Kurzimpuls Allianz-Gebetswoche 2023 - Phil. 4,4
Allianz Gebetswoche 2023 - Freude • Sermon • Submitted
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Transcript
Zur Freude geschaffen
Zur Freude geschaffen
Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!
Mal ganz ehrlich: was denkst du, wenn du das hörst? Ich kann mir vorstellen, dass sich bei dem einen oder anderen Widerspruch erhebt. Kann man Freude einfach so befehlen? Und dann auch noch “allewege”? Andere Übersetzungen sagen “immer” oder “zu jeder Zeit”. “Freu dich immer!”???
Und dann ist es, als müsste Paulus das noch einmal besonders deutlich unterstreichen, indem er wiederholt: “und abermals sage ich: Freuet euch!”.
Wie soll so etwas gehen? Schließlich gibt es doch tausend Gründe, warum sich diese Freude eben nicht einstellt bei uns. Da ist dieses ganze politische Weltgeschehen, die Umweltzerstörung und alles andere, was uns Angst macht. Und dann gibt es auch im eigenen, persönlichen Leben Nöte und Krankheiten, Sorgen um Kinder, Enkelkinder, Eltern oder Großeltern. Um nur ein paar der Dinge zu nennen, die diesen Aufruf: “Freut euch immer” unmöglich erscheinen lassen.
Hatte Paulus vielleicht gerade etwas Großartiges erlebt? War er vor irgendetwas gerettet worden? War die Gemeinde vor großem Unheil bewahrt worden?
Wenn wir uns die Zeit und Situation von Paulus anschauen, als er diese Worte schrieb, stellen wir fest, dass Paulus mindestens ebenso wenig Grund für eine sorglose Fröhlichkeit hatte, wie wir heute. Die Gemeinde wurde verfolgt, von jüdischen Eiferern und von dem römischen Staat. Er selbst saß im Gefängnis und wusste nicht, ob er noch lange leben würde.
Und doch schreibt er diesen Brief, der wie kein anderer Brief des Apostels Paulus ein Freudenbrief ist. Neunmal spricht er in sieben Versen in dem Brief von der Freude. Schon ein Kapitel vorher hatte er geschrieben:
Weiter, liebe Brüder: Freut euch in dem Herrn! Dass ich euch immer dasselbe schreibe, verdrießt mich nicht und macht euch umso gewisser.
Also: wie kann man in einer Situation wie die, in der Paulus steckt, so viel von Freude sprechen und andere dazu aufrufen?
Ich glaube, dass Paulus zum einen ein ganz und gar positives Gottesbild hatte. Er war davon überzeugt, dass Gott es mit uns gut meint und dass sein Ziel mit den Menschen eigentlich eine Welt voller Freude und Fröhlichkeit ist. Das steht so nicht in unserem Text, aber wenn wir uns die alttestamentliche Erzählung von der Schöpfung ansehen, dann wird das ganz deutlich: Der Mensch ist von Gott zur Freude geschaffen. Und weil Paulus ein Mensch war, der ganz und gar vom Alten Testament geprägt war, gehörte dieses Wissen auch zu seinen Grundüberzeugungen. Gott meint es gut mit uns und möchte, dass wir fröhliche Menschen sind.
Ich glaube, das ist auch der Grund, warum das Team der Schweizer Evangelischen Allianz, das diese Allianz-Gebetswoche in diesem Jahr vorbereitet hat, die Überschrift “Zur Freude geschaffen” gewählt hat. Zunächst dachte ich, dass das eigentlich nicht so wirklich passt zu unserem Bibeltext. Aber mittlerweile denke ich, dass es sogar sehr treffend ist. Gott hat diese Welt und dich und mich geschaffen, damit wir in Freude und Harmonie mit ihm leben sollen. Zur Freude geschaffen!
Wäre da nicht die Tatsache, dass Adam und Eva sich entschieden haben, ohne Gott ihr Leben zu führen, in eigener Regie. Und dass sie dadurch diese ganze Welt und alle Menschen, die nach ihnen geboren werden sollten, in den Abfall von Gott hineingezogen hätten.
