Jesus ruft uns in seine Nachfolge

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Jesus ruft uns in seine Nachfolge

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und unserem Herrn und Heiland Jesus Christus!
Ihr Lieben,
jeder Mensch ist ein Original. Kein Mensch gleicht dem anderen. Schauen wir uns hier um, jeder von uns ist ganz anders.
Selbst eineiige Zwillinge haben auch ein paar Unterschiede. Manchmal nicht gleich zu erkennen, aber sie sind da. Darum ist jeder Mensch ein Original.
Und jeder Mensch ist auch ein Original, wie er zum Glauben an Jesus Christus findet. Jeder hat seinen ganz eigenen Weg dazu. Und es ist ganz spannend zu sehen, wie diese Wege aussehen. Wir müssten uns einmal gegenseitig diese Wege erzählen. Aber nicht nur wie wir zum Glauben an Jesus Christus gekommen sind, sondern was wir auch in unserem Leben mit diesem Glauben erlebt und erfahren haben.
Heute morgen hören wir, wie Jesus seine ersten Freunde findet und sie beruft, ihm nachzufolgen. Dabei entdecken wir, dass es auch bei ihnen ganz unterschiedlich war. Ein Psychoanalytiker würde vielleicht auf Grund der Berufungen der Einzelnen gewisse Charaktere der einen Leute feststellen können. Aber wir brauchen nicht einmal einen Psychoanalytiker, um selbst festzustellen, wie unterschiedlich die Menschen sind, die Jesus hier in seine Nachfolge beruft:
Johannes 1,35–51 (BB)
35 Am nächsten Tag stand Johannes mit zwei seiner Jünger wieder dort. 36 Als Jesus vorbeiging, schaute Johannes ihn an und sagte: »Seht doch! Das ist das Lamm Gottes!« 37 Die beiden Jünger hörten diese Worte und folgten Jesus. 38 Jesus drehte sich um und sah, dass sie ihm folgten. Da fragte er sie: »Was sucht ihr?« Sie antworteten: »Rabbi« – das heißt übersetzt »Lehrer« – »wo wohnst du?« 39 Er forderte sie auf: »Kommt und seht selbst!« Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte. Sie blieben den ganzen Tag bei ihm. Das geschah etwa um die zehnte Stunde. 40 Andreas war einer der beiden Jünger, die Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Er war der Bruder von Simon Petrus. 41 Andreas traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: »Wir haben den Messias gefunden« – das heißt übersetzt »der Christus«. 42 Er brachte Simon zu Jesus. Jesus sah ihn an und sagte: »Du bist Simon, der Sohn des Johannes. Dich wird man Kephas nennen« – das heißt übersetzt Petrus und bedeutet »Fels«. 43 Am nächsten Tag wollte Jesus nach Galiläa aufbrechen. Da traf er Philippus. Jesus sagt zu ihm: »Folge mir!« 44 Philippus kam aus Betsaida, das ist die Stadt, aus der auch Andreas und Petrus stammten. 45 Philippus sucht Natanael auf und sagt zu ihm: »Wir haben den gefunden, von dem Mose im Gesetz geschrieben hat und den die Propheten angekündigt haben. Es ist Jesus, der Sohn Josefs. Er kommt aus Nazaret.« 46 Da fragte ihn Natanael: »Kann aus Nazaret etwas Gutes kommen?« Philippus antwortete: »Komm und sieh selbst!« 47 Als Jesus Natanael zu sich kommen sah, sagte er über ihn: »Das ist ein wahrer Israelit: ein durch und durch aufrichtiger Mann!« 48 Da fragte ihn Natanael: »Woher kennst du mich?« Jesus antwortete: »Noch bevor Philippus dich rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen.« 49 Natanael erwiderte: »Rabbi, du bist der Sohn Gottes. Du bist der König Israels!« 50 Jesus antwortete: »Glaubst du das, weil ich dir sagte, dass ich dich unter dem Feigenbaum gesehen habe? Du wirst noch viel größere Dinge zu sehen bekommen!« 51 Und er sagte zu ihm: »Amen, amen, das sage ich euch: Ihr werdet den Himmel offen sehen. Und die Engel Gottes werden vom Menschensohn zum Himmel hinaufsteigen und von dort wieder zu ihm herabsteigen!«
Fünf Menschen in ganz verschiedenen Lebenssituationen, ganz unterschiedliche Charaktere. Aber sie stehen miteinander in Beziehung. Entweder sind sie Schüler von Johannes dem Täufer, sind Brüder, stammen aus dem gleichen Ort oder sind Bekannte. Das heißt auch, dass das Evangelium, die Gute Nachricht von Jesus Christus wird von Mensch zu Mensch weitergegeben. Sie hat etwas mit Beziehung, mit Miteinander und Gemeinschaft zu tun.
