Psalm 110 - Der Priesterkönig und sein Heer von Freiwilligen
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Einleitung
Einleitung
Psalm 110 ist der im NT meist-zitierte Psalm. Er ist so eindeutig prophetisch/messianisch, dass man sich fragt, wie man ihn überhaupt anders verstehen kann.
Psalm 110,1 (SLT)
Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße!
Dieser Vers wird von Jesus als Untermauerung seiner Göttlichkeit (Mt 22,44; Mk 12,36; Lk 20,42–43) zitiert und von Petrus (Apg 2,34–35) und vom Autor des Hebräerbriefs (Heb 1,13) in Bezug auf die Himmelfahrt Jesu, also seine Erhöhung, nachdem er sein Erlösungswerk auf der Erde vollbracht hat.
So weit, so klar.
Ein williges Volk
Ein williges Volk
Aber wenn wir weiterlesen, müssen wir schon etwas mehr über die Bedeutung nachdenken:
Psalm 110,2–3 (SLT)
Der Herr wird das Zepter deiner Macht ausstrecken von Zion: Herrsche inmitten deiner Feinde! Dein Volk ist willig am Tag deines Kriegszuges; in heiligem Schmuck, aus dem Schoß der Morgenröte, tritt der Tau deiner Jungmannschaft hervor.
Wer ist mit "dein Volk" gemeint und was mit "der Tau deiner Jugend" (wörtlich übersetzt)?
Richter 5 sowie einige Stellen im NT, auf die ich mich später beziehen werde, halfen mir, die Bedeutung dieser Verse besser zu verstehen:
Nachdem Deborah und Barak die Kanaaniter, die sie unterdrückt hatten, erfolgreich besiegt hatten, sangen sie ein Siegeslied, das so beginnt:
Richter 5,2 (SLT)
Dass Führer anführten in Israel, dass sich das Volk willig zeigte, dafür preist den Herrn!
Richter 5,9 (SLT)
Mein Herz gehört den Anführern Israels, den Freiwilligen unter dem Volk. Lobt den Herrn!
Die Anführer und die bereitwilligen Mitstreiter im Kampf werden gelobt. In diesem Sieg des alten Israel über die Kanaaniter sehe ich einen Hinweis auf den endgültigen Sieg, den der Messias über die Mächte des Bösen erringen wird. Dieser Endsieg des Messias ist das Thema von Psalm 110.
Das ewige Priestertum
Das ewige Priestertum
Mitten in diesem Psalm steht ein weiterer bekannter Vers, der im Hebräerbrief dreimal aufgegriffen wird (Heb 5,6; 7,17.21):
Psalm 110,4 (SLT)
Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen:
Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks!
Warum steht dieser Vers im Zentrum des Psalms - als auffällige Unterbrechung der Verse über den Sieg, die Herrschaft und das Gericht des Messias?
Ich denke, er steht im Mittelpunkt, weil er die Tatsache erklärt, dass es ein williges und heiliges Volk gibt, das dem Messias im Kampf folgt.
Gott hätte diese Schlacht, wie sie in Ps 110,5-6 beschrieben wird, auch allein schlagen und gewinnen können. Aber um uns Rebellen aus der Reihe der Todeswürdigen heraus zu nehmen und in die Reihe der Mitkämpfer einzugliedern, um uns am Sieg und an der Herrschaft teilhaben zu lassen, waren ein Priester und ein Opfer nötig.
Gottes Antwort auf die Rebellion der Engel und Menschen war,
dass sein ewiger Sohn sich selbst erniedrigte,
dass er ein Mensch und damit ein Bruder der Menschen wurde,
dass er sein vollkommenes Leben als Opfer darbrachte,
dass er der vollkommene Priester wurde und die Menschen durch dieses Opfer erlöste,
dass sie an der Überwindung der Herrschaft der Finsternis teilhaben sollten, aus der er sie erlöst hat.
Gott hatte beschlossen, das Gericht demjenigen zu überlassen, der zuerst die Versöhnung angeboten hatte, bevor er zum Gericht kommen würde: Der Löwe, der zuerst das Lamm wurde, das die Sünde der Welt hinwegnahm.
Offenbarung 19,13–15 (SLT)
Und er ist bekleidet mit einem Gewand, das in Blut getaucht ist, und sein Name heißt: »Das Wort Gottes«. Und die Heere im Himmel folgten ihm nach auf weißen Pferden, und sie waren bekleidet mit weißer und reiner Leinwand. Und aus seinem Mund geht ein scharfes Schwert hervor, damit er die Heidenvölker mit ihm schlage, und er wird sie mit eisernem Stab weiden; und er tritt die Weinkelter des Grimmes und des Zornes Gottes, des Allmächtigen.
Sowohl in dem Kampf nehmen Seine Heiligen Anteil, als auch an der Regierung.
Offenbarung 2,26–27 (SLT)
Und wer überwindet und meine Werke bis ans Ende bewahrt, dem werde ich Vollmacht geben über die Heidenvölker, und er wird sie mit einem eisernen Stab weiden, wie man irdene Gefäße zerschlägt, wie auch ich es von meinem Vater empfangen habe
Wir befinden uns im Krieg
Wir befinden uns im Krieg
Jetzt befinden wir uns zwischen dem Sieg von Debora und Barak und dem endgültigen Sieg des Lammes und dem endgültigen Sieg Christi über seine Feinde.
