Predigt Palmsonntag 02. April 2023

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Notes
Transcript

Wer hat Anspruch auf mein Leben?

1.) Einstieg
Liebe Schwestern, liebe Brüder,
von uns allen wird irgendwo, irgendwie, irgendwann etwas erwartet.
Die Eltern erwarten von Ihren Kindern gute Leistungen in der Schule.
Die Kinder erwarten von Ihren Eltern Unterstützung.
Der Beruf erwartet von uns vollen Einsatz.
Die Familie hat ihre eigenen Erwartungen, ebenso die Partnerschaft.
Erwartungen können zu hoch oder zu niedrig sein.
Ich hoffe, es ist keine zu persönliche Frage, aber was für ein Typ Mensch sind Sie in Bezug auf Erwartungen?
Spornen Erwartungen Anderer Sie an ihre Ziele zu erreichen?
Oder sind Sie jemand, den die ganzen Erwartungen erdrücken ?
2.) Problem: Wie gehe ich mit den vielen Erwartungen um, die an mich herangetragen werden, um mich selbst nicht zu verlieren?
Eine goße Volksmenge, hat mit eigenen Augen gesehen, wie Jesus seinen Freund Lazarus von den Toten auferweckt hat.
Das hat sofort die Runde gemacht und diese Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer.
Kurz darauf entschließt sich Jesus zum Passahfest nach Jerusalem zu gehen, um zu feiern. Seine Jünger kommen auch mit.
Kurz vor Jerusalem kommt Jesus schon eine riesige Volksmenge entgegen. Helle Aufregung herrscht.
“Da kommt unser Heiland!”, hört man schon vor den Toren Jerusalems rufen.
Warum Jesus einen Esel sucht, findet und auf ihm einreitet, erklärt die Bibel damit, dass es so schon der Prophet Secharja prophezeit hat.
Und tatsächlich, der Esel ist ein Königstier auf dem die Könige der damaligen Zeit geritten sind.
Als Sie am Tor von Jerusalem angekommen sind, da trauen die Jünger ihren Augen nicht.
Menschen über Menschen drängen sich die Straße entlang, sie machen so gut es geht Platz für Jesus, breiten ihm seine Kleider aus,
reißen Palmzweige von den Bäumen ab (ein Symbol des Laubhüttenfestes, welches daran erinnert, dass die Israeliten in der Wüste in Laubhütten wohnten.)
Sie winken Jesus zu und schreien regelrecht. Hosianna, Gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn. Der König Israels.
Endlich! Denken sich die Jünger. Das warten hat sich gelohnt.
Endlich! Denkt sich das Volk. Wir werden befreit!
Endlich, denkt sich....auch Jesus?
3.) Lösungsansätze
Versetzen wir uns in die Lage von Jesus. Er reist seit Jahren durch ganz Israel und er hat nur ein Anliegen, dass er sich verkündet! (Zumindest im Joh Ev).
Kehrt um zu Gott. Das ist nun möglich. Möglich, weil ich da bin! Denn ich und der Vater sind eins.
Ich erfülle den Willen meines Vaters, heißt es. Joh 6,38 “Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.”
Das unterscheidet uns schon mal mächtig von Jesus. Wir tun nämlich oft nicht den Willen des Vaters, sondern gehen unseren eigenen Gedanken, Lüsten und Wünschen nach.
Jetzt hat er diesen Auftrag und sieht die ganze Menschenmenge vor ihm. Was für ein Gefühl muss das gewesen sein? Endlich mal wahrgenommen werden von allen. Endlich mal gefeiert werden von allen.
Keine Auseinandersetzung, kein Stress.
Was hätte Jesus denn alles tun können? Was hätten Sie gemacht?
Die Menschen schreien:
Hosianna!
Das ist aramäisch und bedeutet soviel wie: Herr, Hilf uns!
Die Menschen wollten endlich jemanden, der ihnen hilft. Der die Umstände ändert. Die Umstände, die einen brechen.
3.) Jesus ist nicht everybodys Liebling und wir sollten es auch nicht sein
Die Erwartungen der Menge kann einen anpspornen Ziele zu erreichen. Ein Phänomen, dass auch in der Psychologie bekannt ist, namens: Pygmalion-Effekt.
Der Pygmalion-Effekt geht zurück auf den gleichnamigen Bildhauer aus der griechischen Mythologie. Pygmalion war von den Frauen so enttäuscht, dass er eine weibliche Statue als Projektion seiner Erwartungen erschuf – quasi als die ideale Frau – und sich in sie verliebte.
Auf seine Bitte hin erweckte die Liebesgöttin Venus die Statue für Pygmalion zum Leben. Er hat sich also buchstäblich aus seinen Wünschen und Erwartungen die perfekte Frau erschaffen.
