Auf Gott hören (2)

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Auf Gott hören

Liebe Gemeinde,
mit einer kleinen Geschichte aus der Frühzeit der Telekommunikation am Anfang meiner Predigt heute möchte ich deutlich machen, wie wichtig gutes Hören und Zuhören ist:
Als der Telegraph, sprich das Morsegerät, die schnellste Methode der Telekommunikation war, sah ein junger Mann eine Anzeige in der Zeitung, dass in einem Telegrafenbüro Mitarbeiter gesucht werden. Er ging zu der angegebenen Adresse das Büros hin. Als er dort ankam, betrat er ein großen, geschäftigen Raum mit vielen Geräuschen einschließlich des Klapperns der Telegraphen im Hintergrund.
An der Rezeption wurde er angewiesen, ein Formular auszufüllen und zu warten, bis er vom Personalchef in sein Büro gerufen wurde. So füllte er das Formular aus und setzte sich zu den 7 anderen Bewerbern, die schon dasaßen.
Nach ein paar Minuten stand der junge Mann auf, durchquerte den Wartebereich des Büros und ging in die Personalabteilung. Nach wenigen Minuten kam dann der Personalchef mit dem jungen Mann wieder heraus und teilte den anderen Bewerbern mit: „Meine Herren, vielen Dank, dass sie gekommen sind, aber die Stelle wurde soeben besetzt.“
Die anderen Bewerber waren natürlich sauer und sagten: „Das geht doch nicht! Er ist als letzter hereingekommen. Und wir hatten nicht einmal die Chance zu einem Bewerbungsgespräch!“
Was war passiert?
Nun der Personalchef gab ihnen die Antwort darauf: „Es tut mir leid, aber die ganze Zeit, wo sie hier saßen, sandte der Telegraph im Morsealphabet folgende Nachricht: „Wenn Sie diese Nachricht hören, dann kommen Sie einfach rein. Die Stelle gehört ihnen!“ Keiner von Ihnen hat die Nachricht gehört oder verstanden. Der junge Mann tat es. Darum gehört die Stelle jetzt ihm.
Wir leben in einer Welt der schnellen Kommunikation. Informationen und Meldungen sind oft so schnell, dass wir sie oft überhören und übersehen. Da nützt auch das beste Handy, das beste Smartphone und das beste Tablet nichts. Auch die beste Vernetzung über die Social-Media-Kanäle, wie Facebook, Twitter, Instagram oder neuerdings Mastodon und ähnliches helfen nicht.
Manchmal sind die wichtigen Informationen unscheinbar und leise. Manchmal müssen wir ganz genau hinhören. Wir müssen die Ohren spitzen, um die richtigen Dinge zu hören.
Das kann auch so mit Gottes Stimme sein. Auch mit Gottes Stimme für unser Leben. Wann und wie will Gott zu uns reden? Wie oft sagen wir: Ich höre Gott nicht, wo ist er denn? Ja wollen wir ihn denn überhaupt hören oder sind wir abgelenkt durch eine laute Welt um uns herum. Denn Gottes Stimme ist leise zu hören, wenn er zu uns spricht, wenn er zu dir spricht, wenn er zu mir spricht. Wollen wir das überhaupt, dass Gott zu uns spricht?
Von einem jungen Mann, der Probleme hatte, mit dem Hören auf Gott, hören wir heute. Wir lesen dazu aus 1. Samuel 3, 1-10
1 Samuel 3:1–10 BB
1 Der junge Samuel tat Dienst für den Herrn unter der Aufsicht des Priesters Eli. Zu dieser Zeit kam es nur noch selten vor, dass der Herr ein Wort mitteilte. Weit und breit gab es auch keine Vision mehr. 2 Eines Tages geschah Folgendes: Eli war bereits zu Bett gegangen. Seine Augen waren im Alter schwach geworden, sodass er kaum noch etwas sehen konnte. 3 Samuel aber legte sich im Tempel des Herrn hin, wo die Lade Gottes stand. Die Lampe Gottes brannte noch. 4 Da rief der Herr den Samuel. Der antwortete: »Hier bin ich!« 5 Schnell lief er zu Eli hinüber und sagte: »Ja, hier bin ich, du hast mich gerufen.« Eli erwiderte: »Nein, ich habe dich nicht gerufen. Zurück ins Bett!« Da ging er zurück und legte sich schlafen. 6 Doch der Herr rief noch einmal: »Samuel!« Wieder stand Samuel auf, lief zu Eli und sagte: »Ja, hier bin ich, du hast mich gerufen.« Er antwortete: »Nein, ich habe dich nicht gerufen. Zurück ins Bett, mein Sohn!« 7 Samuel aber erkannte nicht, dass der Herr ihn gerufen hatte. Denn er hatte noch nie ein Wort des Herrn erhalten. 8 Der Herr rief den Samuel ein drittes Mal. Wieder stand er auf, ging zu Eli und sagte: »Ja, hier bin ich, du hast mich doch gerufen.« Da merkte Eli, dass der Herr den Jungen rief. 9 Eli sagte zu Samuel: »Leg dich wieder hin! Und wenn er dich nochmals ruft, dann antworte: Rede, Herr, dein Knecht hört!« Samuel legte sich wieder hin an seinen Platz. 10 Da kam der Herr und trat zu ihm hin. Er rief wie die anderen Male: »Samuel, Samuel!« Und Samuel antwortete: »Rede, dein Knecht hört!«
