Der Schlüssel zu Gott
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1. Korinther 2,12–16 (ELB 1985)
Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, damit wir die <Dinge> kennen, die uns von Gott geschenkt sind.Davon reden wir auch, nicht in Worten, gelehrt durch menschliche Weisheit, sondern in <Worten>, gelehrt durch den Geist, indem wir Geistliches durch Geistliches deuten.Ein natürlicher Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird.Der geistliche dagegen beurteilt zwar alles, er selbst jedoch wird von niemand beurteilt.Denn »wer hat den Sinn des Herrn erkannt, daß er ihn unterweisen könnte?« Wir aber haben Christi Sinn
Ihr Lieben,
ich habe euch etwas mitgebracht. Jeder von uns besitzt mehrere oder sogar viele davon. Immer wieder kommt es leider vor, dass wir einen suchen müssen. Und wenn einer fehlt, dann kann auch mal Panik aufkommen. Häufig tragen wir diesen Gegenstand in der Hosentasche mit uns. Und es gibt ihn tatsächlich auch in unterschiedlichen Formen. Früher war er noch bedeutend größer und einfacher, heute ist er oft sehr kompliziert angefertigt. Bindet man viele davon zusammen, eignet sich dieser Bund auch gut als Wurfgeschoß, zum Beispiel für Lehrer auf nervtötende Schüler — so habe ich zumindest gehört.
Ihr wisst sicher, was ich meine. Ich habe euch mal ein Exemplar mitgebracht: einen Schlüssel. Extra groß und eher einfach konzipiert.
Man kann Schlüssel und Schlüsselbünde ja durchaus vielfältig verwenden: wie gesagt als Wurfgeschoss; als Briefbeschwerer; als rasselndes Musikinstrument, besonders bei Babys sehr beliebt; manch einer benutzt den Schlüssel als Flaschenöffner; vor 10-20 Jahren war es unter Jugendlichen cool, das lange Schlüsselband aus seiner Hosentasche hängen zu lassen. Und: natürlich kann man mit dem richtigen Schlüssel das Schloss einer Tür, einer Truhe oder auch eines Fahrradschlosses öffnen.
Die Hauptaufgabe eines Schlüssels ist es, uns Zugang zu etwas zu verschaffen, das eben noch verschlossen war. Sehr schmerzlich wird uns das bewusst, wenn wir einmal vor einer verschlossenen Tür stehen und den Schlüssel irgendwo vergessen haben, am besten noch auf der anderen Seite der Tür…
Auch Paulus schreibt in seinem ersten Brief an die Christen, die in der griechischen Hafenstadt Korinth leben, von einem Schlüssel — wenn auch in einem etwas übertragenen Sinn. Paulus schreibt davon, dass es uns Menschen nicht leicht fällt, ja dass es uns eigentlich unmöglich ist, Gott zu verstehen! Den allmächtigen, allgegenwärtigen Gott — allein das ist ja schon schwierig zu begreifen. Den Gott, der Urheber alles Wissens und aller Weisheit ist. Den Gott, der uns und diese ganze Welt geschaffen hat. Den großen Gott, der auf die Idee kommt, ein kleiner verletzlicher Mensch zu werden. Den alles überragenden Gott, der den Tod wählt, damit wir das Leben haben. Den Gott, der uns unermesslich liebt! — Wie kann man diesen Gott denn verstehen?! Wie kann ein Mensch erfassen, was das Wesen dieses Gottes ist? Wie kann ein Mensch begreifen und für sich ergreifen, dass Gott ihn retten will?
Es ist nicht zu begreifen! Es ist nicht zu verstehen! Gott ist nicht zu fassen.
Paulus schreibt einige Verse vor unserem Predigttext, dass Gottes Weisheit, die im Kreuzestod Seines Sohnes Jesus ihren Höhepunkt erlangt, für die Menschen eine völlige Dummheit ist, eine Torheit! Das ist unfassbar!
