Abendmahl

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Lukas 22,7-20
7 Es kam nun der Tag der Ungesäuerten Brote, an dem man das Passalamm opfern musste. 8 Und er sandte Petrus und Johannes und sprach: Geht hin und bereitet uns das Passalamm, damit wir’s essen. 9 Sie aber fragten ihn: Wo willst du, dass wir’s bereiten? 10 Er sprach zu ihnen: Siehe, wenn ihr hineinkommt in die Stadt, wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Wasserkrug; folgt ihm in das Haus, in das er hineingeht, 11 und sagt zu dem Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist die Herberge, in der ich das Passalamm essen kann mit meinen Jüngern? 12 Und er wird euch einen großen Saal zeigen, schön ausgelegt; dort bereitet das Mahl. 13 Sie gingen hin und fanden’s, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Passalamm.
14 Und als die Stunde kam, setzte er sich nieder und die Apostel mit ihm. 15 Und er sprach zu ihnen: Mich hat herzlich verlangt, dies Passalamm mit euch zu essen, ehe ich leide. 16 Denn ich sage euch, dass ich es nicht mehr essen werde, bis es erfüllt wird im Reich Gottes.
17 Und er nahm den Kelch, dankte und sprach: Nehmt ihn und teilt ihn unter euch; 18 denn ich sage euch: Ich werde von nun an nicht trinken von dem Gewächs des Weinstocks, bis das Reich Gottes kommt. 19 Und er nahm das Brot, dankte und brach’s und gab’s ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. 20 Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird!
Ihr Lieben,
einmal im Physikunterricht, Klasse 11, fragte uns der Lehrer: „Was ist Licht?“ Reihum musste jeder eine Antwort geben. Ihr wisst ja, wie angenehm das ist, wenn man sieht, wie die Aufgabe immer näher an einen heranrückt. Gleich ist man an der Reihe! Da man bekommt ein bisschen Nervenflattern, weil man will sich ja nicht blamieren…
Die meisten von uns quälten sich also auf die Frage „Was ist Licht?“ irgendetwas heraus, was entweder „Wellen“ als Antwort beinhaltete oder irgendetwas ähnliches. Auch ich muss so etwas gestottert haben. Zumindest weiß ich noch, dass ich mit meiner Antwort höchst unzufrieden war, zumal ich eigentlich den Anspruch hatte, in Physik ganz gut zu sein…
Einer meiner Mitschüler, Paul hieß er, traute sich jedenfalls, auf die Frage des Lehrers die qualifizierte Antwort abzugeben — mit diesem flapsig-bockigen Unterton, wie das Jungs in diesem Alter manchmal zu tun pflegen: „Keine Ahnung.“
Als die Runde endlich durch war, setzte unser Lehrer ein süffisantes Lächeln auf und sagte zu unserer Verwunderung: „Pauls Antwort war die beste. — Wir wissen es nicht! Wir können es aus verschiedenen Perspektiven anschauen, verschiedene Modelle, Ideen entwickeln; aber im Moment müssen wir uns eingestehen: Eigentlich wissen wir es nicht. Es ist ein Geheimnis.“
Es ist ein Geheimnis. Das gilt nicht nur für die physikalische Frage nach dem Licht, das gilt auch für die theologische Frage nach dem Abendmahl. Im letzten Grunde ist es ein Geheimnis, was das Abendmahl genau ist. Es ist ein Geheimnis, was beim Abendmahl genau geschieht.
Und wie das so ist mit Geheimnissen, über die man Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende rätselt, gibt es ganz verschiedene Erklärungen und Theorien. Diese verschiedenen Erklärungen beim Thema Abendmahl sind der Hauptgrund dafür, dass es heute verschiedene Kirchen gibt, sogar innerhalb des evangelischen Glaubens.
Während die katholische Lehre besagt, dass sich Brot und Wein beim Abendmahl tatsächlich in Leib und Blut Jesu Christi verwandeln, lehrt man in der evangelisch-reformierten Tradition, die sich v.a. im Schweizer und im Südwestdeutschen Raum findet, dass es beim Abendmahl ausschließlich um die Erinnerung geht. Die Erinnerung an das letzte Abendmahl und die Erinnerung an das, was Jesus für uns vollbracht hat.
Wir in der evangelisch-lutherischen Kirche befinden uns irgendwo dazwischen; Luther lehnte sowohl das eine, als auch das andere ab. Man verständigte sich in der Lehre darauf, dass die Feier des Abendmahls sehr wohl mehr ist, als nur eine Erinnerung, aber dass andererseits Brot und Wein auch Brot und Wein bleiben und sich nicht in Fleisch und Blut verwandeln. So heißt es im Augsburger Bekenntnis, auf dem — unter anderem — unsere Kirche gründet: „Vom Abendmahl des Herrn wird so gelehrt, daß der wahre Leib und das wahre Blut Christi wirklich unter der Gestalt des Brotes und Weines im Abendmahl gegenwärtig ist und dort ausgeteilt und empfangen wird.“ (CA10) — Ja, fragt mich bitte nicht, was das jetzt genau bedeutet…
Man kann wohl so viel sagen: Ja, wir glauben daran, dass, wenn wir Abendmahl feiern, Jesus Christus tatsächlich gegenwärtig ist, sogar in Brot und in Wein. Wie genau das aber vonstatten geht, ist für uns nicht zu greifen. Es bleibt ein Geheimnis.