Jeder Profifußballclub, der auf sich etwas hält und auch ganz vorn dabei sein will, hat ein Nachwuchsleistungszentrum, also eine Eliteschule zur Ausbildung von Profifußballern. So ist es auch bei RB Leipzig. Auch wenn RB Leipzig als Profifußballclub noch recht jung ist, heißt es auf der Webseite des Nachwuchsleistungszentrum:
Die Ausbildung unserer Talente ist darauf ausgerichtet, besonders talentierte junge Spieler im Sinne einer ganzheitlichen Entwicklung zu fördern und zu fordern. Dies basiert auf den folgenden drei Grundsäulen:
Fußball
Ausbildung (Schule & Beruf)
Persönlichkeit
Neben einer optimalen sportlichen Förderung sollen unsere Talente auch eine bestmögliche schulische Ausbildung erhalten, um eine gesicherte und stabile Ausgangssituation zu schaffen, mit der sie die eigene Zukunft selbstbestimmt gestalten können. In diesem Zusammenhang streben wir für jedes einzelne Talent an, den jeweils höchstmöglichen Schulabschluss zu erreichen.
Nun träumen viele Jungen aus der Region in dieses Nachwuchsleistungszentrum aufgenommen zu werden, doch die Anforderungen dazu sind hoch.
Von einem anderem Nachwuchsleistungszentrum haben wir gerade gelesen.
So etwa 1000 Jahre vor Christus gab es das Nachwuchsleistungszentrum für Priester an der Stiftshütte in Silo. Dort war die Stiftshütte aufgebaut, nach dem Israel sesshaft geworden ist. Eigentlich war ja dort an der Stiftshütte ein reges religiöses Leben. Die Leute kamen aus dem ganzen Land mit ihren Opfern und brachten sie Gott. Es gab aber nur ein Problem: Gott redete nicht mehr. Er schwieg. Allzu oft hatte Gott geredet und niemand hatte gehört. Allzu oft hatte er versucht, den Weg der Menschen in eine gute Richtung zu lenken – und sie hatten nicht gewollt. Also hatte er aufgehört zu reden. Er verschleudert sein Wort nicht. Irgendwann geschieht es: das Wort findet keine Resonanz, und dann verstummt es. Gott schweigt. Er entzieht seinem Volk das Wort.
In diesem Nachwuchsleistungszentrum für Priester lebte der alte Priester Eli. Nun war es ja dann auch üblich, dass alten Priestern, besonders wenn sie dann auch gesundheitlich angeschlagen waren, Priesterschüler als Helfer zur Seite standen. Bei dem alten Priester Eli war es damals der Schüler Samuel.
Die Mutter von Samuel, die Hanna dachte als sie ihren Sohn Samuel damals aus Dankbarkeit gegenüber Gott in dieses Nachwuchsleistungszentrum brachte, als sie ihn vor ein paar Jahren zur Erziehung im Tempel abgab, dass das doch ein frommer Ort ist, wo man beten lernt und etwas von Gott hört und erfährt, wie man als Heiliger lebt.
Aber nichts da. In dem Tempel geht es alles andere als fromm zu. Die Religion ist unpopulär, fast so wie heute. Wie heißt es im ersten Vers des Predigttextes: „Und zu der Zeit, als der Knabe Samuel dem HERRN diente unter Eli, war des HERRN Wort selten, und es gab kaum noch Offenbarung.“ Man kann jetzt im negativen Sinne sagen: „Hier geht die Post ab!“ Partys ohne Ende, Prostitution und Götzendienst stehen auf der Tagesordnung! Der alte Priester Eli hat resigniert. Für ihn gilt, was die drei Affen tun: „nichts sehen, nichts hören, nichts sagen“.
Doch auf einmal hört Samuel, dass ihn jemand ruft. Natürlich dachte er als erstes, der alte Priester Eli braucht mal wieder seine Hilfe. Aber dieser sagte: „Ich habe dich nicht gerufen.“ Soll sich sich da Samuel verhört, oder? Aber komisch, da ruft es schon wieder. Wieder das gleiche Spiel. Spielen da etwa seine Ohren verrückt? Samuel konnte mit dem Rufen Gottes nichts anfangen.
