Die Farbe der Zukunft
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Transcript
<Dauert> es nicht nur noch eine ganz kurze Weile, daß sich der Libanon in einen Fruchtgarten verwandelt und der Karmel dem Wald gleichgeachtet wird?An jenem Tag werden die Tauben die Worte des Buches hören, und aus Dunkel und Finsternis hervor werden die Augen der Blinden sehen.Und die Demütigen werden mehr Freude im HERRN haben, und die Armen unter den Menschen werden jubeln über den Heiligen Israels.Denn der Gewalttätige ist nicht mehr da, und der Spötter geht zugrunde. Und ausgerottet werden alle, die auf Unheil bedacht sind,die den Menschen in einer <Rechts>sache schuldig sprechen und dem Schlingen legen, der im Tor <über Recht und Unrecht> entscheidet, und mit nichtigen <Beweisgründen> den Gerechten aus seinem Recht verdrängen.Darum, so spricht der HERR, der Abraham erlöst hat, zum Haus Jakob: Jetzt wird Jakob nicht <mehr> beschämt werden, und sein Gesicht wird jetzt nicht <mehr> erblassen.Denn wenn er, <wenn> seine Kinder das Werk meiner Hände in seiner Mitte sehen, werden sie meinen Namen heiligen; und sie werden den Heiligen Jakobs heiligen und den Gott Israels fürchten.Und die mit irrendem Geist werden Einsicht kennen, und Murrende werden Belehrung annehmen.
Ihr Lieben,
welche Farbe hat für euch die Zukunft? Seht ihr eher schwarz oder eher weiß oder eher bunt? Schwarzsehen für die Zukunft ist ja seit einiger Zeit wieder in. Schon 2007 hat die BILD-Zeitung vorausgesehen: In 13 Jahren ist das Ende der Welt. Wegen des Klimawandels. Immerhin: Wir leben heute schon im Jahr drei nach dem Weltuntergang! Ist das nicht wenigstens ein bisschen Hoffnung?
Aber wer wird schneller sein: der Klimawandel — oder die Atombomben, die seit Neuestem mal wieder schussbereit sind? Oder wird es der soziale Untergang sein — wenn nur noch die Wenigsten ihre Wohnung bezahlen können, oder Strom und Heizung? Wird dann ein Bürgerkrieg von enttäuschten Wutbürgern nur noch Ruinen hinterlassen? Oder wird nach Corona noch eine viel schlimmere Seuche kommen, die die Menschen wie die Fliegen dahinrafft? Oder übernehmen Computer die Herrschaft und knechten die Menschen schlimmer als die heftigsten Diktatoren?
Sehr viel schwarz. Sehr wenig weiß. Und gar nichts rosig.
Zur Zeit Jesajas war es ähnlich. — Gut, das mit den Computern und den Atombomben nicht, dafür quälten die Menschen andere Sorgen. Das wird klar, wenn man sich das ganze Kapitel 29 durchliest und nicht nur den Predigttext.
Der erste Teil ist ein einziges großes Gerichtswort. Die Menschen hatten es vermasselt — mal wieder. Nach außen sah vieles ganz gut aus, schaute man aber genauer hin, konnte man das ganze Elend erblicken. Selbst die Gottesdienste liefen eigentlich ganz gut, doch nur dem Anschein nach. Gott sagt: „Dieses Volk behauptet, mir nahe zu sein, und ehrt mich mit Worten. Aber mit dem Herzen ist es fern von mir. Seine Ehrfurcht vor mir ist nur angelernt, sie beruht auf menschlichen Vorschriften.“ (V.13)
Die Folgen von Gottesferne sind immer gleich: zunehmender Egoismus, wachsende Ungerechtigkeit, soziales Ungleichgewicht. Wer Gott als Orientierungspunkt verliert, ist gänzlich orientierungslos. Nächstenliebe und Gottesliebe weichen der alleinigen Selbstliebe, die mit zunehmender Ausprägung fatalste Folgen zum Vorschein bringt.
Geschichten wie die des Volkes Israels und seinem zeitweisen Untergang sollen auch uns Mahnung sein, uns immer wieder selbst zu prüfen, ehrlich in den Spiegel zu schauen: Woran hängt mein Herz? Was ist das Wichtigste in meinem Leben? Und vor allem: Welchen Platz hat Gott in meinem Leben? Ist Er nur Zuschauer? Ein gern, aber doch bitte nur selten gesehener Gast? Ist Er ein entfernter Bekannter? Ein Ratgeber, den ich nur aufsuche, wenn ich Ihn gerade brauche? — Oder hat Er einen festen Platz in meinem Herzen, nicht nur im hintersten Winkel, sondern im Zentrum? Ist mir Seine Meinung wichtig? Orientiere ich mich an dem, was Er für mich zu sagen hat?
Natürlich kann es passieren, dass wir diese Fragen von Zeit zu Zeit unterschiedlich beantworten würden. Umso wichtiger ist es, sich regelmäßig zu fragen, welchen Platz Gott in meinem Leben hat.
