PREDIGT ZU 2.Mose 23,1-9

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Gebote der Gerechtigkeit und der Nächstenliebe

Luther 2017 (Kapitel 23)
1 Du sollst kein falsches Gerücht verbreiten; du sollst nicht einem Schuldigen Beistand leisten, indem du als Zeuge Gewalt deckst. 2 Du sollst der Menge nicht auf dem Weg zum Bösen folgen und nicht so antworten vor Gericht, dass du der Menge nachgibst und vom Rechten abweichst. 3 Du sollst den Geringen nicht begünstigen in seiner Sache. 4 Wenn du dem Rind oder Esel deines Feindes begegnest, die sich verirrt haben, so sollst du sie ihm wieder zuführen. 5 Wenn du den Esel deines Widersachers unter seiner Last liegen siehst, so lass ihn ja nicht im Stich, sondern hilf mit ihm zusammen dem Tiere auf. 6 Du sollst das Recht deines Armen nicht beugen in seiner Sache. 7 Halte dich ferne von einer Sache, bei der Lüge im Spiel ist. Den Unschuldigen und den, der im Recht ist, sollst du nicht töten; denn ich lasse den Schuldigen nicht recht haben. 8 Du sollst dich nicht adurch Geschenke bestechen lassen; denn Geschenke machen die Sehenden blind und verdrehen die Sache derer, die im Recht sind. 9 Einen Fremdling sollst du nicht bedrängen; denn ihr wisst um der Fremdlinge Herz, weil ihr auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen seid.
Wir befinden uns mit unserer Predigt im zweiten Buch Mose, welches auch (aus dem Lateinischen stammend) als das Buch “Exodus” bekannt ist. Das Wort “Exodus” bedeutet Auszug und genau das ist kurz zuvor geschehen. Mose führte das Volk Israel nach jahrelanger Sklaverei im Lande der Ägypter durch die Wüste und durch das rote Meer und das Volk kommt schließlich in 2.Mose 19 am Berg Sinai an, wo wir uns in der Erzählung nun befinden. Gott beabsichtigt dort einen ewigen Bund mit seinem auserwähltem Volk zu schließen. Hierfür gibt er dem Volk Gesetze, damit sie heilig wandeln und nach seinem Willen leben, welche in das Buch des Bundes geschrieben wurden. In Kapitel 20 lesen wir die davon wohl Bekanntesten: Die 10 Gebote, auch Dekalog genannt. Es folgt das Altargesetz, Gebote zum Recht hebräischer Sklaven, Gebote zu Leib und Leben, Gebote über Schaden durch Tiere oder deren Verlust, Eigentumsvergehen, aber auch todeswürdige Vergehen, Gebote als Rechtsschutz für die Schwachen, Gebote der Gottesfurcht, in Kapitel 23 dann die Gebote der Gerechtigkeit und Nächstenliebe um die es heute gehen soll und danach noch Gebote zum Sabbat, den Festen und abschließende Mahnungen und Verheißungen, bevor Gott mit dem Volk Israel in Kapitel 24 den Bundesschluss vollzieht.
Warum wollen wir uns heute ausgerechnet Gebote des Sinaibundes gemeinsam ansehen, wo wir doch nicht unter dem Bund stehen? - Pause - Zum einen weil die Gebote uns etwas über Gottes Anliegen offenbaren...und zum anderen weil wir oft eine falsche Vorstellung und Haltung gegenüber Geboten haben, mit der wir uns heute kritisch auseinandersetzen und unseren Blick auf Gottes Gebote gemeinsam überdenken wollen.
