Am Anfang steht der Ungehorsam Richter 2,1-5

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Notes
Transcript

Einleitung

Wir starten heute mit dem Buch der Richter.
Eine zugegebenermaßen schon ziemlich altertümliche Kindergeschichte illustriert das Thema, das uns als Gemeinde in der neuen Predigtreihe begleiten wird:
Ein kleines Mädchen durfte manchmal in Vaters Arbeitszimmer spielen. Dann borgte ihr Vater einen Bleistift, und sie durfte auf dem Papier kritzeln, das im Papierkorb lag.
Eines Tages aber lag ein aufgeschlagenes Buch auf dem Schreibtisch, und schon stand Lotte auf Vaters Stuhl und malte auf der Seite herum.
Plötzlich dachte die Kleine an den Vater. Schnell nahm sie einen Radiergummi - aber jetzt gab es nur lange schwarze Streifen und eine zerknitterte Seite, und endlich ein Loch.
Da kam der Vater ins Zimmer und sagte zu dem weinenden Kind: “Sieh, Lotte, wie mit den schwarzen Strichen im Buch ist es mit dem Ungehorsam und dem Herzen.
Am besten ist es, gehorsam zu sein, denn die Sünde ist nachher sehr, sehr schwer wegzubekommen.”
Am Anfang steht der Ungehorsam” - so möchte ich die heutige Predigt überschreiben.
Text lesen: Richter 2,1-5
Die Struktur meiner Predigt heute ist ein wenig anders als sonst:
Ich springe gleich in unseren Predigt-Text: Richter 2,1-5
Es gibt keine Drei-Punkte-Gliederung, sondern wir gehen sehr strukturiert durch diesen kurzen Text und schauen uns an:
Wer spricht da eigentlich?
Wo kommt er her?
Zu wem spricht er?
Was hat der Herr schon getan?
Was der Herr noch versprochen?
Was erwartet der Herr von Israel?
Was hat Israel geliefert? - Hier blicken wir zurück auf Kapitel 1
Was kommt auf Israel zu? - Hier blicken wir kurz auf das restliche Buch
Wir werden sehen: Sehr vieles können wir für unser Glaubensleben lernen, die zu unserer ernüchternden Überschrift passt:
Am Anfang steht der Ungehorsam

Hauptteil

1. Wer spricht?

Richter 2,1 (LU17)
Es kam aber der Engel des Herrn herauf von Gilgal nach Bochim
Der Schreiber (vielleicht Samuel?) stellt ihn vor als den “Engel des Herrn”. Seine Worte geben uns aber Anlass zu der Vermutung, dass es der Herr selber ist:
Richter 2,1–3 (LU17)
Ich habe euch aus Ägypten heraufgeführt und ins Land gebracht, das ich euren Vätern zu geben geschworen habe, und gesprochen, ich wollte meinen Bund mit euch nicht brechen ewiglich. … Ich will sie nicht vor euch vertreiben, dass sie euch zu Jägern werden und ihre Götter zur Falle.
An anderen Stellen schreibt sich der Herr diese Tätigkeiten klar selber zu.
Wir werden noch sehen: Der Herrn ist hier ein wenig wie der Vater, der aus der Einleitung. Er kommt nach dem ersten Ungehorsam.

