Gemeinde auf dem Weg

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Gemeinde auf dem Weg

Lied Eingeladen zum Fest des Glaubens

Begrüßung

Herzlich Willkommen zu unserem Gott-Impuls-Gottesdienst.
Die Kirche ist tot. Es lebe die Kirche! Dass die Kirche tot ist, das hört man ja in diesen Tagen Land auf Land ab. Da wird von den schlimmen Misssbrauchsfällen medienwirksam berichtet. Von der schlechten und vielleicht sehr einseitigen Kirchenpolitik, von den extremen Kirchenaustrittszahlen. Und die sind seit dem letzten Kirchentag noch unter den Frommen stark angestiegen. Bezeichnenderweise trifft das auch die Gemeinden, wo die Frommen bisher sogar richtig Heimat hatten.
Da muss man sich wirklich die Frage stellen: Ist die Kirche tot oder wenigstens am Absterben. Dem wollen wir heute nachgehen. Doch was ist Kirche? Sind wir das nicht selber? Wie war das bei den ersten Christen? Kaum kamen diese zum Glauben an Jesus Christus, wurden sie zu einer starken Gemeinschaft und setzten sich für das Gemeinwohl ein. Wie ist das bei uns heute?
Ich freue mich, dass sie zu unserem GottImpuls-Gottesdienst heute eingeschaltet haben und zuschauen.
Franziska und Reinhard Hauke sind auch heute wieder die musikalischen Wegbegleiter in diesem Gottesdienst. Und unser Steuermann im Hintergrund ist, wie immer, Maik Langer, der für das Technische zuständig ist.
Lasst uns beten:

Gebet

Herr, unser Gott, wir danken dir für diesen GottImpuls-Gottesdienst und dass wir ihn hier über die Medien feiern können.
Als Christen, egal wo wir sind, sind wir Teil deiner Kirche, deiner Gemeinde. Es gibt sie nicht - die Kirche. Wir sind es! Darum hilf uns, dass diese Sehnsucht nach der Gemeinschaft miteinander und mit dir nicht aufhört, sondern im Gegenteil wächst.
Segne diesen Gottesdienst. Das bitten wir im Namen Jesu. Amen.

