Predigt über Jesaja 55, 6-12a

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Unsere Gedanken drücken wir durch Sprache aus. Gottes Gedanken drückt er durch seinen Sohn Jesus Christus aus, der unsere und Gottes Sprache spricht. Jesus Christus ermöglicht es uns, Gottes Sprache zu verstehen, sodass er uns Nahe ist. Wir sind herausgefordert diese Sprache zu lernen.

Notes
Transcript
Handout

Gott verstehen

Einleitung:
Eines Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten, Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben.
Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.
Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte, daß an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten Zeiten meines Lebens.
Besorgt fragte ich den Herrn:
"Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein. Aber jetzt entdecke ich, dass in den schwersten Zeiten meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist. Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten brauchte?"
Da antwortete er:
"Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie
allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen."
Liebe Schwestern und Brüder,
Lieber Schwestern, liebe Brüder,
machnchmal scheint es, dass Gott so weit weg von uns ist. Da gibt es Dinge in unserem Leben und um uns herum, die sind einfach unbegreiflich und wir können Sie nicht verstehen.
Ich rede von den Katastrophen. Z.B. dem Erdbeben in der Türkei/Syrien. Warum liegen unschuldige Kinder, Frauen und Männer unter den Trümmern ihrer Häuser begraben?
Ich rede von den Katastrophen in uns drinnen. Warum ist meine Tochter gestorben?
Warum bin ich unheilbar krank?
Warum musste ich meiner Mutter beim Leiden zusehen bevor sie starb?
Ich bin mir sicher, jeder von Ihnen hat hier sein eigenes Päckchen zu tragen und manchmal fragt man sich: Wieso!?
Diese Woche bin ich noch in einem Gespräch draum gebeten worden: Herr Pfarrer, gibt es in der Bibel denn keine Antwort auf die Frage, warum gerade uns dieses Leid nicht erspart blieb?
Ich antwortete:
Die gibt es schon, aber die wird Ihnen sicherlich nicht gefallen.
Auch unser Predigttext heute befasst sich mit einer ähnlichen Frage - Gott - Welche Sprache sprichtst du? Ich verstehe dich einfach nicht.
Jesaja 55,6–12 (LU)
Suchet den Herrn, solange er zu finden ist; ruft ihn an, solange er nahe ist. Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum Herrn, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung.
Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.
Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen, so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.
Denn ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden. Berge und Hügel sollen vor euch her frohlocken mit Jauchzen und alle Bäume auf dem Felde in die Hände klatschen.
Unsere Gedanken werden durch Sprache ausgedrückt
Wir verstehen dich nicht Gott! Wo bist du überhaupt!?
Das haben sich die Israeliten im 6. Jh v. Chr. auch gefragt. Die Meisten sind nach Babylon deportiert worden. Sie wohnten fern ihrer geliebten Heimat. Weg von den Nachbarn. Vielleicht waren ihre Familien auseinandergerissen worden. Manche Babylonier behandelten sie vielleicht nett, andere benutzten sie als Sklaven und schon die Jungen mussten Frondienste für die Fremden leisten. Nicht wenige sind in den Wirren des Krieges umgebracht worden.
Psalm 137,1 LU
An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten.
Im Land Israel sah es auch nicht anders aus. Das, was vorher so prächtig aussah - Jerusalem, die Stadt Davids, lag in Schutt und Asche. Die wenigen Israeliten, die noch übrig geblieben waren - meist die absolute Unterschicht - erkannten ihr Land und damit auch ihr Leben nicht wieder.
Nicht wenige fragten sich schließlich:
Wo ist er? Ist er so fern? Oder überhaupt noch da?
Was haben wir denn eigentlich falsch gemacht? Haben wir denn nicht alles für unseren Gott gegeben?
V: Fragen, die wir uns heute auch noch stellen. Habe ich nicht ein halbwegs gutes Leben geführt? Warum passiert mir nun dieses Leid.
Genauso erging es auch Hiob, der ein frommer Mann war. Trotz allem verliert er alles, was er besaß. Haus und Hof. Frau und Familie. Er selbst wird unheilbar krank. Da fängt er an zu klagen. Gott, womit habe ich das verdient?
Hiob kommen Freunde besuchen, die ihm beistehen wollen. Doch als sie ihn so klagen hörten, versuchen sie Antworten zu finden, warum es Hiob wohl so gehen könnte.
Der eine sagt: Gott will dich erziehen.
Der andere: Gott will dich Prüfen.
Wieder ein Anderer: Du bist wohl irgendwie selber daran Schuld - versuch dich mal zu erinnern, was du falsch gemacht haben könntest.
Am Ende kommt Gott selbst in eienr großen Wolke und stellt fest:
Keiner deiner Freunde hat recht - Hiob.
A: Hiob erträgt Leid, die Israeliten ertragen Leid und wir sind leidvollen Situationen ausgesetzt. Es gibt nichts schlimmeres als Leid mit sich selbst auszumachen. Es gibt soviele Menschen, die versuchen das Elend in ihrem Leben mit sich selbst auszumachen. Dieses Leid geht in den Untergrund und fängt dann an zu rebellieren.
Das Volk Israel hat es verstanden in leidvollen Situationen das Leid auszudrücken - zur Sprache zu bringen. Das innere rauszulassen. Die leidvollen Gedanken auszudrücken in Sprache. Wenn man viel erlebt hat, ist das gar nicht so einfach. Nicht umsonst heißt es ja auch: Ich bin sprachlos.