Gebote erscheinen uns oftmals als dass sie uns unfrei machen würden. Wir denken über sie wie über eine Zwangsjacke, die man uns anlegen will. Doch auch der Kritischste unter uns heute morgen wird zugeben müssen, dass er sich ganz natürlich an viele Gebote unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens hält und diese begrüßen wird. Wohl kaum einer wird in Abrede stellen, dass das Gebot sinnvoll ist, dass wir an einer roten Ampel mit dem Auto anhalten müssen oder dass betrunkenes Autofahren unter Strafe steht. Eine Schulpflicht begrüßen wir (sofern wir vllt. nicht gerade selbst noch Schüler sind). Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist uns ein sehr hohes Gut. Führen wir ein Unternehmen, so sind wir dankbar für Arbeitgeberrechte, sind wir hingegen angestellt, so sind wir dankbar für die Arbeitnehmerrechte. - Pause - Ich könnte die Liste schier endlos weiter fortsetzen. Worauf will ich also hinaus? Wir alle sind dankbar über gewisse Gebote! Wir brauchen sie, damit sie unser gesellschaftliches Zusammenleben ordnen.
Kommen wir zurück zum Volk Israel. Gottes Gebote sollen dem israelitischen Volk nicht als Zwangsjacke dienen, sie sind vielmehr die Sozialversicherung Israels! Sie sind soziale Ordnungen die ein bei Einhaltung ein heiles und friedliches Leben der Gesellschaft garantiert. Es sind keine Gebote die als Joch dem Volk auferlegt werden sondern einen Segen als ein gutes Grundgesetz für die Israeliten darstellt. Man stelle sich vor Deutschland hätte kein Grundgesetz! Keine Verfassung und auch sonst kein Recht. Wir würden in einer Anarchie leben und jeder täte wie ihn recht dünkte (so heißt es am Ende vom Buch Richter, als das Volk völlig verderbt war und Gewalt und Missetat in Israel herrschten. Die Abwesenheit von Gesetz und damit die Abwesenheit von Rechtsprechung ist nicht etwa Freiheit, sie ist Anarchie und damit ist dem Bösen kein Einhalt geboten!
Die Gebote die Gott seinem Volk gab, sollten dem Volk zum Segen werden. Sie dienten nicht allein dazu etwas für Gott zu tun! Sie dienten ihnen selbst! - Pause- Und nun wollen wir noch gemeinsam in den heutigen Text in 2.Mose 23 eintauchen und schauen, ob diese Gebote auch für uns und unser Leben einen Gehalt bieten. Wir stehen zwar als Christen nicht mehr unter dem Gesetz und der Sinaibund ist für uns nicht rechtsverbindlich, wohl aber können Gebote des Bundes auch für uns gültig sein, wenn sie allgemein für Gläubige oder die Gemeinde als Ort des gemeinsamen Zusammenlebens von Belang sind. Ich lese hierzu nun aus 2.Mose 23 die Verse 1-9. (Text wird gelesen, s.o.)
Vers 1 und 2:
Du sollst kein falsches Gerücht verbreiten; du sollst nicht einem Schuldigen Beistand leisten, indem du als Zeuge Gewalt deckst. Du sollst der Menge nicht auf dem Weg zum Bösen folgen und nicht so antworten vor Gericht, dass du der Menge nachgibst und vom Rechten abweichst.
Gott möchte das Recht und nicht das Unrecht. Er will Gerechtigkeit. Er will, dass wir recht und nicht falsch Zeugnis reden. Und er will auch nicht, dass wir in der Gerüchteküche kochen. Geschwätzigkeit steht uns nicht gut an.
Vers 3:
Du sollst den Geringen nicht begünstigen in seiner Sache.
Gleichsam wird aber auch deutlich, dass wir nicht einen Geringen begünstigen sollen. Wenn wir etwa einen Streit zwischen einem süßen, kleinen Kind und einem pubertären, anstrengenden Teenager lösen müssen, so sollten wir in keinem Fall das Kind begünstigen, wenn es sich falsch verhalten hat. Gott kennt kein Ansehen der Person und so soll es auch bei uns sein.
Vers 4 und 5:
Wenn du dem Rind oder Esel deines Feindes begegnest, die sich verirrt haben, so sollst du sie ihm wieder zuführen. Wenn du den Esel deines Widersachers unter seiner Last liegen siehst, so lass ihn ja nicht im Stich, sondern hilf mit ihm zusammen dem Tiere auf.
