Alles für mich
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Transcript
Ihr Lieben,
am Sonntag zur Konfirmation habe ich über ein Gleichnis gepredigt, in dem es darum ging, dass ein Mensch einen Schatz findet und bereit ist, ALLES herzugeben, was er besitzt, um diesen Schatz zu bekommen. Es ging um die Kostbarkeit des Himmels, um die Kostbarkeit des Reiches Gottes. Und die Frage lautete: Was bin ich bereit zu geben, um diesen Schatz zu bekommen? Bin ich bereit, alles zu geben, was nötig ist?
Auch heute geht es um ALLES. — Doch diesmal aus einer anderen Perspektive. Heute geht es nicht darum, was wir alles geben müssen, sondern was Gott alles gegeben hat. Heute geht es darum, dass Gott gibt, ja, dass Er ALLES gibt — um uns zu retten.
Unser Predigttext hat dabei drei Teile. Zuerst eine Art Überschrift:
„Gott, der Vater, hat uns vor der Macht der Finsternis gerettet und der Herrschaft seines geliebten Sohnes unterstellt. Der schenkt uns die Erlösung, die Vergebung unserer Sünden.“ (V.13f)
Wir Menschen unterstanden der Macht der Finsternis. — Ich habe jetzt bei Instagram schon öfters ein Video gesehen, das mir sehr eindrücklich war. Ein junger Mann wird gefragt: „Wenn Gott uns Menschen liebt, wie kann dann sein, dass Er Menschen in die Hölle schickt?“ — Der junge Mann antwortet darauf: „Gott schickt niemanden in die Hölle! Es ist vielmehr so, dass wir Menschen uns auf dem Weg in die Hölle befinden.“ — Wir alle sind verloren, wir alle sind schuldig, wir alle haben es verdient, in die Hölle zu kommen, auf ewig von Gott getrennt zu sein. Gott schickt niemanden in die Hölle; wir sind es, die auf dem Weg dahin sind. Ganz im Gegenteil: Gott rettet uns! Er nimmt uns vom diesem Weg und setzt uns auf den Weg, der zum Leben führt. Er erlöst uns aus unserer Verlorenheit. Er rettet uns aus der Macht der Finsternis. Er schenkt uns Erlösung. Er unterstellt uns der Macht Seines geliebten Sohnes.
Gott will uns nicht verdammen; Er will uns retten! Denn Er will, das jeder Mensch gerettet wird und die Wahrheit erkennt! … so bezeugt es Paulus im ersten Brief an Timotheus. (1Tim 2,4)
Für uns gilt: Er hat das bereits getan! So schreibt es Paulus im Predigttext: „Gott hat uns vor der Macht der Finsternis gerettet und der Herrschaft seines geliebten Sohnes unterstellt.“ (V.13) Er hat das bereits getan! Das heißt, wir sind gerettet. Wir gehören schon jetzt zu Jesus Christus!
Und um diesen Jesus Christus dreht sich nun der zweite Abschnitt des Predigttextes:
15 Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der zuerst Geborene: Vor allem Geschaffenen war er da. 16 Denn durch ihn wurde alles geschaffen, im Himmel und auf der Erde. Das Sichtbare und das Unsichtbare – ob Throne oder Herrschaftsbereiche, ob Mächte oder Gewalten – alles wurde durch ihn geschaffen und alles hat in ihm sein Ziel. 17 Er ist vor allem da, und in ihm hat alles Bestand. 18 Und er ist das Haupt des Leibes – der Gemeinde. Er ist der Anfang: der erste der Toten, der neu geboren wurde. In jeder Hinsicht sollte er der Erste sein. 19 Denn so hatte es Gott beschlossen: Mit seiner ganzen Fülle wollte er in ihm gegenwärtig sein.
Paulus überschlägt sich regelrecht! Das, was wir hier lesen, wird in der Theologie „Hohe Christologie“ genannt; das heißt, es geht um Jesus Christus als Gott. — Jesus Christus ist Gott. Paulus kommt richtig ins Schwärmen angesichts dieser Größe und Majestät. Er beginnt bei der Schöpfung: Vor allem anderen, war Jesus da! Er war der allererste, der zuerst Geborene. Und als dieser Gottes Ebenbild; das heißt, in allem Gott gleich! Wer Jesus angeschaut hat, der konnte Gott ins Gesicht sehen.
Er ist das Alpha, der Anfang aller Dinge! „Denn durch ihn wurde alles geschaffen, im Himmel und auf der Erde. Das Sichtbare und das Unsichtbare.“ (V.16a) Jesus war schon vor der Schöpfung der Welt da und Er war an der Schöpfung der Welt beteiligt. Doch damit immer noch nicht genug! „Alles hat in Jesus Christus sein Ziel!“ (V.16c) Er ist gleichsam Ursprung und Ziel der Schöpfung. Aus Ihm ist alles hervorgegangen und auf Ihn läuft alles zu.