Also doch kein Grund zur Freude? Schließlich hat Paulus ja selbst unter der Gefallenheit dieser Welt und der Sünde und Schuld gelitten. Er saß ja nicht im Gefängnis, weil er etwas Böses getan hatte, sondern einfach nur, weil er Jesus verkündigte, weil Menschen im Böses tun wollten. Wie kann er also so von der Freude sprechen?
Ich habe bisher drei Worte in unserem Text noch überhaupt nicht betrachtet. Paulus sagt nicht einfach nur “Freut euch zu jeder Zeit”. Er sagt: “Freut euch in dem Herrn zu jeder Zeit”.
Zur Freude erlöst
Zur Freude erlöst
Ich glaube, dass dieses “in dem Herrn” ungeheuer wichtig ist. Denn Paulus meint keineswegs irgendeine oberflächliche Fröhlichkeit, kein aufgesetztes Grinsen, das nur nach außen scheint. Ihm geht es um eine Freude, die unabhängig ist von den Umständen und Situationen, in denen wir uns befinden. Eine Freude, die er selbst auch erlebte, obwohl er im Gefängnis war und mit seiner Verurteilung rechnen musste.
Diese Freude, von der Paulus hier spricht, geht tiefer und hält länger als alle andere Freude. Sie ist nicht gefühlsabhängig, sondern kommt aus der Dankbarkeit über die Erlösung, die wir in und durch Jesus haben. Wir sind, so könnte man es sagen, “zur Freude erlöst”. Wir dürfen uns freuen und wir können uns auch freuen, und zwar weil wir in Jesus die Vergebung aller unserer Schuld erlebt haben und weil durch Jesus Gott im Himmel unser Vater geworden ist.
Vielleicht müssen wir uns das hin und wieder noch einmal ganz bewusst machen, was Jesus für uns getan hat und was wir in und durch Jesus sind. Überlege einmal kurz, was Gott wohl über dich denkt, wenn er dich ansieht. Denkt er vielleicht: “Du bist zwar Christ, aber noch nicht wirklich sehr weit vorangekommen damit.” Oder denkt er: “Dein Christsein könnte aktiver sein”. Oder denkt er: “Schon wieder bist du gefallen.”
Ich bin überzeugt, dass Gott anders über uns denkt. Wenn er uns ansieht, dann sieht er seinen geliebten Sohn Jesus Christus, der an unserer Stelle gestorben ist. Wenn Gott uns ansieht, dann sieht er sein geliebtes Kind! Das bedeutet es, sich “in dem Herrn zu freuen”, sich bewusst zu machen, was Jesus für uns bedeutet! Wir sind zur Freude erlöst.
Einen letzten Gedanken noch:
Zur Freude eingeladen
Zur Freude eingeladen
Man könnte die Aufforderung: “Freut euch in dem Herrn zu jeder Zeit” als einen Befehl verstehen. Grammatisch ist das natürlich richtig. Es ist wirklich im Griechischen ein Imperativ, eine Befehlsform. Aber ich denke, wir würden Paulus völlig missverstehen, wenn wir den Eindruck hätten, die Freude sei ein Gebot, das wir erfüllen müssen. Und wenn wir uns dann schlecht vorkommen, weil wir das gerade überhaupt nicht schaffen.
Die Bibel kennt auch das Andere. Sie sagt: “weinet mit den Weinenden”. Und in dem berühmten Text in Pred. 3 lesen wir: “weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit”. Die Bibel weiß, dass wir Menschen oft schwere Zeiten durchmachen. Und selbst Jesus hatte, als er im Garten Gethsemane betete und kämpfte, sicher kein fröhliches Lächeln auf dem Gesicht.
Man sollte also die Aufforderung von Paulus: “Freut euch in dem Herrn zu jeder Zeit” nicht missverstehen. Paulus lädt uns ein darüber nachzudenken, dass wir in Jesus wirklich allen Grund zur Freude haben. “Werdet froh, wenn ihr euch daran erinnert, was Jesus für euch getan hat und was ihr in Jesus seid!” Mit diesen Worten könnte man Phil. 4,4 umschreiben. Denn das ist unser Text: Eine Einladung zur Freude. Eine Einladung wieder froh zu werden, indem wir uns auf Jesus ausrichten, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens.
Also, in diesem Sinne: Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!
Amen