Herausgefordert

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Ihr Lieben,
die Ferien sind vorbei! Juhuuu! Morgen geht die Schule wieder los! — Da kommt doch richtig Freude auf. Für alle Familien mit schulpflichtigen Kinder heißt das: Die Urlaubszeit ist endlich vorbei. War ja ohnehin langweilig… Nur die werdenden Studenten haben noch etwas Schonfrist.
Wenn man so nach dem schönen sonnenerfüllten — oder in manchen Fällen auch verregneten — Urlaub am Strand oder in den Bergen wieder am ersten Tag auf Arbeit kommt, dann ist das ja manchmal, als würde man direkt gegen eine Mauer laufen. Die Zeit am Schreibtisch wirkt unendlich zäh, die Arbeit mit den Händen ist plötzlich viel anstrengender als in der Erinnerung und manch einer schaut nach 3 Stunden zum ersten Mal im Kalender nach, wann denn endlich der nächste Urlaub kommt.
Ich hoffe, dass es euch nicht so geht und ihr immer richtig gut wieder in den Arbeitsalltag zurückfindet und gut starten könnt. Aber manchmal kann so ein Start eben ganz schön herausfordernd sein.
Ich habe euch eine Begebenheit mitgebracht, die am Start von Jesu Wirken hier auf der Erde steht. Bei Jesus war das Besondere, dass er dafür seinen Job gewechselt hat. Reichliche 15 Jahre — schätze ich — hat Er als Zimmermann im väterlichen Betrieb mitgearbeitet und diesen dann auch übernommen, aber jetzt, als Er etwa 30 Jahre alt ist, steht etwas Neues auf dem Plan: Jesus beginnt Seine Mission als Prediger.
Seine Taufe durch Johannes stellt dafür den großen Auftakt dar. Und es könnte nicht besser laufen! Gott selbst spricht Ihm zu: „Das ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Freude.“ (Mt 3,17b) Es könnte keinen besseren Zuspruch geben! — Jetzt kann es endlich losgehen! Jetzt kann Jesus durchstarten!
Wir lesen was jetzt geschieht:
Matthäus 4,1-11
1 Danach wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt. Dort sollte er vom Teufel auf die Probe gestellt werden. 2 Jesus fastete 40 Tage und 40 Nächte lang. Dann war er sehr hungrig.
Ich glaube, das ist nicht das, was wir uns vorgestellt hätten. Erstmal geht es in die Wüste, dorthin wo nichts wächst, wo man einsam ist. Und es ist kein schöner Tagesausflug, sondern es sind ganze 40 Tage! Matthäus sagt uns ohne Umschweife, dass Jesus hier eine große Herausforderung bevorstehen wird: Der Teufel wird Ihn versuchen. Und Matthäus sagt uns auch, dass das Ganze kein Betriebsunfall ist, sondern dass Gott selbst es so arrangiert: Der Heilige Geist führt Jesus in die Wüste.
Gott bereitet Seinen Sohn vor auf das, was kommen wird. Vielleicht ist es sogar so, dass Jesus sich jetzt — bevor Er Seinen Dienst beginnt — den Herausforderungen stellt, die ohnehin irgendwann auf Ihn zu kommen werden. Es sind keine kleinen Herausforderungen, sondern große Versuchungen.
Nach 40 Tagen der Stille, aber auch des kompletten Verzichts, ist Jesus körperlich völlig ausgezehrt und entkräftet.