Und ehrlich gesagt finde ich das gar nicht schlimm, denn es zeigt auch, dass Gott größer ist als unser Denken. Es darf Dinge in unserem Glauben geben, vor denen wir stehen und sie nicht begreifen, sie nicht durchdringen können; Dinge, die für uns ein Geheimnis sind und bei denen wir einfach auf Gott vertrauen dürfen; vertrauen, dass Er es gut mit uns meint.
Doch ein bisschen möchte ich mit euch versuchen, diesem Geheimnis nachzuspüren. Wir haben im Predigttext gehört, wie Jesus das Abendmahl eingesetzt hat, das heißt, wie Er es mit Seinen Jüngern feierte und sie beauftragte, das immer wieder zu tun.
Wichtig dabei ist zuerst: Dieses sogenannte „letzte Abendmahl“ war ein Passahmahl. Es gehörte also zu dem Fest, das die Juden noch heute feiern. Es gehörte zu dem Fest, das daran erinnert, wie Gott das Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten befreite.
Wer im Kindergottesdienst aufgepasst hat, kann sich vielleicht noch an die 8 Plagen erinnern, die Gott über Ägypten kommen ließ… — Ah richtig, es waren 10 ;-) Kleiner Test. Die 10. und letzte Plage war der Tod aller erstgeborenen Söhne. Eine grausame Plage. Doch für das Volk Israel eröffnete Gott einen Ausweg: Wer die Pfosten seiner Tür mit dem Blut eines Lammes bestrich, an dessen Haus ging der Todesengel vorbei und der Erstgeborene wurde verschont.
Bis heute werden deshalb zum Passahfest Lämmer geschlachtet — und so war es auch zur Zeit Jesu. — Das Blut eines unschuldigen Lebewesens rettet das Leben der Schuldigen.
Es war kein Zufall, dass Jesu Tod genau auf dieses Fest fiel. Damit wird Er zum Lamm Gottes, das für uns stirbt, uns befreit, uns rettet. Sein Blut bedeckt unser Leben, bezahlt für unsere Schuld, rettet uns vor dem Tod.
Und um uns dieser Rettung gewiss zu sein, gibt Er uns das Abendmahl. Im Abendmahl bekommen wir Anteil an Jesu Sterben. Es ist, als würden wir die Pfosten unserer Haustür — und wenn wir so wollen: die Pfosten an der Tür unseres Herzens — mit Seinem Blut bestreichen und dadurch gerettet werden. Wenn wir an Jesu Sterben Anteil haben, dann haben wir auch an Seiner Auferstehung Anteil. Dann hat der Tod keine Macht mehr über uns. Wir sind frei, erlöst, errettet. Der Weg zu Gott ist für uns offen.
Wenn wir also am Abendmahl teilnehmen, dann bekennen wir zum einen, dass Jesus Christus der Herr unseres Lebens ist, auf den wir unsere Hoffnung setzen, an den wir glauben — und dann werden wir daran erinnert und darin bestärkt, dass wir gerettet sind. Jesus selbst bestärkt uns darin. Mit dem Abendmahl hat Er uns etwas geschenkt, in dem wir Seine Gnade sogar schmecken dürfen. Hier wird für uns greifbar, wie sehr Er uns liebt und wie viel Er für uns gegeben hat! Das Lamm Gottes gibt sich für uns, damit wir leben dürfen.
Im Abendmahl sind wir Empfangende. Wir nehmen uns nicht selbst, es wird uns gegeben. Wir sind ganz passiv, denn wir wissen, dass wir nichts tun können. Allein voller Dank Gottes Güte anzunehmen ist unsere Aufgabe, unser Privileg.
Hinzukommt, dass wir das nicht allein tun. Abendmahl geschieht immer in Gemeinschaft. Das ist schon dadurch bedingt, dass man sich das Abendmahl eben nicht selbst geben kann. Wenn wir an Gottes Tisch kommen, dann tun wir das als Brüder und Schwestern in Jesus Christus. Vor Gott sind wir Geschwister! Vor Gott sind wir eine Familie von Geretteten! — Ich weiß, das fällt schwer, aber wie wunderschön wäre es doch, wir würden einander mehr und mehr als Familie verstehen; würden Streit beiseite legen; würden einander wirklich Schuld vergeben; würden nur gut übereinander reden; würden füreinander einstehen; würden uns freuen, wenn wir einander sehen, weil auch der andere ein geliebtes Kind Gottes ist! Vor Gott sind wir eine große Familie. Auch das wird beim Abendmahl deutlich, wenn wir gemeinsam vor Gott stehen.
Und einen allerletzten Gedanken möchte ich noch hinzutun: Das Abendmahl ist ein Vorgeschmack auf das, was uns erwartet. Jesus hat uns versprochen, dass wir im Himmel ein großes Festmahl miteinander feiern werden! — Die Bibel spricht von einem großen Hochzeitsmahl, einem großen Hochzeitsfest, wenn wir als Gemeinde aller Christen zu unserem Herrn Jesus Christus kommen.
Das Abendmahl ist ein Vorgeschmack auf die Gemeinschaft mit Gott und auf die Gemeinschaft miteinander, die uns im Himmel erwartet.
Auch wenn es ein Geheimnis ist und bleibt, was im Abendmahl genau geschieht, so soll es uns Trost und Stärke sein, uns als Geschwister im Glauben an Jesus Christus zusammenbringen, uns unserer Rettung gewiss machen, uns neue Hoffnung geben, die über dieses Leben hinausgeht. Möge Jesus Christus das in uns bewirken.
Amen.
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