Lied: Gut, dass wir einander haben

Predigt

Liebe Zuschauerinnen, liebe Zuschauer,
Heute möchte ich mit einer Geschichte einsteigen, die mir schon als junger Pfarrer etwa vor 30 Jahren in einem Konfirmandenarbeitsbuch begegnet ist. Nach meinen Recherchen ist diese Geschichte schon über 50 Jahre alt. Und ob sie überhaupt passiert ist, weiß ich nicht. Sie ist aber exemplarisch damals und heute. Diese Geschichte könnte heute ganz aktuell in einer der Kirchgemeinden im Altenburger Land und überhaupt in Deutschland passieren. Manche Aussagen der Leute sind mir in meinem Pfarrdienst in den vergangenen 35 Jahren immer wieder begegnet.
Hier also die Geschichte. Sie spielt in England. Ich habe sie etwas kürzen müssen.
Ein englischer Kirchengemeinderat erzählte folgende Geschichte: Die Gemeinde, Yonderton, hat heutzutage den Ruf eine freundliche und hilfsbereite christliche Gemeinde zu sein. Das war nicht immer so. Vor vielen Jahren war die Kirche leer und die Gemeinde von kalter Gleichgültigkeit und Interessenlosigkeit geprägt.
Als Pfarrer Herbert Wright sein Amt antrat, predigte er an zwei aufeinanderfolgenden Sonntagen in einer leeren Kirche. Auch seine Besuche bei den Gemeindemitgliedern brachten keine Veränderung. Man sagte ihm, die Gemeinde sei tot. Es gibt keine Hoffnung auf Wiederbelebung.
Am Donnerstag nach jenem zweiten trostlosen Sonntag erschien eine Anzeige in einer Nachbarzeitung, die den Tod der Gemeinde "St. Francis" in Yonderton verkündete. Es wurde zur Trauerfeier eingeladen. Sie findet am Sonntagmorgen um elf Uhr statt. Die Bewohner von Yonderton sind hiermit herzlich eingeladen, an diesem letzten Akt der Dorfkirche teilzunehmen.
Die Zeitungsanzeige sorgte für Aufsehen, und am darauffolgenden Sonntag füllte sich die Kirche mit Menschen. Vor dem Altar stand ein einfacher Eichensarg, der von Sonnenstrahlen durch die Fenster angestrahlt wurde. Pfarrer Wright bat die Auswärtigen, die Kirche zu verlassen und den Gemeindemitgliedern Platz zu machen. Die Gemeindemitglieder strömten herein und alle Plätze waren besetzt.
Pfarrer Wright eröffnete die Zeremonie und bat die Menschen, nach vorn zu kommen und den Toten im Sarg anzusehen. Danach sollten sie die Kirche durch das Ostportal verlassen. Wenn jedoch jemand seine Meinung ändern und glauben würde, dass eine Wiederbelebung der Gemeinde doch möglich sei, sollte er durch das Nordportal zurückkommen. Er würde dann mit denen einen Dankgottesdienst feiern, ansonsten würde er den Trauergottesdienst allein beenden. Nach einer bedrückenden Stille gingen alle Menschen nacheinander zum Sarg und verließen dann die Kirche.
Ich war einer der letzten, der den Sarg betrachtete und hatte Zeit, darüber nachzudenken, was eine Gemeinde eigentlich ausmacht und ob sie leben oder sterben kann. Schließlich sah ich im Sarg kein Bild des gekreuzigten Heilands, sondern mein eigenes Spiegelbild.
Das Nordportal öffnete sich und die ersten Kirchgemeinderäte und Gemeindeglieder und viele andere kehrten zurück. Der junge Pfarrer strahlte vor Glück.
Die Geschichte zeigt, dass die Gemeinde nicht tot war, sondern nur einzelne Mitglieder. Die Erfahrung führte zu einem Neubeginn und einer Wiederbelebung der Gemeinschaft.
Eine ganz andere Geschichte aus dem Leben der christlichen Gemeinde lesen wir in der Bibel. Da hören wir von ihren Anfängen, wie sie durchstartet. Das klingt ganz anders. Wir lesen in der Apostelgeschichte folgenden Bericht:
Apostelgeschichte 2,40–47:
40 Mit diesen und vielen anderen Worten bezeugte Petrus Jesus und ermahnte die Menschen eindringlich: „Lasst euch retten vor dem Strafgericht, das über diese verdorbene Generation hereinbrechen wird.“ 41 Sie nahmen seine Botschaft ernst und ließen sich taufen. An diesem Tag wurden etwa 3000 Menschen zur Gemeinschaft hinzugefügt.
42 Sie alle widmeten sich eifrig der Lehre, in der die Apostel sie unterwiesen, dem Zusammenhalt in Liebe und Hilfsbereitschaft, dem Brechen des Brotes und dem Gebet.
43 Die Menschen in Jerusalem wurden von ehrfürchtiger Scheu ergriffen, denn durch die Apostel geschahen viele Wunder und außergewöhnliche Dinge.
44 Alle, die an Jesus glaubten, bildeten eine enge Gemeinschaft und teilten alles, was sie besaßen.
45 Sie verkauften sogar ihre Grundstücke und andere Besitztümer und verteilten den Erlös an alle, die Hilfe brauchten, entsprechend ihren Bedürfnissen.
46 Täglich kamen sie im Tempel zusammen. In ihren Häusern brachen sie das Brot und aßen miteinander. Ihre Gemeinschaft war von Freude und aufrichtiger Herzlichkeit geprägt.
47 Sie priesen Gott für seine Güte und standen beim ganzen Volk in hohem Ansehen. Jeden Tag rettete der Herr weitere Menschen und fügte sie ihrer Gemeinschaft hinzu.
Eigentlich kamen bei uns in Deutschland in den letzten Wochen und Monaten ständig irgendwelche Beerdigungsanzeigen über die Kirche und die Christenheit in den Medien. Da wurde uns doch vor Augen geführt, wie tot doch die Kirche ist. Da wurde ganz spektakulär von den Austrittszahlen in den Kirchen berichtet, auch von den Missbrauchsfällen in den Kirchen. Ich will letzteres hier nicht verharmlosen. Das ist wirklich sehr schlimm. Überhaupt hat Kirche, egal in welcher Form, in der Öffentlichkeit kein besonders gutes Bild.
Vom Kirchentag wird im Nachhinein nicht gerade positiv berichtet und besonders von dem Streit, den die Abschlussgottesdienste ausgelöst haben und als Folge die Kirchenaustritte. Nun mir haben diese Predigten auch nicht gefallen. Hier treten ja nicht die aus, die keine Kirchensteuer mehr zahlen wollen, sondern es sind die Frommen, die das jetzt tun. Es trifft damit den Kern der Gemeinde.
An mancher Stelle spielen auch die Kirchen politisch gesehen keine gute Rolle und vergessen leider, dass ihre Kernaufgaben Mission und Diakonie sind. Also die Verkündigung des Evangeliums und der Dienst am Menschen.