Der erste, der uns begegnet ist Johannes der Täufer, von seiner Aufgabe und Funktion hören wir ja immer am Johannistag. Er selber folgt Jesus nicht nach. Aber er besitzt die Größe zwei seiner Jünger auf den Messias hinzuweisen und sie letztlich zum Glauben an Jesus zu führen. Es sind Andreas und wahrscheinlich der Autor des Evangeliums Johannes. Und Jesus stellt die Frage, die sich vielleicht viele Menschen in ihrem Leben stellen: Was sucht ihr? Was suchst du?
Sind wir nicht alles in unserem Leben auf der Suche? Ist das nicht die große Frage , die wir uns alle stellen? Nun die beiden Jünger antworteten mit einer Gegenfrage: Wo wohnst du? Das heißt, wo bist du zu finden, wo können wir dich antreffen, wo können wir dir begegnen?
Die Antwort von Jesus lautet:”Kommt und seht!” Das ist eine Einladung von Jesus an die Beiden. Jesus weist sie nicht ab, sondern nimmt sie an. Er überredet sie aber in keiner Weise. Im Gegenteil: Sie sollen prüfen und ihr Urteil an der Realität bilden, die sie bei Jesus vorfinden – „seht!“ Das heißt: Jesus ist das Gegenteil eines Verführers! So will er später nicht propagandistisch oder suggestiv verkündet werden, sondern die Menschen sollen immer ihr Urteil nach dem fällen, was sie an ihm sehen (Mt 11,4). „Kommt und seht!“ – das soll ein Grundsatz christlicher Mission sein bis heute. Der christliche Glaube legt es nicht auf „blindes“ Vertrauen an. Er ist („komm und sieh!“) geradezu sehendes Vertrauen. Vertrauen mit offenen Augen. Vertrauen mit Durchblick. Vertrauen mit Einsicht. Lasst euch darauf ein und ihr werdet eure Erfahrungen machen. Von den beiden ersten Schülern Jesu im Text heißt es, dass sie kamen, sahen und blieben.
Auch wir heute können uns anschauen, was Menschen erlebten, die sich Jesus anvertrauten. Sagte er die Wahrheit? Hielt er Wort? War er glaubwürdig? War er großzügig? Wie war er und wie ist er?
Bei Andreas war nun die Erfahrung mit Jesus so überwältigend, dass er das seinem Bruder Petrus erzählen musste. Das macht nun Petrus neugierig. Auch er wollte Jesus kennenlernen.
Die Frage an uns: Wie gehen wir mit unserem Glauben um? Ist Glauben für uns nur Privatsache? Das habe ich schon öfters von den Leuten gehört: “Herr Pfarrer, mein Glaube ist meine Privatsache. Das geht niemand etwas an.” Besonders wenn die Leute damit ihren Kirchenaustritt begründen wollen.