Vielleicht können wir uns das alles so vorstellen, wie wenn wir vor einer Tür stehen, in die eine große Milchglasscheibe eingelassen ist. Wir können hindurchschauen. Wir können vereinzelt etwas wahrnehmen. Vielleicht erkennen wir Umrisse, sehen Licht und auch Schatten, aber vielmehr dann doch nicht.
So stelle ich es mir vor, wenn Menschen über Gott nachdenken. Vereinzelt kann man etwas wahrnehmen. Gottes Schöpfung etwa kann die Umrisse Gottes erkennen lassen: Seine unendliche Größe, Seine faszinierende Liebe für Details, Seinen Sinn für Schönheit, Seine alles Denken übersteigende Weisheit. Aber es bleibt bei Umrissen. Der Mensch steht wie vor einer Milchglastür, versucht mal mehr mal weniger intensiv hindurchzuschauen und etwas zu erkennen, aber nach wie vor steht er vor einer verschlossenen Tür.
Wie gut, dass es zu dieser Tür den passenden Schlüssel gibt!
Heute feiern wir Pfingsten. Wir feiern, dass Gott Seinen Heiligen Geist auf diese Erde herab gesandt hat, dass Er die Nachfolger Jesu erfüllt hat und so der Stellvertreter Jesu auf dieser Erde ist.
Und im Predigttext macht Paulus uns klar: Dieser Heilige Geist ist der Schlüssel, der die Tür zu Gott öffnet. Durch den Heiligen Geist, mit Seiner Hilfe, können wir erkennen, wer unser großer Gott ist; wir können Seine Heilsbotschaft für uns ergreifen, können Seine unermessliche Liebe spüren.
Mit Sicherheit bleibt auch das noch Stückwerk. — Es wäre ja vermessen zu behaupten, dass wir hier und jetzt Gott schon völlig erfassen könnten. Aber doch wird uns vieles durch den Heiligen Geist offenbart. Er öffnet uns die Tür zu Gott! Der Heilige Geist schenkt es uns, dass der qualvolle Tod von Jesus Christus für uns keine Dummheit mehr ist, keine Sinnlosigkeit, sondern dass Tod und Auferstehung Jesu Christi für uns zur Heilsbotschaft wird, zum Evangelium für unsere Seele.
Ein Mensch kann noch so viel nach Gott fragen, kann noch so viel nach Ihm suchen, er wird Ihn nur finden, wenn Gott selbst die Tür zu sich öffnet, wenn Er sich offenbart. Dazu schenkt Er seinen Geist, der die Tür zu Gott von Herzen gern aufschließt!
Denn genau das ist der Heilige Geist: ein Geschenk. Wir haben ihn nicht erworben, nicht gekauft. Wir haben für Ihn nichts geleistet. Das einzige, was wir tun müssen, ist, unser Herz für Ihn aufzumachen — oder um im Bild zu bleiben: den Schlüssel, den Er in unsere Hand legt, zu ergreifen und die Tür zu öffnen. Gott schenkt uns diesen Schlüssel, Gott schenkt uns Seinen Geist!
Während im Alten Testament nur vereinzelt davon berichtet wird, dass Menschen vom Heiligen Geist erfüllt wurden — zumeist waren es Propheten oder Anführer in einer ganz bestimmten Situation —, kommt am Pfingstfest der Heilige Geist auf die Erde und bleibt hier. Die Nachfolger Jesu werden von Ihm erfüllt. Plötzlich lebt Gottes Kraft in ihnen. Bis heute gilt das für alle, die ihre Hoffnung auf Jesus Christus setzen: Der Heilige Geist lebt in ihnen! Die Kraft Gottes lebt in ihnen!