Doch Kirche ist nicht die Institution allein, die EKD, die EKM oder auch die Dachorganisation der Freien Gemeinden. Nein, Kirche sind vielmehr wir - Kirche sind vielmehr wir selbst. Und wenn wir auf Kirche schimpfen, dann schimpfen wir am Ende auf uns selbst. Das macht uns ja schon diese kleine Geschichte vom Anfang deutlich.
Doch ist Kirche heute wirklich tot oder am Absterben? Oder ist Kirche anders oder mehr als das, was wir da vordergründig so durch die Brille der Medien und der Öffentlichkeit sehen und woran wir uns dann auch sehr oft reiben und wo wir auch Bauchschmerzen haben?
Schauen wir einmal auf die Leute vom Anfang von Kirche, auf den Anfang von christlicher Gemeinschaft.
Am Anfang ist einer, wenn man seine Persönlichkeit analysiert, der ist eigentlich ein recht wankelmütiger Typ. Zu dem hat Jesus gesagt: “Du sollst “Fels” heißen, auf dir will ich meine Gemeinde bauen.” Das ist Petrus. Aber seine Lebensgeschichte ist ganz anders als felsenfest. Es sind also nicht immer die Powertypen mit denen Gott Großes beginnt, sondern manchmal sind es die Zauderer und Verzagten und sogar die Zweifler.
Doch die Verkündigung des Petrus, egal wie sie war, hat bewirkt, dass Menschen zum Glauben kommen und sich taufen lassen. Schon hier wird eins deutlich: Glaube und Taufe gehören zusammen.
Die erste Gemeinde entsteht, die Kirche hat begonnen. Auch als Institution hat die Kirche begonnen, denn es muss bei 3000 Leuten auch ordentlich organisiert werden. Als Gebäude gab es die Kirche noch nicht. Man traf sich am Sabbat und auch an anderen Tagen im Tempel und versammelte sich als Hausgemeinden in den Häusern.
Wie wird nun das Leben in dieser ersten Gemeinde beschrieben? Vielleicht ist es etwas idealisiert, was wir hier lesen. Aber wir kennen das ja auch selbst aus unserem eigenen Erleben, im Anfang liegt immer das Besondere und das Schöne und so ist es sicher auch hier. Dennoch ist es auch für uns wichtig genau hier das Idealbild christlicher Gemeinschaft und das Idealbild von Kirche zu sehen:
Die ersten Christen lebten in einer Gemeinschaftsform, wo sie sich auch gegenseitig unterstützten. Wie diese Gemeinschaft aussah, wird nicht beschrieben. Auf jeden Fall waren sie füreinander da und kümmerten sich umeinander. Sie teilten ihr Leben miteinander, feierten gemeinsam Gottesdienste und teilten Mahlzeiten.
Sie wussten zu dieser Gemeinschaft gehöre ich, das ist meine Gemeinde, das ist meine Kirche. Hier bin ich dabei. Hier bin ich auch dabei füreinander und miteinander zu beten. Es war damals ein recht konzentriertes Gemeindeleben: Sie waren eifrig und beständig im Hören auf das Wort, in der Gemeinschaft, im Brotbrechen und im Gebet. Das macht normale Gemeinde, normale Kirche aus.
Martin Luther sah das so:
"Bei mir zu Hause finde ich keine Wärme oder Kraft in mir. Aber in der Kirche, wo sich viele versammeln, wird ein Feuer in meinem Herzen entzündet, und das bricht durch."
Darum ist die Kirche - ist die Gemeinde so wichtig.
Aber die erste Gemeinde war auch eine Gemeinde, wo es um die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit ging. Darum spielte die Güterteilung bei ihr eine wichtige Rolle. Die Christen waren bereit, ihre Besitztümer und Güter miteinander zu teilen, um soziale Gerechtigkeit und eine ausgeglichene Verteilung zu fördern. Niemand hatte Mangel, denn jeder hatte genug. Diese Güterteilung trug dazu bei, dass niemand in Not war und die Gemeinschaft gestärkt wurde. Es war ein Ausdruck praktischer Nächstenliebe und zeigte, dass materielle Ressourcen nicht als persönlicher Besitz angesehen wurden, sondern der Gemeinschaft dienten.
Aber es war auch der Punkt, woran später leider dieses Idealbild der Gemeinde zerbrach.
Vielleicht erwarten Sie nichts mehr von der Kirche als Institution - das ist OK.
Dennoch sollten sie alles von der Kirche vor Ort erwarten - denn das sind sie selbst.
Der ehemalige Pastor der WillowCreekCommunity-Church Bill Hybels sagt einmal: „Die Ortsgemeinde ist die größte Hoffnung der Welt." Und genau das sind sie und das bin ich.
Die größte Hoffnung der Welt ist die Ortsgemeinde dann, wenn die Menschen darin bereit sind, sich Christus bedingungslos hinzugeben, wenn wir bereit sind, uns bedingungslos Christus hinzugeben. Wenn wir einander umfassend verpflichtet sind und entschlossen, diejenigen mit der guten Nachricht von Christus zu erreichen, die noch außerhalb der Familie Gottes stehen.
Die größte Hoffnung der Welt ist die Ortsgemeinde dort, wo in ihr die Liebe Gottes und die Liebe zum Nächsten nicht nur aus Worten, sondern auch aus Taten besteht und somit eine erfahrbare Realität wird. Sind wir das? Ist das nicht viel wichtiger als über die Kirche zu schimpfen?
Die Ortsgemeinde, ist es dort, wir sind es dort, wo Menschen das Beste der Stadt und der Region suchen, wo Christen zum „Salz und Licht der Erde" (Mt 5) werden.
Sind wir als Gemeinde auf dem Weg, um dort Hoffnung der Welt zu sein, wo Menschen mit Leidenschaft die Gegenwart des auferstandenen Herrn feiern.
Wir werden dennoch als Gemeinde nichts Besonderes, nichts Extravagantes sein, sondern fehlbare Menschen, die sich unter Gottes Wort versammeln, gemeinsam beten und füreinander da sind. Wir machen Fehler und brauchen die Vergebung von Gott und auch untereinander.
Jesus begeistert mich täglich aufs Neue, weshalb mich seine Gemeinde, weshalb mich die Kirche begeistert. Kirche ist nicht eine Erfindung von klugen Köpfen, sondern von Jesus Christus selbst. Er startete sie vor mehr als 2000 Jahren mit zwölf Jüngern, und setzte sie dann mit 3000 Leuten fort. Sie wuchs dann bis heute zur größten weltweiten Bewegung, die es gibt. Und auch heute finden täglich in der ganzen Welt viele Menschen in ihr eine neue Heimat. Trotz all ihrer Schrammen und Schrunden. Die Kirche ist in dieser Welt unersetzlich. Wir sind Teil von ihr, bis Jesus wiederkommt.
Amen.