2. Woher kommt der Herr?

Sein vorheriger Aufenthaltsort wird hier extra genannt: Der Herr kam von Gilgal nach Bochim. Warum ist das wichtig?
Nachdem die Kundschafter Jericho ausspioniert hatten, zog Israel durch den Jordan.
Gott hatte dazu das Wasser des Flusses aufgehalten. 12 Männer holten 12 Steine aus dem Flussbett und bauten daraus ein “Denk-mal” - in Gilgal.
Gilgal war der Ausgangspunkt der Eroberungen in der Nähe von Jericho; der erste Ort im gelobten Land.
Gilgal heißt wörtlich: abwälzen, nämlich der Schande der Gefangenschaft in Ägypten (Jos 5,9). Israel hat die Gefangenschaft hinter sich gelassen und beginnt ein neues, hoffentlich siegreiches Leben.
Als Zeichen beschnitt Josua alle Männer, und man feierte das Passah.
Der Engel des Herrn erschien Josua. Er stellt sich als Fürst des Heeres vor und lässt sich anbeten - ein Zeichen, dass es der gleiche Christus ist, der jetzt hier in Bochim spricht.
So wurde Gilgal zu einem Ort der Gnade und des Neuanfangs.
Das Buch Josua ist ein Buch der Siege. Auch der geistlichen Siege. Das Buch Richter ist eines der geistlichen Niederlagen. Das Kommen des Herrn ist eine Warnung.

3. Zu wem spricht der Herr?

Josua ist gestorben (Ri 1,1). Einen einzelnen Anführer gibt es gerade nicht. Das Buch “Richter” zu nennen, ist schon fast Ironie: Jeder tat, was ihm gefiel (Ri 21,25).
Der Herr sprach deshalb zu ganz Israel. Zu allen, die den Jordan überschritten haben.
Zu Kindern Gottes, die einen Anfang im Glauben an und mit Gott gemacht haben.
Die sich haben taufen lassen.
Zu Menschen, die er erlöst hat von der Schande ihrer Schuld.
Zu Menschen, die gemeinsam mit Gott bereits Siege erlebt haben.
Zu dir und zu mir.
Wenn der Herr selber aus Gilgal kommt, dann erinnert er das Volk und auch uns daran, wo wir selber herkommen: Von einem Neuanfang. Von einer Zeit der Siege. Von einer Zeit, wo vieles besser lief.

4. Was hat der Herr schon für Israel getan?

Richter 2,1 (LU17)
Ich habe euch aus Ägypten heraufgeführt und ins Land gebracht, das ich euren Vätern zu geben geschworen habe…
Gott hatte ihr Schreien in Ägypten gehört (2Mo 3,7).
Gott hatte sein Volk aus Ägypten geführt, ohne dass sie etwas dazu beitragen konnten. “Ihr werdet Stille sein” (2Mo 14,14).
Ein ganzes Volk wurde außer Landes geführt (5Mo 4,34)! Ein einmaliger Vorgang: So etwas hat es noch nie gegeben!
Er hatte Israel aus der Gefangenschaft befreit. Ihre Schande weggenommen. Ihnen einen neuen Anfang geschenkt.
Alles das steckt in dem Ort “Gilgal”.
Unser Gott ist gnädig. Hast du das auch schon erlebt?
Er hat deine Not genauso gesehen und deine Gebete gehört.
Völlig unfähig, dass du etwas dazu beitragen konntest, hat ER dich aus der Welt heraus gerettet. Alleine aus Gnade.
Darauf blicken wir - wie Israel - zurück.
Aber der Herr schaute auch nach vorne

5. Was hatte er Israel versprochen?

Richter 2,1 (LU17)
Ich habe ... gesprochen, ich wollte meinen Bund mit euch nicht brechen ewiglich.
Der Herr hatte ihnen zugesagt, dass Israel ins gelobte Land kommen wird. Er hatte sich sogar einseitig darauf festgelegt, seinen Bund ewig nicht zu brechen.(Jos 3,10; 5Mo 7,17-26)
Er wird auch seine Zusage an dich und mich nicht zurückziehen.
Wir haben das in unserem Hauskreis gesehen: Paulus freut sich, dass Gott die Philipper - und uns - durchtragen wird bis zum Tag Christi.
Niemand wird uns aus seiner Hand reißen (Phil 1,6; Joh 10,28).
Bei den Philippern hatte Paulus wenig zu moppern, aber hier erscheint der Herr eher wie der Vater vom Anfang, der seine Tochter beim Unfug machen erwischt.
In all dem Ungehorsam, der uns in den nächsten Wochen begleiten wird, dürfen wir Gottes Zusage nicht vergessen: Er trägt uns durch. Dich und mich.
Es geht nicht darum, nach der Gnade die Werksgerechtigkeit einzuführen.
es geht nicht darum, deine oder meine Errettung in Frage zu stellen, sondern zu lernen, dass Gott es mit deinem und meinem Gehorsam ernst meint.
Aber...