Andreas teilt seinem Bruder Simon nicht nur seine persönliche Entscheidung mit, sondern nimmt ihn mit zu Jesus! Sagen wir es unserer Familie unseren Freunden, unseren Nachbarn und unseren Arbeitskollegen, wie wichtig uns Jesus ist und laden sie ein mitzukommen? Sprechen wir andere auf den Glauben an, sicher nicht mit dem Holzhammer oder erschlagen sie mit der Bibel und mit Bibelsprüchen oder wie mich unlängst einer über Twitter mit lauter Gerichtsworten aus der Bibel vor dem kommenden Gericht Gottes bedrohte und ich ihn dann so direkt fragte: Was ihn denn Jesus persönlich bedeutet? Darauf hat er mich blockiert und mir die Freundschaft gekündigt, weil ich für ihn unbelehrbar bin. Nun es geht nicht um uns und unseren Glauben,sondern um Jesus allein.
Andreas bringt seinen Bruder Simon zu Jesus. Diese Begegnung ist hier recht kurz gehalten, aber Jesus gibt ihm schon von Anfang an programmatisch seinen neuen Namen, eben Petrus - Fels. Er erkennt dessen Qualitäten und macht ihn sofort zum Leiter seiner Jüngertruppe und dann auch der Gemeinde. Dabei war Petrus von Natur aus keineswegs ein stabiler, sondern ein labiler Mensch! Was aus ihm geworden ist, ist Gottes sichtbare Gnade. Jesus entdeckt von Anfang an die Qualitäten eines Menschen und fördert sie. Auch wir sollen das in unserer unseren Gemeinden tun - ein gabenorientiertes Christsein leben. Jesus ist es, der wählt, ruft, begabt und verwandelt. Er macht es so, wie er will. Aber wir gehören dazu!
Den nächsten den Jesus beruft ist Philippus. Ihn verbindet und mit Andreas und Simon Petrus, dass sie aus dem gleichen Ort stammen. Hier ist es Jesus, der ganz gezielt und konkret einen Menschen anspricht: “Folge mir nach!” Es sind drei Worte, aber die genügen, dass Philippus Jesus ohne wenn und aber nachfolgt.
Ihr kennt sich das Lied “I will follow him” aus dem Film “Sister Act” Es wird ja mittlerweile auch gern in manchen Kirchenchören gesungen. Und ich finde es gut, denn es ist ein Bekenntnis zur Nachfolge. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Lied genau das ausdrückt, was Philippus in diesem Augenblick gedacht hat. Darum einmal die ersten beiden Strophen in deutsch:
Ich werde ihm folgen,
ihm folgen wohin er auch gehen mag
und ich werde ihm immer nahe sein,
denn nichts kann mich von ihm abhalten,
er ist mein Schicksal.
Ich werde ihm folgen,
seit er mein Herz berührte weiss ich,
dass kein Ozean zu tief,
kein Berg so hoch ist,dass er mich abhalten kann,
abhalten von seiner Liebe.
Und nun kommt der letzte der fünf. Das ist ein harter Brocken so ein richtiger Zweifler. Einer der alles hinterfragt? Einer dem man alles Schwarz auf Weiss zeigen und beweisen muss. Vielleicht einer an dem sich mancher schon seine Zähne abgebissen haben. Hier ist Nathanael und zu ihm kommt nun Philippus mit dieser Frohbotschaft über Jesus: “Wir haben den Messias gefunden.” Als er ihn vorstellte und dann noch sagte er kommt aus Nazaret, ja dann kommt der Hammer: Was kann aus Nazareth Gutes kommen!
Ihr kennt doch sicher auch Dörfer, wo ihr sagt oder zu mindestens denkt: Was kann von dort schon gutes kommen? Ihr müsst mir jetzt nicht sagen, welche Orte das aus eurer sich sind!