Lied Herz und Herz 1-2.6-7

Gebet

Herr unser Gott, wir kommen im Gebet vor dich mit Dank, Lobpreis und Fürbitte.
Wir danken dir, Herr Jesus Christus, dass du uns mit dir und untereinander verbindest, dass du Menschen zu deiner Gemeinde zusammenfügst, die an dich glauben und dir nachfolgen.
Wir danken Dir, dass du unter uns deine Kirche baust, hier vor Ort und weltweit.
Herr, wir bitten dich, dass unser Glaube an dich beständig bleibe. Lass uns immer auf dein Wort hören, in Gemeinschaft miteinander leben und im Gebet mit dir verbunden sein.
Wir danken dir, dass du uns Gemeinschaft und Unterstützung durch unsere Geschwister im Glauben schenkst. Wir bitten für alle, die ihren Glauben und ihr Leben miteinander teilen. Segne die Hauskreise und Bibelgesprächskreise in unseren Gemeinden, damit dort Menschen im Glauben wachsen und sich gegenseitig stärken.
Herr, wir sind dankbar für das Miteinander in unseren kommunalen Gemeinden und unseren Orten. Stärke die Bande der Einheit und des Zusammenlebens.
Wir bitten dich um Weisheit und Schutz für diejenigen, die politische Verantwortung tragen: für die Gemeinderäte, Stadträte und Bürgermeister, in den Schulen und Kindergärten, bei der Feuerwehr und in den Vereinen.
Unsere Herzen sind auch bei denen, die allein sind und sich nach Gemeinschaft sehnen. Lass sie spüren, dass du sie niemals allein lässt. Stelle du ihnen helfende Hände und Begleiter zur Seite.
Herr, wir bringen unsere Erde und alle Katastrophen und Nöte vor dich. Segne alle Bemühungen, den Hunger zu lindern, Krankheiten zu heilen und den Menschen ihre Würde und Freiheit zurückzugeben. Berühre unsere Herzen, damit wir bereit sind, den Besitz, den du uns anvertraut hast, großzügig mit anderen zu teilen.
Wir danken dir, Herr, für die Verheißungen, die du deiner Gemeinde und Kirche gegeben hast. Lass uns an der Hoffnung und der Gewissheit des Glaubens festhalten, dass du selbst deine Gemeinde vollenden wirst. Dafür loben und preisen wir dich von ganzem Herzen. Amen.

Segen

So geht in diesen Tag unter Gottes Segen:
Der Herr segne Dich und behüte Dich! Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig! Der Herr erhebe sein Angesicht auf Dich und gebe Dir Frieden.

Lied Wir sind Kirche

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