Predigt (unbenannt) (6)
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Transcript
Versorgen ist etwas das Angelika besonders gut kann. Sie hat zum einen eine Ausbildung in der Krankenversorgung. So wurde mir als Teenie immer gesagt, wenn ich krank war, dass ich genug trinken und genug schlafen soll. Zudem «versorgt» sie gerne Dinge. Für alle Deutschen «versorgen» heisst auf Schweizerdeutsch «aufräumen». Sie liebt es auszumisten und Dinge ins Brocki zu bringen. Auch Stefan liegt das Versorgen sehr nahe. So versorgt er gerne Menschen mit ganz ausgefallenen Marmeladen-Kreationen. Doch heute sind wir nicht zusammengekommen, um die Versorgungs-Begabung der beiden zu feiern. Sondern wir feiern heute, wie gut Gott die beiden in den letzten 25 Ehejahren versorgt hat.
Mangelnde Versorgung?
Gott wird in unserem Predigttext als Versorger beschrieben. Dafür wird das Bild eines Hirten und das eines Wirt verwendet. Im Psalm 23, einem Lied von David heisst es: Der HERR ist mein Hirt, mir mangelt nichts,…
Gott bezeichnet David in seinem Lied als «mein Hirte». Eine vertrauensvolle Anrede. Eine Anrede, die von einer tiefen Beziehung zeugt. Gott wird in diesem Psalm also mit einem Hirten verglichen. Und wir mit David als Schafe.
David sagt weiter: Mir mangelt nichts. Man könnte auch übersetzen: Mir wird nichts mangeln. Mir wird nichts mangeln gilt somit heute, morgen, übermorgen und an allen Tagen in der Zukunft. David sagt: Gott versorgt mich so gut, dass mir nichts und wirklich gar nichts mangelt. Dieser Satz fordert mich immer wieder heraus. Provoziert mich. Nichts ist ganz schön wenig. Nichts mangelt mir. Sagt David. Doch Davids-Worte sollen auch unsere Worte werden. Davids Lied wurde in der Bibel abgedruckt, damit es für alle Christen und Christen nach David zum Gebet werden kann.
Ich soll also beten, „mir mangelt nichts“. Schnell und gerne führe ich ein „aber“ ein. Aber mir fehlt doch… Aber was ist mit…. Auf dieser Welt scheint es doch so viele Mängel zu geben. Mangel an Essen: Hungersnot. Mangel an Frieden: Krieg. Mangel an Regen: Dürre. War David einfach ein hoffnungsloser Optimist. Einer für den das Glas immer halb voll ist, selbst wenn sich darin nur noch ein paar Wassertropfen befinden. Oder erlebte David einfach nur die Sonnenseiten in diesem Leben? Hatte er einfach immer Glück und Erfolg?
Doch lesen wir weiter im Psalm 23 merkt man, dass das Lied nicht mit Friede-Freude-Eierkuchen weiterfährt. Der Psalm 23 malt keine Alprütti-Idylle. Sondern im Psalm wird benötigter „Trost“, ein dunkles Tal und Feinde erwähnt. Der Psalm erwähnt auch die rauen Umstände des Lebens. Ist realistisch. Ehrlich. Und trotz diesem Schwierigen sagt David: „Mir mangelt es an nichts“.
Trotz den schwierigen Umständen zweifelt David nicht an den Qualitäten und Kompetenzen seines Hirten. David vertraut seinem Hirten. Er traut seinem Hirten zu ihm mit all dem zu versorgen, was er braucht. Mit dem, was er nötigt hat. Wem traust du deine Versorgung an? Und David weiss, dass sein Versorger nicht ein Lieferdienst, der schnell kommt und nach dem Abschluss der Dienstleistung wieder weggeht. Sondern sein Versorger bleibt bei ihm. In guten und in schwierigen Zeiten. Im Psalm 23 wird auch eine schwierige Zeit erwähnt: Das dunkle Tal. Spannend ist, dass ab der Erwähnung dieser schwierigen Phase David seinen Hirten anders anredet. David wechselt von „ER“ auf „Du“. David beginnt seinen Hirten zu duzen. Es wird persönlich. Intim. Vertraut. Näher. David weiss, Gott sorgt für ihn. Gott versorgt ihn. Er passt auf ihn auf. Er geht mit ihm durch diese schwierige Zeit.
Das haben Angelika und Stefan in ihren vergangenen 25 Jahren erlebt. Sie gingen nicht nur zu zweit durch gute und schlechte Zeiten. Sondern sie haben sich entschieden Gott zu vertrauen. Auf Gott als Hirten zu setzen. Und so erlebten sie, wie Gott mit ihnen als Paar durch dick und dünn ging. In einer Ehe nimmt man nach verschiedenen Studien ein paar Kilogramm zu.
Mit was versorgt Gott?
Doch mit was versorgt Gott uns?
Im Psalm 23 lesen wir:
er weidet mich auf grünen Auen. Zur Ruhe am Wasser führt er mich,
neues Leben gibt er mir. Er leitet mich auf Pfaden der Gerechtigkeit um seines Namens willen.
Wandere ich auch im finstern Tal, fürchte ich kein Unheil, denn du bist bei mir, dein Stecken und dein Stab, sie trösten mich.
Du deckst mir den Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl, übervoll ist mein Becher.
