Gott kommt zu uns
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Hesekiel 34,23-31
„23 Gott sagte:
Ich werde einen Hirten für die Israeliten bestimmen, der sie hüten wird: meinen Knecht David. Ja, er wird sie hüten und ein Hirte für sie sein. 24 Ich, der Herr, werde ihr Gott sein, und mein Knecht David wird ihr Herrscher sein. Das habe ich, der Herr, gesagt.
25 Ich schließe mit ihnen einen Bund des Friedens. Ich töte alle wilden Tiere im Land. Meine Schafe werden in den Wäldern schlafen und in der Wüste in Ruhe und Frieden leben. 26 Ich segne sie und das, was um meinen Hügel herum ist. Ich lasse zur richtigen Zeit Regen fallen und der Regen wird Segen bringen. 27 Ich schenke ihnen die Bäume auf dem Feld und deren Früchte. Das Land schenkt ihnen seinen Ertrag. Sie werden in ihrem Land in Ruhe und Frieden leben. Ich werde ihr Joch zerbrechen. Dann werden sie erkennen, dass ich der Herr bin. Ich werde sie befreien aus der Gewalt derer, die sie unterdrückt haben. 28 Sie werden keine Beute mehr für fremde Völker sein. Die Tiere des Landes werden sie nicht mehr fressen. Sie werden in Ruhe und Frieden leben, niemand wird sie mehr erschrecken. 29 Ich lege einen Garten an, um sie berühmt zu machen. Niemand im Land wird mehr dem Hunger zum Opfer fallen. Sie müssen es nicht mehr ertragen, dass andere Völker sie verschmähen. 30 Sie werden erkennen, dass ich, ihr Herr und Gott, bei ihnen bin! Und dass sie, das Haus Israel, mein Volk sind. – So lautet der Ausspruch von Gott, dem Herrn.
31 Ihr seid meine Herde! Ihr Menschen, ihr seid die Herde auf meiner Weide, und ich bin euer Gott! – So lautet der Ausspruch von Gott, dem Herrn.
Ihr Lieben,
ich hoffe, ihr hattet eine gute Zeit mit der Familie, habt gut gefüllte Bäuche und berührte Herzen — ohne dabei aber jetzt voller Wonne während der Predigt einzuschlafen.
Zum Abschluss dieses Tages, bevor wir in die Nacht der Geburt Jesu gehen, möchte ich euch noch einmal ins Herz legen, wie bedeutsam dieser Tag für uns Menschen ist. Denn was an Weihnachten geschehen ist, in jener Nacht vor über 2.000 Jahren in Bethlehem, bedeutet: Gott möchte nichts sehnlicher, als bei uns Menschen zu sein. Er möchte bei uns sein, möchte ganz nah bei uns sein. Er möchte unser Gott sein.
In der Bibel wird oft das Bild des Hirten gebraucht. Allem voran in Psalm 23, diesem wohl schönsten aller Psalmen, diesem schönsten und tiefgreifendsten Lied, das in der Bibel zu finden ist. Und auch hier beim Propheten Hesekiel gebraucht Gott dieses Bild.
Hesekiel lebte zu der Zeit, als das Reich Juda, der übriggebliebene Südteil Israels, sein Ende fand. Die Babylonier waren aus dem Norden gekommen und hatten das Land besiegt und unterworfen. Hesekiel wurde wie viele andere in die Gefangenschaft geführt — weit weg von zu Hause. Hier benutzt ihn Gott nun, um den Menschen zu erklären, was da alles geschehen ist, warum es kommen musste, wie es kam. Durch Hesekiel spricht Gott und macht den Menschen klar, dass sie Gott verlassen hatten und dass es nun an Ihm gewesen war, sich dieser Entscheidung entsprechend zu verhalten. Doch Sein Verlassen sollte nicht für immer sein. Viel mehr war es ein Wachrütteln der Menschen. Sie spürten die Konsequenz, was es bedeutet, Gott links liegen zu lassen, im Leben zu tun, wonach ihnen gerade war, auf Schwachen herumzutrampeln, sie schamlos auszunutzen. Gott war es Leid, wie sie miteinander und mit Ihm umgingen.
Manchmal kann es gut tun, einen Schuss vor den Bug zu bekommen. Das gilt nicht nur damals, sondern auch für uns heute. Es gilt zu jeder Zeit. Denn sind wir ehrlich: Wenn alles gut ist, unser Leben wie am Schnürchen läuft, ein Erfolg den anderen jagt, dann kann es passieren, dass wir Gott vergessen, vielleicht sogar bewusst links liegen lassen. Wozu brauche ich Gott, es klappt doch alles! Wer eine solche Entscheidung trifft, bei dem werden weitere folgen. Nicht nur Gott, sondern auch der Mitmensch wird an Bedeutung verlieren, wird mir zunehmend egal sein und wenn es ganz übel kommt, beginne ich, ihn auszunutzen und zu unterdrücken.
Auch wir sind davor nicht gefeit. Auch wir gehören ja zu den Menschen dieser Welt und auch wir können an Punkte in unserem Leben kommen, an denen wir plötzlich falsch abbiegen. Deswegen ist es gut, sich immer wieder mit der Geschichte des Gottesvolkes zu beschäftigen: Israel war falsch abgebogen. Gott versuchte sie immer wieder zu warnen, doch Er ließ ihnen die Freiheit, selbst zu entscheiden.