Es kommt mitunter heute wohl eher selten vor, dass unser unsympathischer Nachbar Rind oder Esel besitzt, aber hier wird ein grundsätzliches Gebot sehr deutlich, welches wir uns immer wieder zur Gemüte führen sollten, so wie Jesus es uns lehrte: “Liebt eure Feinde.”
Vers 6:
Du sollst das Recht deines Armen nicht beugen in seiner Sache.
Auch dieses Gebot greift Jesus auf als er davon spricht, dass wir einem edel gekleideten Reichen keinem besseren Platz zuweisen sollten als dem in Lumpen gekleideten Armen.
Vers 7 und 8:
Halte dich ferne von einer Sache, bei der Lüge im Spiel ist. Den Unschuldigen und den, der im Recht ist, sollst du nicht töten; denn ich lasse den Schuldigen nicht recht haben. Du sollst dich nicht durch Geschenke bestechen lassen; denn Geschenke machen die Sehenden blind und verdrehen die Sache derer, die im Recht sind.
Auch hier wird einmal mehr Gottes Herzensanliegen sich, dass Recht Recht bleibt! Der Teufel ist der Vater der Lüge, Gott aber ist der Vater der Wahrheit. Gott hasst die Lüge und den Trug, ebenso wie auch die Bestechlichkeit!
Vers 9:
Einen Fremdling sollst du nicht bedrängen; denn ihr wisst um der Fremdlinge Herz, weil ihr auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen seid.
Wir kommen nun zum letzten Vers des heutigen Predigttextes. Gott sagt hierin aus, dass die Israeliten wissen was es heißt Fremdling zu sein. Und er sagt, dass sie um der Fremdlinge Herz wissen. Gott spricht hier das Mitgefühl an, die Empathie. Auch wenn wir selbst nicht Fremdlinge waren, so können wir doch versuchen uns in die Situation Geflüchteter reinzufühlen und wie wir uns wünschen würden, dass man mit uns verfahren würde, wenn wir Fremdlinge wären. In diesem Vers sehen wir, dass Asyl ein Menschenrecht ist. - Pause - Dies ist allgemein ein guter Umgang: Sich zu fragen: Wie würde es mir damit gehen? Was würde ich mir wünschen?). Das ist die goldene Regel die uns Jesus lehrte, dass wir stets das tun sollen, von dem wir uns wünschen, dass andere es uns tun mögen.
Im Grunde lassen sich die hier genannten spezifischen Gebote auf einem Nenner zusammenbringen: “Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.” Dieses Gebot wird von Jesus im Doppelgebot der Liebe neben dem Gebot “Du sollst den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen lieben, mit deiner ganzen Seele und mit all deiner Kraft!” zum wichtigsten Gebot überhaupt erklärt. Nicht von ungefähr kommt es, dass Jesus sagt, dass in diesen beiden Geboten das gesamte Gesetz und die Propheten zusammengefasst sind. Wir können die heutigen Gebote also auf diesem Nenner zusammenbringen: “Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.” - Pause - Umgekehrt können wir aber nun anhand derartiger Gebote prüfen, ob wir unserem Nächsten wirklich lieben. Die Gebote dienen uns daher als Spiegel und wenn wir feststellen, dass wir in einzelnen Punkten zur Rechten oder zur Linken davon abweichen, so wollen wir hier nachjustieren. Gottes Gebote dienen der Erbauung der Gemeinde und sie fördern das Leben! Sie sollen uns nicht quälen, sie sollen uns zum Segen werden. Sie entstammen der Liebe Gottes zu seinem Volk und die Gebote des Neuen Testamentes, unseres Bundes entstammen der Liebe Gottes zu uns. Lasst uns also von den Geboten des Alten Sinaibundes lernen und lasst uns die Gebote halten, die Gott uns als Heiden (das meint Nichtjuden) gegeben hat! Und Lasst uns lieben, so wie er uns geliebt hat! In diesem Sinne Gott befohlen! Amen.
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