3 Da kam der Versucher und sagte zu ihm: »Wenn du der Sohn Gottes bist, befiehl doch, dass die Steine hier zu Brot werden!«
Wenn ich das so lese, denke ich im ersten Moment: „Ja, klingt eigentlich logisch. Klar könnte Jesus sich selbst helfen!“ Aber wenn wir etwas genauer hinschauen, dann können wir sehen, was der Versucher hier eigentlich sagt: „Sollte Gott tatsächlich gesagt haben…? — Sollte Gott tatsächlich gesagt haben, dass Du Sein Sohn bist?“
Es ist die Lieblingsbeschäftigung des Teufels, in unseren Herzen Zweifel über Gottes Zusagen zu wecken. „Sollte Gott tatsächlich gesagt haben, dass Er Dich liebt? Dich? Die anderen vielleicht… aber Dich doch nicht!“ — Es gibt Zeiten, da tun wir solche Fragen, solche Herausforderungen, ohne Probleme ab. Aber es gibt auch Zeiten, in denen wir entkräftet und hungrig sind, vielleicht hungrig danach, geliebt zu sein. Dann ist es mehr denn je gut und wichtig zu wissen, was Gott uns zusagt. In Seinem Wort steht: „Nichts kann uns von Gottes Liebe trennen!“ (Röm 8,38f) — Du bist geliebt!
Für Jesus ist klar: Er ist der Sohn Gottes, daran gibt es keinen Zweifel! Doch wie reagiert Er auf die Versuchung, sich selbst zu versorgen? Sich selbst Brot zu erschaffen? Als Sohn Gottes könnte Er das ja.
4 Jesus aber antwortete: »In der Heiligen Schrift steht: ›Der Mensch lebt nicht nur von Brot. Nein, vielmehr lebt er von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes kommt.‹«
Zunächst sagt Er damit: „Ich bin wirklich Mensch. Ich habe die Herausforderung des Menschseins ganz angenommen.“ Das bedeutet auch, die Befriedigung Seiner menschlichen Bedürfnisse ganz Gott zu überlassen. Wie wir auch betet Er für das tägliche Brot. Er macht sich ganz von Gott abhängig. Er vertraut Gott, dass Er Ihn versorgt.
5 Dann nahm ihn der Teufel mit in die Heilige Stadt. Er stellte ihn auf den höchsten Punkt des Tempels 6 und sagte zu ihm: »Wenn du der Sohn Gottes bist, spring hinunter! Denn in der Heiligen Schrift steht: ›Er wird seinen Engeln befehlen: Auf ihren Händen sollen sie dich tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.‹«
Wieder rüttelt der Teufel an Jesu Identität. „Bist du wirklich der Sohn Gottes?“ Diesmal geht es um Ruhm und um Anerkennung. Es wäre ein Wunder ohnegleichen in aller Öffentlichkeit, vor einem großen Publikum auf dem Tempelgelände. Wäre doch eine tolle Nummer, um mit der Verkündigung richtig durchzustarten. Die Leute würden Jesus mit Sicherheit zuhören.
Und das perfide ist, dass der Teufel nun sogar selbst mit Gottes Wort argumentiert. Nach dem Motto: „Ok Jesus, dir scheint die Bibel ja wichtig zu sein. Bitte sehr, das steht da auch!“ Und es stimmt: Dieser Vers steht in der Bibel. Doch der Teufel verdreht seine Bedeutung völlig. In Psalm 91 geht es nicht darum, sich leichtsinnig selbst in Gefahr zu bringen, sondern es geht darum, wie es ist, wenn wir vor Herausforderungen stehen, die uns im Leben vor die Nase gesetzt werden. Gott wird bei uns sein und uns helfen. Aber das, was der Teufel hier von Jesus fordert, ist nicht in Ordnung.
7 Jesus antwortete: »Es steht aber auch in der Heiligen Schrift: ›Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen!‹«
Noch gibt der Versucher nicht auf:
8 Wieder nahm ihn der Teufel mit sich, dieses Mal auf einen sehr hohen Berg. Er zeigte ihm alle Königreiche der Welt in ihrer ganzen Herrlichkeit. 9 Er sagte zu ihm: »Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest!«
Jetzt gibt der Teufel es auf, die Identität Jesu als Sohn Gottes infrage zu stellen. Dafür geht es um das, was zu den größten Versuchungen für uns Menschen gehört: Es geht um Macht. Es geht darum, über andere zu herrschen. Und Jesus ist ja auch gekommen, um Sein Reich aufzubauen. Hier — so könnte man meinen — ist die Abkürzung. Doch der Preis ist unglaublich: Der Sohn Gottes soll sich dem Teufel unterordnen und damit zwangsläufig Seine Göttlichkeit aufgeben.