Um spezifischer zu sein: Bevor Jesus sich zur Rechten des Vaters setzte, gab er seinen Jüngern in Mt 28,18-20 den Marschbefehl:
Matthäus 28,18–20 (SLT)
Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit! Amen.
10 Tage später - zu Pfingsten - rüstete er sie mit der Kraft von oben, dem Heiligen Geist aus, so dass sie nun als sein heiliges und williges Volk, losmarschieren konnten, um eine Welt, die in der Gewalt Satans war, für ihren Herrn zu erobern.
Und so ist es heute noch: Wir kämpfen Seite an Seite mit unserem großen Helden, Jesus Christus, und werden von ihm befähigt - in einem Krieg, der im unsichtbaren Bereich stattfindet:
Vor allem soll es ein offensiver Kampf sein: Beschuht mit der Bereitschaft zur Verkündigung des Evangeliums (Eph 6,15) und im Gebet (Eph 6,18-20) gegen die Lügen und Mächte des Teufels, der die Menschen verblendet.
Aber es ist auch ein defensiver Kampf, denn der Feind will sich seine Beute nicht abjagen lassen und schlägt zurück - mit verschiedenen Arten von Angriffen, Versuchungen, Einschüchterungen, Sorgen, Verfolgung, usw. Daher brauchen wir auch die Verteidigungswaffen, wie sie in Epheser 6 beschrieben sind.
Die Frage ist, ob wir “Augen” für diesen Krieg in der unsichtbaren Welt haben, ob wir uns wirklich als Soldaten verstehen, die bereit sind, für ihren König zu kämpfen, selbst wenn es sie das Leben kostet. Aber die Entschlossenheit beginnt nicht erst angesichts der Todesgefahr:
2. Timotheus 2,3–4 (SLT)
Du nun erdulde die Widrigkeiten als ein guter Streiter Jesu Christi! Wer Kriegsdienst tut, verstrickt sich nicht in Geschäfte des Lebensunterhalts, damit er dem gefällt, der ihn in Dienst gestellt hat.
Wie sehen wir unser Leben? Sehen wir uns in einem geistlichen Krieg? Wenn man sich im Krieg befindet, zählen andere Prioritäten als im friedlichen Alltag. Es werden außergewöhnliche Opfer gebracht. Und man stellt sich auf die Härten des Kriegsalltags ein.
Als Winston Churchill 1940 sein Amt als Premierminister antrat, sagte er:
Ich habe nichts zu bieten außer Blut, Mühe, Tränen und Schweiß.
Gott sie Dank, kann unser König Jesus Christus, wesentlich mehr anbieten, aber eben auch das. Daraus hat er kein Hehl gemacht.
Gilt die Aussage von Paulus nur für Timetheous und ähnliche Schlüsselfiguren im Reich Gottes? Mir scheint, so wird es von vielen verstanden und daher gibt es so wenige Kämpfer und so viele Zuseher in den Gemeinden.
Nicht jeder kann ein Vollzeit-Arbeiter im Reich Gottes sein, nicht jeder ein Übersee-Missionar, aber als Jünger Jesu sind wir alle aufgerufen, ihm dort nachzufolgen, wo er uns hinberuft, und dabei allem zu entsagen, was uns von der Nachfolge abhält. Er muss die eine große Priorität in unserem Leben sein.
Zusammenfassung
Zusammenfassung
Zum Abschluss die Zusammenfassung des Psalms in meinen eigenen Worten:
David: Gott hat meinen Herrn, den Messias, auf den Platz der Ehre und Autorität an seiner Seite erhoben. Der Messias wird zusammen mit seinem willigen, heiligen Volk regieren. Sein universelles und ewiges Priestertum ist die Grundlage für seine universelle Autorität, mit seinem Volk zu herrschen und zu richten.
Anwendung
Anwendung
Ich sehe mehrere Anwendungen in Bezug auf diese Tatsachen:
Wir wollen betend darüber nachsinnen und realisieren, was das bedeutet: welche Ehre, welches Vorrecht, welche Verantwortung, welche Chance, welcher Lebenssinn, welche Berufung!
Wir wollen Ihm entsprechend danken, dass er uns dazu berufen hat.
Und folglich wollen wir uns für diese Berufung heiligen, d.h. uns ganz dafür zur Verfügung stellen und von allem trennen, was uns davon abhält!
Wir müssen aber auch das geistliche Kriegshandwerk lernen: Die geistliche Waffenrüstung studieren, anlegen, üben, usw. Und das hat ganz viel mit unserem Gebetsleben und unserem Umgang mit dem Wort Gottes zu tun.
Wir wollen Ihm danken, dass er Führer und Freiwillige beruft: In unserer Familie, in unserer Gemeinde, in unserer Stadt und bis an die Enden der Erde!
Wir wollen auch beten für solche Führer und Freiwillige, denn es geht noch viel mehr - gerade wenn wir an die Weltmission denken, aber auch in unserem Umfeld: Herr, sende Arbeiter in deine Ernte (Mt 9,38), und sende Friedensboten, die das Evangelium verkündigen (Röm 10,15).
Und schließlich wollen wir Ihn anbeten, für seine unergründliche Weisheit und seine Gnade, die sich im Evangelium offenbart. Das tun wir regelmäßig, aber möge unsere Anbetung durch das Studium von Psalm 110 um weitere Aspekte seiner Weisheit und Gnade bereichert sein!