Nun greift Gott zur allerletzten Warnung und schickt sie in die Gefangenschaft. Er selbst verlässt sie, beschützt sie nicht mehr, damit sie merken, wie sehr sie Ihn brauchen. Er lässt es zu, dass sie in eine tiefe Krise gestürzt werden.
Vielleicht musstest du in diesem Jahr durch eine Krise gehen, die Gott dazu gebrauchen wollte, dich wieder näher bei sich zu haben. Wobei ich dabei betonen möchte, dass natürlich eine Krise nicht automatisch bedeutet, dass wir auf dem falschen Weg waren.
In Krisenzeiten lernen wir, wie wenig wir doch selbst in der Hand haben, wie wenig wir selbst vermögen, wie sehr wir auf Gott angewiesen sind. Hier können wir Ihn ganz neu erleben, wenn wir den Glauben an unsere Stärke aufgeben und mehr und mehr den Glauben an Seine Stärke wachsen lassen.
Und in all den Krisen lässt Gott uns nicht allein. In den Prophetenbüchern ist immer wieder zu beobachten, wie am Anfang Gerichtsworte gesprochen werden, wie all das Unrecht angeprangert wird, wie dann aber an einem bestimmten Punkt alles umschwingt und Gott Seine Rettung verheißt! — So auch hier bei Hesekiel. Gott hatte Israel verlassen, doch nun verheißt er ihnen, dass Er wieder zu ihnen kommen wird. Er verheißt ihnen einen Hirten, der sie wie eine Herde Schafe hüten wird, der für sie da sein und auf sie achten wird. Der sie lieben wird.
Gott schließt mit ihnen wieder einen Bund. Ein Bund ist per se eine einseitige Sache. Als Gegenüber kann ich auf diesen Bund reagieren und mich ihm meinerseits anschließen; ich kann ihn aber auch ignorieren. Das heißt: Gott geht — wie so oft — in Vorleistung. „Ich schließe mit ihnen einen Bund des Friedens“, verheißt Er Seinem Volk. „Ich werde sie befreien aus der Gewalt derer, die sie unterdrückt haben.“ Das Volk Israel muss nichts leisten. Es darf Gottes Verheißung hören und ihr vertrauen. Es darf darauf vertrauen, dass Gott eingreifen wird, dass Er die Verhältnisse wieder ändern und die Krisen des Lebens beenden wird. Gott wird Frieden schaffen.
Und nicht nur das: Gott wird bei seinem Volk sein. Nicht weit weg, sie aus der Entfernung des Himmels betrachten, sondern ganz nah, mitten unter ihnen. Er möchte ihr Gott sein.
Für uns von größter Bedeutung ist der letzte Vers dieses Abschnittes: Plötzlich ist nicht mehr von den Israeliten die Rede, sondern von den Menschen. Jetzt sind alle Menschen angesprochen: „Ihr seid meine Herde! Ihr Menschen, ihr seid die Herde auf meiner Weide, und ich bin euer Gott!“ Plötzlich weitet sich der Horizont. Plötzlich geht es um uns und auf einmal wird klar: Alles, was davor stand, gilt nicht nur dem Volk Israel, sondern auch uns — und mit uns allen Menschen dieser Erde.
Gott möchte unser Gott sein. Er schließt mit uns einen Bund des Friedens, Seines Friedens. Er möchte uns Frieden geben, der uns ganz und gar erfüllt, der uns ruhig macht, der uns unsere Ängste nimmt und tröstet; der uns neue Hoffnung und Zuversicht gibt.
Gott möchte uns aus aller Unterdrückung führen, uns von aller Abhängigkeit befreien. Er wird die Armen und Vernachlässigten, die Verachteten und Einsamen erheben und wieder in die Würde führen, für die Er sie geschaffen hat.
Gott möchte bei uns sein. Wie unfassbar ist das eigentlich! Keine Religion der Welt kennt einen Gott, dessen größte Sehnsucht es ist, mit den Menschen Gemeinschaft zu haben. Alle wollen nur angebetet werden und groß sein. — Unserem Gott ist es so wichtig, bei uns zu sein, dass Er sich klein macht, dass Er all Seine Herrlichkeit zurücklässt, alle Geborgenheit des Himmels, alle Unantastbarkeit. Wir sind Ihm so wichtig, dass Er sich in eine Futterkrippe legen lässt. Er entschließt sich, selbst Mensch zu werden, einer von uns, damit er ganz bei uns sein kann. Kein Gott käme auf die Idee, sabbernd und schreiend in einer Futterkrippe zu liegen, als nur der, der uns Menschen unfassbar liebt!
Weil wir es nicht auf die Reihe kriegen würden, zu Ihm zu kommen, kommt Er zu uns — mitten in die Dunkelheit dieser Welt, mitten in ein Volk, das wieder einmal unterdrückt wird. Gott wird ein Mensch, um uns zu begegnen. Er kommt ganz real zu uns, um unser guter Hirte zu sein.
Durch Jesus schließt Gott einen neuen Bund mit uns. Er zeigt uns, wie sehr Er uns liebt und wie sehr Er sich danach sehnt, mit uns zusammen zu sein. Er schließt mit uns einen neuen Bund des Friedens, des Trostes, der Befreiung. Einen Bund der Errettung, der für alle Ewigkeit Bestand hat.
Der große, allmächtige, herrliche Gott kommt zu uns, weil Er sich so nach uns sehnt. Es lohnt sich, die Tür des eigenen Herzen für Ihn aufzumachen.
Ich wünsch euch gesegnete Weihnachten!
Amen.