Wir können also nach den Erwartungen, die an uns gestellt werden oder die wir selber an uns haben leben und das kann uns anspornen.
In dem Fall leben wir nach den an uns gestellten Erwartungen. In manchen Fällen kann das ganz ok sein, aber was ist, wenn die Erwartungen zu viele werden?
Unter dem Hilferuf der Menschen (“Hosianna”), verstand jeder etwas anderes.
Manche der Menschen wollten gerne in sich Heil werden. Wollten Verletzungen geheilt haben sehen, die ihnen irgendwann einmal zugefügt worden sind.
Andere wollten vielleicht ganz konkrete Hilfe erfahren in den Nöten, die sie hatten. Oder wollten Wunder sehen, wie jenes von Lazarus.
Die Meisten aus der Menge (und auch viele Jünger Jesu), wollten endlich ein Ende der römischen Herrschaft herbeizwingen. Eine Revolution.
Sie sahen in Jesus einen Revoluter, der die Weltordnung ändern würde.
Ein neuer König für unser Volk!
Neben den Hosianna-Rufen lagen also 1000 von Erwartungen in der Luft. Erfüllt sich hier eine Erwartung nicht, wird an anderer Stelle gemosert und vllt gegen Jesus gewettert.
Wer nun allen Erwartungen gerecht werden will, wird sich selber zerreiben und sich selbst verlieren.
Denn: Jedermanns Freund ist Jedermanns Jeck. Hier wird man zum Spielball fremder Erwartungen. Everybodys Liebling hat keine eigenen Ziele.
Jesus tut dies nicht. Er ist nicht jedermanns Jeck oder Liebling.
Wie sieht es in unserem Leben aus? Wo zerreiben wir uns unter den vielen Erwartungen, die auf uns einprasseln?
Wie sieht es in unserer Kirche aus? Haben wir das Ziel vor Augen, das Jesus uns aufgetragen hat? Machen wir zu Jüngern alle Welt?
Oder verlieren wir uns nicht auch allzuoft in dem modernen Zeitgeist, der den Wahrheitsbegriff deformiert und everybodys Liebling ist?
Manche Denkschriften lassen den EIndruck entstehen: Umweltschutz (so wichtig er ist!), Gendern und political correctness stehen über dem Wort Gottes.
Von der Welt geliebt, während wir die Wege Gottes verlassen.
So soll es bei uns nicht sein!
Erwartungen bekämpfen.
Jesus hätte auch die Erwartungen bekämpfen können. “Was erwartet ihr denn bitte von mir?”
Ich bin nicht so ein König, den ihr gerne hättet! Ich bin auch nicht so ein Messias, der euch sofort alle Leiden nehmen wird, also hört auf damit.
Er hätte sich vor die Volksmenge stellen können und eine Art Bergpredigt II halten können, warum die Erwartungen fehl am Platze sind.
In der Psychologie nennt man das den Nocebo-Effekt.
Vielleicht kennen Sie den Placebo-Effekt. Der Glaube an die Heilung erzeugt eine heilende Wirkung.
Der Nocebo-Effekt ist das Gegenteil.
Der Nocebo-Effekt ist meist bei Pessimisten zu beobachten. Das sind Menschen, die jegliche Hoffnung verloren haben. Die nichts mehr vom Leben erwarten.
Im medizinischen Bereich sind es die Menschen, die die Packungsbeilage lesen und sämtliche Nebenwirkungen haben - aber ein heilender Effekt tritt nie ein.
Tatsächlich wird die Heilung durch den Unglauben an diese Verhindert. Dies ist ebenso erwiesen, wie der Placebo-Effekt.
Jesus bekämpft die Erwartungen aber auch nicht, die an ihn herangetragen werden - auch wenn sie noch so falsch oder gut gemeint sind.
Vielleicht weil er weiß, dass sich dann alles um die Erwartungen dreht und nichts mehr um das Ziel. Die Erwartungen hätten so viel größeres Gewicht bekommen als alles andere.
Wer gegen alle Erwartungen angeht, weiß irgendwann gar nicht mehr, worum es geht und verliert die Sache aus den Augen.
Den Weg der Sache hat er schon verlassen, wenn er nur auf die Erwartungen antwortet.
-> Führt von der Sache weg.
Erwartungen ignorieren.
Jesus hätte natürlich auch alle Erwartungen ignorieren können. Es scheint auch zunächst so als ob er es auch tut und beharrlich seinen Weg geht, aber warum hat er dann zuvor überhaupt so oft gepredeigt, wenn
ihm sowieso alles egal scheint?
Wieso ist er überhaupt auf diese Welt gekommen, wenn ihm die Menschen gleichgültig sind?