6. Was erwartet Gott von Israel?

Richter 2,2 (LU17)
Ihr aber solltet keinen Bund schließen mit den Bewohnern dieses Landes und ihre Altäre zerbrechen.
Im 5Mose 7,1-5 hatte Gott seinem Volk genaue Anweisungen gegeben, wie sie sich verhalten sollten, wenn sie ins gelobte Land kommen:
Israel sollte keinen Bund mit ihnen schließen.
Israel sollte nicht in die kanaanitischen Stämme einheiraten.
Israel sollte die Götzenbilder und -altäre vernichten.
Israel sollte den Bann an den Völkern vollstrecken.
Gott verspricht seinem Volk das Land. Benennt genau dessen Dimensionen, erwartet aber unbedingten Gehorsam.
Er möchte ein heiliges Volk.
Er möchte ein abgesondertes Volk, das nur für ihn da ist.
Christen, die “den Unterschied machen” wie wir am Freitag betrachtet haben (Phil 1,10).
Er möchte sich in seiner Gemeinde verherrlichen und seine Ehre mit niemand anderem teilen.
Gott meint es ernst. Er warnt Israel:
Deuteronomium 7,16 (LU17)
Du sollst sie nicht schonen und ihren Göttern nicht dienen; denn das würde dir zum Fallstrick werden.
Mache keinen Bund mit der Welt! Werde kein Partner der Welt 2Kor 6,14.
Das war die Anweisung Nr. 1 an Israel: Gebe dich und dein Leben ganz Gott hin, niemand anders. Konsequent und manchmal auch kompromisslos. Gott meint das wirklich so: Am Anfang ist der Ungehorsam und danach kommen die Fallstricke.
Die Wurzel allen Ungehorsams liegt darin, Gott nicht ernst zu nehmen.
Nicht weniger erwartet Gott von uns!
Nehmen wir unseren Gott wieder ernst!
Lassen ihn wieder Herrn sein und nicht “nur” liebender Vater!
Das ist eine wesentliche Botschaft des Richterbuches an uns!

7. Was hat Israel geliefert?

Es ist Zeit für einen Blick zurück auf Richter 1. Aus Gottes Sicht: Ein Blick zurück im Zorn.
Das erste Kapitel liest sich ein wenig wie eine Pressemitteilung: Ein halber Erfolg wird wunderbar verkauft
QR: Statusbericht über die verschiedenen Qualitätsinstrumente im Konzern über unsere drei Vertriebswege. Kommentierung der einzelnen Vertriebswege kommt von diesen. Da wird auch schon mal gerne in rosarote Farbe getunkt - und nur das Positive benannt.
Richter 1 beschreibt wie sich die einzelnen Stämme in der Eroberung Kanaans geschlagen haben. In rosarote Tinte getunkt zeigt es das Versagen auf:
scheinbar militärischer Übermacht
vernünftigen Kompromissen und
wirtschaftlichem Pragmatismus

a) Militärische Macht

Kanaan für den Herrn erobern heißt Altäre abreißen, die Einwohner vertreiben, ja Menschen töten. Das ist keine angenehme Aufgabe. Sie bedeutet härteste Konfrontation.
Die Welt und das Reich Gottes sind einfach nicht kompatibel. Wem soll die Ehre gehören? Unserem Gott oder dem Menschen mit seinem Ego?
Konsequenterweise leistet die Welt Widerstand. In unserem Text militärischen Widerstand. Wie macht sie das?

