferstanden Herrn.
Und Er ist der Grund unserer Freude. In Ihm können wir uns freuen.
Wir haben Grund zur Freude, weil wir zu Jesus gehören, weil wir durch Ihn gerettet sind, weil wir durch Jesus wieder Kinder Gottes sind.
Wir haben Grund zur Freude, weil wir durch Jesus eine große Hoffnung haben, nämlich dass mit dem Tod nicht alles aus ist, sondern dass dann die Zeit bei Gott erst so richtig beginnt.
Wir haben Grund zur Freude, weil wir in Jesus Christus miteinander als Brüder und Schwestern verbunden sind, weil wir nicht allein, sondern als Gemeinschaft miteinander unterwegs sind, weil uns Jesus als Gemeinde zusammengestellt hat, die Freude teilt und Schweres gemeinsam trägt.
Wir haben Grund zur Freude, weil Jesus selbst uns dazu befähigt, weil es zur Frucht Seines Geistes gehört, dass Freude in unserem Leben wächst, nach und nach.
„Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!“
Wenn Paulus das schreibt, dann heißt das nicht, dass es uns immer gut geht, dass es uns die Umstände immer leicht machen, dass wir uns freuen. Sondern dann schreibt er vielmehr, dass es ganz egal ist, wie die Umstände sind, weil wir zu Jesus Christus gehören.
Freude ist ein neues Verständnis unseres Lebens, unserer Existenz. Dieses Verständnis ist von der Beziehung zu Jesus Christus bestimmt. Diese Freude ist nicht primär abhängig von der jeweiligen Situation, sondern sie ist ausgerichtet allein auf Jesus Christus als den souveränen Herrn, der über allen Ereignissen steht.
Egal wie groß die Herausforderungen des Lebens gerade sind, unsere Identität als Kind Gottes ist fest in Jesus Christus, unsere Erlösung steht fest durch Jesus Christus, unser Grund zur Freude verändert sich nicht. „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!“
Und aus dieser tiefen Identität ergibt sich nicht nur Freude, sondern noch so viel mehr für unser Leben. Allem voran Güte zu anderen Menschen und Vertrauen auf Gott:
5 Eure Güte — eure Milde — werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe.
6 Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!
Das ist unsere Identität: Wir sind in Jesus Christus, durch Seine Liebe fest in Ihm gegründet. Er ist unser Grund zur Freude, unser Grund zur Güte für unsere Mitmenschen, unser Grund zum Vertrauen auf Gott.
Und wenn wir wieder einmal an den Punkt kommen, dass wir das nicht verstehen, dass wir sogar fürchten, dass es uns entgleitet, dann dürfen wir darauf vertrauen — und ich spreche diesen Bibelvers am Ende einer jeden Predigt — so auch jetzt:
7 Der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren.
Amen.