Dem ist nicht so. Wir sind Gott nicht egal!
Gerade deshalb nimmt Jesus überhaupt den Weg nach Jerusalem auf sich, weil wir ihm alles andere als egal sind!
Wir sind Gottes ein und alles!
Und doch haben wir manchmal den Eindruck, Gott interessiert sich nicht für mich.
Mir geht es so schlecht! Warum hörst du denn nicht?
Warum ist in meinem Leben alles so durcheinander? Warum bringst du keine Ordnung? Warum hast du dies und jenes?
Jesus ist es nicht egal, auch wenn es so scheint, weil er sich für den Moment feiern lässt. Er lässt das Feiern zu, weil er auf sein Ziel zuläufft.
Dieses Ziel erfüllt all unsere Erwartungen auch wenn es nicht mit unseren Erwartungen übereinstimmt.
Im Endeffekt werden ein paar Szenen später all unsere Erwartungen erfüllt werden.
-> Gleichgültigkeit
4.) Lösung
Erwartungen können dazu führen, dass wir uns selbst, die Sache oder die anderen aus den Augen verlieren. Wie gehe ich als Christ aber dann mit Erwartungen um?
Zunächst. Wir verwechseln Erwartungen viel zu oft mit “Ansprüchen”.
Ansprüche sind streng genommen aber keine Erwartungen.
Die Menschen, die Jesus zujubeln haben den Anpruch an Jesus: Nun los! Mach schon! Hau die Römer um!
Sie sehen in Jesus etwas, was er nicht ist bzw. was auch nicht sein Auftrag ist.
Ansprüche können ganz schnell enttäsucht werden, egal, ob ich sie an mich, andere oder Gott stelle.
Das Wort “Erwarten” besteht aus zwei Wörtern.
Er und Warten.
In der dt. Sprache bedeutet das Er, den Anfang einer Handlung und alles was danach kommt, zeigt das Mittel an mit dem die Handlung erreicht werden soll.
Beim Erwarten soll ein Geschehen also durch Warten vollendet werden.
Warten. Ein Wort, dass wir Menschen einfach nciht leiden können, oder warten sie gerne? Ich auf jeden Fall nicht. Ich bin sowieso so ungeduldig - leider.
Gott lässt sich nicht beanspruchen, sondern stellt den Anspruch an uns: Zu Warten.
Wie Langweilig! Geht doch in unserer Zeit immer alles so schnell. Einmal geklickt, klingelt es am nächsten Tag an der Tür.
Als Nachfolger Christi sollten wir uns aber vielleicht gerade von Ansprüchen an uns (und andere) befreien und erwarten. Denn nur Gott hat Anspruch und sollte es haben.
Jesus stellt sich ganz dem Anspruch Gottes zur Verfügung und führt damit Gottes Willen aus.
Er ist frei von allem, worin wir uns und andere verlieren könnten. Er bleibt ganz bei sich, bei den Anderen und bei der Sache.
Und so geht er ohne Ablenkung auf sein Ziel zu.
Das Kreuz, das keiner erwartet hätte!
Er erfüllt die Erwartungen des Volkes nicht bzw. Ansprüche und das ist auch gut so.
Als Napoleon von seinem siegreichen Feldzug in Österreich unter den Hurra-Rufen der Bevölkerung heimkehrte, sagte Bourrienne zu ihm:
“Es muss doch köstlich sein, mit solchem Jubel begeisterter Bewunderung begrüßt zu werden.”
“Bah!” erwiderte Napoleon, “Dieselbe Volksmenge, die ja gar nicht weiter nachdenkt,
würde unter einer geringen Verschiebung der Umstände ebenso ungestüm auf dem Wege zum Schafott hinter mir dreinrufen.”
So ist es mit den Anprüchen, die wir an uns stellen und die andere uns stellen.
5.) Lösungsverstärkung
Liebe Gemeinde!
Wollen Sie ganz frei sein? Frei von allen Ansrpüchen, die an uns gestellt werden?
Stellen Sie sich ein Leben ohne Fremdbestimmung vor. Sie sind ganz Sie selbst! Sehnen Sie sich überhaupt danachd?
Ganz Sie selbst zu sein?
Dann stellen Sie sich ganz in den Anspruch Gottes. Lassen Sie ihn ihr Leben bestimmen. So wie es Jesus tat.
Dann sind wir frei von den eigenen Zwängen.
Von dem Gerede der Anderen.
Und von der Neurose Gott gefallen zu müssen, weil wir ihm einfach schon gefallen. Wir müssen nur warten. Und wir Christen warten.
Und wir wissen, dass wir Jesus Christus erwarten - als König, der uns befreit!
Amen!
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus unserem HERRN und Heiland.
Amen!
Hosanna = Herr Hilf!
König
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