Aber Philippus lässt sich nicht beirren sondern nimmt Nathanael mit zu Jesus. Und Nathanael ist keiner, der leicht zu überzeugen ist. Er ist alles andere als leichtgläubig. Da sagt Jesus zu ihm: Nathanael, ich sehe, Du bist ein charakterfester, starker Mensch. Nathanael fragt: Woher kennst Du mich? Oh, sagt Jesus, und lässt einen Moment aufscheinen, dass er ein paar ungewöhnliche Fähigkeiten besitzt: Ich sah Dich zu Hause unter dem Feigenbaum. Nathanael haut es aus den Puschen, dass Jesus ihn kennt. Und dass er ihn nicht nur kennt, sondern ihn so anspricht: Du bist ein charakterfester, starker Mensch. Jesus zeigt Interesse an Nathanael. Er zeigt aber nicht nur Interesse an Nathanael, er zeigt Zuneigung. Und er macht deutlich, dass er Nathanaels Gesellschaft und Nähe sucht. Und Nathanael ist überwältigt. Jedes Misstrauen schmilzt dahin.
Jesus, der sich die Erde und alle Sterne am Himmel ausgedacht hat, hat mehr als nur kurz Zeit und Aufmerksamkeit für mich. Er ist als Mensch auf die Erde gekommen, er hat an Leuten wie Nathanael gezeigt, was er tut: Er kennt ihn in der tiefsten Tiefe und hebt ihn in die höchste Höhe.
Wenn wir auf der Suche sind nach dem, dem wir vertrauen können, wenn wir wissen möchten, wem wir uns anvertrauen können, wenn wir fragen, wer unser Vertrauen nicht missbrauchen, enttäuschen und zerstören wird, dann heißt es: Komm und sieh!
Und unsere Aufgabe ist es, Ihnen das zu sagen: Wir wissen, wie viele Gründe es gibt, misstrauisch zu sein. Wir wissen auch, wie oft Vertrauen riskiert und dann enttäuscht wurde, auch da wo es religiös zur Sache ging.
Fragen zum Text:
1. Wer stand am nächsten Tag mit zwei seiner Jünger dort?
2. Was sagte Johannes, als er Jesus sah?
3. Was taten die beiden Jünger, als sie von Johannes hörten, dass Jesus das Lamm Gottes ist?
4. Was fragte Jesus die beiden Jünger, als er sah, dass sie ihm folgten?
5. Was antworteten die Jünger auf die Frage von Jesus?
6. Was geschah nachdem die Jünger Jesus besucht hatten?
7. Wer war einer der beiden Jünger, die Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren?
8. Wen traf Jesus am nächsten Tag und was sagte er zu ihm?
9. Was antwortete Natanael, als Philippus ihm von Jesus erzählte?
10. Was sagte Jesus zu Natanael, nachdem er ihn gesehen hatte?
11. Was antwortete Natanael darauf?
Fragen zur Nachfolge und dem Glauben an Jesus:
1. Wie finden Menschen ihren eigenen Weg zum Glauben an Jesus Christus?
2. Was können wir in unserem Leben mit dem Glauben an Jesus Christus erleben und erfahren?
3. Warum sind die Menschen, die Jesus in seine Nachfolge ruft, ganz unterschiedlich?
4. Was hat das Evangelium mit Beziehung, Miteinander und Gemeinschaft zu tun?
5. Wer sind die ersten beiden Schüler, die Jesus nachfolgen?
6. Was war die Frage, die Jesus ihnen stellte, und welche Bedeutung hat sie?
7. Wie lädt Jesus die Jünger ein, ihn kennenzulernen?
8. Was können wir von den Erfahrungen anderer Menschen mit Jesus lernen?
9. Wie ging Andreas mit seinem Glauben um und wie können wir davon lernen?
10. Was geschah, als Andreas seinen Bruder Simon zu Jesus brachte?
11. Wie sollten wir unseren Glauben gegenüber unserer Familie, unseren Freunden und anderen teilen?
12. Was ist das Wichtigste im Zusammenhang mit unserem Glauben?
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