Gott versorgt uns zuerst mit Essen und Trinken. Mit dem, was wir zwingend und dringend brauchen. Martin Luther sagte über die Schafe: Ein Schäflein braucht sich selbst nicht zu ernähren noch wehren. Gott ist also derjenige, der für das Essen der Schafherde sorgt. Zudem verteidigt Gott, der Hirte, seine Herde. Dafür verwendet er seinen Stecken. Mit diesem Stecken verteidigt er seine Schafe gegen wilde Tiere. Gott versorgt also auch mit Schutz und Bewahrung.
Neben dem Stecken, wird noch der Stab des Hirten erwähnt. Dieser Stab benutzt der Hirte, um seine Schafe zu führen. Zudem kann er mit diesem Pflanzen, die über den Weg wachsen wegschieben. Gott versorgt also auch mit Führung und Leitung. Er führt uns auf unserem Lebensweg. Dies erlebten Angelika und Stefan auch immer wieder. Gott führte die beiden zusammen. Sie kamen zusammen und heirateten vor 25 Jahren. Gott zeigte ihnen auf, dass sie nach Deutschland gehen sollen, um Theologie zu studieren. Er führte sie nach dem Studium wieder zurück ins Liechtenstein, wo die beiden schon aufgewachsen sind.
Gott versorgt auch mit Trost. Gott steht uns bei in schwierigen Situationen. An einer anderen Stelle vergleicht Gott sich mit dinere Muetter. Gott sagt über sich selbst: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“
Und spannend finde ich auch, dass in diesem Psalm beschrieben wird, dass Gott uns mit Ruhe versorgen möchte. Gott ist der Erfinder der Work-Life-Balance. Gott hat den Sonntag als Ruhetag erfunden. Er möchte uns mit einem Tag Ruhe pro Woche beschenken. Und Gott möchte unsere Seele ruhig machen. Für unsere Psyche sorgen, so dass diese ruhig, still und ausgeglichen ist. Wir müssen uns nicht sorgen. Weil wir einen guten Hirten haben, der für uns sorgt. Der uns versorgt.
Für Gott als Versorger wird noch ein zweites Bild im Psalm 23 verwendet. Gott als Wirt.
Ein Bild, das meine Gottesvorstellung sprengt. Gott als Gastgeber. Ein Gott, der den Tisch für mich deckt. Ein Gott, der für mich kocht. Der mir Wein einschenkt. Der Gastgeber aus dem Psalm salbt seinen Gast mit Öl. Dieses gehörte damals zur Gastfreundschaft dazu. So wurde das Haar des Gastes gepflegt und duftete danach wunderbar nach gut riechendem Öl.
Diese Einkehr in Gottes Wirtshaus geschieht mitten in Bedrängnis. David schreibt, dass seine Feinde nahe sind. Doch David kann ruhig sein. Still sein. Gott sorgt sich um ihn. David kann in Ruhe speisen und trinken, obwohl seine Feinde ihm auflauern.
3.Leben im Überfluss – ewiges Leben
Der Wirt schenkt dem Gast im Psalm den Becher übervoll ein. Er ist nicht knausrig. Sondern grosszügig. Fast schon verschwenderisch. Will das Beste für seinen Gast. Will sich bestmöglich um seine Gäste kümmern.
Doch nicht nur der Wirt ist beeindruckend grosszügig im Psalm, sondern auch der Hirte. Jesus sagte selbst: «Ich bin gekommen, damit sie das Leben in Fülle haben. Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt setzt sein Leben ein für die Schafe.» Jesus beschreibt sich selbst als Hirte, der vollen Einsatz gegeben hat. Ein Hirte, der sich selbst hingegeben hat für seine Schafherde. Mehr als sein Leben konnte er nicht geben. Mehr Einsatz ist gar nicht möglich. Durch diese Hingabe wurde das Leben in Fülle möglich.
Doch was meint diese Fülle? Was beinhaltet diese Fülle?
Durch Jesus haben wir Zugang zu Leben in Fülle. Zu einem Leben, das nicht mehr aufhört. Zu einem ewigen Leben bei und mit Gott. Mit dem Gott, der die Quelle und Ursprung des Lebens ist. Ursprung der Liebe ist. Dort wird es kein Leid mehr geben. Keine Schmerzen. Dort wird Leben in voller Fülle sein.
Und schon jetzt können wir mit diesem guten Hirten-Gott eine Beziehung haben. Eine Beziehung, die uns mehr erfüllt, als jede Beziehung zwischen Menschen. Mehr als 25 Ehejahre. Gott bietet uns an in diese erfüllende Beziehung zu kommen. Gott ist der ideale Partner. Er enttäuscht nicht. Er schenkt ungeteilte Aufmerksamkeit. Er hört aufmerksam zu. Er liebt bedingungslos.
Wir können uns entscheiden, ob wir unser Leben mit diesem guten Hirten verbringen wollen. Ob wir bei dem guten und gastfreundlichen Wirten einkehren wollen. Ob der Hirte auch «dein» Hirte werden soll.
David entschied sich dafür. Und so sagt er, dass er sein Leben in Gottes Wirtshaus verbringen will.
Güte und Gnade werden mir folgen alle meine Tage, und ich werde zurückkehren ins Haus des HERRN mein Leben lang.
Und solange bleibt er im Wirtshaus, bis er eines Tages, nach seinem Tod bei Gott wohnen wird. Im Himmel. Dort Gott von Angesicht zu Angesicht sehen wird. Seinen Versorger physisch sehen wird.