Von Gespenstmomenten

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Notes
Transcript

Einleitung

In der Arbeit mit Menschen kommt es immer mal wieder vor, dass man sehr überrascht wird. Man erfährt etwas über jemanden, das man niemals erwartet hätte.
Ein Jugendlicher unserer Jugendarbeit hier erlebte ich als sehr still und schüchtern, dementsprechend hatte ich auch ein Bild von ihm. Bis zu dem Zeitpunkt als er mir erzählte, dass er gerne Metal hört (laute Musikrichtung bei der die Sänger schreien). Damit hatte ich nicht gerechnet. Das hat mein Bild von ihm vollkommen verändert.
Mein EIndruck von diesem Jugendlichen wurde quasi durch sein unerwartetes Musikinteresse hinterfragt. Es ist als wäre er mir kurz fremd geworden, damit er in meinen Augen in ein neues Licht rücken konnte.
Ist euch das auch mit Gott schon einmal passiert?
Weil etwas ähnliches passiert den Jüngern mit Jesus in der Geschichte die wir uns heute anschauen auch.

Hauptteil

Vom Gespenst zum Sohn Gottes (Story wiedergeben)

Anspiel zu Matthäus 14,22-33
Folie 1
Fällt euch auf welche Spannung in dieser Geschichte steckt? Als sie Jesus sahen, schrien sie erst “Es ist ein Gespenst!” wenige Momente später liegen sie Jesus zu Füßen und bekennen “Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn!”. Vom Gespenst zum Sohn Gottes. Wie kommen sie so schnell zu so unterschiedlichen Ergebnissen?
Fakt ist, Jesus war beides: Der den die Jünger für ein Gespenst hielten und der, den sie dann als Sohn Gottes verehrten. Aber hätte er den grusligen Teil der Geschichte nicht weglassen können? Die armen Jünger mussten ja sowieso schon stundenlang mitten in der Nacht gegen einen heftigen Gegenwind ankämpfen. Dann fällt Jesus nichts besseres ein, als seine übermüdeten Freunde um 4 Uhr nachts derartig zu erschrecken?
Meine Behauptung ist: Jesus lässt zu, dass er ihnen fremd wird, damit sie ihn neu kennenlernen können.
Ihr erinnert euch an mich und den Jugendlichen.
Wie sieht das aber jetzt in der Geschichte aus?
Gebet

Spirale des Kennenlernens Gottes

Dazu werfen wir einen genaueren Blick in die Geschichte.

Verheißener Prophet

Im Johannesevangelium wird berichtet, wie die Leute (evtl. auch seine Jünger) Jesus zu König machen wollen. Nachdem Jesus mit 5 Broten und zwei Fischen 5000 Leute satt gemacht hat, erkennen sie ihn als den verheißenen Propheten. Das war ihr Jesusbild. Mit dieser Vorstellung von Jesus sind sie ins Boot gestiegen.
Folie 2

Gespenstmoment

Folie 3
Dann begegnet Jesus ihnen auf dem Wasser. Sie erkennen ihn nicht. Angst kommt in ihnen hoch. Der Gespenstmoment. Diese Erscheinung auf dem Wasser passte nicht zu dem Jesusbild, dass sie zuvor hatten. Ja, Jesus heilt Kranke und vermehrt Brot, aber auf dem Wasser gehen… Ist ja verständlich, dass die Jünger mit dieser Situation überfordert waren, wenn sie ihn bisher nur als den verheißenen Propheten kannten.
Ähnliche Sturm- oder Gespenstmomente kennen wir in unserem Leben doch auch:
man schriebt in der Schule keine guten Noten trotz dem vielen lernen
Jobkündigung
eine langjährige Freundschaft geht zubrüche
Wir sind verwirrt, verunsichert, haben Angst, unsere Glaubensfundamente wackeln . Gott handelt nicht entsprechend dem, wie es unserer Vorstellung von ihm eigentlich entsprechen müsste.
Beispiel: Frühzeitige Rückkehr aus Südafrika -> Es fiel mir schwer Jesus darin zu erkennen

Gottes Sohn

Folie 4
Doch die Jünger erkennen ihn schließlich: Es ist Jesus. Jesus sprengt ihr bisheriges Bild von sich. Es ist als wollte Jesus ihnen sagen: Ich bin vielmehr als der wer ihr denkt, dass ich bin. In Hiob 9,8 steht, dass allein Gott auf den Wogen des Meeres schreitet. Also nur Gott kann auf dem Wasser gehen. Aus diesem Grund war für die Jünger klar, dass Jesus mehr sein muss als ein einfacher Prophet. Sie erkennen ihn nicht nur als den verheißenen Propheten, sondern auch als Gottes Sohn. Und das an dieser Stelle übrigens zum ersten Mal. Ihr Bild von ihm wird erweitert.
Beispiel: Frühzeitige Rückkehr aus Südafrika -> Ich erkannte Gott als der souveräne Leiter meines Lebens.
Folie 5: Pixelbild
Im Prozess gesehen, ist es wie mit einem Puzzel oder einem Pixelbild: Stück für Stück kommt ein neues Teil zum Gesamtbild dazu.