1. Die Welt ist in der Überzahl.

Es sind einfach zu viele. Gemeinde Jesu ist grundsätzlich in der Minderheit.
Das erlebte z.B. der Stamm Dan:
Richter 1,34 LU17
Und die Amoriter drängten die Daniter aufs Gebirge und ließen nicht zu, dass sie herunter in die Ebene kämen.

2. Sie sind scheinbar übermächtig.

Sie haben Eisenwagen und damit deutlich besser ausgerüstet.
Richter 1,19 LU17
Und der Herr war mit Juda, dass es das Gebirge einnahm; es konnte aber die Bewohner der Ebene nicht vertreiben, weil sie eiserne Wagen hatten.
Das sind die netten Tierchen von damals: Leopard, Marder, Fuchs und wie die Panzer heute alle heißen und deren Bezeichnungen wir erst durch den Ukraine-Krieg kennen gelernt haben.
Die Feindesmacht erscheint einfach zu stark. Aber die Kanaaniter hatten keine bessere Ausrüstung. Sie hatten nur Eisenwagen. Israel aber hat einen viel stärken Gott … und der hatte genau dafür seine Verheißung gegeben.
5.Mose 20,1
Wenn du in einen Krieg ziehst gegen deine Feinde und siehst Rosse und Wagen eines Kriegsvolks, das größer ist als du, so fürchte dich nicht vor ihnen; denn der Herr, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat, ist mit dir.
Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass wir
mit jedem Menschen, der den Herrn im Glauben nachfolgt, Feindesland erobern. Wenn wir nachher die Gemeinde verlassen, sind wir umringt von Menschen, die ein ganz anderes Ziel verfolgen als wir.
Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass wir
mit jeder schlechten Angewohnheit, die wir ablegen, dem Land unserer Seele ein Stück Sieg verschaffen.
Wenn wir nicht gerade Bibel lesen oder anbetend im Gottesdienst sind, ist unsere sündige Natur scheinbar deutlich besser ausgerüstet, um uns davon abzuhalten, siegreiche Schritte im Glauben zu gehen.
Unterschätzen wir den Feind nicht.
Selinsky hätte schon lange gegen den übermächtigen Feind aus dem Osten verloren, wenn er nicht die westlichen Verbündeten um Hilfe gefragt hätte.
Wir brauchen einen starken Verbündeten an unserer Seite, um gegen diesen übermächtig erscheinenden Feind Land zu gewinnen: Unseren Herrn. Und der rüstet uns aus.
Epheser 6,11–13 LU17
Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels. Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, mit den Herren der Welt, die über diese Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel. Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag Widerstand leisten und alles überwinden und das Feld behalten könnt.
Wir wollen unseren Herrn mit seinem Auftrag ernst nehmen, wir wollen ihn aber auch beim Wort nehmen. An unserer Seite.
Wo bin ich - mit Gott an meiner Seite - mutig im Glauben? Wo nicht? Wo lasse ich mich entmutigen von einer (un)geistlichen Übermacht?
Ein zweiter Punkt sind

b) scheinbar vernünftige Kompromisse

Gottes Auftrag war klar. Juda wird im ersten Kapitel als erstes ein langer Abschnitt gewidmet. Er beginnt mit
Richter 1,2 LU17
Der Herr sprach: Juda soll hinaufziehen. Siehe, ich habe das Land in seine Hand gegeben.
Geh Juda. Zieh hinaus. Ich habe das Land in deine Hand gegeben.
Und was macht Juda? Juda nahm Simeon mit.
Eigentlich vernünftig, mit vereinten Kräften gegen den Feind ins Feld zu ziehen, es entsprach aber nicht Gottes Auftrag. Einem Auftrag, der als direkte Antwort auf die Frage Israels kam. Es ist eine halbherzige Nachfolge. Ja, sie ziehen in den Krieg, aber eben nicht ganz so wie Gott das gefordert hatte.
Die Wurzel allen Übels ist es, Gott nicht ernst zu nehmen.
Wo kennst du für dein Leben Gottes Auftrag ganz genau?
Wo folgest du deinem Herrn nur halbherzig nach?
Wo vertrauest du Menschen mehr als Gottes konkreten Zusagen?
Wo gehst du Kompromisse ein, die scheinbar so vernünftig klingen, aber eben haarscharf am Auftrag Gottes vorbei gehen?
und das alles obwohl du Gottes Wirken schon erlebt hast?
Der dritte Punkt:

c) wirtschaftliche Bequemlichkeit oder auch Pragmatismus

Gott hatte für alle Stämme einen klaren und begründeten Auftrag erteilt (schlagt das mal auf!):
5Mo 20,16–18 (LU17)
Aber in den Städten dieser Völker hier, die dir der Herr, dein Gott, zum Erbe geben wird, sollst du nichts leben lassen, was Odem hat, sondern sollst an ihnen den Bann vollstrecken, … wie dir der Herr, dein Gott, geboten hat, damit sie euch nicht lehren, all die Gräuel zu tun, die sie im Dienst ihrer Götter treiben, und ihr euch so versündigt an dem Herrn, eurem Gott.
Gott setzt das Gebot “Du sollst nicht töten” außer Kraft, um
das Volk für sich zu heiligen.
es davor zu bewahren, in der Vermischung mit der Welt deren Glauben und Ziele anzunehmen.
in Sünde zu fallen
Wie berichtet das 1. Kapitel über das Verhalten von vielen Stämmen?
In Richter 1,6 hieben die Judäer dem geschlagenen König Adoni-Besek Daumen und großen Zehen ab. Sie machten ihn kampfunfähig.
Was sagt der? Er beschwert sich nicht, sondern sagt: Genauso habe ich es ja auch gemacht. Manchmal hält uns die Welt den Spiegel vor. Als Christen sollte es uns peinlich sein, wenn die Welt uns sagt, dass wir genauso handeln wie sie.
In Richter 1,28.30.33.35 machten die Stämme Israels die verschiedenen Völkchen fronpflichtig anstatt den Bann zu vollstrecken.
Heute würden wir argumentieren: Bann ist nicht mehr zeitgemäß. Mit dem Frondienst sind wir nachhaltig und nutzen die Ressourcen.
Konsequent den Bann vollstrecken bedeutet: mehr Aufwand bei weniger Ertrag.
Bequemlichkeit schlägt Gehorsam.
Pragmatismus versus konsequente Nachfolge.
Halbherzigkeit dominiert unbedingte Treue
Der Abstieg Israels begann mit Juda. Der größte Teil des ersten Kapitels berichtet davon. Die anderen Stämme machten es Juda nach: Ab Ri 1,27 kommt eine endlose Aufzählung „der Stamm vertrieb nicht die und die”, der auch nicht.
Dieses Muster erkennen wir im täglichen Leben:
Wie die Führung so auch die Belegschaft.
Wie die Eltern so die Kinder: Was hilft die Erziehung - die Kinder machen uns doch alles nach!.
Falsche Kompromisse und inkonsequenter Glaube fressen sich durch.
Die Abwärtsspirale des Richterbuches findet seinen unrühmlichen Anfang.
Wo bin ich ein Vorbild in Sachen kompromissloser Glaube?
Wo mache ich es mir zu bequem und schneide damit dem Wort Gottes die Spitze ab?
Bin ich zu hart? Ich glaube nicht, denn in den folgenden Versen lesen wir