Wir sind aber geradezu aufgefordert all unser Leid Gott entgegenzuschleudern.
Fassen sie ihre Gedanken in Worte und bringen Sie es Gott entgegen.
Sie werden sehen, das tut gut.
2. Gottes Sprache ist nicht von dieser Welt
Unser Predigttext ist nun quasi die Antwort Gottes auf die Klage des Volkes. Und gleichzeitig die Antwort auf all unsere Klage.
Jesaja 55,8 LU
Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr,
Eine ähnliche Antwort erhält auch Hiob, nur noch ausführlicher.
Hast du eine Ahnung, wie ich die Welt erschaffen habe?
Warst du dabei als ich alles erschaffen habe?
Du weißt nichts - Hiob.
Wir wissen heute schon ziemlich viel. Wir wissen mehr über die Oberfläche des Mondes als über die Tiefen unserer Meere. Die Wissenschaftler mit Rang und Namen kommen am Schluss zu der Einsicht zu der auch Sokrates gekommen ist: Ich weiß, dass ich nichts weiß.
Deine Klage ist berechtigt Hiob, aber irgendwie auch nicht. Denn du hast keine Ahnung warum es Leid gibt.
Gott denkt in ganz anderen Dimensionen als wir es je könnten.
Nehmen wir die Ameise. Sie rennt auf einem Tischtennnisball immer hin und her. Man kann sich fragen: Warum lässt sie sich so veräppeln?
Weil sie gar nicht 3D sehen können, sondern nur 2D.
Ihr Radius dessen, was sie wissen können ist begrenzt.
So ist auch euer Radius begrenzt ihr lieben Israeliten.
Gott hat ganz andere Möglichkeiten für unser Leben und auch für die Situationen unseres Leides. Niemand weiß, was er im Endeffekt mit meinem Leid auch manchmal großes bewirkt. Vor ein paar Wochen habe ich über Phillip Mickenbecker gesprochen, der mit 23 an Krebs verstorben ist. Er war der festen Überzeugung Gott hat etwas vor mit ihm. Und so wild wie es sich anhört - Gott hat durch ihn gewirkt.
Welche Möglichkeiten trauen wir Gott für unser Leben zu?
Trauen wir ihm ALLES zu? Oder trauen wir ihm nur unsere Sicht zu und laufen weiter im Kreis auf dem Tischtennisball?
Gott zeigt hier aber auch seine Andersartigkeit auf. Ihr und ich - wir sind verschieden. Ich bin im Himmel und ihr seid auf Erden. Dazwischen ist erstmal - Nichts.
Wir sprechen verschiedene Sprachen. Meine Sprache könnt ihr nicht verstehen. Was für ein Dilemma...
3. Gottes Wort ist ein Gott-Mensch
Jesaja 55,10–11 LU
Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen, so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.
Während wir unser Gedanken in Worte packen, die eine Aneinanderreihung von Worten sind. Spricht Gott auf eine ganz andere Art und Weise. Er drückt seine Gedanken, sein inneres aus, indem er Mensch wird. Sein Wort ist keine Aneinanderreihung von Lauten, sondern er selbst drückt sich aus als Mensch, der sich wiederrum in Worten, ja in Aneinanderreihung von Worten ausdrückt.
Dieser Mensch Jesus Christus spricht zwei Sprachen. Die ganz andere Sprache Gottes, weil er Gott ist und die Sprache der Menschen, weil er ganz Mensch ist.
Der Prophet beschreibt es so schon in seinem Gleichnis Schnee/Regen fällt zum Himmel. Und kommt zu uns herrunter.
Der Gott, der uns vorher so fern erschien, kommt uns plötzlich so nah wie nie zuvor. Und wir können dieses Wort auch in unserem Leben sprechen lassen. Dann begreifen wir vielleicht plötzlich das: Warum?
Vielleicht begreifen wir es in diesem Leben aber immer noch nicht, weil nicht das Warum, sondern das Was daraus entsteht wichtig ist.
Das Wort Gottes lässt Dinge entstehen, die wir vorher für nicht Möglich gehalten hätten. Pflanzen fangen an zu wachsen. Der Weizen, der Roggen, der Hafer. Aus ihm entsteht Brot, dass uns satt macht. Das uns Ruhe gibt.
Mit anderen Worten: Jesus Christus das Wort Gottes hat uns etwas zu sagen: Für unser Leben. Spricht in unser Leid und lässt daraus noch etwas wachsen. Mehr als nur Hoffnung. Wir können gewiss sein, dass Gott ein Ziel mit uns hat.
Doch um das zu verstehen, um die Sprache Gottes zu verstehen, müssen wir die Sprache Jesu Christi lernen.
4. Wir sind aufgefordert die Sprache Jesu Christi zu lernen
Mit der Sprache Jesu Christi ist jetzt nicht aramäisch gemeint, sondern die Art und Weise wie Jesus Christus gelebt hat. Wie er mit Menschen umgegangen ist. Wie er sich dem Leid zugewendet hat, es bei anderen Menschen gelindert hat und selber ausgehalten hat.
Die Sprache Jesu kann, wie wir letzte Woche gehört haben, ganz schön radikal sein.
Jesaja 55,7 LU
Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum Herrn, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung.
Seine eigenen Gedanken verlassen heißt sich selbst loszulassen und sich ganz auf Jesus Christus auszurichten. Eine Aufgabe der wir gerade im Leid ausgesetzt sind. Die Lutherübersetzung nennt das Bekehrung. Seine eigenen Gedanken verlassen und sich ganz den höheren Gedanken Gottes anzuvertrauen, der wird´s schon wissen, was das Beste für unser aller Leben ist. Er hat ganz andere Möglichkeiten, die ich mir gar nicht vorstellen kann. Seine Gedanken sind übersetzt in Jesus Christus, der uns seine Möglichkeiten für uns immer wieder aufzeigt.
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus unserem HERRN.
Amen.
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