Meine Gottesbilderweiterung

Folie 6
Und eben in diesem Prozess Gott besser kennenzulernen stehen wir auch: Mein Gottesbild -> Gespenstmoment -> Mein erweitertes Gottesbild.
Spannend ist, dass es auch bei uns nicht ein Prozess ist, der hier beginnt und dort aufhört. Es ist wie eine Spirale. Ein zyklischer Prozess, der nicht aufhört solange wir leben. Denn niemals werden wir Gott in all seinen Facetten und Eigenschaften begriffen haben. Wir haben aber einen Gott, der in seinem Wesen unerschöpflich und unbegreifbar vielfältig ist werden wir nie an den Punkt kommen, dass unser Gottesbild vollständig ist.
Beispiel: Lesen von Apg 5: Hannanias und Saphira // Johnnys Story

Gewöhn dich an anders

Die Serie “The Chosen” über das Leben Jesu aus Sicht seiner Jünger trifft diesen Gedanken sehr passend. Jesus sagt da zu seinen Jüngern: “Gewöhn dich an anders”. Sich daran zu gewöhnen, dass es anders kommt als erwartet. Geht das überhaupt?
Es kommt vor, dass wir beängstigende Situationen rutschen ohne das wir falsch abgebogen sind. Die Jünger haben auch einfach gemacht, wozu er sie ja sogar gedrängt hat: Fahrt auf das jenseitige Ufer voraus. Sie haben alles richtig gemacht und trotzdem (oder gerade deshalb) kamen sie in den Sturm.
Was hilft also in einer solchen Situation?
Folie 7
1. Frage: Wo ist Jesus im Sturm? Suche Gott in deinen Gespenstmomenten, in deinen Stürmen. Wie es Schreiber von dem Psalm den wir vorhin gemeinsam gesprochen haben auch gemacht hat. Er wendet sich trotz aller Not weiter an Gott: “Ich aber bete zu dir” schreibt er. - Jesus begegnet den Jüngern inmitten ihrer Angst nicht einfach als “Gespenst” sondern stellt sich vor als “Ich bin’s”. Ich, den ihr doch kennt. Euer Freund. So taucht in Unsicherheit und Angst Vertrautheit auf. Ähnlich wie wenn du auf einem Geburtstag mit lauter fremden Leuten plötzlich einen guten Freund triffst. Dieses “Ich bin’s” ist die Verbindung zwischen dem alten Jesus den sie kennen und dem “neuen” der auf dem Wasser geht. Denn egal wieviele unendliche Facetten Gott hat, er bleibt trotzdem derselbe. Hebräer 13,8 “Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit.” Bedeutet der “Neue” Jesus auf dem Wasser ist dieselbe Person wie der, der die Brote vermehrt hat.
2. Indem wir uns auf seine Beständigkeit verlassen, auf sein “Ich bin’s”. Denn nur weil er uns anders begegnet als wir es vermutet hätten, heißt das auf keinen Fall, dass er jetzt ein anderer Gott ist oder sich in seinem Wesen verändert hat. Er ist und bleibt derselbe. Und das hilft uns auch in diesen Gespenstmomenten weiter an ihm festzuhalten.

Schluss

Zusammenfassung:

Es gibt Momente in unserem Leben, wie im Leben der Jünger, in denen wir Gott nicht verstehen, er uns fremd wird und irritiert.
Dabei soll es aber nicht bleiben, sondern das soll vielmehr der Boden sein auf dem wir Gott auf eine neue andere Weise kennenlernen.
Wir werden jetzt gemeinsam das Lied “Oceans” singen, dass von diesem Gespenstmoment der Jünger handelt. Es geht darum, dass wir ermutigt werden wie Petrus diesem Jesus zu vertrauen. Petrus vertraut dem “Ich bins” und lässt sich von Jesus aufs Wasser rufen und nur so erlebt er Jesu Macht auf ganz neue Art und Weise an seinem eigenen Körper.
Nutze doch die Zeit während dem Lied mal darüber nachzudenken, wo du gerade solche Gespenstmomente hast, wo dir Gott fremd wird? Und dann Frage Gott konkret in einem kurzen Gebet, wo er in diesen Situationen ist.
Abschluss: Gebet
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