Das Seufzen und das Hoffen

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Notes
Transcript

Einleitung

Bilderreigen
Was ist Sehnsucht?
Wikipedia: “Sehnsucht (von mittelhochdeutsch sensuht, als „krankheit des schmerzlichen verlangens“) ist ein inniges Verlangen nach Personen, Sachen, Zuständen oder Zeitspannen. Sie ist mit dem Gefühl verbunden, den Gegenstand der Sehnsucht nicht erreichen zu können. Bei Menschen, die sich vor Sehnsucht „verzehren“, kann diese psychopathologische Züge annehmen, so etwa bei verschiedenen Formen der Todessehnsucht, die bis zum Suizidwunsch reichen kann.”
Sehnsucht ist also mit Schmerzen verbunden. Paulus nennt das “seufzen” in unserem heutigen Bibeltext.
Wir lesen gemeinsam: Rö 8,18-25

Das Seufzen

Rö 8,18 “Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.”
Hier stellt Paulus zwei Dinge gegenüber: Leiden und Herrlichkeit
Es gibt aber offensichtlich eine zeitliche Abfolge. Die jetzige Zeit, und die zukünftige Zeit - jetzt die Leiden, zukünftig die Herrlichkeit
Welche Herrlichkeit ist da gemeint, die da noch versteckt ist und offenbart werden soll?
Wenn Gott uns verherrlichen wird, werden wir das wissen. Für Paulus und auch Johannes ist es dann, wenn Gott uns nach der Auferstehung Jesu gleich macht.
1Joh 3,2 “Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.”
2Kor 3,18 “Nun aber schauen wir alle mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel, und wir werden verklärt in sein Bild von einer Herrlichkeit zur andern von dem Herrn, der der Geist ist.”
Diese Herrlichkeit wartet auf uns, sie ist unsere Zukunft. Das bedeutet aber auch, das die jetzige Zeit ein Ende finden wird - logisch. Was ist das denn für eine Zeit?
Es ist die Zeit bis zur Wiederkunft Christi. Zeit der Gnade, in der der Mensch noch die Rettung ergreifen kann. Zeit der Erwartung auf das, was noch kommen wird. Die Zeit, die in die Ewigkeit Gottes münden wird.
Es ist aber auch die Zeit, die uns Leiden bringt. Vorrangig um Christi willen, aber auch alle anderen Arten von Leid. Wir leiden, weil Christus gelitten hat (1Petr 2,21 “Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen;”).
In diesem Vers 18 urteilt Paulus über diese Jetzt-Zeit von der Zukunft, von der Verheissung her. Diese Einschätzung ist nur dem möglich, der den richtigen Massstab kennt. Diesen Blick möchte er auch uns zu eigen machen. Egal, welches Gewicht jetzt auf unseren Schultern lastet, Paulus öffnet uns den Blick des Glaubens. In der alles überragenden Realität der zukünftigen Herrlichkeit verblasst die jetzige, endliche Zeit. Im Vergleich, einmal wie Christus zu sein, in Ewigkeit, kann ich gut diese kurze Zeit auf Erden ertragen. Für mich persönlich ist das einer der ermutigendsten Texte des ganzen NT!
Rö 8,19-22 “Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden. Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit – ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat –, doch auf Hoffnung; denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet.”
Das ängstliche Harren der Kreatur - damit meint Paulus die ganze Schöpfung -DIE Kreatur. Wegen der Sünde verfluchte Gott die ganze Schöpfung: Gen 3,17-19 “Und zum Mann sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme deiner Frau und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen –, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.”
Wir lesen hier meistens nur vom Schweiss und der Mühsal. Aber Gott verflucht nicht den Menschen, sondern den Acker. Statt süsser Früchte trägt er nun Dornen und Disteln. Um ihn dazu zu bringen, Nahrung bereit zu stellen, ist viel Mühe notwendig (vielleicht auch ein Vergleich wieviel Gott in den Menschen investieren muss?). Kein Teil der ganzen Schöpfung, erfüllt gänzlich die ursprüngliche Absicht Gottes, auch der Mensch nicht.
Und diese Schöpfung harrt nun - worauf? Man kann auch sagen, dass die ganze Schöpfung sich sehnt - nach was?
Darauf, dass diese Herrlichkeit an den Kindern Gottes offenbar werden wird. Das ist der Zeitpunkt, an dem auch die Schöpfung erlöst werden wird, und der Acker wieder ganz von selbst süsse Früchte tragen wird.
Bemerkenswert ist auch noch folgendes: Paulus schreibt in seinen Versen von Freiheit. Die Kinder Gottes werden Freiheit erfahren, und die Schöpfung wird frei sein. Frei sein von was? Ganz klar - frei von Sünde, frei vom Fluch, frei vom Tod.
Heute noch seufzt und ängstigt sich die ganze Schöpfung zusammen mit uns, bis zu jener Offenbarung. Paulus erwähnt aber auch einen anderen, wunderbaren Zustand: “auf Hoffnung hin”. Die Gläubigen hoffen auf die Auferstehung, und mit ihnen die ganze Schöpfung auf eben diesen Augenblick. In all dem Seufzen und all der Angst ist die Hoffnung auf Gott allgegenwärtig.