Es ist ein Gedanke, der sich durch die ganze Bibel zieht: Gott geht es nicht darum, dass wir irgendwelche frommen Pflichten erfüllen. Gott geht es nicht um perfekte Religiosität. Gott geht es nicht um Äußerlichkeiten, die uns Menschen doch so oft so wichtig sind. Gott geht es zuallererst um unser Herz! Er kennt unsere Beweggründe. Er weiß sogar, wie es uns geht, selbst wenn niemand anderes das weiß — auch jetzt in diesem Moment. Gott wünscht sich keine perfekten Gebete, keine perfekten Lieder, keine tollen Worte. Gott wünscht sich, dass wir Ihm vertrauen. Gott wünscht sich, dass wir Ihm vertrauen, wie ein kleines Kind seinem Vater vertraut. Alles andere wird daraus folgen. Von Herzen gesungene Lieder sind Gott viel lieber als perfekte Melodien — wenn beides zusammenkommt: umso besser! Von Herzen gesprochene Gebete sind Gott viel lieber, als rhetorisch hochgestochene und durchgestylte Worte. Es geht Ihm zuallererst darum, dass wir es ehrlich meinen und dass wir Ihm vertrauen, dass wir unsere Hoffnung auf Ihn setzen. Wir haben allen Grund dazu.
Wenn wir das tun, dann folgt daraus ganz viel. Die Liebe zu Gott wächst in unserem Leben genauso wie die Liebe zu unseren Mitmenschen. Unsere Selbstbezogenheit wird kleiner, Gott und andere Menschen werden für uns wichtiger.
Natürlich geht das nicht konstant immer in die richtige Richtung. Es kommen Rückschläge, es kommen herausfordernde Zeiten. Es kommen Fehler, die wir machen, vielleicht sogar immer wieder dieselben. Doch egal, was ist: Gott wünscht sich, dass wir unser Herz für Ihn aufmachen, dass wir Ihm vertrauen, so gut wir es können. — Er wird Seinen Teil dazutun.
Wenn wir Gott vertrauen und Ihm Platz in unserem Herzen und in unserem Leben einräumen, werden wir erleben, dass Wirklichkeit wird, was Jesaja aufgeschrieben hat: Da, wo wir vorher noch taub waren für Gottes Wort, wo Gott selbst unsere Ohren verschlossen hat, weil es uns gar nicht wirklich um Ihn ging, da werden wir plötzlich hören; da werden wir plötzlich Gottes Wort hören können, Gottes Stimme, die Frieden und Hoffnung in unser Leben spricht. Da, wo wir vorher noch blind waren für Gottes Taten, wo Gott selbst unsere Augen verschlossen hat, weil wir ohnehin nicht sehen und glauben wollten, da werden wir plötzlich sehen; da werden wir plötzlich Gottes Taten sehen können, in unserem Leben, im Leben anderer. Da werden wir von Freude und von neuer Hoffnung erfüllt, weil wir erkennen: Gott handelt auch heute, auch jetzt noch!
Und diese Hoffnung hilft uns auch, an Gottes Wort festzuhalten und an Seine Verheißungen zu glauben: Ja, es kommt eine Zeit, in der allen Tyrannen und Gewalttätern ein Ende bereitet wird. Es kommt eine Zeit, in der alles Unrecht aufhören muss und wieder Gerechtigkeit herrscht. Es kommt eine Zeit, in der alle Armut und alle Sorge ein Ende hat. Ja, es kommt sogar eine Zeit, in der es keine einzige Krankheit mehr gibt, in der Leid ein Fremdwort geworden ist.
Wer Gott vertraut, dem wird Er diese Hoffnung ins Herz legen. Wer Gott vertraut, dem wird Er schon jetzt immer wieder Einblick in diese hoffnungsvolle Zukunft geben, Momente schenken, in denen wir jetzt schon sehen und spüren dürfen, wie es einst sein wird, wenn Gott Seine Verheißung erfüllt.
Das mag vielleicht nichts an unserer jetzigen Situation ändern. Die Welt ist, wie sie ist. Die Herausforderungen unserer Zeit bleiben bestehen. Wahrscheinlich bleiben sogar meine ganz persönlichen Notsituationen bestehen. Aber es eröffnet uns eine neue Perspektive. Das Vertrauen auf Gott lässt die Zukunft plötzlich nicht mehr schwarz erscheinen, sondern in den schillerndsten Farben leuchten. Hoffnung auf eine bessere Zeit bekommt mit Gott einen festen und sicheren Grund, der unserem Leben schon jetzt Halt gibt.
Im Vertrauen auf Gott erkennen wir immer mehr, wie groß und wundervoll unser Gott ist, wie heilig Er ist, wie alles übersteigend.
Und gleichzeitig sollen uns Texte wie dieser vom Propheten Jesaja nicht nur auf eine Zukunft vertrösten, die wir wohl erst nach unserem irdischen Leben in Gänze erblicken dürfen, sondern sie wollen in uns auch den Glauben — und eben das Vertrauen — wecken, dass Gott auch heute, auch jetzt und hier eingreifen kann.
Wir haben in der Lesung gehört, wie Gott ganz konkret in das Leben eines Menschen eingreift. (Mk 7,31-37) Nicht erst in der Zukunft, sondern im Jetzt und Hier. Ein Mensch, der taub ist, begegnet Jesus. Und er erlebt das Unfassbare: Jesus macht ihn gesund! Seine Ohren werden wieder geöffnet, er kann hören!
Diese Geschichte — und viele andere, die wir in den Evangelien und in der ganzen Bibel finden — sind Grund unserer Hoffnung: Wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott auch jetzt und hier am Wirken ist, dass Er auch heute in unser Leben eingreifen kann! Dass Er auch heute in unser Herz sprechen kann.
Was Er dafür möchte, ist unser Vertrauen. Vertrauen, das Gott das Herz aufmacht und Ihn einlässt. Er wird mit Hoffnung hineinkommen, die die Zukunft in den schillerndsten Farben malt.
Amen.