Predigt (unbenannt) (2)

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Jakobus 4

Begierde in uns kämfen gegen einander.
VIII. Begierde: Ursachen und Hilfe (Kap. 4) 4,1.2a Jakobus hat dargestellt, dass der weise Mensch gleichzeitig friedliebend ist. Nun erinnert er sich an tragische Auseinandersetzungen, die es oft innerhalb des Volkes Gottes gibt. Was ist die Ursache all dessen? Warum gibt es so viele zerrüttete Familien und so viele Gemeinden, die durch Spaltung entzweit sind? Wieso gibt es solch bitteren Streit zwischen christlichen Mitarbeitern im Heimatdienst und den Missionaren im Ausland? Das hat seinen Grund darin, dass wir immer wieder versuchen, unsere Gier nach Vergnügen und Besitz zu befriedigen und andere immer zu übertreffen. Es ist eine traurige Tatsache, dass es »Kriege und Streitigkeiten« unter Christen gibt. Die Auffassung, dieser Abschnitt beziehe sich nicht auf Gläubige, ist unrealistisch und beraubt uns seines ganzen Wertes für unser persönliches Leben. Was ist die Ursache all dieser Kämpfe? Sie entstehen aus den starken »Lüsten« in uns, die immer darum kämpfen, befriedigt zu werden. Da gibt es die Lust, materiellen Reichtum anzusammeln. Da ist das Streben nach Ansehen. Begierde regt uns immer an, den körperlichen Bedürfnissen nachzugeben. Diese Mächte sind in uns am Werk. Wir sind nie zufrieden. Stets wollen wir mehr. Und doch werden wir immer wieder in unserem Streben enttäuscht, das zu bekommen, was wir wollen. Die unerfüllte Sehnsucht wird so stark, dass wir diejenigen tyrannisieren, die scheinbar unser Weiterkommen behindern wollen. Jakobus sagt: »Ihr tötet.« Er verwendet das Wort im übertragenen Sinne. Natürlich morden wir nicht wörtlich, aber in dem Zorn, der Eifersucht und der Grausamkeit, die wir hervorbringen, ist der Mord bereits im Ansatz vorhanden. 4,2b.3 Wir »neiden und können nichts erlangen«. Wir wollen immer mehr und Besseres als andere haben. Und in diesem Streben merken wir, dass wir streiten und einander verschlingen. Peter und Ute haben gerade geheiratet. Peter hat eine gute Arbeitsstelle mit einem bescheidenen Gehalt. Ute möchte ein Haus, das so groß ist wie dasjenige der anderen in der Gemeinde. Peter möchte ein neues, schnelles Auto. Ute möchte eine schöne, moderne Wohnungseinrichtung. Davon müssen sie aber einiges auf Raten kaufen. Peters Gehalt reicht kaum, um diese Forderungen zu erfüllen. Dann kommt ein Baby, was weitere Ausgaben mit sich bringt und das Familienbudget arg strapaziert. Als Ute mehr Haushaltsgeld fordert, wird Peter ungehalten und reizbar. Ute wehrt sich mit Tränen. Und schon ist das Haus voller Streit. Der Materialismus beginnt, eine Familie zu zerstören. Andererseits kann es sein, dass Ute eifersüchtig ist, denn Hans und Eva haben in der Gemeinde eine sehr viel höhere Stellung als sie und Peter. Bald schon greift sie Eva mit unfairen Bemerkungen an. Als sich der Streit zwischen beiden ausdehnt, werden auch Peter und Hans in den Streit hineingezogen. Dann nehmen die anderen Christen Partei, und schon ist die Gemeinde geteilt – weil ein Glied mehr Ansehen haben wollte. Wir sehen hier also die Ursache von Zank und Streit unter Gläubigen. Sie entstehen, wenn man immer mehr haben will und auf andere neidisch wird. »Wir müssen mit den Nachbarn gleichziehen« ist eine freundliche Beschreibung für diesen Zustand, wir sollten ihn genauer Habsucht, Begierde und Neid nennen. Diese Wünsche werden so stark, dass Menschen fast alles tun, um sie zu befriedigen. Nur langsam lernen sie, dass man auf diese Weise keine wahre Freude findet, sondern nur dann, wenn man sich mit Nahrung und Kleidung begnügt (1. Tim 6,8). Der richtige Ansatz zur Lösung des Problems ist das Gebet. »Streitet nicht, kämpft nicht. Betet lieber!« sagt Jakobus. »Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet.« Statt Gott all diese Dinge im Gebet zu bringen, versuchen wir, alles aus eigener Kraft zu erlangen. Wenn wir etwas haben möchten, das wir nicht besitzen, sollten wir Gott darum bitten. Wenn wir aber gebetet haben und Gott das Gebet nicht erhört, was ist dann? Dann bedeutet dies, dass unsere Motive bei dieser Bitte nicht rein waren. Wir wollten diesen Besitz nicht zur Ehre Gottes oder mit dem Ziel erlangen, unseren Mitmenschen etwas Gutes zu tun. Wir wollten ihn, um uns selbstsüchtig zu befriedigen. Wir strebten danach, um unsere natürlichen Wünsche zu erfüllen. Gott hat nirgendwo verheißen, solche Gebete zu erhören. Welch eine gründliche Lektion in Psychologie enthalten diese ersten drei Verse! Wie viele böse Konflikte und wie viel Unruhe könnten vermieden werden, wenn die Menschen mit dem, was Gott ihnen gegeben hat, zufrieden wären! Welch ein Friede würde entstehen, wenn wir unseren Nächsten wie uns selbst lieben würden und mehr am Teilen als am Erwerb interessiert wären! Wie viele Streitigkeiten würden aufhören, wenn wir dem Gebot des Heilands folgten, alles Entbehrliche aufzugeben, statt anzusammeln! Er gebot uns, unsere Schätze im Himmel und nicht auf Erden aufzuhäufen. 4,4 Jakobus verurteilt die ungewöhnliche Liebe zum Materiellen als geistlichen Ehebruch. Gott möchte, dass wir ihn als Erstes und vor allem anderen lieben. Wenn wir die vergänglichen Reichtümer dieser Welt lieben, dann sind wir ihm untreu. Begierde ist eine Form von Götzendienst. Begehren bedeutet, dass wir nach Dingen trachten, die Gott nicht für uns bestimmt hat. Das bedeutet, dass wir in unseren Herzen Götzenbilder errichtet haben. Wir werten materiellen Besitz höher als Gottes Willen. Deshalb ist Begierde Götzendienst, und Götzendienst ist geistliche Untreue gegenüber dem Herrn. Auch Weltlichkeit ist »Feindschaft gegen Gott«. Mit Welt ist hier weder unser Planeten Erde, worauf wir leben, noch die materielle Welt an sich gemeint. Welt ist vielmehr das System, das der Mensch sich selbst aufgebaut hat, um die Begierde der Augen, die Begierde des Fleisches und den Hochmut des Lebens zu befriedigen. In diesem System ist weder für Gott noch für seinen Sohn Platz. Es kann sich hier um die Welt der Kunst, der Kultur, der Bildung, der Wissenschaft oder sogar der Religion handeln. Aber immer ist ein Bereich gemeint, worin der Name Christi unerwünscht oder sogar verboten ist, es sei denn, er wird als leere Formel missbraucht. Kurz gesagt, es handelt sich um die menschliche Welt, die sich außerhalb der wahren Gemeinde befindet. »Freundschaft« mit diesem System zu haben, bedeutet »Feindschaft gegen Gott«. Es war genau diese Welt, die den Herrn des Lebens und der Herrlichkeit gekreuzigt hat. Und es war sogar die religiöse Welt, die bei seiner Ermordung die Hauptrolle spielte. Wie undenkbar, dass Gläubige je wünschen können, mit der Welt Arm in Arm zu gehen, die ihren Retter ermordet hat! 4,5 Vers 5 ist einer der schwierigsten Verse dieses Briefes: »Oder meint ihr, die Schrift rede umsonst? Ein eifersüchtiges Verlangen hat der Geist, der in uns wohnt« (Schl 2000) Die erste Schwierigkeit besteht darin, dass Jakobus scheinbar aus dem AT zitiert, sich diese Wort aber nirgendwo im AT finden, noch nicht einmal in den Apokryphen. Es gibt dafür zwei mögliche Erklärungen. Erstens finden sich zwar die genauen Worte nicht so im AT wieder, aber Jakobus könnte eine allgemeine Lehre der Schrift zitiert haben. Die zweite Lösung ergibt sich aus der unrevidierten Elberfelder Übersetzung. Sie teilt diesen Vers in zwei Fragen auf: »Oder meinet ihr, dass die Schrift vergeblich rede? Begehrt der Geist, der in uns wohnt, mit Neid?« Hier liegt der Gedanke zugrunde, dass die Bibel bei der Verurteilung des weltlichen, von Neid geprägten Geistes keine Worte verschwendet. Die zweite Schwierigkeit von Vers 5 betrifft die Bedeutung des zweiten Versteils. Die Frage besteht darin, ob der Geist der Heilige Geist oder der Geist eifersüchtigen Begehrens ist. Sollte die erste Möglichkeit gemeint sein, dann wird hier ausgesagt, dass der Heilige Geist, den Gott in uns wohnen lässt, nicht die Ursache der Lust und Eifersucht ist, die Streitigkeit verursacht. Vielmehr »begehrt« der Geist mit Eifersucht unsere ganze Hingabe an Christus. Wenn jedoch die zweite Bedeutung zutrifft, dann ist mit diesem Vers Folgendes gemeint: Der Geist, der in uns wohnt (d. h. der Geist des eifersüchtigen Begehrens) ist die Ursache all unserer Untreue gegenüber Gott.
William MacDonald, Kommentar zum Neuen Testament, trans. Christiane Eichler, 7. Auflage. (Bielefeld: Christliche Literatur-Verbreitung, 2018), 1292–1294.
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