Das Hoffen

Paulus schreibt: Rö 8,23-25 “Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes. Denn wir sind zwar gerettet, doch auf Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man auf das hoffen, was man sieht? Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld.”
Jetzt kommt sie, die Sehnsucht. Hat Paulus recht, wehnen wir uns nach der Erlösung? Wie geht es Euch damit?
Um sich danach sehnen zu können, müssen wir ja irgendwie erkennen, wie und wo wir jetzt sind. Mir persönlich wird diese Sehnsucht immer ganz stark, wenn mir bewusst wird, dass ich wieder mal einen Fehler gemacht habe, dass ich immer wieder schuldig werde, obwohl ich das nicht will. Wie es Paulus so schön sagt: Rö 7,19 “Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.”
Paulus weiss also, von was er schreibt. Doch was er auch schreibt: Diese Sehnsucht hat aber einen guten Grund: Die Hoffnung. Wir dürfen wissen, dass es eines Tages anders sein wird.
Er schreibt, dass wir den Geist als Erstlingsgabe haben. Was meint er damit?
Klar, Jesus hat selbst gesagt Joh 16,7 “Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden.” oder Joh 14,26 “Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.”
Den Geist haben wir schon jetzt bekommen, noch vor unserer Verherrlichung. Das erinnert an die ersten Früchte im Jahr, die uns auf eine baldige Ernte hoffen lassen.
Das ist die vornehmliche Aussage: Wir haben den Geist als “Angeld”, als “Pfand” für die verheissene Herrlichkeit bekommen. Und dieser Geist weiss um unsere Zukunft, daher sehnen wir uns umso mehr nach der Erlösung. Denn Rö 8,16 “Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind.” Er zeigt uns die Realität auf.
Das bedeutet aber auch, dass die Früchte, die der Geist an uns hervorbringt (Gal 5,22-23 “Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit...”), Anlass zur Hoffnung geben, eines Tages Christi gleich zu sein.
Und diese Hoffnung ist ja nicht nur ein Bangen, dass wir vielleicht ausgelost werden und im grossen Glücksspiel der Erlösung einen Preis gewinnen könnten. Nein, die christliche Hoffnung ist das Wissen um unsere Zukunft. Paulus schreibt in Rö 8,24 “Denn wir sind zwar gerettet, doch auf Hoffnung.” Wir SIND gerettet, doch diese Errettung erfüllt sich erst noch.
Reden wir hier gerade von Heilsgewissheit? Ja klar! Nochmals: Die christliche Hoffnung spricht von etwas als gesichert Feststehendem, das nur noch nicht verwirklicht ist. Die endgültige Bestimmung des Gläubigen ist es, an der Herrlichkeit Gottes teilzuhaben (Joh 17,22; 2Kor 3,18; Phil 3,20.21; 1Joh 3,1.2). Ohne die deutlichen und feststehenden Verheißungen des Wortes Gottes hätte der Gläubige keine Grundlage für eine Hoffnung (Ps 19,81.114; Eph 2,12).

Anwendung

Und jetzt beantwortet für Euch die Frage: Was mache ich nun mit diesem Paulus-Text?
Und falls ich Euch mit dieser Predigt erschlagen habe, möchte ich Euch mitgeben,
dass Ihr in schwierigen Zeiten auf die Euch versprochene Herrlichkeit schaut und Euer leiden im hier und jetzt dagegen aufwiegt. Schaut Euer Leben im Blick des Glaubens an. Es wird alles, was hier passiert, relativiert.
dass ihr dabei auf das Unterpfand der Erlösung bauen könnt, nämlich auf den Euch gegebenen Geist und seine Früchte. Nehmt dies an als Versprechen auf das, was Gott noch für Euch bereit hält.
Schliessen will ich mit einem Psalmwort: Ps 37,5 “Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohlmachen”
Amen
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