d) Gottes Bewertung

Richter 2,2 LU17
Ihr aber solltet keinen Bund schließen mit den Bewohnern dieses Landes und ihre Altäre zerbrechen. Aber ihr habt meiner Stimme nicht gehorcht. Warum habt ihr das getan?
“Warum habt ihr das getan?” klingt für mich nach “Adam, wo bist du?” Erkläre dich!
Gott fragt: “Warum hast du das getan?” und macht damit deutlich: Weltliches Versagen hat seine Ursache im geistlichen Versagen.
In Richter 1,19 steht “Juda konnte nicht”
Richter 1,19 LU17
Und der Herr war mit Juda, dass es das Gebirge einnahm; es konnte aber die Bewohner der Ebene nicht vertreiben, weil sie eiserne Wagen hatten.
Glauben wir wirklich, dass Juda das Gebirge nicht einnehmen konnte, wenn der Herr an seiner Seite stritt?
Heißt dann Judas, dein und mein “Ich kann nicht” nicht viel mehr “Ich will nicht”?
Statt “Ich kann mein Leben nicht konsequent heiligen” - ich will es nicht?
Statt “Ich kann es nicht alleine” aber mit Gottes Hilfe - ich will es nicht?
Statt “Ich kann mich nicht ausschließlich auf den Herrn verlassen” - ich will es nicht?
Oder um praktischer zu werden:
Statt “Ich kann nicht vergeben” wie es der Herr fordert (Mt 18,35) - Ich will nicht vergeben? Weil der andere so ungerecht war?
Statt “Ich kann nicht die Wahrheit sagen” (Eph 4,15) - Ich will es nicht. Weil ich mich darüber schäme? Weil eine verbrämte Pressemitteilung mir besser steht?
Statt “Ich kann nicht der Versuchung widerstehen” (1Kor 10,13). Ich will der Versuchung nicht widerstehen. Weil meine Lieblingssünde so schön ist?
Halbe Nachfolge ist ganzer Unsinn.
Unser Gott ist ein eifersüchtiger Gott. Er beansprucht Ausschließlichkeit. Er duldet nichts und niemanden neben sich.
Deshalb der - aus heutiger Sicht - so grausam anmutende Auftrag des Bannes.
Deshalb sein persönliches Auftreten in Bochim.
Deshalb die Androhung des Gerichtes.
Unser Gott meint es ernst.

8. Was kommt auf Israel zu?

a) Gottes Dilemma
Die Botschaft des Herrn ist eindeutig wie niederschmetternd. Gott steht vor einem Dilemma. Und das ist die Spannung im Buch der Richter:
Wird Gott sein Volk auf-geben, das ihm nur so halbherzig nachfolgt? - Was ist dann mit seiner Treue? Was mit seinen Verheißungen?
Wird Gott seinen Volk ver-geben? Was ist dann mit seiner Heiligkeit?
Ich nehme es vorweg: Gott löste das Dilemma auf, das wird aber noch über ein Jahrtausend dauern... Gottes Gnade wird erst am Kreuz sichtbar.
So prophezeit Gott zunächst einmal
b) Sein Gericht (Prophezeiung)
Schlagt doch mal Josua 23,12 auf:
Josua 23,12 (LU17)
Denn wenn ihr euch abwendet und diesen Völkern, die noch übrig sind, anhangt und euch mit ihnen verheiratet, dass ihr euch unter sie mengt und sie sich unter euch,
so wisst, dass der Herr, euer Gott, nicht mehr diese Völker vor euch vertreiben wird, sondern sie werden euch zum Fallstrick und Netz werden und zur Geißel an euren Seiten und zum Stachel in euren Augen, bis ihr ausgerottet seid aus diesem guten Land, das euch der Herr, euer Gott, gegeben hat.
Diese Prophezeiung nimmt er in Richter 2,3 auf:
Richter 2,3 LU17
Da sprach ich: Ich will sie nicht vor euch vertreiben, dass sie euch zu Jägern werden und ihre Götter zur Falle.
Weil sie die Heiden nicht vertreiben wollten, konnten sie die Heiden nicht mehr vertreiben.
“Das Schiff, das dem Steuer nicht gehorcht, wird den Klippen gehorchen müssen.” Aus England
Hier setzt die Spirale des Niederganges ein, die nächste Woche noch intensiver das Thema sein wird.

c) Sein Gericht in 350 Jahren des Richterbuches (Folie zeigen)