10 Da sagte Jesus zu ihm: »Weg mit dir, Satan! Denn in der Heiligen Schrift steht: ›Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihn allein verehren!‹«
Hier sehen wir, welche Kraft und welchen Halt die Gebote geben können. Jesus klammert sich an dieses Gebot. Vielleicht war seine Kraft inzwischen soweit am Ende, dass Er nichts eigenes mehr sagen konnte. Denn gewiss wären Ihm auch gute Worte als Erwiderung eingefallen. Aber Er holt das heraus, was Ihm im Herzen und im Gedächtnis ist.
Und damit ist es geschafft:
11 Daraufhin verließ ihn der Teufel. Und es kamen Engel und sorgten für ihn.
Jesus hat den Versuchungen widerstanden. Trotz Seiner körperlichen Schwäche ist Er Gott treu geblieben.
Er hat der Versuchung widerstanden, sich selbst zu versorgen. Jesus vertraut darauf, dass Gott Ihn versorgt.
Er hat der Versuchung nach Ruhm und Anerkennung von Menschen widerstanden. Jesus weiß, dass nur zählt, was Gott über einen Menschen denkt und dass diese Gedanken gut sind.
Und Er hat der Versuchung nach Macht und Herrschaft widerstanden. Jesus wird vielmehr ein Reich aufbauen, das nicht von dieser Welt ist.
Auch wir haben im Leben immer wieder mit Herausforderungen zu kämpfen. Dabei geht es mir gar nicht mal so sehr um das, was uns im Leben begegnet und es uns schwer macht, sondern zuerst um die inneren Stimmen, die uns von Gott wegbringen wollen. Ob sie vom Teufel oder aus uns selbst kommen, ist dabei gar nicht mal so wichtig.
Uns begegnen Stimmen, die Zweifel an Gott und seinen Zusagen säen: „Sollte Gott gesagt haben …?“ — Dass Er Dich liebt, dass Er immer bei Dir ist, dass Er für dich sorgt, … „Sollte Gott wirklich allmächtig sein? Sollte Er wirklich treu sein?“
Uns begegnen Stimmen, die unseren Egoismus anstacheln und sich gegen unsere Mitmenschen richten: „Nutze doch die Möglichkeiten aus, die dir begegnen! Bereichere dich, wenn die anderen nicht hinschauen. Sorge dafür, dass es denen, die du nicht leiden kannst, schlecht geht. Strafe andere mit deinem Verhalten, sie haben es mit dir ja auch so gemacht.“ …
Immer mal wieder werden jedem von uns diese Stimmen, diese Herausforderungen begegnen. Deswegen ist es auch so gut und wertvoll, dass wir als Glaubensgeschwister miteinander unterwegs sind und uns gegenseitig helfen, wenn diese Stimmen drohen, immer lauter zu werden und Gottes Stimme zu übertönen.
Denn genau diese Stimme Gottes war es auch, die Jesus geholfen hat, den Versuchungen zu widerstehen. Jesus wusste, was Gottes Wort ist; sogar dann als der Teufel selbst aus der Heiligen Schrift zitiert, konnte Er darauf antworten.
Deswegen ist es so gut und so wichtig, mit Gott Zeit zu verbringen, in Seinem Wort zu lesen, sich von Ihm immer und immer wieder sagen zu lassen, was Er für gute Gedanken über uns hat, wie sehr Er uns liebt. Je mehr Raum Seine Stimme in unserem Herzen hat, desto schwieriger ist es für andere Stimmen, dort hineinzukommen.
Und seid getrost: Selbst wenn wir es mal wieder vergeigt haben, vielleicht sogar aufs Übelste, möchte Gott immer noch voller Liebe in unser Herz sprechen. Immer steht Er mit offenen Armen vor uns und gibt uns die Möglichkeit, bei Ihm wieder von vorn anzufangen.
Amen.
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