Das gilt auch noch heute für uns! Gottes Kraft lebt in uns, Sein Geist ist in uns. Wir müssen uns das ja immer wieder zusprechen, denn wenn wir ehrlich sind, fühlt es sich oft genug nicht so an. Es gibt wohl genügend Tage in unserem Leben, wo wir als allerletztes auf die Idee kämen, dass die Kraft Gottes in uns lebt. Und doch hat uns Jesus selbst versprochen, dass Sein Geist immer bei uns sein und uns niemals verlassen wird — und mit Ihm Jesus selbst. „Ich bin bei euch alle Tage — an jedem Tag — bis zum Ende der Welt.“ Mt 28,20b
Sollte jemand daran zweifeln, ob der Heilige Geist tatsächlich in ihm lebt, der bitte Gott darum: „Erfülle mich mit Deinem Geist!“ — Gott wird es gern tun! Und wer aus tiefstem Herzen sagen kann: „Jesus Christus ist der Herr meines Lebens!“ — Nicht weil es mir so perfekt gelingt, Jesus immer alle Herrschaft zu übertragen und weil ich so ein toller Christ bin, sondern weil ich meine Hoffnung auf Jesus setze — und mag diese Hoffnung noch so klein sein! Wenn ich also aus tiefstem Herzen sage: „Jesus ist der Herr meines Lebens!“ und gleichzeitig die Sehnsucht verspüre, dass das doch auch wirklich so sei, der kann sich sicher sein: Gottes Geist lebt in ihm. Denn niemand kann Jesus Christus seinen Herrn nennen, wenn er nicht zu Jesus gehört und vom Heiligen Geist erfüllt ist.
Dieser Heilige Geist öffnet uns — wie ein Schlüssel — die Tür zu Gott, die Tür zu Jesus Christus. Wenn wir diesen Schlüssel verwenden, durch die Tür treten, voller Staunen und Faszination vor Gott stehen, Ihm unser Leben anvertrauen, dann wird uns der Heilige Geist verändern. Er hilft uns, Gott mehr und mehr zu verstehen, mehr und mehr zu erfassen, wie sehr Gott uns liebt, mehr und mehr die Weisheit Gottes zu erkennen, die die Weisheit dieser Welt unermesslich übersteigt.
Gottes Geist verändert uns, weil wir Gott besser verstehen und von Ihm ergriffen werden. Wir wachsen mehr und mehr in unsere Identität als Sohn Gottes, als Tochter Gottes hinein.
Eine Randbemerkung dazu: Das geschieht in unserem Leben natürlich nicht in einer linearen Linie nach oben. Wir sind immer noch Menschen, durchleben große Schwankungen. Da geht es mal kräftig nach oben und mal kräftig nach unten. Manchmal drohen wir zu verzweifeln — an Gott oder auch an uns selbst. Aber ganz egal, was ist und was kommt: Gott geht Seinen Weg mit uns weiter. Er weicht nicht von unserer Seite. Er ist an jedem Tag bei uns. Sein Geist lebt in uns.
Das ist mir wichtig zu sagen. Der Heilige Geist ist nicht nur für die Superchristen da, sondern Er lebt in jedem, der Jesus Christus als seinen Herrn bekennt!
Dieser Geist verändert uns. Und vor allem lehrt Er uns, unsere Mitmenschen mit Gottes Augen zu sehen. Ich glaube darum geht es, wenn Paulus in unserem Predigttext über das Urteilen über Menschen schreibt. Nicht, dass wir den vollen Durchblick haben und alle richten sollen, sondern dass wir durch den Heiligen Geist spüren können, wie sehr Gott jeden einzelnen Menschen auf dieser Welt liebt — jeden einzelnen Menschen hier in Ruppertsgrün/Netzschkau — und dass uns diese Liebe mehr und mehr selbst ins Herz fällt, wenn wir es dafür öffnen.
Der Heilige Geist wird uns dabei helfen. Wir dürfen ihn mutig und freimütig darum bitten. Er ist der Beistand, den Jesus uns gesendet hat; Er ist der Schlüssel für die Tür zu Gott, den Gott selbst uns geschenkt hat; Er ist unsere Orientierung und Hilfe im Leben. Diesen Schlüssel zu ergreifen, durch die Tür zu treten, zu Gott zu kommen, ist das Größte und Schönste, was einem Menschen jemals widerfahren kann. Der Heilige Geist lässt uns Gott erkennen und hilft uns, Ihn mehr und mehr zu verstehen.
Amen.