Im Buch der Richter folgt - nach dem politischen Niedergang in Richter 1 der religiöse Niedergang in Richter 2.
Dann leiten im Wesentlichen sieben Richter ein stetiges Auf und Ab im Volke Gottes ein. Dabei wird jeder Niedergang schlimmer als der vorherige.
A) Othniel (Ri 3,5 - 3,11): Das Volk versagt auf dem Gebiet der Liebe und Ehe
B) Ehud (Ri 3,12 - 3,31): Ehud wendet das Wort Gottes, das zweischneidige Schwert (Heb 4,12-13), in seiner ganzen Schärfe an. Israel nimmt dem Feind die Furten des Jordan (Ri 3,28).
C) Debora und Barak (Ri 4,1 - 5,31): Eine Frau rettet Israel, indem sie den Schädel des Feindes zerschlägt (Ri 4,21; 5,26-27).
D) Gideon (Ri 6,1 - 8,32):
Gideon führt das Volk aus dem Götzendienst heraus (Ri 6,25-32).
Ab hier spiegelt sich der erste Teil des Richterbuches.
D’) Gideon (Ri 6,1 - 8,32):
Gideon führt das Volk in den Götzendienst hinein (Ri 8,27).
C’) Abimelech (Ri 8,33 - 10,5): Eine Frau rettet Israel, indem sie den Schädel des Feindes zerschlägt (Ri 9,53).
B’) Jephtha (Ri 10,6 - 12,15): Jephtha wendet das Wort Gottes auf den feindlichen König an, aber nicht in seiner vollen Schärfe (Ri 11,12-27). Israel nimmt im Bürgerkrieg Israel die Furten des Jordan (Ri 12,5-6).
A’) Simson (Ri 13,1 - 16,31): Der Richter Simson versagt völlig auf dem Gebiet der Liebe und Ehe (Ri 14,1ff; 16,1-3; 16,4-22).
Religiöser Niedergang
Politischer Niedergang
hier gehts nach der Folie weiter
Jede der sieben Wellen war schlimmer als die vorhergehende.
In sechs der sieben Wellen zeigt Gott seine Missfallen auf (Ri 2,11; 3,7.12; 4,1;6,1;10,6;13,1).
Aber Gott gab jedes Mal einen Neuanfang!

9. Und wir?

Zwei Botschaften für uns:
Vergebung
Gibt es auch für uns Hoffnung? Wenn wir immer wieder vor ihm stehen mit unserer Schuld und Sünde?
Ja, denn so steht es in
1. Johannes 1,9 LU17
Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.
Johannes verwendet eine Zeitform, die einen dauerhaften, sich wiederholenden Akt beschreibt, i.S.v. “immer wenn wir sündigen, so ist er immer wieder treu und gerecht”.
komm zu Jesus. Bringe ihm deine Schuld. Wage einen Neuanfang.
Gehorsam und Gott ernst nehmen
Das soll dem Buch Richter aber nicht die Spitze abschneiden, denn Gott fordert auch uns immer wieder auf, ihm ganz gehorsam zu sein:
um ihm mit unserem Leben die Ehre zu geben (ver-herrlichen)
um den “Unterschied zu machen”
um uns vor der üblen Abwärtsspirale zu bewahren:
Am Anfang steht der Ungehorsam: Die Sünde schleicht sich ein - wiederholt sich - ich lege ein Schippe drauf - wird zur Gewohnheit - ich nehme sie gar nicht mehr als Sünde wahr. Und mit jedem Schritt geht es tiefer hinab.
Ich muss leider sagen: Ich kenne Menschen, wo ich genau dieser Entwicklung zusehen musste.
Gott erwartet von uns, dass wir uns für ihn absondern. Ein siegreiches Leben führen.
Hebräer 12,14 LU17
Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird,
… und unser Gott meint das wirklich ernst.
Amen.
Fragen:
Wo bin ich - mit Gott an meiner Seite - mutig im Glauben? Wo nicht? Wo lasse ich mich entmutigen von einer geistlichen Übermacht?
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