Geht das vielleicht uns heute auch nicht so? Hören wir überhaupt, wenn uns jemand ruft? Hören wir, wenn uns Gott ruft? Sind wir offen für sein Rufen?
Nun noch ein drittes Mal hört Samuel das Rufen. Langsam fühlt er sich aber irgendwie veräppelt. Doch da merkt der alte Priester Eli hier in diesem Rufen ist Gott im Spiel. Hier ist der Gott, wieder da, der bisher so lange geschwiegen hat. Er ruft jetzt, den kleinen Priesterschüler Samuel. So gibt Eli jetzt dem Samuel ein paar Anweisungen. Es sind Anweisungen über das Hören auf Gott. Samuel hatte ja bisher noch nie mit Gott kommuniziert, auch wenn sein Name selbst davon zeugt, dass Gott erhört. Denn das bedeutet Samuel. Aber jetzt ist Samuel offen für Gottes Reden. Er kennt Gott zwar nicht oder besser noch nicht. Doch er ist jetzt offen sich auf Gott einzulassen. Ja und sein Leben als Priester im Vertrauen auf Gott wurde dann recht facettenreich. Er wurde zum Königsmacher in Israel aber auch zum Königsverwerfer. Er hatte im Namen Gottes ein strenges Wächteramt an der Schwelle der Staatenbildung Israels.
Auch unser Glaube heute lebt davon, dass Gott redet und wir hören. Unser Glaube heute lebt vom Wortwechsel: Rede, Herr, dein Knecht hört. Leider stehen wir immer in der Gefahr, unseren Glauben auf anderem zu gründen:
da sind besondere Erlebnisse, die man mit Gott hat. Es ist schön, wenn man mit Gott etwas im Alltag erlebt, wenn Gebete erhört werden, wenn man geführt wird, wenn man kleine und große Wunder erlebt. Aber der Glaube lebt nicht von diesen Erlebnissen. Sie sind so etwas wie das Sahnehäubchen. Erlebnisse können den Glauben nicht tragen. Erlebnisse können ausbleiben, und dann sind wir verstimmt und beleidigt und kündigen Gott die Freundschaft. Der Glaube lebt vom Wortwechsel vom Dialog, vom Reden mit Gott, besonders vom Hören!
Die zweite Gefahr sind die schönen Gefühle, auf die wir oft unseren Glauben bauen. Natürlich gehören auch schöne Gefühle zum Glauben, erhebende und beglückende Gefühle, Freude in der Anbetung. Das sind kleine Hopser, die das Herz macht, das man Gottes Nähe auch fühlen darf. Das gehört schon dazu, doch darauf kann der Glaube nicht aufgebaut werden. Gefühle sind ein schwankender Boden, sie sind wechselhaft und wetterwendisch. “Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt” Auf einmal ereilt uns bleischwere Traurigkeit oder dumpfe Empfindungslosigkeit und schon sind wir schwankend und denken: Ist das mit dem Glauben doch alles nur Einbildung? Darum brauchen wir festeren Grund. Wir brauchen Gottes Wort als Grund.
Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, und oft haben es auch unsere Gefühle mit dem Glauben schwerer. Darum wollen wir uns nicht beirren lassen: Unser Glaube wohnt nicht in unseren Gefühlen, er wohnt in Gottes festen Zusagen.
Von Samuel können wir heute lernen: Er stellt sich auf, nachdem im Eli fit gemacht hat. Er ist bereit, als Gott ihn anruft. Er öffnet sich innerlich und wagt es: Rede, Herr, dein Knecht hört. Dieses äußere Dasein und innere Sich-Öffnen ist es, was den Glauben ausmacht. Es schließt das Risiko ein: Ich weiß nicht, was dann kommt. Was wird er sagen? Wird er trösten oder mahnen? Wird er mich senden? Welche Botschaft gibt er mir? Für Samuel war es eine harte Botschaft, ein strenges Wort, welches er seinem Chef, dem Priester Eli sagen musste.
Wichtig für uns heute, wir haben einen lebendigen Gott, der mit uns redet. Und dann, wenn wir gehört haben, geht es um den nächsten Schritt. Es geht dann darum, zu tun, was wir gehört haben. Es geht dann darum, sich auf das Gehörte zu verlassen, sich darauf einzulassen. Das dann auch in unserem Alltag zu tun, und äußerlich bereit zu sein für das, was Gott redet (das ist vor allem in der Bibel) und uns innerlich immer wieder zu öffnen: „Rede, Herr, denn dein Knecht hört!“
Und wenn wir das als Volk Gottes glauben und annehmen, dann antworten wir: So soll es sein. Amen.
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