Und Paulus geht noch weiter: Jesus ist nicht nur Ursprung und Ziel, Er ist sogar Grund dafür, dass alles bestehen kann, „durch Ihn hat alles Bestand.“ (V.17b) Es gibt nichts, was ohne Jesus existieren kann. ALLES hat in Ihm seinen Ursprung; ALLES hat durch Ihn Bestand; ALLES hat in Ihm sein Ziel.
Jesus Christus übersteigt ALLES weit. Er übersteigt auch unser Denken weit. Und wir merken mehr und mehr, wie wenig wir Ihn zu greifen vermögen, wie klein wir vor Ihm sind, wie groß Seine Herrlichkeit ist. Wie wir nur staunend vor Ihm stehen können. — Jesus Christus ist nicht nur der Kern und das Zentrum unseres christlichen Glaubens. Er ist nicht nur das Ziel der Schöpfung. Sondern Er ist auch ihr Ausgangspunkt. Er ist nicht nur Teil der Geschichte, sondern er ist die Geschichte. Er ist nicht nur das Alpha, sondern auch das Omega, Er ist Anfang und Ende — und alles, was dazwischen ist. Jesus Christus ist alles.
Er ist sogar „der erste der Toten, der neu geboren wurde. In jeder Hinsicht sollte Er der Erste sein“, schreibt Paulus. (V.18b) Und als wäre das alles noch nicht genug, setzt Paulus noch einen drauf: „Denn so hatte es Gott beschlossen: Mit seiner ganzen Fülle wollte Er in Ihm gegenwärtig sein.“ (V.19) — Gott hat sich ganz in Jesus Christus hineingegeben. In Jesus begegnet uns die totale Gottheit! In Jesus begegnet uns Gott selbst — in all Seiner Vollkommenheit und Heiligkeit.
Wie groß und wunderbar diese Zeilen doch sind. Sie lassen uns zutiefst staunen. Sie wecken tiefe Ehrfurcht. Wie unendlich groß ist dieser Jesus! — Ich musste hier an einen Satz aus dem Alten Testament denken, den König Salomo ausspricht. Als er den Tempel einweihen durfte, betete er Gott an und bekannte: „Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen.“ (1Kön 8,27b)
Wie groß ist unser Herr Jesus Christus!
Nachdem Paulus uns dies alles vor Augen gemalt hat, kommt er im dritten Teil unseres Predigttextes zum Höhepunkt:
20 Und Gott wollte, dass alles durch Christus Versöhnung erfährt. In ihm sollte alles zum Ziel kommen. Denn er hat Frieden gestiftet durch das Blut, das er am Kreuz vergossen hat. Ja, durch ihn wurde alles versöhnt – auf der Erde wie im Himmel.
Was ist angemessen für einen derart großen Herrn? Was wäre Ihm würdig; Ihm, vor dem wir nur in Ehrfurcht auf die Knie fallen können? — Jesus selbst wählt das Kreuz. Der allmächtige Gott lässt alle Macht fallen. Der Ursprung und Schöpfer aller Dinge geht selbst den Weg des Todes, den alles Irdische geht. Den, der alles zusammen hält, den zerreißt es selbst.
Gott wird Mensch, um uns ganz nah sein zu können. Doch damit nicht genug! Er geht sogar in den Tod — für Dich und für mich! Er geht von ganz oben, von der höchsten Herrlichkeit ganz hinab in die tiefste Tiefe. Er gibt sich hin, nimmt alle Grausamkeit dieser Welt auf sich. Und Er nimmt alle unsere Schuld auf sich. Das Kreuz ist das Ziel der Heilsgeschichte, das Ziel von Gottes Plan für uns, Höhepunkt und Tiefpunkt zugleich. Hier kommt alles zusammen.
Hier, am Kreuz, gibt es Versöhnung, Versöhnung zwischen Gott und uns. Alles, was stört, wird ausgeräumt. Hier, am Kreuz, gibt es Frieden, Frieden der tiefer geht als alles, was wir jemals kannten. Gott macht die Tür für uns wieder auf. Er öffnet sie weit und lädt uns ein, hindurchzugehen, die Versöhnung anzunehmen, den Frieden in unser Herz zu lassen, den Schritt in Sein Reich zu wagen.
Karfreitag ist eine Zumutung. Es ist schwer zu greifen. Der große allmächtige Gott gibt sich selbst. Und es ist hart, weil wir uns eingestehen müssen, dass es unsere Schuld war, die Jesus in Seiner großen Liebe dazu brachte, den Weg bis ans Kreuz zu gehen.
Karfreitag ist eine Zumutung. Aber Karfreitag ist nötig. Karfreitag ist unsere Rettung, die Versöhnung mit Gott! Der Weg zum Leben für dich und mich. Gott hat diesen Weg selbst gewählt, Jesus hat diesen Weg selbst gewählt. Hier am Kreuz geschieht Entscheidendes. Denn es ist entscheidend, wer dort hängt. Er ist alles! Jesus Christus ist alles! Und wir können nur staunen — über diesen hohen Gott und diesen niedrigen Tod. Über diese unendliche Liebe. Über diese unermessliche Größe, selbst in der tiefsten Tiefe. Über diese Versöhnung.
Amen.